Induktion in Deduktion?

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Inan01
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Induktion in Deduktion?

Beitrag von Inan01 »

Hall zusammen,

ich hoffe, ich bin ungefähr im richtigen Unterforum.

Ich hab eine eher methodische Frage. Für mein aktuelles Paper mache ich eine Inhaltsanalyse verschiedener Interviews. Das Ganze geschieht auf Grundlage einer Theorie (also deduktiv). Aus der Theorie habe ich vier Hauptcodes. Dort finden sich zwei mal zwei Untercodes und zwei mal drei Untercodes. Nun stelle ich aber fest, dass einer dieser Untercodes stark überrepräsentiert ist. Also ca. 30% der gesamten vergebenen Codes ausmacht. Hinzu kommt, dass ich da auch einige Muster erkennen kann, die eigentlich eine weitere Unterteilung erlauben würden - allerdings ist keine weitere Unterteilung mehr vorgesehen laut Theorie. Worüber ich also nachdenke ist, diesen Code nun induktiv zu 'zerhacken'. Was meinst ihr - kann man das machen und mit "Abduktion" argumentieren?

VG
Peterklose123
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Re: Induktion in Deduktion?

Beitrag von Peterklose123 »

Hallo,

ich nehme an, du führst eine qualitative Inhaltsanalyse durch?

Soweit ich weiß, ist es in der qualitativen Forschung sogar üblich, induktive und deduktive Codierung zu kombinieren. Zumindest wenn deine Studie eher explorativen Charakter hat, ist das ja auch sinnvoll. Auf Basis der Theorie lassen sich eben nicht abschließend alle Aspekte herleiten; aus den Interviews haben sich aber neue Erkenntnisse ergeben, für die du dann auch eigene Codes anlegst.

VG
Peter
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xxheliaxx
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Re: Induktion in Deduktion?

Beitrag von xxheliaxx »

Hallo Inan01! :blume:

Ich selbst arbeite auch direkt mit Deduktion, Induktion und Abduktion nach Charles Sanders Peirce. Nach seinem Verständnis beobachtest du einen Vorgang, den du dann gern wissenschaftlich untersuchen möchtest: In deinem Fall betrifft dies verschiedene Interviews. Basierend auf diesem stellst du eine Theorie auf oder nutzt eine bereits existierende, wie die Inhaltsanalyse (=Deduktion) und probierst das Ganze dann an Beispielen, eben jenen Interviews aus (=Induktion). Quasi wie ein Experiment. Die neuen Erkenntnisse, die du nun aus der Anwendung der Theorie - Deduktion - auf die Interviews - Induktion - erhältst, machen am Ende die Abduktion aus. So ganz grob zusammengefasst.
Nun stelle ich aber fest, dass einer dieser Untercodes stark überrepräsentiert ist. Also ca. 30% der gesamten vergebenen Codes ausmacht. Hinzu kommt, dass ich da auch einige Muster erkennen kann, die eigentlich eine weitere Unterteilung erlauben würden - allerdings ist keine weitere Unterteilung mehr vorgesehen laut Theorie.
Das sind die bereits mittels Deduktion, Induktion und Abduktion gewonnen neuen Erkenntnisse und es ist doch schön, wenn du für dich das schon herausgefunden hast. :blume: Jetzt kannst du quasi die verwendete Theorie mit Hilfe neuer Codes modifizieren und zu weiteren neuen Einsichten gelangen. Es wirken im Prinzip Validierung und Falsifikation.

Ich weiß nicht, ob ich deine Frage beantworten konnte, hoffe aber, es hilft dir ein wenig.


Viele Grüße

xxheliaxx
:heart: Life is hard but so very beautiful! (A. Lincoln) :heart:
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