Beschwerdemail schreiben oder nicht?

Sutech

Beschwerdemail schreiben oder nicht?

Beitrag von Sutech »

Hallo liebe Forengemeinde!

Ich bin gerade ziemlich enttäuscht/desillusioniert von meinen Betreuer und bräuchte Rat.

Ich habe im Winter mit dem Doktorat angefangen. Vorher war ich zwei Jahre Studienassistentin. Da mich die wissenschaftliche Arbeit immer fasziniert hat, war es eigentlich mein Wunsch, in diesem Bereich beruflich tätig zu sein. Also war für mich eigentlich klar, dass ich nach dem Master das Doktorat anschließe usw. und dass ich bei dem Professor promovieren möchte, für den ich als Studienassistentin arbeitete. Daneben und danach habe ich mich noch ehrenamtlich engagiert - als Kassiererin in vom Prof. gegründeten Verein und für einen Kongress im Sommer. Der Prof. hat mich auch immer bestärkt, was meine Ambitionen in der Hinsicht anbelangt und so war meine Motivation immer recht groß.

Das Vergangene Wintersemester fange ich also mein Doktorat an, lege ihm zu Beginn ein Thema vor und er ist einverstanden. Zur selben Zeit ist eine praedoc-Stelle ausgeschrieben, zwar nur ein Jahr lang aber immerhin und ich sage ihm, dass ich mich gerne bewerben würde. Er druckst herum und meint, ich sollte mir keine großen Hoffnungen machen, da sich bestimmt auch jemand bewerben wird, der mehr qualifiziert ist als ich usw. Also äußere ich noch, dass ich mich alternativ für ein im Herbst ausgeschriebenes Stipendium bewerben möchte, wo man in der Abteilung angestellt ist und ob er mich da unterstützen würde. Er bejaht und ich setzte mir das Ziel, mich im Herbst für das Stipendium zu bewerben.

Im Frühling ist er ziemlich lange im Krankenstand, ich bewerbe mich trotzdem für das Doktorat, denn hilft's nix, schadet's nix, wie zu erwarten bekomme ich eine Absage aber naja. Zwar dachte ich das praedocs eigentlich für ambitionierte Nachwuchswissenschaftler gedacht waren, aber was soll es.

Nachdem mein Betreuer zurück aus dem Krankenstand ist, gehe ich in seine Sprechstunde, um eine Angelegenheit zu besprechen, die ich für den Kongress organisiere, sowie mein Dissertationprojekt. Er drückte sein Beileid aus, dass ich den Job nicht bekommen habe und ich hake nach, ob er mir immer noch die Unterstützung für den Stipendiumsantrag zusagt, Er bejaht wieder.

Den Juli über war ich, neben der Arbeit an meinem Exposé, mit der Arbeit für den Kongress beschäftigt. Ende Juli schicke ich meinem Professor eine gekürzte Fassung meines Exposés, die ich für eine Stellungnahme brauche, die ich für die Anmeldung zu einem Workshop einreichen muss , den jeder Doktorand absolvieren muss. Gekürzt deshalb, weil mein Betreuer immer ewig lange für Korrekturarbeiten braucht und ich die Unterlagen sobald wie möglich einreichen will, da es vorkommen kann dass der Workshop vor Anmeldeschluss ausgebucht ist. Einen Tag vor Anmeldeschluss schickt er mir die Stellungnahme und sagt, dass er ein paar Sachen mit mir besprechen will.

Heute geh ich in seine Sprechstunde und er gibt mir ein paar Vorschläge zu meinem Dissertationsprojekt und erklärt wie der Workshop abläuft usw. Dann spreche ich den Stipendiumsantrag an, und er beginnt herumzudrucksen, dass er schon jemand anders zugesagt hätte und außerdem noch drei andere auch vorhätten sich zu bewerben und ich im Anbetracht dieser Umstände keine großen Chancen hätte. Ich sollte mich doch nächstes Jahr bewerben.

ich bin etwas perplex und sagte ihm, dass ich schon zu Beginn meines Doktoratsstudiums den Wunsch ausgesprochen zu haben, und warum er mir nicht mitgeteilt hat, dass sich andere schon dafür bewerben. Von ihm kommt das übliche Geschwurbel, von wegen, er müsste alle gleich behandeln, und wir wären alle Konkurrrenten aber so sei das nun mal.

