FH - Professur: Gehalt / Arbeitspensum

Fragen und Antworten rund um die FH-Professur
mantor
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Re: FH - Professur: Gehalt / Arbeitspensum

Beitrag von mantor »

Ich stimme oclock zu. Es geht bei dieser Präsenzpflicht einfach um ganz praktische Dinge. Beispiel: Raumbelegung, Vorlesungsplanung. Wenn alle nur dienstags und mittwochs ihre Veranstaltungen halten wollen, gibt es 1. zahlreiche Überschneidungen, 2. große Raumprobleme. Irgendwer muss halt auch montags morgens ran oder freitags abends. Da bringt das Argument: "Ich pendele von sehr weit her" auch nichts.

Fakt ist: Ich habe selbst eine Kollegin, die ihr Pensum an einem Tag ableistet. Man könnte ihr Probleme machen (indem man in der Lehrplankonferenz ihre slots anders besetzt, sie für Kommissionen vorschlägt, etc), das tut aber keiner – und so kenne ich das auch aus anderen Instituten. ABER: Natürlich könnte man es tun. Und um es in oclocks Worten zu fassen: Man tut sich auch keinen Gefallen mit diesem Verhalten. Wenn zufällig irgendwelche Gelder verteilt werden können, wenn es zusätzliche Hiwis gibt, wenn irgendwelche Reisen zu Partneruniversitäten gemacht werden, kannst Du dreimal raten, wer davon nichts erfährt. Außerdem spricht sich ein solches Verhalten auch innerhalb der Community schnell rum – und bei Berufungsverfahren wird schon gerne einmal bei Kolleginnen und Kollegen des Bewerbers nachgefragt …

Ich bin deshalb übrigens auch schon öfter auf Montage und Freitage mit der Lehre ausgewichen, einfach damit jeder mal mit diesen unbeliebten slots dran ist.
neuling2018
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Re: FH - Professur: Gehalt / Arbeitspensum

Beitrag von neuling2018 »

Ich habe jetzt nochmals eine spezielle Frage zum Gehalt bzw. dem möglichen Nebenverdienst (und wollte nicht einen neuen Thread dafür aufmachen).

Wie ist es bei FH-Profs so mit den Möglichkeiten eines Nebenverdienstes? An der Universität sehe ich in diversen Bereichen (insb. WiWi) einige Profs. die zum Teil auch mehrere Aufsichtsratsmandate haben und sich so 50k-100k im Jahr dazuverdienen. Ob das gut ist oder diese "Hochschullehrer" nicht lieber mehr Zeit in Lehre investieren sollten sei jetzt mal dahingestellt. Bei FH-Profs ist mir das jetzt nicht so aufgefallen oder ist hier die Hochschulverwaltung in der Regel strenger?
mm42
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Re: FH - Professur: Gehalt / Arbeitspensum

Beitrag von mm42 »

neuling2018 hat geschrieben:Wie ist es bei FH-Profs so mit den Möglichkeiten eines Nebenverdienstes?
Soweit ich es bei Gesprächen mit mehreren BKs erfahren habe, ist es durchaus üblich, dass FH-Profs noch Nebentätigkeiten (in der Industrie) haben. Das scheint sogar zum guten Ton zu gehören, um bzgl. praxis-relevantem Wissen auf dem Laufenden zu bleiben. An einer FH sagte man mir, dass man als Prof einen Wochentag in der Vorlesungszeit wählen kann, an dem man nicht an der FH sein muss, den man also für eine Nebentätigkeit nutzen kann.
Peter3000
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Re: FH - Professur: Gehalt / Arbeitspensum

Beitrag von Peter3000 »

Aus der Praxis:

› Arbeitszeit am Anfang der Karriere: In den ersten Jahren sicherlich die Hölle, weil: 15 SWS müssen vorbereitet werden. Und wenn man Pech hat, unterrichtet man auch mehr als 15 SWS. Meine Erfahrung ist: 2 SWS Vorlesung = 6–8 Stunden Vorbereitungszeit. Somit hängt es natürlich auch extrem davon ab, was und wie unterrichtet wird. Viele Vorlesungen: Viel Arbeit. Viele Übungsgruppen und eventuell auch gleiche Übungsgruppen: Easy. Mit Glück hält man vier mal die gleiche Übung … Insgesamt wäre meine Behauptung: Mindestens das erste Jahr ist eher von Burnout-Angst als von Langeweile geprägt.

