Was kann/darf man den Chef fragen?

Saurezitrone

Was kann/darf man den Chef fragen?

Beitrag von Saurezitrone »

Hallo zusammen!

Ich habe kürzlich meine Promotion begonnen und am Arbeitsplatz wird mir kein Laptop oder Computer gestellt, sodass ich meinen eigenen mitbringen muss. Da ich nicht meinen privaten Computer dafür nutzen möchte, würde ich mir gerne einen neuen kaufen, der dann nur für die Arbeit eingesetzt wird.

Ich habe schon durch etliche Foren und Artikel in Erfahrung bringen können, dass ich diesen Laptop von den Steuern absetzen kann. Ein Freund meinte zusätzlich zu mir, dass man vom Chef verlangen kann sich an den Kosten zu beteiligen. Das wäre wohl bei ihm so, er arbeitet aber auch in einer Firma.
Ich weiß jetzt nicht, wie sich das mit der Promotion verhält. Ich bin eine Angestellte der Universität und somit fest beschäftigt für die kommenden Jahre.
Wäre es trotzdem unangebracht zum Chef bzw. Doktorvater zu gehen und ihm zu sagen, dass er sich an den Kosten beteiligen sollte?
Zu dieser Frage konnte ich im Internet leider nichts finden...


LG,
Saurezitrone
Green Goddess

Re: Was kann/darf man den Chef fragen?

Beitrag von Green Goddess »

Saurezitrone hat geschrieben:...Ich habe schon durch etliche Foren und Artikel in Erfahrung bringen können, dass ich diesen Laptop von den Steuern absetzen kann. Ein Freund meinte zusätzlich zu mir, dass man vom Chef verlangen kann sich an den Kosten zu beteiligen. Das wäre wohl bei ihm so, er arbeitet aber auch in einer Firma.
Wahrscheinlich kannst du Promotionskosten, demzufolge auch Laptop als Werbungskosten absetzen. Bitte hab Verständnis dafür, dass ich dir keine steuerliche Beratung leisten darf, und in letztlicher Strenge auch nicht leisten kann.
Die Aussage deines Freundes ist ohne Zusammenhang nicht aussagekräftig. Wie so oft hängt alles vom Einzelfall ab. Ein Maurer wird sich schwer tun, von seinem Chef eine Beteiligung an einem Priv.-Computer zu erhalten, nur als ziemliches Extrembeispiel. Wenn der Chef sagt, dass der Arbeitsplatz keinen PC braucht, dann ist das erstmal eine Aussage eines Weisungsbefugten.
Saurezitrone hat geschrieben:...Ich weiß jetzt nicht, wie sich das mit der Promotion verhält. Ich bin eine Angestellte der Universität und somit fest beschäftigt für die kommenden Jahre.
In dem Fall wäre meine erste Maßnahme der Griff zum Telefon (Ich hoffe, das hat man dir gestellt. ;) ) samt Anruf bei Hausverwaltung bzw RZ, danach ein Gang ins Sekretariat zur Klärung der Frage, welcher Vollpfosten wohl HV/RZ mit der Einrichtung eines Arbeitsplatzes für dich ohne PC beauftragt hätte. (Die Formulierung ist momentan nur sehr ins Unreine geschrieben.^^)
Saurezitrone hat geschrieben:...Wäre es trotzdem unangebracht zum Chef bzw. Doktorvater zu gehen und ihm zu sagen, dass er sich an den Kosten beteiligen sollte?...
Ich bin im Forum nicht als sanfte Diplomatin verschrien, aber selbst ich halte das für einen Fauxpas. Falls du meintest, ohne dass ich dir dies unterstellen möchte (PUUUH, ich habe eindeutig zu viel Kreide gefr...en^^), zum Chef bzw DV (Gibt es zwischen beiden einen Unterschied?) zu gehen und das Problem mit ihm zu besprechen, bin ich bei dir, nach Anruf und Gang ins Sek (s.o.).

BTW wenn dir RZ-Verantwortliche erlauben, einen Privat-PC mit höheren Privilegien als "Gast/Anonymous" ans interne Netz anzuschliessen, kenne ich bereits jmd, der für seinen Job unterqualifiziert ist. :lol: (Keine Spitze gegen dich, aber sowas ist absolutes NO GO!)

*edit* Typo
Saurezitrone

Re: Was kann/darf man den Chef fragen?

Beitrag von Saurezitrone »

Super, danke für die Antwort. :)
Ich denke, dass ich tatsächlich erst zum Sek gehe und vorsichtig nachfrage. Glaube es ja eher nicht, aber Fragen kostet bekanntlich nichts.

LG
Saurezitrone
flip
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Re: Was kann/darf man den Chef fragen?

Beitrag von flip »

In was für einem Beschäftigungsverhältnis stehst du genau?
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Re: Was kann/darf man den Chef fragen?

Beitrag von daherrdoggda »

Ich war in einer aehnlichen Situation - jeder hatte private Laptops am Arbeitsplatz, keine Dienstrechner waren vorhanden. Nach der Erklaerung, dass ich einen mit besonderer Leistung brauche, den ich mir privat nicht anschaffen wuerde, und der Demonstration, dass mein alter privater einfach viel zu langsam ist (musste die ersten Monate mit dem arbeiten), hat mir dann die Chefin tatsaechlich einen neuen gezahlt.
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Re: Was kann/darf man den Chef fragen?