ich bin nun ziemlich enttäuscht, milde ausgedrückt. Immerhin engagiere ich mich seit Jahren am Institut, investiere so viel Herzblut und unterstütze ihn in seinen Projekten und nicht nur, dass von seiner Seite einfach kaum Unterstützung kommt, er lässt mich monatelang im Glauben, dass er mich unterstützen würde und lässt mich dann auflaufen. Vor meiner Familie werde ich jetzt bestimmt als kompletter Loser dastehen

Ich bin gerade komplett demotiviert. Ich frage mich, wozu das alles, wenn ich dann mal fertig mit dem Dr.-Studium bin, wird er sich bestimmt nicht für mich einsetzen, wenn es um eine Postdocstelle oder dergleichen geht.

Außerdem überlege ich gerade, ihm nicht ein Mail schreibe, indem ich ihm erkläre, warum ich so enttäuscht bin, und dass ich es nicht gut finde, wenn ich einen derartigen Einsatz zeige und von ihm einfach NICHTS zurückkommt und er nicht restlos ehrlich zu mir ist. Ich meine, wenn er sagt, dass er alle Studenten gleich behandeln muss, ist das nicht unfair gegenüber denen, die sich wirklich engagieren?

Soll ich ihm diese Emsil schreiben oder soll ich es bleiben lassen? was ich auch tun könnte ist, im eine Mail zu schreiben, wo ich die Mitgliedschaft und die Funktion als Kassierin in seinem Verein mit sofortiger Wirkung zurücklege.
Zuletzt geändert von Sutech am 02.09.2016, 13:07, insgesamt 1-mal geändert.
Jucy

Re: Beschwerdemail schreiben oder nicht?

Beitrag von Jucy »

Hallo Sutech,

zunächst möchte ich dir erstmal sagen, dass ich gut verstehen kann, dass du von deinem Betreuer enttäuscht bist. Gleichzeitig möchte ich dir raten, nichts zu überstürzen. Eine Beschwerdemail hat das Potential, erst recht einen Bruch auszulösen, denn es ist kaum vorstellbar, dass er anschließend vor dir zu Kreuze kriecht und sich ab diesem Zeitpunkt uneingeschränkt für dich einsetzt. Anscheinend gibt es für ihn Gründe, dies zu tun, die gar nicht mal mit dir was zu tun haben.
Anstelle jetzt lang über die Frage Beschwerdemail ja/nein zu brüten, würde ich lieber überlegen, wie es weitergehen kann. Kannst du dich auch ohne ihn im Rücken auf das Stipendium bewerben? Wie groß deine Chancen sind, entscheiden ja die Stipendienvergeber und nicht dein Betreuer. Gibt es andere Stipendien, für die du in Frage kommst oder hälst du Ausschau nach anderen Qualifikationsstellen(ggf. auch an anderen Unis)? Du klingst in deinem Beitrag sehr auf ihn ausgerichtet - das musst du aber nicht sein, wenn er dich ohnehin nicht besonders unterstützt, sondern könntest/solltest ja auch ganz unabhängig von ihm überlegen, wie du dein Ziel (Doktorat) verfolgen kannst. Wie finanzierst du dich denn aktuell?
Ich stolpere auch über den Satz
Vor meiner Familie werde ich jetzt bestimmt als kompletter Loser dastehen
Wieso solltest du? Und wieso ist das so wichtig? Ich wünsche dir eher, dass dich deine Familie bei Rückschlägen im wissenschaftlichen Betrieb emotional unterstützt, denn von denen werden noch reichlich kommen, wenn du dein Ziel weiter verfolgst.
Alles Gute,
jucy :blume:
alibaba

Re: Beschwerdemail schreiben oder nicht?

Beitrag von alibaba »

Liebe/r Sutech,

vorab: ich kann verstehen, dass du enttäuscht bist, aber die Reaktion sollte wohl gut überlegt sein. Ich glaube ehrlich gesagt, dass eine "Beschwerdemail" keinesfalls das Richtige ist!
Prinzipiell hat dein Betreuer nicht die "Pflicht", dich uneingeschränkt zu unterstützen; es gibt also objektiv keinen Grund dich (bei ihm) zu beschweren - dies ist m.M.n. nur dann sinnhaft, wenn er gegen die Betreuungsvereinbarung o.ä. (sollte es sowas bei euch geben) verstößt.
Zentraler - da hat Jucy vollkommen Recht - ist deine Enttäuschung und die Frage, was du erwarten kannst und wie es weitergehen könnte.

