FH-Professur - Erfahrungen, Bewerbungstipps und Austausch

Fragen und Antworten rund um die FH-Professur
aber

Re: FH-Professur - Erfahrungen, Bewerbungstipps und Austausch

Beitrag von aber »

Lasst euch keinen Quatsch erzählen. Ich habe Zustände wie von Wittmann beschrieben an Fachhochschulen noch nie erlebt bzw. davon gehört. Die Verfahren waren allesamt ergebnissoffen und die BK war froh, dass sich überhaupt gute Leute beworben haben (gut im Sinne von aus der Praxis und dennoch wissenschaftlicher Erfahrung). Letztes Jahr wurden alleine an meiner Hochschule 2 Verfahren als Zweitausschreibung nochmals von vorne gestartet, weil es keinen geeigneten Bewerber gab. Das hängt aber stark vom genauen Fachgebiet ab. Bei einem aktuellen Berufungsverfahren sind wiederum ca. 20 Bewerbungen eingegangen.

Bei den Publikationen geht es auch nicht um eine möglichst lange Liste. Viele der an HAW berufenen Professoren kommen direkt aus einem Unternehmen. Daher haben diese auch keine meterlangen Publikationslisten, wie Wissenschaftler, die noch einige Jahre als Postdoc an der Uni hinter sich haben. Aber genau darum geht es ja auch. Man will Professoren mit praktischer Erfahrung und keine reinen Wissenschaftler. Als Nachweis für wissenschaftliches Arbeiten genügen dann neben der Dissertation auch ein paar Veröffentlichungen und Vorträge.

Und es muss nichts mit Mauschelei nichts zu tun haben, wenn am Ende der Bewerber mit der geringeren wissenschaftlicher Reputation berufen wurde. Vielleicht passte er/sie einfach besser zu den zu lehrenden Fächern. Und seine/ihre angewandte Forschung passte vielleicht besser zum Forschungsprofil des Fachbereichs. Ich habe auch schon erlebt, dass man sich seitens der BK bewusst gegen den "hellen Stern" entschieden hat. Nicht etwa, weil die Angst hatten dann nicht mehr selbst glänzen zu können. Man hatte einfach den Eindruck der wird an der FH mit viel Lehrverpflichtung (zu einem Großteil im Bachelorstudium) nicht glücklich und sucht die Stelle nur als Sprungbrett, um schnellstmöglich wieder zu verschwinden.
Latrino

Re: FH-Professur - Erfahrungen, Bewerbungstipps und Austausch

Beitrag von Latrino »

Zwischendrin mal eher wieder eine ganz praktische Frage:

Wie macht ihr es mit den Bewerbungsterminen und dem - neben einem Vollzeitjob durchaus erheblichen - Zeitaufwand für die Bewerbungen, aber insbesondere für die Vorbereitung der Probevorlesung?

Wahrscheinlich ist - wie bei mir auch - Feierabendarbeit angesagt und mind. ein Urlaubstag weg, oder? Neben einem Vollzeitjob bleibt einem aber auch nichts anderes übrig.

@mm42: Was schätzt Du insgesamt an zeitlichem Aufwand für die von Dir erwähnte Bewerbung inkl. Probevorlesung und didaktischem Konzept und deren Vorbereitung? Da sind locker 15-20 Zeitstunden weg, plus der Urlaubstag...

P.S.: Wundert euch übrigens nicht, wenn ich nichts zu Wittmanns oder flips Anfeindungen schreibe, aber ich hatte im Eröffnungsbeitrag höflich (!) darum gebeten, dass hier nur ein bestimmter Teilnehmerkreis schreibt... Leider bleibt mir nichts anderes übrig, als ab und zu wieder darauf hinzuweisen.
Wittmann

Re: FH-Professur - Erfahrungen, Bewerbungstipps und Austausch

Beitrag von Wittmann »

