Mehrere DVs gleichzeitig ansprechen?

[Nitecrawler]

Hallo Zusammen,

ich befinde mich derzeit in den absoluten Grundzügen der Vorbereitung für meine Dissertation (extern). Soll heißen ich grenze gerade selbstständig das Thema ein bisschen ein und überlege, wie ein Exposé aussehen könnte.

Jetzt habe ich eine Frage, auf die ich keine klare Antwort im Forum gefunden habe:
Kann ich mich mit meinem Promotionsvorhaben bei mehreren potentiellen DVs gleichzeitig "bewerben"? Und was passiert, wenn ich mehrere Zusagen bekommen sollte? Kann ich dann einfach den anderen Professoren absagen? Gibt es da ethische Bedenken, oder wäre das eine ganz normale Vorgehensweise?

Vielen Dank schon jetzt für Eure Erfahrungswerte.
Nitecrawler

PS: In einem älteren Thread stand übrigens irgendwo, dass Professoren Geld dafür bekommen, wenn Sie einen externen Doktoranden betreuen. Stimmt das?

[AGH]

Ich kann nicht für alle Unis sprechen, aber ja, an meiner war es so, dass ProfessorInnen Geld für die Betreuung einer Dissertation erhalten haben. (Genau genommen weiß ich aber nicht, ob es die ProfessorInnen oder die Institute bekommen haben. Ich werde schauen, ob ich das noch herausfinde.)

Liebe Grüße!
AGH

[Angara]

@Nitecrawler: Schwierige Frage. Es gibt einige Professoren, die etwas "vereinnahmend" sind und schlecht gelaunt werden, wenn sie den Eindruck kriegen, man hätte sie nur als Notlösung gewählt, weil mein keinen anderen kriegt. Eins geht allerdings definitiv nicht: Wenn Du 10 Professoren ins Cc: Deiner E-Mail haust und in dem Rundschreiben Dein Exposé verschickst mit dem Kommentar, Interessenten sollten sich melden - wer zuerst kommt mahlt zuerst. In dem Fall dürftest Du keine Antwort bekommen.

Ich würde es so machen: Ich würde mir einen "Primärkandidaten" aussuchen, von dem Du weißt, daß er in dem Bereich forscht. An die anderen würde ich schreiben (in separaten Mails natürlich), daß Du ein Exposé geschrieben hast und ihnen sehr dankbar wärst, wenn sie die Zeit finden könnten es sich anzuschauen, sich einen Eindruck zu verschaffen und die Erfolgsmöglichkeiten des Projektes zu beurteilen, auch formlos. Da mußt Du niemanden direkt ansprechen, ob er Dein DV werden will - das kann ja unangenehm sein, wenn man den nicht kennt. Sollte irgendwer ganz enthusiastisch angesichts des Exposés werden, hast Du ja schonmal einen Fuß in der Tür und kannst das Thema Betreuung dann vorsichtig ansprechen. U.U. hast Du bis dahin ja schon einen Kommentar Deines Primärkandidaten - wenn der absagt hast Du eine Chance bei einem Interessierten - wenn nicht, hast Du zusätzlich zum DV eine motivierende Stellungnahme.

Ansonsten gilt natürlich immer, daß persönliche Kontakte, auch mittelbare, besser sind. Hast Du noch Kontakt zu einem Lehrstuhl? Wenn ja, kann es die Kontaktaufnahme mit fremden Professoren sehr erleichtern, wenn Du einen netten Professor findest, der dem Kollegen ein paar Zeilen schreibt oder ihn wenigstens anruft. Wenn nicht, muß es aber auch so gehen.

[AGH]

Wenn Du Angaras Vorgehen wählst, empfehle ich nur, gut zu überlegen, wie Du das Mail mit der Bitte um Feedback formulierst. Feedback geben bedeutet Arbeit, und warum sollte jemand, der keinen Bezug zu Dir hat, Dir Feedback geben?

Liebe Grüße!
AGH

[Angara]

Wenn Du Angaras Vorgehen wählst, empfehle ich nur, gut zu überlegen, wie Du das Mail mit der Bitte um Feedback formulierst. Feedback geben bedeutet Arbeit, und warum sollte jemand, der keinen Bezug zu Dir hat, Dir Feedback geben?

Liebe Grüße!
AGH

Deswegen ja mein Hinweis auf das Begleitschreiben von irgendwem am Lehrstuhl. In vielen Fällen kennen sich die Leute ja untereinander und wenn einer was mit einer Empfehlung eines Kollegen bekommt wird er zumindest davon ausgehen keinen banalen und belanglosen Kram zu bekommen.

