Betreuerwechsel: Wem gehören die Daten?

julischka
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Betreuerwechsel: Wem gehören die Daten?

Beitrag von julischka »

Hallo erstmal,
ich bin neu hier. Und habe eine drängende Frage.
Ich habe meine Dissertationsstudie weitgehend abgeschlossen. Mein Chef=Betreuer= Doktorvater betreut mich de facto gar nicht. Da er nur alle 2-3 Wochen mal am Institut ist und dann meistens andere Termine hat, habe ich schon öfter versucht, per email die eine oder andere Frage zu klären. Er antwortet aber nie ! Er hat mich zu dem Thema, was ich bearbeitet habe gedrängt interessiert sich aber nicht die Bohne dafür. Er hat noch nicht mal mein Expose zu Beginn gelesen.

Nun läuft mein Vertrag demnächst aus und ich würde gerne woanders extern promovieren. Die Studie war spannend. Definitiv und gibt schon was her.

Ich bin mir jetzt nur nicht sicher, ob ich die an der hiesigen Uni erabeiteten Daten woanders mit hin nehmen darf. Bis dato habe ich auch keinen Promotionsvertrag, weshalb ich mich auch nicht auf die Promotionsordnung berufen kann.

Kann mir jemand erklären wem die hier erhobenen Studiendaten "gehören" ?

Danke schonmal !
spirograph
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Re: Betreuerwechsel

Beitrag von spirograph »

Hi,

ich hoffe, ich kann Dir helfen. Hast Du innerhalb eines Projektes deine Daten erhoben? Es gibt ja bspw. DFG-Projekte, wo dann wiss. Mitarbeiter*innen angestellt werden, die Daten erheben und jene auch für ihre Diss nutzen. M.E. (nur meine Erfahrung!) gehören in einem solchen Fall die Daten dann deinem Chef bzw. dem Auftraggebenden. Du bist quasi "nur" Dienstleisterin in dem Fall. Hat deine Diss nix mit der Stelle zu tun bzw. ist dir im Vertrag nur eine anteilige Zeit für das Dissen eingeräumt worden, dann ist alles ok, gehören die Daten in jedem Fall dir und du kannst quasi damit abrauschen. Nur bei Projekten wird es kritisch.

Bei solchen Betreuerwechseln IMMER nach vorn inhaltliche Gründe geltende machen, d.h. bspw. dein Fokus ändert sich blabla du willst dein Vorhaben gern eher mit Passung blabla woanders ansiedeln. NIE auf ne persönliche Schiene gehen. Das kannst Du denken und hier schreiben, es mag auch so sein, aber nach "oben und außen" immer fachlich-thematische Sachen anzeigen. :-) Ich habe so einen Wechsel durch, weiß, wovon ich rede. Helfe dabei auch gern.

Viele Grüße und Dir alles Gute,

spiro
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Re: Betreuerwechsel

Beitrag von Nomen Nescio »

julischka hat geschrieben: ↑04.07.2018, 09:21Kann mir jemand erklären wem die hier erhobenen Studiendaten "gehören" ?
Es gibt viel zu viele wichtige Details, um sinnvoll eine Ferndiagnose zu wagen. Einen Punkt hat Spiro angerissen, ein weiterer wäre aus meiner Sicht der Text der Einverständniserklärung. Wenn die z.B. auf "deine Diss" lautet, kann de facto niemand sonst etwas mit den Daten anfangen. Eine GDPR-konforme 2. Einverständniserklärung nachzufordern, erscheint mir illusorisch. (Ohne Detailkenntnis, selbstverständlich) Zumindest wird die Frage, wem die Daten "gehören", aus meiner Sicht eher durch die Einverständniserklärung geregelt, im Zweifel geblockt, als durch projektbezogene oder arbeitsrechtliche Vereinbarungen. Allerdings kann alles davon den weiteren Zugriff für dich killen.
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caipirinha11085
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Re: Betreuerwechsel: Wem gehören die Daten?

Beitrag von caipirinha11085 »

--
Zuletzt geändert von caipirinha11085 am 27.09.2018, 18:45, insgesamt 2-mal geändert.
julischka
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Re: Betreuerwechsel: Wem gehören die Daten?

Beitrag von julischka »

Herzlichen Dank erstmal für die Antworten. Ich habe bei der Rechtsabteilung angerufen und mal nachgefragt. Dort sagte man mir klipp und klar, wenn die Daten während meiner Arbeitszeit erworben wurden, gehören sie der Uni. Sollte ich mich für eine Externe Promotion entscheiden, müsse ich vertraglich regeln, dass ich die Daten mitnehmen darf.

Leider sagte mir die Dame in der Rechtsabteilung auch, dass kein Anspruch auf Betreuung besteht. D.h. inwieweit hier die Promotion an der Nichterreichbarkeit/Verfügbarkeit des Betreuers scheitert ist völlig wurscht. der Betreuer kann quasi machen was er will.
spirograph
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Re: Betreuerwechsel: Wem gehören die Daten?