› Sonstiger Stress: Im ersten Jahr kommt noch die Lehrevaluation dazu. Bevor die Verbeamtung auf Lebenszeit winkt, kommt eine Kommission ca. 5 mal in deine Lehrveranstaltung und evaluiert dich. Das ist schon eine Belastung.

› Arbeitszeit im weiteren Verlauf: 15 SWS + 3 SWS Ermäßigung durch Betreuung von Bacherlor- und Master-Arbeiten sind der Standard an einer FH. Bei uns ist es so: Bachelorarbeit ergibt 0,3 SWS Ermäßigung, maximal 3 SWS Ermäßigung sind zulässig. Betreut man also viele Abschlussarbeiten, reduziert sich die Arbeitszeit enorm. Manche jammern, aber: das ist kein stressiger Job.

› Sonstige Arbeitsbelastung: Ab und an mal eine Konferenz, aber die sollten alle während des Semesters stattfinden und sind auch nicht wöchentlich. Ich würde behaupten: 5 Stunden im Monat, die mit so etwas draufgehen. Alle Posten (StudiengangsleiterIn etc.) werden mit einer Ermäßigung des Lehrdeputats kompensiert.

› An welchen Tagen: An einer FH hat man eine 4-Tage-Woche. 8 Stunden sind für Nebentätigkeiten reserviert und normalerweise lässt sich auch ein Tag für diese komplett reservieren. An den sonstigen Tagen kann man Glück oder Pech haben. Eigentlich lassen sich die 15 SWS super auf 3 Tage verteilen, aber das hängt von den Räumen, der Laune des Dekans etc. ab. In der gesetzlichen Theorie ist es so, dass man seine Veranstaltungen selbst benennen und terminieren darf, in der Praxis ist das sehr komplex.

› Vorlesungsfreie Zeit: Keiner meiner KollegInnen kommt regelmäßig ins Büro – wozu auch?

› Geld: W2 + mögliche Leistungszulagen. Eine Leistungszulage als neuberufener Prof. halte ich für relativ unwahrscheinlich. Außer man ist der große Held in einem Nischengebiet.
Zeiteisen
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Re: FH - Professur: Gehalt / Arbeitspensum

Beitrag von Zeiteisen »

Habe auch mal eine Frage zum Thema W2. Ob Uni oder FH ist erstmal egal.

Ich lese immer von Berufungs- oder Leistungszulagen, aber was heißt das genau? Welche prozentualen Werte sind denn überhaupt möglich? Ich habe selbst schon in den Hochschulgesetzen geschaut, aber z.B. zum Land Niedersachsen finde ich nichts. Ist es rein theoretisch möglich, dass 1,5-fache zu verdienen oder liegt der Durchschnitt eher nur 5-10 % drüber?

Wenn ein Land nur eine Alterstufe hat, wie entwickelt sich dann das Gehalt über die Jahre weiter? Versteht mich nicht falsch, aber worin liegt die Motivation in den nächsten 30 Jahren genau das angegebene W2-Gehalt monatlich zu kassieren? In Bayern gibt es ja wenigstens noch drei Alterstufen, aber in anderen Bundesländern ist das anders!
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Re: FH - Professur: Gehalt / Arbeitspensum

Beitrag von Jack24 »

Peter3000 hat geschrieben: ↑26.11.2018, 10:15
› Vorlesungsfreie Zeit: Keiner meiner KollegInnen kommt regelmäßig ins Büro – wozu auch?
Keine Ahnung; womöglich um Forschung zu betreiben, zu publizieren, Anträge zu schreiben?
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Re: FH - Professur: Gehalt / Arbeitspensum

Beitrag von Nomen Nescio »

Welche und wieviel Zulagen möglich sind, wenn überhaupt und für wen, hängt wohl weniger vom eigenen Superheldenstatus ab als vielmehr von der "Nische". Als Fachmann/-frau für Dieselmotoren wirst du derzeit wenig Aussichten auf Zulagen haben. Reist du dagegen mit einer Promotion in z.B. KI an, weiss der/die zuständige Zulagenverteiler*In, dass die Uni/FH in Konkurrenz zu derzeitigen Fantasiegehältern in der freien Wirtschaft steht. Angebot und Nachfrage bezieht sich halt nicht nur auf den Kartoffelpreis im Aldi/Lidl. ;)
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Re: FH - Professur: Gehalt / Arbeitspensum

Beitrag von flip »

Zeiteisen hat geschrieben: ↑26.11.2018, 14:46 Habe auch mal eine Frage zum Thema W2. Ob Uni oder FH ist erstmal egal.