Offensichtlich will dein Betreuer deine Erwartung nicht erfüllen (oder vielleicht kann er es auch nicht). Dafür gibt es viele Gründe - manche mögen verständlich sein, andere vielleicht nicht. Wichtig ist aber, dass du deinen Betreuer (und auch keinen anderen Menschen) "zwingen" kannst, etwas zu tun, was er nicht möchte/kann. D.h. du musst dir überlegen, ob du deine Erwartungen anpasst, oder dich tatsächlich nach etwas Neuem umschaust (s. Jucys Beitrag).

Die Tätigkeit im Verein hinzuschmeißen, schaut für mich eher nach einer Trotzreaktion aus (prinzipiell verständlich, aber m.M.n. nicht angemessen, denn du bist sicher keine 15 mehr). Zum Thema Trotz vielleicht ein kurzes Beispiel: Ein Bekannter war echt sauer auf seinen Prof., weil der ihm eine Stelle in Aussicht gestellt hatte. Über jemand Dritten hat der Doktorand aber erfahren, dass es diese Stelle nie geben wird. Anstatt offen mit dem Prof. über die Info zu besprechen, hat er sich zurückgezogen und sich anderweitig umgeschaut, zusätzliche Mitarbeit verweigert und kurz um überall wo es ging geschmollt. Das Ende der Geschichte: der Prof. hat in der ganzen Zeit um diese Stelle gekämpft, es dem Doktorand aber nicht gesagt, weil alles in der Schwebe war und dieser ihn ja auch nicht mehr gefragt hatte (von den Gerüchten, die den Doktoranden erreicht haben, wusste der Prof. gar nichts). Letztlich gab es die versprochene Stelle, der Doktorand hat sich durch seinen Trotz aber mittlerweile soweit vom Lehrstuhl entfernt, dass die Stelle dann mit einer anderen Person besetzt wurde.

Was ich damit sagen will: oft sind diese Abhängigkeitsverhältnisse insbesondere für den Doktoranden emotional manchmal schwierig, aber Trotz ist das Falsche und Forderungen wie in deinem Fall wohl eher auch. Du kannst natürlich deine freiwillige Arbeit niederlegen und dein Engagement an dem Lehrstuhl einschränken/aufgeben - das ist dein gutes Recht, was es bringt ist eine andere Seite. Aber das per Mail ankündigen halte ich nicht für angemessen.

Mein Tipp: Such das persönliche Gespräch mit deinem Prof. Sag ihm, dass du enttäuscht bist und dass du wissen möchtest, was du in Zukunft erwarten kannst. Vielleicht begründet er dir auch seine Entscheidung. Danach kannst du überlegen, ob du unter diesen Umständen dort bleiben willst. Aber das was du schilderst, ist letztlich dein Problem und nicht das deines Profs - auch mit einer Beschwerde, wirst du es nicht zu seinem Problem machen.

Alles Gute,
alibaba
Sutech

Re: Beschwerdemail schreiben oder nicht?

Beitrag von Sutech »

Danke für eure Antworten.

Ja, mir ist klar, dass er nicht verpflichtet ist, mich zu unterstützen,allerdings habe ich mir das einfach erhofft, nachdem ich so viel Einsatz gezeigt habe, oder zumindest Ehrlichkeit, damit ich nicht sinnlos meine Zeit verschwende und mich verstärkt wo anders umsehe. Wie gesagt, er hat mir während meines Masterstudiums immer nahegelegt, zu promovieren und meine Fühler in Richtung wissenschaftliche Forschung auszustrecken. Unter anderem hat er in meinem Arbeitszeugnis erwähnt, dass ich in der Wissenschaft arbeiten will (wodurch es de facto wertlos ist, denn wenn ich mich bei einem Medienbetrieb bewerbe, kommt das wohl eher mittel an, wenn sie sehen, dass ich längerfristig ohnehin Ambitionen in einer anderen Richtung habe) drum habe ich mich auch nach Masterabschluss engagiert um zu zeigen, dass es mir damit ernst ist. Das waren zwar alles undankbare Tätigkeiten ohne geistigen Output, aber naja.

