Kumulative Promotion (Geisteswissenschaften) - Austausch und Tipps

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IvyMae
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Kumulative Promotion (Geisteswissenschaften) - Austausch und Tipps

Beitrag von IvyMae »

Liebe Mit-Doktoranden,

ich habe mich entschlossen kumulativ zu promovieren, in einem geisteswissenschaftlichem Fach (Geschichte).

Alle Formalia habe ich geklärt (Promotionsordnung meiner Uni, ein OK des Ausschusses, der Gutachter usw.).

Vier größere Einzelarbeiten habe ich bereits verfasst, drei folgen noch. Ein gutes Jahr habe ich noch und möchte es auch in dieser Zeit schaffen.

Die Vor- und Nachteile habe ich lange abgewägt und bin mir dessen bewusst, dass eine Karriere in der Wissenschaft damit nicht mehr ansteht (so die Warnung meiner Betreuer).

Aber diese Art von Promotion passt zu meinem Karrierewunsch und zu meiner jetzigen Situation am Besten und ich möchte es nun durchziehen. Ein Doktor ist ein Doktor ist ein Doktor..... : )

Ich suche dennoch andere, die ebenfalls eine kumulative Promotion anstreben. Ein Austausch wäre sehr hilfreich, da ich in meinem Fachbereich wahrscheinlich die Erste bin, die diesen Schritt "wagt".

Gibt es Tipps oder Hinweise von euch?

Danke!
daherrdoggda
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Re: Kumulative Promotion (Geisteswissenschaften) - Austausch und Tipps

Beitrag von daherrdoggda »

Warum steht eine kumulative der Karriere im Weg? Die Publikationen, die ja gerade dafuer noetig sind, sollten das ganze eher noch aufwerten, statt publikationslos nur mit einer Arbeit abzuschliessen...
IvyMae
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Re: Kumulative Promotion (Geisteswissenschaften) - Austausch und Tipps

Beitrag von IvyMae »

In meinem Fachgebiet (Geschichte) ist dieser Weg sehr unüblich. Eine Monographie wird eher erwartet und akzeptiert.

Der klassische Weg einer Promotion wird bei Bewerbungen für Stellen im akademischen Bereich eher bevorzugt. Außerdem zeigt eine Monographie, dass man ein Thema von "vorne bis hinten" bearbeitet und verstanden hat.
agrado

Re: Kumulative Promotion (Geisteswissenschaften) - Austausch und Tipps

Beitrag von agrado »

Diese Vorbehalte aus GeiWi und GesWi gegenüber kumulativen Promotionen kenne ich leider auch. Es gibt hier auch die Möglichkeit, die gesammelten Journalbeiträge in einer Ganzschrift zusammenfassen. Das hat den Vorteil, dass man sowohl die Journal-Artikel als auch ein klassisches "Buch" hat. Es gibt allerdings ein paar Voraussetzungen. Die Beiträge müssen inhaltlich in einem engen Zusammenhang stehen, sonst macht die Zusammenfassung unter dem Deckel eines Buches ja keinen Sinn. Falls dies gegeben ist, kann auch eine allgemeine Einleitung am Anfang stehen, in der die einzelnen Beiträge in einen gemeinsamen Kontext gestellt und ihr Zusammenhang erläutert wird. Auch eine Diskussion der Erkenntnisse aus allen Einzelbeiträgen in der Zusammenschau kann dann zum Schluss erfolgen. Darin sehe ich einen echten Mehrwert! Allerdings muss die Promotionsordnung eine Vorabveröffentlichung in Teilen oder der Diss als Ganzen erlauben. Bei mir ist das z.B. gegeben und sogar erwünscht (die Arbeit profitiert ja im Idealfall vom Reviewer-Feedback). Vor allem braucht man aber das Einverständnis der Verlage (bei denen die Beiträge veröffentlicht wurden). Bei Doktoranden sind diese oft kulant, besonders wenn die Diss dann als gedrucktes Buch und nicht digital erscheinen soll.Vielleicht wäre das ja auch für dich eine Option?
flip
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Re: Kumulative Promotion (Geisteswissenschaften) - Austausch und Tipps

Beitrag von flip »

daherrdoggda hat geschrieben:Warum steht eine kumulative der Karriere im Weg? Die Publikationen, die ja gerade dafuer noetig sind, sollten das ganze eher noch aufwerten, statt publikationslos nur mit einer Arbeit abzuschliessen...
Nja, es wird doch auch immer mal wieder von den jungen, idealistischen Nachwuchsforschern berichtet, die freudestrahlend aus den angelsächsischen Ländern kommen, mit einem Sack voll Publikationen und Teilnahmen an internationalen Konferenzen. Und dann treffen sie in Deutschland auf ein verkrustetes, monographisches System, wo ganze Forschungszweige schon seit Jahrzehnten im Clinch liegen.

Das ist allerdings extremst abhängig vom Betreuer. Lebt er in seiner eignen Welt, weil in den 1970ern halt Monographien der Status Quo waren, oder ist er aufgeschlossen gegenüber "Neuem"?
MathiasE

Re: Kumulative Promotion (Geisteswissenschaften) - Austausch und Tipps

Beitrag von MathiasE »

Ich habe ebenfalls kumulativ promoviert (in Politikwissenschaften) und bin nun kurz vor der Abgabe der Ãœberarbeitung des letzten Artikels (yeah!).

Im nachhinein war das aber sicher der steinigere Weg. Die Akzeptanz in Deutschland ist auch in den Politikwissenschaften eher noch gering. Das kumulative Modell wird teilweise sogar als "einfacher" angesehen als eine Monographie. Das Gegenteil ist nur leider der Fall. Bei mir hat es sich jetzt um fast zwei Jahre verzögert, weil die Paper nach Promotionsordnung auch in einem Peer-Reviewed-Journal angenommen sein müssen. Das war mir vorher auch nicht so klar, dass dadurch extreme Verzögerungen vorkommen können, weil es dauert, bis man da überhaupt mal das erste Feedback erhält. Dann denkt man schon, man ist bald fertig und kann noch über 1,5 Jahre lang nicht verteidigen - so ist es bei mir. Mit einer Monographie wäre das viel einfacher und schneller gewesen. Und man hätte nicht so oft erklären müssen, warum man das gemacht hat. Das kann auf die Dauer schon nerven. Vielleicht ergeben sich die Früchte der Nachteile (z.B. habe ich jetzt schon paar gute Veröffentlichungen) noch später, bis jetzt würde ich das aber sicher nicht mehr so machen.

Cheers, Mathias
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