31 Jahre alt mit Berufserfahrung - jetzt noch promovieren?

FerdiFuchs
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Re: 31 Jahre alt mit Berufserfahrung - jetzt noch promovieren?

Beitrag von FerdiFuchs »

praktikum hat geschrieben: Eine Diss komplett an einem Drittmittelprojekt auszurichten spricht aber eher für Pragmatismus zugunsten des Arbeitsaufwands.
Genau, die Diss inhaltlich mit den Projektaufgaben zu verbinden ist ein vielversprechender Weg, um das Ziel "Promotion" möglichst effizient zu erreichen. Allerdings habe ich, so wie du es geschrieben hast, fast eher den Eindruck, dass du das irgendwie negativ meintest. ;) Kannst du deine Bedenken näher erklären? Warum sollte man eine Möglichkeit, seinen Arbeitsaufwand zu begrenzen, nicht nutzen?
praktikum
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Re: 31 Jahre alt mit Berufserfahrung - jetzt noch promovieren?

Beitrag von praktikum »

FerdiFuchs hat geschrieben:
praktikum hat geschrieben:..
Allerdings habe ich, so wie du es geschrieben hast, fast eher den Eindruck, dass du das irgendwie negativ meintest. ;) Kannst du deine Bedenken näher erklären? Warum sollte man eine Möglichkeit, seinen Arbeitsaufwand zu begrenzen, nicht nutzen?
Abschreiben begrenzt bestimmt ebenfalls den Arbeitsaufwand. ;)

Der Wissenschaftler kommt in 3.M Situationen manchmal an den Punkt, an der ein Zwischenweg des Projekts für die Thesis eher kontraproduktiv ist. Das kann beispielsweise aufgrund von Abmachungen mit Projektpartnern so laufen. Die Ausführung und Ausarbeitung für das Projekt hat der Wissenschaftler schon beschrieben, natürlich unter Beschreibung des "schlechten Weges".

Was macht der Wissenschaftler nun in der Doktorarbeit?
a) Er/Sie übernimmt die Projektlösung in seine Thesis, was den wenigsten Aufwand darstellt. Dann kaufe ich die 80%.
b) Er/Sie wählt den optimalen Weg. Dieser muss natürlich erst realisiert, erforscht und dann neu beschrieben werden. Man arbeitet also doppelt.
c) Man versucht innerhalb des Projekts die Anderen von dem optimalen Weg zu überzeugen. Das kostet aber Zeit. :D
Dell
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Re: 31 Jahre alt mit Berufserfahrung - jetzt noch promovieren?

Beitrag von Dell »

praktikum hat geschrieben:Das variiert alles, bedingt durch unterschiedliche Fachrichtungen, Lehrstühle und Projekte. Dennoch halte ich 80% der Arbeitszeit für die Thesis im Allgemeinen für ein Gerücht.
Kommt drauf an was man als Thesis Arbeit definiert. Ich würde behauptet das ich und alle meine Kollegen 99% für die Promotion gearbeitet haben, auch wenn vielleicht am Ende nicht alles in der Diss auftaucht. Und wenn man mal ein Paket verschickt, einem Kollegen bei seinem Projekt hilft, auf eine Konferenz fährt oder einen Studenten betreut sehe ich das als Teamplay und Teil der wiss. Ausbildung anstatt die Minuten/Stunden als fachfremdes Promotionshindernis. Auch finde ich an einem Drittmittel Projekt nichts schlimmes. Man kann sich ja eines aussuchen welches einen interessiert. Und nur weil da steht, dass xyz123 gemacht wird, ist immer Raum für eigene Interessen und am Ende folgt man sowieso den interessanten (und am Anfang nicht absehbaren) Fragestellungen und es wird xab1345.
Was macht der Wissenschaftler nun in der Doktorarbeit?
a) Er/Sie übernimmt die Projektlösung in seine Thesis, was den wenigsten Aufwand darstellt
Genau. Er macht das Projekt zu seinem Projekt. Warum die Arbeitsprodukte nicht auch die Optimallösung für die Diss sein sollte leuchtet mir nicht ein.
praktikum
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Re: 31 Jahre alt mit Berufserfahrung - jetzt noch promovieren?

Beitrag von praktikum »

Dell hat geschrieben:Ich würde behauptet das ich und alle meine Kollegen 99% für die Promotion gearbeitet haben, auch wenn vielleicht am Ende nicht alles in der Diss auftaucht.
Diese Behauptung ist unseriös. :)

Der Threadersteller hat studiert und jahrelang gearbeit. Da braucht es keinen Anfängerkurs über Teamplay. Die Frage des TE drehte sich darum, ob sich eine Aufgabe seiner aktuellen Stelle lohnen würde.
Der TE muss selbst wissen, ob er eine feste Stelle für eine befristete Anstellung an einem Lehrstuhl aufgibt. Das ist aber eine wichtige Entscheidung und da sollte man keine falschen Erwartungen wecken, zumal der TE Alternativen hat. Als Mitarbeiter an einem Lehrstuhl wird der TE nicht ausschließlich an seiner Promotion arbeiten können, so wie der TE sich das vorstellt. Zeiträume von 80% oder sogar 99% sind unrealistisch. Mehr gibt es dazu von meiner Seite nicht zu sagen.
Green Goddess

Re: 31 Jahre alt mit Berufserfahrung - jetzt noch promovieren?