Betreuerwechsel wird schwer, da es ein kleines Institut ist und nur ein anderer ordentlicher Prof. ist, bei dem ich auch nicht soviel gemacht habe und bei dem ich bezweifle, dass er sich für mein Thema interessiert. An einem anderen Institut wird auch schwierig, da das Thema doch sehr fachspezifisch ist.

Vor meiner Familie werde ich als Loser dastehen, da sie seit Jahren sehen wie ich darauf hinarbeite, im wissenschaftlichen Betrieb fuß zu fassen und damit rechnen, dass sich mein Engagement lohnt, indem mich der Professor unterstützt. Letztendlich ist man ja auf das Wohlwollen von solchen Autoritätspersonen wie Professoren angewiesen und gutes Networking und Engsagement trägt in der Regel Früchte. dazu kommt noch, dass ich noch von meinen Eltern finanziert werde. Das ist ziemlich peinlich, ich weiß, aber Jobs sind hart umkämpft. Ich habe nun zwar etwas in Aussicht, muss mich da jedoch erst beweisen, hoffentlich klappt es.

ich komme mir im Moment einfach vor wie das Klischee einer übereifrigen aber hellen Person, die man bei der Stange hält, wenn es darum geht, undankbare Arbeiten zu erledigen.

JA! ich bin mir bewusst, dass ich gerade in Selbstmitleid bade, andererseits bin ich einfach gerade extrem desillusioniert und sehe meine Träume zerplatzt.

Ich habe es einfach immer so erlebt, dass Professoren sich für ambitionierte Studenten, die als wissenschaftlicher Nachwuchs geeignet sind, einsetzen.
Eva
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Re: Beschwerdemail schreiben oder nicht?

Beitrag von Eva »

Woran könnte es denn liegen, dass dein Prof dich nun doch nicht so unterstützt wie erwartet? Machst du deine Promotionspläne davon abhängig, in welchem Ausmaß er dich unterstützt oder willst du in jedem Fall promovieren - zur Not eben auch woanders? Ich teile an sich deine Einschätzung, dass die wissenschaftliche Laufbahn viel leichter glückt (wenn überhaupt), wenn man einen gut vernetzten Prof im Rücken hat, der einen protegiert. Insofern verstehe ich gut, dass du jetzt so konsterniert bist. Würde es evtl. helfen, den Prof direkt darauf anzusprechen (aber ruhig und sachlich!)? Du könntest sagen, dass du dir unsicher bist, ob du diesen Weg weiter gehen sollst oder ob du dich nicht besser umorientierst (besser jetzt als in 2-3 Jahren oder noch später), und ihn fragen, wie er dazu steht, welche Empfehlung er dir gibt etc.
Sutech

Re: Beschwerdemail schreiben oder nicht?

Beitrag von Sutech »

liebe Eva!

vielen vielen Dank! dein Tipp ist wirklich gut. wie ich ihn kenne, wird er zwar wieder herumdrucksen und ausweichende Antworten geben ( a la "Das müssen Sie wissen"/ "Ich kann Ihnen keine ultimative Lösung geben wie Sie Ihr Leben ausrichten sollen" usw. usf.) aber zumindest hab ich dann mal einen Punkt gesetzt.

warum er mich nicht unterstützt? ich glaube mittlerweile, er macht sich darüber einfach keine Gedanken, weil er wichtigeres zu tun hat. keine Ahnung.

nein, ich will alleine schon deshalb promovieren, da ich einiges in das Dissertationsprojekt investiert habe und es vergeudete Zeit und Energie wäre, wenn ich jetzt einfach aufgeben würde. Mittlerweile frage ich mich ja ob es nicht einfach das beste wäre, mir einen Job zu suchen und die Diss. nebenher schreibe und mich aus anderen Angelegenheiten am Institut mich einfach raushalte.
alibaba

Re: Beschwerdemail schreiben oder nicht?

