Gesprochenes Bayerisch zitieren?

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SimoneZitrone
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Gesprochenes Bayerisch zitieren?

Beitrag von SimoneZitrone »

Halli Hallo zusammen!

Ich bin Simone, 29 Jahre und promoviere im Fach Theaterwissenschaft. Gerade bin ich auf eine Unsicherheit hinsichtlich des Zitierens gestoßen. Mir liegt lediglich eine Bild-und Tonspur vor (DVD-Mitschnitt) und darauf wird das tiefste Bayerisch gesprochen, also eine Art Bauerntheater. Bin ich gezwungen, das beim Zitieren auch auf Bayerisch hinzuschreiben oder reicht ein Verweis und die Umformulierung in Hochdeutsch?

Danke für Eure Mithilfe!
spirograph
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Re: Gesprochenes Bayerisch zitieren?

Beitrag von spirograph »

Hi,

na, ist bei der Verwendung des Zitats die Mundart ebenso wichtig wie der Inhalts des Gesagten? Bspw. indiziert solche eine dialektale Färbung ggf eine besondere Heimat- bzw Gruppenbezogenheit/verbundenheit, Tradition und Absetzung. Durch so einen Dialekt, den man nun erstmal beherrschen muss, wird Referenz und Rekurrenz geschaffen, noch bevor irgendwann Inhaltliches kommt. Falls das nicht relevant ist, dann langt der Inhalt und das ins Hochdeutsch bereinigte. Es gibt aber bestimmt Umschreibungen für das Bayrische: Oan, Zwoa und sowas.

"Jonge, hast Du´s druff, oda was? Nimm dei Hobel und fatz ab, Du Brühhaohn!", wäre so eine mitteldeutsche-Ossi-Variante ala Esterglanz dazu....wenn ich das nur lese, imaginiere ich den ganzen Habitus dazu.... :-) Wenn es also um ein ganzheitliches Bild des Bayern geht, dann zitier´s halt in dem Dialekt und in die Fußnote kommt das Bereinigte/Hochdeutsche.

Alles Gute!

spiro
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SimoneZitrone
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Re: Gesprochenes Bayerisch zitieren?

Beitrag von SimoneZitrone »

Danke für deine Impulse! Darüber kann ich mal ausführlich nachdenken, tendenziell ist der Inhalt in dem Fall aber wichtiger (Figurenkonzeptionen etc). Wollte nur sichergehen, nicht dass mir eine verfremdung des zitats hinterher vorgeworfen wird ;).
Cybarb
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Re: Gesprochenes Bayerisch zitieren?

Beitrag von Cybarb »

Hallo,
spirograph hat geschrieben: ↑08.08.2018, 17:10 Durch so einen Dialekt, den man nun erstmal beherrschen muss, wird Referenz und Rekurrenz geschaffen, noch bevor irgendwann Inhaltliches kommt.
das mag ich bezweifeln.

"Referenz" bezeichnet die Bezugnahme eines sprachlichen Ausdrucks auf einen Gegenstand (den Referenten), zumindest nach den mir geläufigen Verständnissen dieses Begriffs. (Mal abgesehen von Referenzen in Lebensläufen oder am Ende von Publikationen - beides ist hier offensichtlich nicht gemeint.)

Ein Dialekt allein ist weder notwendig noch hinreichend für eine solche Bezugnahme. Ich kann "Oachkatzl" sagen, aber auch "Eichhörnchen" - beide Ausdrücke referieren auf die Klasse der Lebewesen, die einen buschigen Schwanz haben, toll an Bäumen rumklettern können und sowohl Nüsse als auch Küken fressen.

An sich stimme ich deinem Post zu, aber durch die oben zitierte Aussage erzeugst du m. E. ein Missverständnis. Es kann nicht Referenz geschaffen werden, bevor etwas Inhaltliches kommt. Denn gerade durch die Referenz wird etwas Inhaltliches ausgedrückt.

Gruß
Cyb
spirograph
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Re: Gesprochenes Bayerisch zitieren?

Beitrag von spirograph »

Hi Cyb,

ja, danke für deine Ergänzung und Explikation. Indes hatte ich doch das nich soooooo hoch aufgehangen, hier germanistische Sprachwissenschaft, Deiktik, Anapher und sowas. Nee, ich meine das ganz landläufig. Allein wenn ich hier Leute aus meinem Dunstkreis höre: "Mor müssn ma n Zaun machn, dor riffelts sich hior komplett ab!", noch bevor ich den Inhalt raffe, allein das "Mor..." (Wir)- ich weiß sofort, wo der herkommt, dor Kollege, noch bevor ich weiß, dass sein Zaun sich da abriffelt, also die Lasur brüchig wird. Also einfach Referenz als Bezug, Indikator, Verweis, hier eben auf eine Zugehörigkeit/Verortung durch diese besondere dialektale Färbung. Eben wie bei so Bayern: "Oans", wennsch das höre, weiß ich, dass dort Kollege ausm Südosten kommt....noch bevor ich raffe, dass der vllt "eins(t)" meint.

Ggf. kann man das Zitat irgendwie mit der phonetischen Lautschrift umschreiben!? Wenns wichtig wäre, just in case. Dann eben Hochdeutsch in den Fließtext und inne Fußnote eben diese phonetische Lautschriftumschreibung. Fiel mir noch ein.

"Orscht saufn wiede Grohßn, dann leynse in dregge!" :-)

Jau, spiro
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