Ich lese immer von Berufungs- oder Leistungszulagen, aber was heißt das genau? Welche prozentualen Werte sind denn überhaupt möglich? Ich habe selbst schon in den Hochschulgesetzen geschaut, aber z.B. zum Land Niedersachsen finde ich nichts. Ist es rein theoretisch möglich, dass 1,5-fache zu verdienen oder liegt der Durchschnitt eher nur 5-10 % drüber?

Wenn ein Land nur eine Alterstufe hat, wie entwickelt sich dann das Gehalt über die Jahre weiter? Versteht mich nicht falsch, aber worin liegt die Motivation in den nächsten 30 Jahren genau das angegebene W2-Gehalt monatlich zu kassieren? In Bayern gibt es ja wenigstens noch drei Alterstufen, aber in anderen Bundesländern ist das anders!
Du hast die Frage doch schon selbst beantwortet. Zu Leistungszulagen gab es hier mal irgendwo einen Link.
Worin soll bitte die Motivation liegen, wenn ich automatisch aufsteige?
Jack24 hat geschrieben: ↑26.11.2018, 14:50
Peter3000 hat geschrieben: ↑26.11.2018, 10:15
› Vorlesungsfreie Zeit: Keiner meiner KollegInnen kommt regelmäßig ins Büro – wozu auch?
Keine Ahnung; womöglich um Forschung zu betreiben, zu publizieren, Anträge zu schreiben?
Naja, wenn es nicht erwartet wird, dann lasse ich es sein. Dann gibt aber vermutlich auch keine Leistungszulage. ;)
Ist halt die Frage, ob ich mit Nebentätigjeiten mehr verdienen kann oder ich generell keinen Bock habe.
Peter3000
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Re: FH - Professur: Gehalt / Arbeitspensum

Beitrag von Peter3000 »

Jack24 hat geschrieben: ↑26.11.2018, 14:50
Peter3000 hat geschrieben: ↑26.11.2018, 10:15
› Vorlesungsfreie Zeit: Keiner meiner KollegInnen kommt regelmäßig ins Büro – wozu auch?
Keine Ahnung; womöglich um Forschung zu betreiben, zu publizieren, Anträge zu schreiben?

Klar – allerdings haben die meisten meiner KollegInnen mehr als ne Stunde Anfahrt (manche auch 4, 5 Stunden). Da schreibt man Anträge und Publikationen lieber am heimischen Schreibtisch. Zudem: Es wird praktisch nicht geforscht – das ist mit 15/18 SWS nicht vereinbar.
Peter3000
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Re: FH - Professur: Gehalt / Arbeitspensum

Beitrag von Peter3000 »

Zeiteisen hat geschrieben: ↑26.11.2018, 14:46 Habe auch mal eine Frage zum Thema W2. Ob Uni oder FH ist erstmal egal.

Ich lese immer von Berufungs- oder Leistungszulagen, aber was heißt das genau? Welche prozentualen Werte sind denn überhaupt möglich? Ich habe selbst schon in den Hochschulgesetzen geschaut, aber z.B. zum Land Niedersachsen finde ich nichts. Ist es rein theoretisch möglich, dass 1,5-fache zu verdienen oder liegt der Durchschnitt eher nur 5-10 % drüber?

Wenn ein Land nur eine Alterstufe hat, wie entwickelt sich dann das Gehalt über die Jahre weiter? Versteht mich nicht falsch, aber worin liegt die Motivation in den nächsten 30 Jahren genau das angegebene W2-Gehalt monatlich zu kassieren? In Bayern gibt es ja wenigstens noch drei Alterstufen, aber in anderen Bundesländern ist das anders!

Nochmal: Leistungszulagen sind möglich – aber wohl eher nicht als Neuling. Später kannst du dir durch Leistung natürlich Zulagen verdienen – allerdings hängt das stark von der Hochschule ab und es stellt sich die Frage, ob das aus wirtschaftlicher Sicht sinnvoll ist. Wenn es dir um die Kohle geht: "Normale" Lehre und Nebentätigkeit ist lukrativer.
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