Hi,
danke Dir für deine Bedankung. Nun, auch wenn ihr bewusst/unbewusst nach keiner Lehre vorgeht, wie z.B. Onkel Kuckartz (2016; "Qualitative Inhaltsanalyse"), schadet es sicher nicht, wenn Du Dir bei dem ggf Anleihen holst. Er ist m.E. einfacher anzuwenden als Mayring; letzterer verkompliziert zB die Kategorienbildung "am Text" durch solche reduktiven Kaskaden/Paraphrasierungen. Ditt kann man gleich am Text ausfällen lassen, die Kategorien, wie bei Kuckartz. Dass Du das schon so intuitiv machst oder dass das bei Euch ohne Rekurs auf Schulen so gemacht wird, spricht für die große Naturalität der Methode, ist son intuitives Vorgehen. Aber mit Verbindung zu ner Schule wird aus feeling eben Fundierung.

safe is safe und so.
Nun wir unterscheiden: Textstelle und Sinneinheit. In einer Textstelle, z.B. einem Absatz, kann es sein, dass dort mehrere thematische Aspekte behandelt werden: "Gestern ging ich auf dem Wanderweg lang, Malerweg bei Dresden, jedenfalls, also, die Beschilderung ist toll dort. So viele Blumen waren da am Wegesrand, da müssen Sie mal hin!". Hier würde ich bspw. "Wanderweg", "Beschilderung", "Botanik" codieren, aber meinen Code über die ganzen Sätze legen, also - hier - drei Sinneinheiten sehen, die in je drei Kategorien abgebildet/aufgefangen werden.

Ist schon eine Mehrfachbelegung einer Textstelle mit eben mehreren kategorien aufgrund diverser themat Aspekte. Doppelkodierung ist es nicht, ich codiere ja nur einmal "Botanik" und nicht zweimal. Bei nem qualit Ansatz wäre das nicht tragisch, solche Doppenkodierungen, bei quant Verfahren, wo dann ausgezählt wird, schon. Die Textstelle wird mehrfach codiert, jedoch nicht die Sinneinheit!

Ein Code für eine Sinneinheit. Ggf mehrere Codierungen für die Textstelle, weil die so reichhaltig ist. See what I´m saying?
Mit der Reliabilität: wenn ein Code eine Zeigefunktion hat und es in diesem Zeigeverhältnis die Verbindung von einer Kategorie zu einer Textstelle gibt, dann sind Umfänge dieser Textstelle nicht sooooo wichtig. Dieses "Pointen" ist es halt auf was es ankommt. Es sei denn Du wertest Umfänge oder sowas aus. Ich meine das v.a. auf qualit Ansatz bezogen. Wenn ich z.B. "Gefühl" codiere, dann reicht es, wenn ich in MaxQDA in der Textstelle "Ey, Aldor, ich könnte manchmal aus der Haut fahren, stehen die im Weg rum!", lediglich "Haut" oder "aus der Haut" mit nem Code belege. Durch das Retrievel (Weg zurück vom Code zum eigentlichen Text!) finde ich den Kontext von "Haut" easy. So ist das, was in MaxQDA stattfindet eher nur wie ne Arbeitsplatte. In den Fließtext kann ich easy dann die Textumgebung von "Haut" aufnehmen, wenn ich gerade schreibe.
Wenn man im Team arbeitet, entwickelt man eigentlich das Kat-system zusammen, man schult sich da gemeinsam, ist wie ein Training. Dann codiert man Probe, gleicht sich ab, spurt sich gegenseitig ein, kommuniziert darüber ("Komm, wir machen ganze Sätze, so dass wir das och isoliert raffen dann, wenns im Ergebnisbereicht auftaucht", "Stümmts!"). Dann, wenn man trainiert hat, geht man das jede*r für sich durch. Zueletzt wird wieder verglichen. Durch das vorherige Training, die gemeinsame Genese, dürften nicht die krassen Abweichungen aufkommen.
Lies mal Kuckartz ganz genau, dort stehen alle Details drin!
Viel Erfolg
spiro
Wie groß ist das Wort Claudels: „La vie, c’est une grande aventure vers la lumiere“ (Das Leben ist ein großes Abenteuer zum Lichte hin)