Beitrag von mantor »

daherrdoggda hat geschrieben:Ich war in einer aehnlichen Situation - jeder hatte private Laptops am Arbeitsplatz, keine Dienstrechner waren vorhanden. Nach der Erklaerung, dass ich einen mit besonderer Leistung brauche, den ich mir privat nicht anschaffen wuerde, und der Demonstration, dass mein alter privater einfach viel zu langsam ist (musste die ersten Monate mit dem arbeiten), hat mir dann die Chefin tatsaechlich einen neuen gezahlt.
Green Goddess hatte es bereits erwähnt: Wenn das Rechenzentrum einer Uni davon erfährt, dass private Rechner als "Dienstrechner" genutzt werden, ziehen die ganz schnell den Stöpsel. Hatten bei uns letztens den Fall, dass ein Dienstrechner privat aufgesetzt worden war (also nicht über das Rechenzentrum der Uni). Den hat das Rechenzentrum bei einer Wartung eingezogen …

Außerdem stellt sich mir generell die Frage, wie man an einer Uni ohne Rechner überhaupt arbeiten soll? Wie beantwortest man (Dienst-)Mails? Mit den Rahmenverträgen, die fast alle Unis mit EDV-Firmen geschlossen haben, kostet ein normaler Rechner knapp 400,- Euro, ein Laptop knapp 700,- Euro. Selbst in meinem immer schwach finanzierten Bereich ist deshalb jeder Arbeitsplatz mit einem Rechner oder Laptop ausgestattet. @Zitrone: Bist Du denn tatsächlich als wissenschaftliche/r Mitarbeiter/in angestellt?
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Re: Was kann/darf man den Chef fragen?

Beitrag von caipirinha11085 »

Muss nicht der Arbeitgeber dafür Sorge tragen, dass der Arbeitnehmer seine Arbeit erfüllen kann? Sprich, wenn du keinen PC hast, dann geh ins Sekretariat, erkläre, dass du einen brauchst um zu arbeiten und dann sollen die das mit dem RZ abklären. Vielleicht ist das an anderen Unis anders, aber bei uns hätte es ins Nichts geführt, erst einmal ziellos beim RZ anzurufen, da die Freigabe der Mittel des Lehrstuhls für einen neuen PC sowieso der Lehrstuhlinhaber genehmigen musste. Den DV selbst darauf ansprechen halte ich übrigens nicht für ein so großes "no Go" wie es andere hier darstellen. Ich würde ihn jetzt nicht deswegen anrufen, aber wenn man ohnehin mit ihm spricht, kann man ihm das schon mal stecken.

Bei uns war die Arbeit mit einem privaten PC im Übrigen völlig normal - wenn man das wollte (nicht weil man musste!). Man konnte sich nicht mit dem Netzwerkdrucker verbinden, aber Zugriff auf Datenbanken usw. hatte man aus dem Uninetz sowieso.

Ansonsten kannst du Kosten für deinen PC meist teilweise von der Steuer absetzen, ja. Das bringt dir aber nicht viel, wenn du den PC tatsächlich nur für die Arbeit kaufst, denn die Kosten bleiben dennoch an dir hängen. Dass der Arbeitgeber sich an einem PC beteiligt, der am Schluss in deinem und nicht im Uni-Eigentum steht, halte ich für eher unwahrscheinlich.
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Re: Was kann/darf man den Chef fragen?

Beitrag von mantor »

An allen Unis, an denen ich bisher war, lag den Personalunterlagen, die für Mitarbeiter ausgestellt wurden, auch gleich ein Bogen dabei, auf denen man Angaben zu dem Raum nennen musste, in dem der MA sitzt, zur Telefonnummer und zur EDV-Ausstattung. Einstellung und Ausstattung ging also immer in einem Schritt.

Was den privaten Laptop angeht: Klar, habe ich auch immer so gemacht. Wichtig ist aber: Es stand prinzipiell ein Dienstrechner zur Verfügung. Falls der Privatrechner irgendwelche Probleme macht, kann die Uni immer sagen: Hätten Sie mal ihren Dienstrechner benutzt! Insofern scheint mir das Verfahren, nichts zur Verfügung zu stellen, problematisch. Auch ich finde, dass man so etwas ganz normal in einem Gespräch mit dem Chef ansprechen kann …
Leejah

Re: Was kann/darf man den Chef fragen?

Beitrag von Leejah »

Da herrscht bei uns ja der totale Luxus, also dass Leute ohne PC da sitzen gibt's bei uns nicht. Vielleicht gibt's keinen Laptop, aber irgendeinen Rechner (sei es Laptop oder Desktop) gibt es immer.
Ich hatte gedacht, das gibt einen Aufschrei hier im Forum, aber tatsächlich scheinen auch andere solche Situationen zu kennen :shock:
Für einen Faux-Pas das mit dem Chef zu besprechen halte ich das in keiner Weise. Wenn mein Rechner kaputt geht, gehe ich zum IT-Admin und zum Chef und die Sache läuft...
Dass man seine Diss evtl. auch einem privaten Laptop tippt, ist was anderes, aber wie sollst du denn FÃœR die UNI Paper schreiben, Mails beantworten usw. wenn man dir keinen Rechner gibt?

