Danke flip, dass du dir sorgen um mich machst. Also bei meinem Betreuer promovieren viele auf einem Stipendium und da gibt es keine Probleme, außer dass es halt weniger Geld gibt. Trotzdem habe ich natürlich wenig Lust drauf und ich kenne die Nachteile, wobei mein Prof hat verlauten lassen, dass er mir für einige Zeit (aber halt nicht die ganzen 4 Jahre) noch eine 25%-stelle aus Haushaltsmitteln zu dem Stipendium geben könnte. Aber Profs versprechen viel wenn der Tag lang ist
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Ich sehe das nicht so schwarz wie du. Selbstverständlich ist es nicht die allererste Wahl, aber ich kann dir aus dem FF zig Professoren und Privatdozenten nennen die ebenfalls „nur“ auf einem Stipendium promoviert haben. Letztlich kommt es auf deine Publikationen und deine Kontakte an, ob du erfolgreich bist, und nicht wie du finanziert wurdest. Von „stillen Kämmerlein“ war im übrigen in meinem Beitrag nie die Rede, das ist offenbar deine eigene Interpretation. Ich weiß gar nicht was du damit meinst.
Wenn das Stipendium vorher ausläuft, stellt er mich auf Haushaltsmitteln ein, wie vor mir schon viele Doktoranden und einer Vorschrift der Grad School. Da er das nicht möchte, ist er so hinter dem DFG-Antrag her.
Sach-und Reisekosten sind ebenfalls nicht das Problem, der nächste Grund, weshalb er hinter dem DFG-Antrag her ist.
Besonderheit und Problem in meinem Fach ist allerdings der saisonale stress, deren Ausführung hier zu weit gehen aber der Grund sind, weshalb ich Stipendium jetzt erstmal für das wichtigste halte. Klar, ich könnte natürlich auch einfach sagen, dass ich Pech hatte, dass im Moment so wenig für mich passende promotionsstellen ausgeschrieben sind und es daher sinnvoller ist, sich gleich von der Forschung zu verabschieden. Aber wieso sollte ich das tun?
Es gibt etliche Leute die promovieren (viele sicher mit weniger wissenschaftlichen Interesse als ich) und ich soll, nur weil in den letzten Monaten so wenige passende Anträge gestellt wurden und ich einfach enormes Pech hatte , gleich aufgeben? Das finde ich sehr unfair. Ich bleibe dabei, in Deutschland kann ich es mir leisten! Es gibt Länder, da leben die vollzeitarbeiter deutlich schlechter als unsere Sozialhilfeempfänger. Und es ist nur eine Promotion, also ein bildungsabschluss, der sich jetzt tendenziell auf dem CV auch nicht sooo enorm schlecht macht. Ich möchte keine 3 Jahre Abenteuerurlaub oder so machen.
Ich hoffe, du hast dir deine eigene Promotion genauso schlecht geredet, wie du es gerade bei mir tust. Ich finde das ein bisschen gemein. Mir geht es auch nicht gut dabei. Ich würde mir einen Finger abhacken, wenn ich dafür eine richtige Drittmittelstelle bekäme! Aber ich sehe es absolut nicht ein, meine gesamte Zukunft (ohne Promotion kann ich eine unikarriere endgültig abhaken, daher meine gesamte Zukunft) nach meinem abschlussjahgang auszurichten (2016 gab es mehr interessante Ausschreibungen im Monat als im gesamten 2017 und alle für mich interessanten Professoren sagten, dass sie 2016 so viele Doktoranden eingestellt haben, dass sie daher aktuell etwas schlecht aufgestellt sind mit Anträgen).
Du hast sicher viele Erfahrungen, mehr als ich, aber meinst du nicht, dass mein Prof dir an Erfahrungen noch etwas voraus ist? Wie zum Geier kommst du darauf, er hätte wenig Erfahrungen mit DFG-Anträgen? Glaubst du, er hat in den letzten 25 Jahren, während er sich eine der größten und führenden europäischen Arbeitsgruppen in meinem Gebiet aufgebaut hat, geschlafen? Das bezweifel ich stark! Klar gibt es keine Garantie, daher fahren wir ja auch mehrgleisig mit den Stipendienbewerbungen. Aber ich vertraue ihm schon, dass er weiß was er tut und wie realistisch er die Chancen einschätzt. Ansonsten stünde er mit Sicherheit nicht da, wo er jetzt steht. Hast du deinem eigenen Betreuer auch erstmal pauschal mangelnde Erfahrungen vorgeworfen, oder doch hin und wieder, auch in fachlichen Problemen auf seine Meinung vertraut?
Mein Betreuer hält jedenfalls enorm viel von dem Projekt. Ich selbst maße mir da mangels Erfahrungen kein Urteil zu.
Paulchen, auch dir danke für deine Sorgen. Wie viele deutsche kennst du denn, die tatsächlich hier in Deutschland verhungert sind, weil sie sich kein Essen leisten konnten?
Ich bin nicht total naiv, ich habe mit Sicherheit nirgends behauptet, dass die Wissenschaft das Schlaraffenland wäre. Aber warum soll ausgerechnet ich es nicht wenigstens bis zur Promotion probieren dürfen? Das haben massig vor mir getan, u.a. fast das gesamte Forum. Eine Promotion ist keine Einbahnstraße, ich verpflichte mich nicht zur anschließenden Habilitation, nur weil ich sie im Moment nicht ausschließe. Vermutlich würde ich, wenn ich schnell was in der Wirtschaft finden sollte, sowieso annehmen, aber wenn ich nicht wenigstens noch promoviere, würde ich mich mit Sicherheit mein Leben lang fragen, was gewesen wäre.
Immerhin ist mein geplantes Thema sehr angewandt und industrienah (was in meinem Fach eher selten zutrifft), ich denke es sollte also nicht total aussichtslos sein, nach der Promotion wieder von der Uni weg zu gehen, sondern im Gegenteil, mich tatsächlich ein Stückchen interessanter machen könnte. Das ist aber trotzdem nicht meine hauptintension, sondern ich finde das Thema wirklich auch so extrem spannend und ich möchte forschen.
Außerdem bezweifel ich, dass Wissenschaftler sich ihre Stelle absolut nicht aussuchen! Gerade in der Wissenschaft ist man doch hochspezialisiert. Jemand der in theoretischer Physik promoviert hat, wird nur schwer eine Post doc stelle in der experimentalphysik bekommen. Daher ist es durchaus sinnvoll, sich vorher zu überlegen, ob man in Astro-, Bio- oder Computerphysik promovieren will, gerade wenn man Wissenschaft nicht ausschließt. Ich glaube nicht, dass viele, die ernsthaft aus Interesse forschen wollen und sogar von einer Professur träumen, sich ihren Bereich ausschließlich danach ausgesucht haben, wo gerade die nächstbeste stelle frei war. Um sich bis zur Professur durchzuschlagen, brauche ich ein gewisse Faszination und wenn ich von der Astrophysik träume, würde ich in der Biophysik vermutlich nicht glücklich. Das geht vielleicht für eine reine titelpromotion, Note egal, aber nicht für mehr. Zumal sehr ungewiss ob ich mit einer MA in der Astrophysik überhaupt eine doktorandenstelle in der Biophysik bekomme. Da wurde ich schon auf deutlich passenderen stellen aufgrund mangelnder Erfahrung abgelehnt.