@mantor: Ganz klar, der Beste, die Beste wird natürlich eingestellt [Ironie off]. Und Mantor ist der Beste. Da können alle anderen nur verlieren. Überhaupt werden nur die Gewinner berufen. Alleine ihre Berufung sagt ja, dass sie die Besten sind. Lass gut sein . . .
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Re: FH-Professur - Erfahrungen, Bewerbungstipps und Austausch

Beitrag von mm42 »

Latrino hat geschrieben: @mm42: Was schätzt Du insgesamt an zeitlichem Aufwand für die von Dir erwähnte Bewerbung inkl. Probevorlesung und didaktischem Konzept und deren Vorbereitung? Da sind locker 15-20 Zeitstunden weg, plus der Urlaubstag...
Für meine bisherigen Vorsing-Termine habe ich zwei oder sogar drei Urlaubstage genommen, da die entsprechenden Hochschulen etwas weiter weg sind und ich schon am Tag vorher anreisen muss (und die Termine schon um 8 Uhr anfangen).

Für die Vorbereitung der Vorträge habe ich auch mehrere Urlaubstage genommen. Der Aufwand für die Vorbereitung kann ganz erheblich schwanken; z.B. musste ich für mein erstes Vorsingen noch eine neue Programmiersprache lernen.
Latrino

Re: FH-Professur - Erfahrungen, Bewerbungstipps und Austausch

Beitrag von Latrino »

Dann sind die zeitlichen Ressourcen, die Du aufwendest, ähnlich hoch wie bei mir, wobei mein Fach ein anderes ist.

Allerdings probiere ich "auf Teufel komm raus", das Opfern von Urlaubstagen zu vermeiden. Dazu lege ich die Vorbereitungen auf die Wochenenden bzw. die Feierabende, so sind dann "nur" ein oder zwei Urlaubstage dahin. Und wenn Du für ein Vorstellungsgespräch schon ca. 5 Urlaubstage opferst, dann ist ruckzuck leider der halbe Jahresurlaub weg. Das geht dann irgendwann an die Substanz.

Als Tipp: Manchmal kann man die Uhrzeit noch schieben (Anruf beim Ansprechpartner) und somit die Anreise am selben Tag machen.
Latrino

Re: FH-Professur - Erfahrungen, Bewerbungstipps und Austausch

Beitrag von Latrino »

aber hat geschrieben: Bei den Publikationen geht es auch nicht um eine möglichst lange Liste. Viele der an HAW berufenen Professoren kommen direkt aus einem Unternehmen. Daher haben diese auch keine meterlangen Publikationslisten, wie Wissenschaftler, die noch einige Jahre als Postdoc an der Uni hinter sich haben. Aber genau darum geht es ja auch. Man will Professoren mit praktischer Erfahrung und keine reinen Wissenschaftler. Als Nachweis für wissenschaftliches Arbeiten genügen dann neben der Dissertation auch ein paar Veröffentlichungen und Vorträge.
Danke für diesen Einblick. Ist auch genau deckungsgleich mit der Erfahrung aus meinem Umfeld.

Es widerspricht zudem komplett dem Gedanken der Fachhochschule, hier die Elfenbein-Experten aus Universität und "Forschungsinstituten" zu berufen, die - wenn überhaupt - nur sehr begrenzte Einblicke bzw. Kenntnisse der Praxis haben. Wenn ich an die FH gehe, dann erwarte ich als Student (zu Recht) doch Leute, die aus der Praxis kommen! Denn die Leute, die an der FH studieren, wollen (bzw. müssen) in die Praxis gehen und nicht an die Uni oder an quasi-universitäre Forschungsinstitute.
Leider werden gerade die Kriterien zur Berufspraxis immer weiter aufgeweicht (Stichwort FH-Nachwuchsprofessur) oder noch schlimmer: man beruft dann doch Leute mit einer Habilitation, die die Uni nie verlassen haben!