Aber um deine Frage zu beantworten:
Ich hasse Steuererklärungen und ich kenne mich quasi nicht damit aus, außer bei den Sachen die mir Geld sparen :D und als absolut unverbindliche Info: Man kann eine Promotion als Ausbildung absetzen. Damit kannst du dann auch alle Kosten absetzen, die dir für das Studium entstehen (Belege!!!), das heißt Studiengebühren, Druckmaterial, Laptop, Bildschirm... usw. sogar Büromöbel könnten klappen. Aber pass auf: Es gibt eine Grenze (frag mich nicht wie hoch die ist), ab der kannst du Sachen nicht mehr auf einmal absetzen sondern musst sie über mehrere Jahre "abschreiben". Ich glaub früher lag das bei 400 Euro, in der Zwischenzeit wurde es glaube ich erhöht. Also diese Grenze gilt pro Anschaffung.

Ich hoffe die Info hilft dir ein bisschen. Und wenn du den Rechner für die Arbeit brauchst, würde ich alles daran setzen, dass sie ihn dir auch bezahlen. Das ist doch sonst echt...mies :blume:
flip
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Re: Was kann/darf man den Chef fragen?

Beitrag von flip »

Oh, da kann ich vel zu schreiben.
Dieses Thema ist ziemlich delikat, weil es im Grunde genommen eine Grauzone darstellt bzw. sehr viel Selbstverwaltung!
Fakt ist eigentlich, sofern man eine ordentliche Anstellung an der Uni (also eine Behörde hat), dann hat man auch ein Anrecht auf einen Computer. Ich wüsste jetzt nicht, dass das unterschiedlich gehandhabt würde. Weiterhin sollte die EDV-Ausstattung einer Professur nicht auf deren Forschungsetat angerechnet werden. Und jeder bekommt in regelmäßigen Abständen die EDV ersetzt und die alte wird ausgesondert.

So die Theorie.

In der Praxis habe ich damals aber immer wieder die regelrechte Verweigerung von Lehrstühlen (also Prof und Personal) miterlebt, sich einfach mal ein, zwei Tage mit der Materie zu beschäftigen und dann für immer Ruhe zu haben. Der Einblick kam daher, weil ich eng mit dem EDV-Beauftragten unserer Fakultät zusammengearbeitet habe, da meine Forschung etwas mehr Power (also Server) benötigt hat. Teilweise dachten die Mitarbeiter, dass die Rechner von ihrem Reise-/Forschungsbudget abgezogen wurden. Dann wurden immer die Anderen mit dem MacBook beneidet, obwohl man es auch einfach selbst hätte bestellen können. Wird dann aber nicht gemacht weil... Punkt.
Wir hatten teilweise sogar das Problem, dass unsere Fakultät die hohen Mittel gegenüber dem Haushaltsausschuss der gesammten Universität rechtfertigen musste, weil die Lehrstühle einfach nichts bestellt haben und stattdessen mit 10-15 Jahre altem Gerät herumhantieren ("weil es ja läuft"). Das hat auch zu kuriosen Situationen geführt, wo fünf, sechs Jahre alte Apple-Produkte, die wir ausgesondert hatten (!), uns regelrecht von anderen Lehrstülen aus der Hand gerissen wurde. Allen voran Jura, keine Ahnung wieso. 8)

Es war bei mir irgendwann mal der Punkte erreicht, wo es mir egal war. Ich habe dann unseren Lehrstuhl komplett hochgerüstet. Für jeden einen Rechner und zwei 24" Monitore. Dazu Laptop für zuhause. Selbst unsere Studenten haben alle einen alten Mitarbeiter-Laptop bekommen (anstatt die Juristen).
Die Konsequenz davon war, dass die anderen Lehrstühe nicht etwa nachgezogen haben, was sie ja ohne Probleme hätten tun können, sondern uns angefeindet haben. Bei der nächsten Finanzierungsrunde musste wir also einen größeren Server (für mich, eh - alle ) anschaffen.

Das Problem dieses Sparmentalität ist, dass irgendwann das ganze alte Zeugs ausfällt und dann in einem Batzen das Budget (immer weiter reduzierte) übersteigt. Es wird also genau das Gegenteil von dem erreicht, was man eigentlich tun will. Ich vermute, hier ist es auch so.


## Weitere Anektote um die Juristen-Spitze ein wenig abtzumildern:
Es versuchen auch regelmäßig Physik- oder Machinenbau-Arbeitsgruppen ihr "Material" loszuwerden. Das sind teilweise Röhrenmonitore aus den 90er Jahren. Anstatt diesen Schrott einfach wegzuwerfen wird er dann aber, meist von anderen Arbeitsgruppen, doch noch aufgenommen. Weil "kann man ja immer mal gebrauchen".
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