[jsolawis]

Ich bin damals sukzessiv vorgegangen. Dabei habe ich bei dem ersten Professor einige Formfehler gemacht. Die Feedbacks vom ersten Professor habe ich anschließend bei der nächsten Ansprache berücksichtigt.

Übrigens, ich würde keine Zeit in ein Exposee investieren. Ich habe überhaupt bei der Ansprache der potentiellen Doktorväter kein Exposee geschickt, sondern eine reine kurze Mailanfrage mit einer kurzen Info zu meinem Werdegang.

Das Exposee ist beim erstmaligen Kontakt wirklich unnötig, denn der Doktorvater kennt dich ja garnicht.

Das Exposee habe ich erst geschrieben nachdem ich mich mit meinem Doktorvater auf einem Thema geeinigt haben.

[Nitecrawler]

Hi Zusammen,

lieben Dank schon Mal für die ersten Antworten!

@ AGH: Von wem kommt denn das Geld? Vom Staat, von der Uni? Doch wohl nicht vom Externen oder dessen Arbeitgeber, oder?

@ jsolawis: Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass ich einfach so einen potenziellen DV kontaktieren kann, ohne schon etwas wenigstens halbwegs Konkretes an Vorstellungen im Gepäck zu haben. So nach dem Motto: "Ich würde gerne promovieren, gib' mir doch bitte mal ein Thema." Muss ich nicht wenigstens schon eine gewisse Grundvorstellung davon haben in welche Richtung es gehen soll, warum der DV für das Thema geeignet wäre, wie lange das Vorhaben dauern kann/soll, etc.?

Den Hinweis ein paar alte Kontakte zu aktivieren (wenn auch über 5 Ecken) finde ich gut!

Regnerische Grüße aus Köln, Nitecrawler

[Eva]

@Nitecrawler: Mein Eindruck ist: Je weniger Kontakt du zu einem Prof vorab hast, desto mehr Vorleistung musst du erstmal liefern, um von dir zu überzeugen. Ich würde dir also zustimmen, dass es besser ist, erst ein Exposee auszuarbeiten und dich damit als Doktorand zu bewerben, wenn du sonst nichts vorzuweisen hast (Kontakt aus dem Studium, Empfehlung o.ä.)
Die Erfahrung, die jsolawis schildert, finde interessant, habe ich so aber noch nicht gehört. Ist vielleicht außerhalb der Geisteswissenschaften anders?
Dass ein Prof Geld für externe Doktoranden bekommt, wäre mir neu. Die Betreuung von Doktoranden ist Teil der Aufgaben eines Profs, was aber mit dem üblichen Gehalt bereits abgegolten ist.

Dir viel Erfolg!

[AGH]

An meiner alten Uni bekamen auch Diplomarbeitsbegutachter Geld für die Begutachtung! (Nennt sich "Entschädigungen für die Betreuung und Begutachtung wissenschaftlicher Arbeiten") Aber vielleicht ist das ja nicht an jeder Uni so.
(Hab die aktuelle Liste nicht gefunden, daher etwas ältere Beträge aus 2003, nur drei Beispiele:
Begutachter einer Diplom- oder Magisterarbeit: 99,2 Euro;
Erstbegutachter einer Diss: 165,6 Euro;
Zweitbegutachter einer Diss: 66,2 Euro
Geld für wissenschaftliche Mitarbeiter, die an der Betreuung oder der Vorbegutachtung mitgewirkt haben, gibt es auch Geld.)

Von wem bei uns das Geld kommt: Nein, definitiv nicht von dem, der betreut wird! (Wäre ja schlimm!) Und auch nicht von seinem Arbeitgeber (es hat ja auch nicht jeder einen Arbeitgeber, und selbst wenn, was hat der denn mit der Diss zu tun? Oftmals gar nichts.) Er bekommt das Geld von der Uni, die es bei uns wiederum vom Staat bekommt.

Liebe Grüße!
AGH

[Eva]

@AGH: Interessante Zahlen, vielen Dank dafür! Die genannten Beträge werden aber offenbar nicht für die Betreuung der Promotion bezahlt, sondern lediglich für die Begutachtung der Arbeit. Das sind schon vom zeitlichen Aufwand her zwei völlig verschiedene Dinge. Hinzu kommt die sehr überschaubare Größenordnung dieser Beträge, so dass ich mir nicht vorstellen kann, dass die Vergütung bei der Entscheidung, einen Doktoranden anzunehmen, irgendeine Rolle spielen dürfte.