Stipendium/Grad.Kolleg oder 100% TV-L 13 (mit Umzug)

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TEb

Stipendium/Grad.Kolleg oder 100% TV-L 13 (mit Umzug)

Beitrag von TEb »

Liebe Doktorandenforum-Community,

ich wollte ganz gerne mal eure Meinung zu meinem "Problem" hören und hoffentlich ein paar Standpunkte die ich aus Unwissenheit nihct kenne die mir dabei helfen könnten eine für mich sehr schwere Entscheidung zu treffen. Ich habe schon viel gelesen aber ausnahmsweise reciht mir die generische Information im Netz dann doch nicht und ich erhoffe mir vllt ein paar neue Einsichten.

Ich stehe momentan vor folgender Situation / Entscheidung:

Stelle 1: Zugesichert, Stelle ist 100%TV-L 13 am Lehrstuhl in meinem Fachgebiet (spezielleres Feld der WiWis), Befristet auf 4 Jahre, Prof sagt das hat in de Zeit bei ihm jeder geschafft und ich werde das auch. Promovieren darf ich viel auch in meiner Arbeitszeit, v.a. in den Semesterferien hätte ich viel Zeit zu forschen. Von meinen diversen Nebentätigkeiten (Hauptsächlich Lehre und hier und da IT-Consulting & Webentwicklung) weiß er, sagt ich müsse sie einschränken sonst werde ich vermutlich zu wenig Zeit haben, aber grundsätzlich sieht er es nicht als kritisch an. Schlug sogar vor das eine oder das andere in den Lehrstuhl zu integrieren so dass ich es dann nicht ganz strikt trennen müsste.
Das ganze ist ca. 2 Stunden von meiner Heimat entfernt aber definitiv kein zu schlechter Ort zum leben. Am Wochenende zurückpendeln würde ich trotzdem wollen, zumindest jedes zweite. Je nach dem wie gut es dann organisatorisch klappt heißt das aber auch zumindest zeitweise zwei Wohnungen unterhalten zu müssen. Lässt sich ja von der Steuer absetzen, kostet aber natürlich trotzdem Zeit und Geld. Nichts desto trotz, promovieren ist ja kein Wunschkonzert und besser geht es kaum noch... aber ähnlich gut halt schon.

Stelle 2: Graduiertenkolleg, auch in meinem Feld lose Aussage dass ich ziemlich wahrscheinlich aufgenommen werden würde, er halt nicht alleine entscheiden darf, sich an sich aber keine zu großen Sorgen machen würde. Die Rahmenbedingungen kennt ihr ja hier auch, also um die 1400 wobei hier noch für jeden Stipendiaten Sachmittel von 3500€ jährlich zugesichert werden für Konferenzen etc. Nebentätigkeiten müsste ich ....umstrukturieren, meine jetzige Lehre würde gerade so in den Rahmen der 6000€ Zuverdienstgrenze für wissenshcaftliche Tätigkeiten fallen denke ich und anderes dann entweder fallen lassen oder ggf anders regeln. Aber nicht unmöglich. Etwas weniger Geld, insbesondere wgen der KV die ja noch zusäzlich drauf kommt. Wie sind euere Erfahrungen damit übrigens? Konntet ihr in der studentischen KV bleiben (solange noch unter 30) oder waren es gleich die ~200€ freiwillig? Lese sehr widersprüchliche Dinge im Netz. Ruf der Uni von Stelle 2 ist (sage ich jetzt persönlich, beides keine Ivy-Leagues oder ansatzweise in der Nähe) etwas schlechter. Dafür könnte ich sinniger Weise in meiner Heimat bleiben - abgesehen von einem verpflichtenden Semester an einer (vermutlich netten) Partneruniversität in Süddeutschland auf einem Dorf ;-) und gelegentlichen Seminaren.

Vielleicht kurz zu meiner Zielsetzung: Ich sehe mich nach einiger Zeit in der Wirtschaft langfristig in einer FH oder BA Anstellung. Also kein enormer theoretischer Forschungsfokus, aber ich lehre und organisiere gerne und würde auch gerne neue Studenten in meinem Fachgebiet 'heranziehen'. Aber nicht in einer so unpersönlichen Umgebung wie einer Uni sondern lieber in kleineren Gruppen etc.