Off-topic: Was mich hier gerade etwas wundert - ich war heute und gestern schon einige Male wieder auf dem Topic, aber Deinen Beitrag habe ich gerade erst gesehen. Werden einige Beiträge erst später sichtbar, und wenn ja, warum?
Zuletzt geändert von Latrino am 29.03.2017, 18:52, insgesamt 1-mal geändert.
Green Goddess

Re: FH-Professur - Erfahrungen, Bewerbungstipps und Austausch

Beitrag von Green Goddess »

IIRC hat Sebastian für "Ersttäter" einen Check vorgeschaltet, wohl um div Spammer zu filtern.
Koenigsportal
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Re: FH-Professur - Erfahrungen, Bewerbungstipps und Austausch

Beitrag von Koenigsportal »

Hat jemand Ahnung, wieviel universitäre Lehrerfahrung verlangt wird? Mir sagte neulich jemand, man müsse mindestens zwei Jahre Uni-Lehrerfahrung für die Bewerbung an einer University of Applied Sciences haben, darunter ginge nichts mehr, das würde streng überprüft. Ich habe in den Regularien immer nur gefunden, dass man mind. drei Jahre außeruniversitäre Berufserfahrung benötigt und frage mich, ob die Person darauf auf "mind. zwei Jahre in der Uni" schließt.
Zuletzt geändert von Koenigsportal am 25.03.2017, 15:06, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: FH-Professur - Erfahrungen, Bewerbungstipps und Austausch

Beitrag von Aguti »

Bitte kein Hide außerhalb des Schreibtreffs benutzen!
@Königsportal: Bitte ändere deinen Beitrag, sodass ihn alle sehen können!
Wittmann

Re: FH-Professur - Erfahrungen, Bewerbungstipps und Austausch

Beitrag von Wittmann »

Die Aussage "Elfenbein-Experten" halte ich schon für sehr beleidigend. Warum sollten Leute von der Uni weniger Praxiserfahrung haben als ein angeblicher Praktiker, der gerade mal Akten ablegt im Unternehmen. Auch an Unis gibt es Leute, die eine große Praxiserfahrung aufweisen und zwar über mehr als 10 Jahre, die neben ihrer Tätigkeit noch selbständig sind in einem Unternehmen, die auch mit Unternehmen zu tun haben und die im Gegensatz zu den Praktikern auch wissenschaftlich methodisch vorgehen können. Im Übrigen findet sich an Unis auch anwendungsbezogene Forschung, in manchen Fachgebieten geht es auch gar nicht anders. Daher gibt es auch zwischen Unis und Wirtschaft einen Praxisaustausch. Die Abgrenzung zwischen Uni und FH ist schon stark verschwunden. Irgendwelche angeblichen Höchstleistungen in der Praxis sollten also keine so starke Rolle spielen und zudem kommt es da auch nicht auf die Stellung in einem Unternehmen an, sondern auf den tatsächlichen Output.

Überhaupt ist die Praxiserfahrung so eine Sache, weil kaum nachprüfbar, bewirbt sich eine Person aus einer laufenden Position heraus. Zudem ist auch die Habilitation nach den Berufungsvoraussetzungen weitgehend gleichberechtigt zur Praxiserfahrung.

Angenommen jemand erfüllt die Praxiserfahrung von fünf Jahren und der andere Bewerber hat 15 Jahre Praxiserfahrung. Wird jetzt die nicht so helle Kerze auf der Torte bevorzugt, weil dies immer der Fall ist. Erstklassige Leute berufen erstklassige Personen. Zweitklassige Leute berufen drittklassige Personen.

Wo bitte sollen den Berufungsverfahren offen sein, wenn ganze Gruppen nicht zum Vorsingen eingeladen werden. Darunter sind auch oftmals Profs. Haben die jetzt weniger Erfahrungen in allen Bereichen (Lehre, Forschung, Praxis) als ein Neuling, der gerade mal so seine Praxiszeit zusammenbringt. Wenn selbst Professoren nicht zum Vorsingen eingeladen werden bei einer identischen Stelle, dann stimmt etwas nicht mit dem Prozess. Der Fisch stinkt vom Kopf her. Als Assistent eines Dekans habe ich hier viele Einblicke bekommen. Der Dekan sagte, ich brauche die Unterlagen gar nicht sortieren, der Genommene steht eh schon fest.
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