Die Promotion und die Sache mit dem Job

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DoktorWho
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Die Promotion und die Sache mit dem Job

Beitrag von DoktorWho »

Hallo zusammen, ich habe mich extra hier angemeldet, da mich eine Frage seit geraumer Zeit beschäftigt und mir doch immer wieder in den Sinn kommt, obwohl ich dachte ich hätte mich nun endgültig entschieden.

Kur zu mir: Ich bin 29 Jahre alt und habe meine Master in Informatik gemacht, nachdem ich zwischen Bachelor und Master schon einige Zeit in der freien Wirtschaft gearbeitet habe. Da ich trotz meines Praxisbezugs durch das Studium an der FH und meiner langjährigen Werkstudetentätigkeit immer sehr nah an der Forschung war (bedingt durch guten Draht zum Prof und meiner Spezialisierung) lässt mich die Forschung irgendwie nicht los. Schon als Kind wollte ich immer Wissenschaftler werden, nur war das damals unerreichbar, jetzt ist es sozusagen greifbar.

Es ist nun so, dass ich die Möglichkeit habe zu promovieren und an diesem Institut mit einer Vollzeitstelle. Der Haken an der Sache ist zum einen, dass ich bereits einen guten Job habe und diesen dafür aufgeben müsste und zum anderen ich nach der Promotion bereits 33 wäre. Ein wahrliches Luxusproblem wird der eine oder andere jetzt vielleicht denken, aber die Wahrheit ist eben auch das die freie Wirtschaft wenig Möglichkeiten bietet, sich mal in aller Intensität mit einem Thema zu befassen, gerade in der Informatik. Und so etwas liegt mir eigentlich ziemlich gut. Nun muss ich zugeben, dass ich auch eine gewisse Skepsis gegenüber dem Wissenschaftsbetrieb entwickelt habe, gerade weil ich gesehen habe, wie es da wirklich läuft (Veröffentlichungsdruck, Trashpapers und Konferenzen, Konferenzen als Urlaubsersatz). Aber trotzdem bin ich überzeugt, dass die Forschung wirklich etwas bewegt und es nicht immer nur um Umsatz bzw. Drittmittel geht.

Hat denn jemand, vielleicht auch gerade aus dem Informatikbereich, indem eine Promotionen nicht wirklich die Karrieremöglichkeiten verbessert, Erfahrungen oder Denkanstöße, die er weitergeben kann?

Viele Grüße,
flip
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Re: Die Promotion und die Sache mit dem Job

Beitrag von flip »

Es ist egal, ob du in MINT, Sozialwissenschaften oder sonst was promovierst. Sobald die Wirtschaft mit deinem Thema nichts anfangen kann (was bei Informatik grundsätzlich eher nicht der Fall sein dürfte), gehst du immer ein Risiko ein. Das Alter ist, wie schon zig tausendfach geschrieben, egal. Abtesehen davon hast du bereits Berufserfahrung. Also trau' dich.
spirograph
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Re: Die Promotion und die Sache mit dem Job

Beitrag von spirograph »

Grüße,
DoktorWho hat geschrieben: ↑19.08.2018, 00:46 Es ist nun so, dass ich die Möglichkeit habe zu promovieren und an diesem Institut mit einer Vollzeitstelle. Der Haken an der Sache ist zum einen, dass ich bereits einen guten Job habe und diesen dafür aufgeben müsste und zum anderen ich nach der Promotion bereits 33 wäre. Ein wahrliches Luxusproblem wird der eine oder andere jetzt vielleicht denken
Go for it! Chancen tun sich auf, jemand kommt auf DICH zu, mach das Tor, stürz Dich in die Option, die vor deinen Füßies ausgebreitet wird. Alter ist nur eine Zahl. Deinen "guten" Job findest Du danach bestimmt wieder, mit anderen Vorausstzungen/ Wiedereinstiegsbedingungen. Und, wir sind alle der Propheterie nicht mächtig, niemand weiß, wie Dein Leben weiter geht. Auf wen Du triffst, wer Dich fördert, wie sich desire und opportunity kreuzen...also: go with the sich bietenden flow! :-)
DoktorWho hat geschrieben: ↑19.08.2018, 00:46 Nun muss ich zugeben, dass ich auch eine gewisse Skepsis gegenüber dem Wissenschaftsbetrieb entwickelt habe, gerade weil ich gesehen habe, wie es da wirklich läuft (Veröffentlichungsdruck, Trashpapers und Konferenzen, Konferenzen als Urlaubsersatz). Aber trotzdem bin ich überzeugt, dass die Forschung wirklich etwas bewegt und es nicht immer nur um Umsatz bzw. Drittmittel geht.
Ja, sowas gibt es überall. Dass es in da back an der Uni so und noch ganz anders zugeht, das überrascht vllt mehr, weil es stets so reine Weste, nobel und so verkooft wird. Aaaaaber, im Mikroszenarium, Du, dein PC, dein Kopf, am Schreibtisch ist es das, was DU draus machst. Zumindest einen gewissen Freiheitsgrad hat man. Wenn man diese negative Sachen vorher schon weiß, fällt man nich vom Glauben ab, kann das besser wegstecken. :-)