Beitrag von alibaba »

Liebe/r Sutech,

das stimmt alles, mit Unterstützung geht vieles leichter und deine Hoffnung, dass dein Engagement belohnt wird, ist ja auch richtig. Nur leider hat er diese Hoffnung nun enttäuscht. Es bleibt wohl wirklich nur ein deutliches - aber faires - Gespräch, um das zu klären.
Natürlich sind Profs auch anderweitig beschäftigt und es ist ein absoluter Glücksfall, wenn man als Doktorand jemanden findet, der einen über die ganze Zeit hinweg unterstützt und begleitet. Ebendiese Glücksfälle sind halt nicht sooo häufig...aber noch ist bei dir ja nichts verloren! Rede mit ihm und gleicht eure Erwartungen ab.
Es kann schon sein, dass er dich wie du schreibst eher warmgehalten hat, aber wenn dem so ist, dann solltest du deine Erwartungen anpassen oder eben wirklich gehen. Du kannst auch überlegen, selbst verstärkt zu netzwerken - Nachwuchskonferenzen etc. Das ist schwerer als vom Prof vorgestellt zu werden, ist aber für viele andere Doktoranden schlicht und ergreifend Realität und auch machbar.

Letztlich - so habe ich es auch im Bekanntenkreis immer wieder erlebt - kann Wertschätzung und Unterstützung auch sehr schwanken. Mal hängen sich die Profs voll für dich rein und manchmal eben nicht und das obwohl du deinen Arbeitseinsatz nicht verändert hast.

Vielleicht fragst du ihn auch einfach, was er davon hält, wenn du dir einen Job suchst und nebenbei promovierst - dann kannst du vielleicht auch abschätzen, ob er wirklich "mehr mit dir vorhat" oder ob er "froh" ist, mit deinen Erwartungen nach Unterstützung nicht mehr konfrontiert zu sein...

Dass du vor deiner Familie als Loser dastehst, hoffe ich, ist nur ein Gefühl. Wenn es der Realität entspricht, dann mach ihnen klar, dass in der Wissenschaft nichts sicher ist und du dein Bestes gegeben hast. Ich habe einige gesehen, die "ausgestiegen" sind, obwohl sie super talentiert waren (zur falschen Zeit am falschen Ort...); andere hingegen waren einfach zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Dass ein Plan B wichtig ist, wurde im Forum schon oft geschrieben; wann man für sich selbst einen persönlichen Endpunkt setzt, muss man individuell entscheiden,bevor viele aussteigen, relativieren sie aber ihre Erwartungen und genau das würde ich dir auch raten. Wenn ein Gespräch nicht die erhoffte Wende bringt, dann mach dir klar, dass du von deinem Prof mehr wolltest als er dir geben wollte. Das tut vielleicht weh - aber das ist in jeder anderen zwischenmenschlichen Beziehung auch so.

Kopf hoch, such ein offenes Gespräch, wenn du dich gefangen hast und dann entscheide, was DU möchtest.

Alles Gute!
flip
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Registriert: 02.11.2012, 02:50
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Re: Beschwerdemail schreiben oder nicht?

Beitrag von flip »

Einige Dinge, die ich nicht verstehe:

Eine "Studienassistentin" ist eine Hilfskraft, ja? Du warst also als Sudentin zwei Jahre an dem Institut schon beschäftigt?
Eine "Prä-Doc-Stelle" ist "Wissenschaftlicher Mitarbeiter"?
Was ist das für ein Stipendium, wo man "bei der Abteilung angestellt ist"? Dein Betreuer scheint dort auch die Auswahl zu treffen?
Was ist deine jetziger Beschäftigungsstatus?

Dein "Betreuer" hat sich anscheinend damit angefreundet, dass du die Arbeit für lau machst. Er hat dir zwei Mal durch die Blume gesagt, dass du nicht für ihn für solche Stellen in Frage kommst. Allein schon die Aussage mit der Qualifikation ist schon hart. Das wäre für mich schon längst der Punkt erreicht, mich nach einem anderen Betreuer umzusehen. Überhaupt scheinst du dehr auf den einen Prof fokussiert zu sein. Warum sich nicht nach Alternativen umschauen? Unterstützung wirst du in der jetzigen Situtation eh nicht mehr erfahren. Ich hoffe du erkennst das.

Eva hat den Nagel auf den Kopf getroffen. Gehe einmal so vor, wie sie beschrieben. Wenn er dann bei der Zukunftsempfehlung für dich wieder anfängt "herumzudrucksen", dann geh'.
Sutech

Re: Beschwerdemail schreiben oder nicht?