Beitrag von spirograph »

Grüße,

mmmh, was würde ich an Deiner Stelle machen. Bist Du auf die Daten angewiesen für deine Diss? Bestimmt. Ggf. kannst Du zum Dekan/zur Dekanin gehen, das ist der Chef/die Chefin deines Professors. Dort schilderst Du deine missliche Lage und ermunterst ihn/sie da "wohlwollend auf das Betreuungsverhältnis einzuwirken". Mit genau so schwulstigen Worten. Das ist die eine Adresse. Die andere Adresse ist die Personalabteilung, die Du bestimmt auch gefragt hast bei der Rechtsauskunft. Und der Personalrat, den man auch mal aktivieren kann. Ggf. kannst Du das mit deinem Professor so machen, dass Du da irgendwie siehst, dass er viel Arbeit hat, willst ihn entlasten, in beiderseitiger Absprache usw. und Du dein Vorhaben gern bei wem anderes in der gleichen Fakultät deiner Uni ansiedeln willst, so dass der Uni dein Promotionsvorhaben, was fortgeschritten ist, erhalten bleibt und zum Ende geführt wird (beiderseitiges Interesse! Subventionen!). So alles im mit dem Duktus Wohlwollen, Übereinkommen, Abstimmung, Du weißt schon, salbungsvoll. Der Dekan/Dekanin soll vermitteln und da positiv im Hintergrund wirken. Der kann das. Schon erlebt. Nur mit dem Dekan/Dekanin Klartext im Vorfeld sprechen, freundlich, aber schon eben klarlegend die Sachlage.

Ich drücke Dir die Daumen! :-)

Viel Glück, viel Erfolg.

spiro
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julischka
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Re: Betreuerwechsel: Wem gehören die Daten?

Beitrag von julischka »

Prinzipiell bin ich ein sehr harmonieliebender Mensch, aber aktuell könnte ich auf die Palme gehen.
Die Sache ist folgende: ich bin Medizinierin, ich hatte nie vor eine wissenschaftliche Karriere zu machen und habe selbiges auch immernoch nicht vor.
Vor 5 Jahren bekam ich diese Stelle an der Uni, die keine medizinische Fakultät hat. Ich arbeite fachfremd, wobei mir eigentlich eine medizinische Arbeit versprochen worden war.
Aktuell habe ich vorwiegend Lehraufgaben, gedacht war, dass wir hier eine Ambulanz aufbauen. Das ist nur schwierig, wenn der Chefe nie da ist und ich keine Befugnisse habe. ( Sonst gibt´s hier keine Medizinier). Nachdem nach ca 3 Jahren klar war, das wird hier nie was mit Ambulanz aufbauen, die versprochene Weiterbildung werde ich auch nicht bekommen, dachte ich, dann will ich wenigstens einen Titel mitnehmen. Also doch Disseratation. Da es aber ja keine medizinische Fakultät gibt, würde es ein Dr. phil. werden.
Nach langem Absprechen mit meinem Chef war ein Forschungsthema gefunden, was seine Interessen befriedigte. Mittlerweile interessiert es ihn aber nicht die Bohne mehr, weil es bedingt durch seine Vorgaben eher im komplementärmedizinischen Bereich gelandet ist. Davon hält er wenig. Für einen Dr. med ist es eine aufwendige Studie. Für einen Dr. phil . noch längst nicht ausreichend. Der Zweitbetreuer aus der Fakultät sagte nun, da muss noch mindestens eine Studie dazu. Lieber zwei.

Mein Vertrag endet regulär im September, eine Verlängerung von einem halben Jahr wurde mir per Handschlag zugesichert. Mehr wird es nicht. Bis dahin zwei weitere Studien durchzubringen ist mehr als sportlich, quasi nicht machbar. Für die Studiendesigns einer weitern Studie habe ich nun seit Mai versucht, mit meinem Chef zu sprechen, bis dato ist noch kein echter Termin zustande gekommen, nur zwischen Tür und Angel. per mail wie schon geschrieben völlig frustran. WIe soll ich so weiterarbeiten hier ?

Generell habe ich schon mal mit der Geschäftsführung des Instituts Kontakt aufgenommen gehabt, da das Arbeiten mit einem nie anwesenden Vorgesetzten sich mitunter sehr schwierg gestaltet. Die Geschäftsführung hat diese Probleme auch mit ihm, aber anscheinend keine Handlungsbedarf da was zu ändern.

Fakt ist: ich werde das hier nicht schaffen mit dem Dr. phil in den verbleibenden 8 1/2 Monaten. Für einen Dr. med. wäre ich fast fertig. Ich müsste noch einen Doktorvater finden, ich hätte aber welche im Blick, bei denen ich es versuchen könnte.

Der Chefe baut darauf, dass ich ihm im kommenden Wintersemester nochmal die komplette Lehre mache, d.h. wenn ich jetzt kündigen würde, fragen würde, ob ich die Daten mitnehmen darf, dann würde er womöglich sagen: Nur gegen die Lehre ?

Alles etwas vertrackt und von mir viel zu spät erkannt, dass ich da jetzt nicht mehr elegant rauskomme
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Re: Betreuerwechsel: Wem gehören die Daten?