Beitrag von Green Goddess »

Dell hat geschrieben:
praktikum hat geschrieben:Das variiert alles, bedingt durch unterschiedliche Fachrichtungen, Lehrstühle und Projekte. Dennoch halte ich 80% der Arbeitszeit für die Thesis im Allgemeinen für ein Gerücht.
Kommt drauf an was man als Thesis Arbeit definiert. Ich würde behauptet das ich und alle meine Kollegen 99% für die Promotion gearbeitet haben, auch wenn vielleicht am Ende nicht alles in der Diss auftaucht.
Soweit der humoristische Beitrag zum Thread! Anders kann ich den Teil nicht werten. Ich bin in einer dem Ideal sehr nahe kommenden Konstellation; bei AG (50% Stelle) exakt im Bereich Entwicklung zum Thema der Diss eingesetzt, und halbe Stelle an der Uni. In Spitzenzeiten komme ich an die 80%, d.h. Semesterferien und Urlaubszeit, also projektseitige Problemarmut bei AG. Im Semester nagt die Leitung eines ProSeminars und einer Übungsgruppe schon deutlich am halben Stundenkontingent, und wohlgemerkt, ich sitze nominell auf einer Drittmittelprojektstelle. 99% zu behaupten, ist nahe an höherem Blödsinn, das sage ich in völliger Unkenntnis deines Fachbereichs und näherer Umstände.
Dell hat geschrieben:...Und wenn man mal ein Paket verschickt, einem Kollegen bei seinem Projekt hilft, auf eine Konferenz fährt oder einen Studenten betreut sehe ich das als Teamplay und Teil der wiss. Ausbildung anstatt die Minuten/Stunden als fachfremdes Promotionshindernis. ...
Selbst wenn du Toilettengänge und tägliche Körperhygiene als "dissförderlich" mit einbeziehst, bleiben die 99% Fantasie. Bei einer, der Einfachheit halber auf 40Std gesetzten, Arbeitswoche würden 99% bedeuten, dass nur 24 min NICHT der Diss zukamen, 4 min 48sek pro Tag, die 5Tagewoche angenommen.
Dell
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Re: 31 Jahre alt mit Berufserfahrung - jetzt noch promovieren?

Beitrag von Dell »

Ok, Kaffee und Toilette habe ich da nicht eingerechnet, sondern angenommen, dass ich vielleicht 1% meiner Arbeitszeit angewiesen wurde etwas zu machen das nichts mit der Dissertation zu tun hatte.
Lehre machten wir freiwillig vielleicht 20 Stunden im Jahr, wenn man Korrekturen einbezieht (Prof sah das nicht gerne, da man lieber am Projekt arbeiten soll), die werden dann aber extra bezahlt, da eben nicht Teil der Promotion. Auf komplett projektunbezogene Arbeiten habe ich vielleicht 5 Stunden im Jahr aufgewendet, dann aber auch separat bezahlt, also nicht wirklich der Diss-Arbeitszeit zugerechnet.
Betreuung von Abschlussarbeiten zähle ich zur Diss, da wichtig für den Lebenslauf und die Themen arbeiteten mir zu.

Als Postdoc die gleiche Erfahrung, dass ich kein einziges mal gefragt wurde etwas zu tun das nicht meine Forschung ist. Ich habe 1 administratives Meeting gehabt das für mich nur am Rande wichtig war und der Prof hat den Einladenden dann auch klar gesagt, dass wir Postdocs zu beschäftigt sind um unsere Zeit mit etwas anderem als unserer Forschung zu verbringen, damit die nicht auf die Idee kamen das zu wiederholen. Und auch er sieht Lehre etc nicht gerne (würde aber auch an dieser Uni wieder extra bezahlt). Admin etc ist Aufgabe des Chefs und seiner Assistenten und nicht die der Doktoranden/Postdocs.

Was sind denn die Diss-fremden Leistungen die ihr 20-50% der Zeit macht?
FerdiFuchs
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Re: 31 Jahre alt mit Berufserfahrung - jetzt noch promovieren?

Beitrag von FerdiFuchs »

Meine Erfahrungen in der Informatik (Uni) decken sich weitgehend mit denen von Dell.
  • Lehrverpflichtungen sind im Fall von Projektstellen meistens von Seiten der Fördereinrichtungen nicht gewollt und werden auch praktisch nur ausnahmsweise auferlegt (pro Mitarbeiter vielleicht mal 1-2 Semester innerhalb der 3-4 Jahre Diss-Zeit). Daneben gibt es keine echten Zeitfresser - zumindest keine solchen, die sich nicht gewinnbringend für die Diss verwursten lassen, wie etwa die Betreuung von Abschlussarbeiten.
  • Speziell was die inhaltliche Gestaltung der Diss angeht, läuft es in der Regel wie von Dell beschrieben: Die interessanten Fragestellen findet man meistens auf halbem Weg zum Erreichen des Projektziels. Das Projektziel selbst nimmt dann oft keine maximale Priorität mehr ein, da die Fördereinrichtungen viel stärker an veröffentlichten Ergebnissen interessiert sind als an minutiös eingehaltenen Projektplänen.
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