Wenn die WiMi Stelle unter 100% wäre fiele mir die Entscheidung leichter, aber so sind die Rahmenbedingungen doch sehr ähnlich... Für die Mehrarbeit scheine ich ausrecihend entlohnt zu werden. Freiheit beim Stipendium steht ggü Lehrstuhlerfahrung, höherem Gehalt und Sozialversicherung. Beide ziehen, zumindest kurzfristig, einen Umzug hinter sich her. Lehrerfahrung sammele ich allerdings ja auch schon so und wer weiß ob meine Nebentätigkeiten so eine 100% Anstellung mit Promotion (die ich ja wohl in der Arbeitszeit machen kann, aber realistisch wohl lange Arbeitszeiten habe dann) überhaupt überleben?

Die Freiheit des Stipendiums ist enorm ansprechend für mich. Ich bin gut darin mich zu strukturieren und auch selber am Riemen zu reißen und was zu schaffen. Ein "geregeltes Arbeitsumfeld" brauche ich in dem Sinne also weniger. Im Gegenteil ich bin meist produktiver wenn ich meine Zeit selbst einteilen kann. Aber einen Arbeitsplatz zu haben und Arbeitsmittel iSv Schreibtisch etc gestellt zu bekommen um ab un an einen Tapetenwechsel zu haben, das spricht mich an einer WiMi Stelle widerum an.

Die Freiheit ist mir an sich viel Wert und ist in der Lage die Opportunitätskosten aufzuwiegeln denke ich, zumindest mal von ALV und KV abgesehen..da steckt man ja nie drin wie viel Wert das letztendlich haben kann. Vielleicht brauche ich es nie, vllt direkt nach der Promotion.. Aber ich frage mich andererseits ob ich nicht eventuell was verpasse wenn ich nicht direkt an dem Lehrstuhl eingebunden bin was ich ggf später brauche um dann meine akademische Karriere einzuschlagen (z.B. Drittmittel einwerben, Fällt euch noch etwas ein?)

Wie sind eure Erfahrungen? Hat jemand z.B. mal beide Seiten erlebt und sagt ganz klar Stipendium oder ganz klar WiMi? Was haltet ihr von der ganzen Situation? Wie viel Zeit nehmen die Seminare im Kolleg ein, sieht es am Ende so aus dass ich statt der Zeit die ich bei der WiMi Stelle arbeiten würde die ganze Zeit als Studi in Vorlesungen sitze? Bin etwas ratlos ehrlich gesagt. Immerhin ist das eine Entscheidung für die nächsten 3-4 Jahre meines Lebens. Ist es vieleicht sogar fahrlässig auf die Sozialversicherung zu verzichten? ;-) Gut Rente wird ja wohl eh nicht so der Brüller, aber ALV z.B. schadet ja nicht unbedingt.

Sorry für den langen Beitrag! Danke wer bis hierhin gelesen hat! Bin sehr gespannt auf Eure Meinungen, ergänzrt gerne wenn ich was vergssen habe, und bin sehr dankbar für jede Hilfe / Erfahrung die ihr mit mir teilen könnt! Vielen lieben Dank,

teb
Vollkornpizza
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Re: Stipendium/Grad.Kolleg oder 100% TV-L 13 (mit Umzug)

Beitrag von Vollkornpizza »

Hi teb,

ich finde Option 1 besser:

- der Prof scheint realistisch und wohlwollend zu sein --> sehr wichtig
- feste Zusage statt "höchswahrscheinlicher Zusage"
- Sozialversicherungen incl.
- 100% ist ggf. nach der Probezeit auch noch verhandelbar, selbst wenn nicht ist es ja debkbar, dass du Freitags eher gehen kannst, um nach Hause zu fahren
- die Notion, Angestellter anstatt Promotiosstudenten zu sein, wäre für mich auch wichtig (kA wie das bei dir ist)
- Möglichkeit zur Elternzeit (kA ob das für dich relevant ist, aber in 4 Jahren kann ja viel passieren)
- besserer Ruf der Uni
- gute Lebensqualität in der Uni Stadt.

Das einzige, was für die 2. Option zu sprechen scheint, ist die Heimatnähe und damit verbundene Zeit und Geld Einsparungen. Wie schwer dieses Argument für dich wiegt, kann ich nicht beurteilen.

Viele Grüße
VP
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