Beitrag von spirograph »

Hi,

cool, Du bist Medizinerin, da stehen Dir doch alle Türen auf. Werden ja händeringend gesucht. Also große Verwendbar- und Verwertbarkeit deiner hart errungenen Qualifikationen.

Deine jetztige Situation ist in der Tat vertrackt. Du bist schon sehr lange dort, fünf Jahre, und auf die Dauer ist die Konstellation dort verkriesknaddelt geworden. Ok, denken wir pragmatisch: Du wärst noch ca. 8 Monate abgesichert, angestellt, dann endet der Bums. Du hast einige mündliche Zusagen bekommen, nun bist Du vor die Bedingungen/Aufgabe gestellt, noch zwei Studien zu machen, was in der verbleibenden Zeit sportlich ist, "nebenbei" hast Du Lehre zu geben. Du willst nicht "In die Wissenschaft" bzw. das weiterführen. Was wäre wenn Du den "normalen" Werdegang eines Mediziners gehst? Facharztausbildung irgendwo an einem Krankenhaus (so geht das doch?)? Was löst der Gedanke in dir aus? Du hättest gern den Doktorgrad errungen, etwas mitgenommen aus dem Kuddelmuddel. Mmmh. Ich glaube, so zwischen den Zeilen, die sind froh, wenn wer im WS 2018 die Lehre macht, dass is so der neuralgische Punkt der Unis, dass sich eben Lehrknechte einfinden, die dieses eher stiefmütterlich angesehen Feld bedienen (an meiner Uni genau das Gleiche, wiss. MA mit vollem Lehrdeputat plus promovieren "nebenbei"). Was ist, wenn Du die 8 Monate noch machst, guckst Dich - mit den ganzen skillz, die Du nun noch besser drauf hast, in den fünf Jahren lernt man ja auch viel add on - derweil nach einer medizin. Diss um, ganz woanders. Und bringst das derweil in die Bahn. Reißt die Lehre noch ab und du musst denen ja nicht sagen, was Du vor hast bzw. machst. Du nutzt ggf. die letzten acht Monate als Transit und Entwicklungskorridor für Dich. So machst Du ggf. für dich das Meiste aus der verbliebenden Zeit, bringst das korrekt zu Ende und gehst dann - eingespeist mit den neuen Möglichkeiten - weg.

Viele Grüße,

spiro
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Re: Betreuerwechsel: Wem gehören die Daten?

Beitrag von julischka »

danke für die Antwort !
In der Tat ist irgendwie sowas mein Plan.
Ich würde die erste Studie gerne veröffentlichen und dann wäre gut. Wenn ich das noch bis September hinbekomme umso besser.
Für die zwei weiteren Studien fehlt mir erstens die Zeit und zweitens, vermutlich noch schwerwiegender : die Motivation.

Wie gesagt, ich brauche keinen Dr.. Prinzipiell auch keinen Dr. med.. Wäre halt schön gewesen irgendwas in den Händen zu halten nach 5 Jahren eher beschissenem Job. Innerlich hab ich schon längst gekündigt. Die Lehre macht mir zwar Spaß und die Rückmeldungen und die Evaluation könnten nicht besser sein. Aber wäre Lehre mein Traumjob, wäre ich vielleicht einfach Lehrer geworden.
spirograph
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Re: Betreuerwechsel: Wem gehören die Daten?

Beitrag von spirograph »

Hi Julischka,

weißt Du, nichts ist vergebens. Du hast fünf Jahre Wissenschaftserfahrung, Lehrerfahrung und -routinen etabliert und routiniert, die hast innere Strukturen der Instituation kennengelernt, Du hast in den fünf Jahre Kohle verdient, hast für die Rente eingezahlt, ggf. hast Du papers rausgehauen und/oder kannst noch eine Studien veröffentlichen. Das ist schon ein Gewinn und bestimmt habe ich noch einige Sache nicht nennen können, weil ich das gar nicht weiß. Du kannst die Liste noch fortsetzen. Nun, ich bin seit Jahren an der Uni, an mehreren sogar, mal als Stipendiatin, mal angestellt, blabla, egal, das Größte ist für mich heute, dass ich irgendwie (noch) fähig bin, zu wissen, was ich brauche und was nicht. Weißte, man entscheidet noch selbst und ist nicht Teil der Maschinerie geworden, die einen beständig Sachen, Positionen usw. suggeriert. Wenn Du sagst, Du brooochst die Diss nicht, dann geht dein Leben und deine Berufsausführung genauso weiter wie gehabt. Nüschts passiert. Schlimm wäre es, wenn das Vorhaben Diss zur stabilen Einflüsterung wird, die dann wegen Bedingungen nicht gemacht werden kann und man will aber gleichzeitig, dass es was wird. Das ist erst noch n Zustand. Aber genau zu wissen, das brooche ich und das nicht....alles safe. :-)

Mache einfach <das Beste>, <dein Bestes> aus der restlichen Zeit. Ggf. lässt Du dir - bevor Du die Leute über alles Weitere in Kenntnis setzt - ein Arbeitszeugnis ausstellen. :-) Dann kannste denen ja noch harte Kante geben. :-) :-) :-)

Dir alles Gute!!!

spiro
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