"Risiko"? Wenn ich gleich Zug fahre, gibts auch n Risiko oder wenn ich mir nicht mal bald neue Sandalen kaufe, die, die ich anhabe, da ist die Sohle ab vom Restschuh, Sturzgefahr. "Risiko" gibt es und gibt es nicht. Unabwägbarkeiten oder Spielräume trifft es vllt mehr. Risiko klingt schon nach Wertung, nach danger. Nur weil Du was ausprobierst, gehst Du kein Risiko ein. Ist wie bei "Wer wird Millionär?", Du fällst nu nich mehr unter die 16000-Euro-Frage zurück. Das haste inner Täsch! Niemand nimmt Dir deine skillz weg oder deine Zertifikate oder deine Arbeitserfahrungen, das wird stets bei Dir bleiben und Dir dienen. Also erstmal eine feste Basis, die tolle "Pflicht" haste erfüllt, die ist da und bleibt da, nun kommt der Zuckerguss, einen Traum den Du dir erfüllst, deine Optionen sind Dir gegeben (Vollzeitstelle, alles da!) - mach´s! :-) Es ist ein wenig wie die legal verlängerte Kindheit, wenn Du dir nun deinen Traum erfüllen kannst. Hast Jahre dafür vorlegt, die Bedingen nun so selbst geschaffen, dass es eben "erreichbar" ist, nicht wie damals, wie Du schreibst, "unerreichbar". Vllt. hast Du tief innen iwie unbewusst dafür nun alles erschaffen, dass deine Kindheitsvorstellung sich nu manifestieren "darf"/kann.

So! Ruff uffs Sprungbrett, boing-boing und ab ins kalte Wasser!

Dir alles Gute!

spiro
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Nomen Nescio
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Re: Die Promotion und die Sache mit dem Job

Beitrag von Nomen Nescio »

Das Alter ist nur dann ein Nachteil, wenn du die "Differenz zum Normalfortschrittsprofil" nicht begründen kannt. Ich bin in Tech. Inf angesiedelt, Disp steht für Anfang des nächsten Semesters an. Mir fehlen rechnerisch ca. 3 Jahre zum Idealalter (Abschluss nach G8 (Einstieg mit 17/18), 3j B.Sc. + 2j M.Sc + 3j Diss). Ich kann diese "Fehlzeiten" belegen und begründen (2. BW, Bachelor in TZ an FeU Hagen, und ein "Ich wäre eingegangen, wenn ich die ganze Zeit in einem Dorf wie {Berlin, München, Hamburg, Stuttgart, Frankfurt, ...} gehockt hätte, also habe ich grösstenteils meinen Traum erfüllt und bin über 3 Kontinente gereist, 2 davon intensiv auf Travel&Work Basis." Auch Personaler wissen, dass glatte Lebensläufe nicht die Regel sind, und zwischen B.Sc und M.Sc zu arbeiten, ist wirklich keine unerklärbare Klippe im Lebenslauf.
Wo ich dir allerdings (aus meinem Sichtbereich) widersprechen möchte, ist die Ansicht, dass Forschung notgedrungen eine Uni erfordert. Von den zig Mrd, die derzeit in das "auto" von Automobil fliessen, landen nur Brotkrumen an der Uni, in vielen anderen Bereich sieht es ähnlich aus. Wenn es nicht gerade um "P = NP" geht, ist Uni oft die 2. Wahl für Forschung in der Informatik.
Das Resümee in der Wortwahl meines/r Vorredner*in ziehe ich als "Wenn du für eine Diss brennst, dann machet, Atze!" ;)
Trollschutzerklärung: Ich halte mich aus threads mit erhöhtem Trollpotential heraus. Im Fehlerfall möge der Troll bitte "NEIN, ich bin nicht einverstanden." drücken.
HDCraftY
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Re: Die Promotion und die Sache mit dem Job

Beitrag von HDCraftY »

Oftmals muss man die Differenz nicht einmal begründen. Viele Firmen sind froh überhaupt gute Leute im Bereich Informatik/Technische Informatik zu finden. Wenn man natürlich hohe Ziele hat, schadet es nie jünger zu sein und alles glatt absolviert zu haben, aber wenn es rein um einen Job in dem Bereich geht, kriegt man, wenn man gut ist (Abschlussnote, Praktika) auch etwas, wenn man erst mit 25 angefangen hat zu studieren.
DoktorWho
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Re: Die Promotion und die Sache mit dem Job

Beitrag von DoktorWho »

Danke für eure Rückmeldungen.
Ja das macht schon Mut. Ich denke ich werde es versuchen. Ich werde es von den nächsten zwei Monaten meiner Tätigkeit im Unternehmen abhängig machen, ob ich eine Externe Promotion wage, oder die Stelle an der Uni annehme. Da ich schon mal im öffentlichen Dienst war, wäre die Stelle für mich perspektivisch auch nicht verkehrt, da ich so meine 5 Jahre für die Betriebsrente aus den ÖD voll bekomme, vorher hat man ja leider keinen Anspruch darauf.

Wenn es soweit ist, werde ich sicher mal wieder hier vorbeischauen!
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