Beitrag von Sutech »

flip hat geschrieben:Einige Dinge, die ich nicht verstehe:

Eine "Studienassistentin" ist eine Hilfskraft, ja? Du warst also als Sudentin zwei Jahre an dem Institut schon beschäftigt?
Eine "Prä-Doc-Stelle" ist "Wissenschaftlicher Mitarbeiter"?
Was ist das für ein Stipendium, wo man "bei der Abteilung angestellt ist"? Dein Betreuer scheint dort auch die Auswahl zu treffen?
Was ist deine jetziger Beschäftigungsstatus?

Dein "Betreuer" hat sich anscheinend damit angefreundet, dass du die Arbeit für lau machst. Er hat dir zwei Mal durch die Blume gesagt, dass du nicht für ihn für solche Stellen in Frage kommst. Allein schon die Aussage mit der Qualifikation ist schon hart. Das wäre für mich schon längst der Punkt erreicht, mich nach einem anderen Betreuer umzusehen. Überhaupt scheinst du dehr auf den einen Prof fokussiert zu sein. Warum sich nicht nach Alternativen umschauen? Unterstützung wirst du in der jetzigen Situtation eh nicht mehr erfahren. Ich hoffe du erkennst das.

Eva hat den Nagel auf den Kopf getroffen. Gehe einmal so vor, wie sie beschrieben. Wenn er dann bei der Zukunftsempfehlung für dich wieder anfängt "herumzudrucksen", dann geh'.
ja, eine Studienassistentin ist eine studentische Hilfskraft und ein praedoc ein wissenschaftlicher Mitarbeiter. Man arbeitet an seiner Dissertation und nebenbei in der Abteilung.

Bzgl Stipendium: der Betreuer trifft selbst keie Auswahl, schreibt aber Empfehlungsschreiben für die die eine Auswahl treffen und so weiter. Bekommt man das Stipendium hat man einen Arbeitsplatz am Institut (also um seine Diss zu schreiben) und kann an Konferenzen etc teilnehmen.

Ich habe nun eine Mail an Ihn formuliert und würde mich über feedback freuen.

Und nochmals vielen vielen Dank für eure Teilnahme! Eure Ratschläge und überhaupt hier zu schreiben helfen mir enorm.

also der Entwurf:

Sehr geehrter Herr Prof. XY,

Wie Sie ja gestern mitbekommen habe, war ich gestern etwas enttäuscht. Nun bin ich ehrlich gesagt an einem Punkt angelangt, wo ich haderere. Ich bin mir nicht mehr so sicher, ob ich weiterhin daran arbeiten soll, im wissenschaftlichen Bereich fuß zu fassen oder mich nicht eher anderwertig zu orientieren und das Ruhen zu lassen. Das Disserationsprojekt würde ich wohl "nebenher" verfolgen, immerhin hab ich darin schon einiges investiert.

Wie gesagt, prinzipiell würde ich diesen Weg wirklich gerne weiterverfolgen, andererseits bin ich gerade unsicher ob ich wirklich das Potential dazu habe bzw. Sie mir dieses zugestehen und bitte Sie deswegen um Ihre ehrliche Einschätzung und Ihren Ratschlag.

Freundliche Grüße,
Frau Sutech
Meggy

Re: Beschwerdemail schreiben oder nicht?

Beitrag von Meggy »

Liebe Sutech

ganz ehrlich ich würde das NICHT per mail machen. Vereinbare einen Termin und rede morgen oder die Tage persönlich darüber.
Auf
Das Disserationsprojekt würde ich wohl "nebenher" verfolgen, immerhin hab ich darin schon einiges investiert.
würde ich vermutlich (als Prof) mit "Reisende soll man nicht aufhalten" reagieren, zumindest gedanklich. Das "würde wohl nebenher" klingt da einfach irgendwie schwammig (my 2 cents) und das ab "immerhin" ein bißchen trotzig. Darüber hinaus solltest Du auch bedenken dass es keineswegs einfach ist, eine Diss "nebenher" zu verfolgen, das dürfte auch Deinem Prof klar sein.
Wie Sie ja gestern mitbekommen habe, war ich gestern etwas enttäuscht.
Abgesehen von der gestern - gestern Doppelung würde ich sowas irgendwie nicht per mail ausdrücken sondern wirklich das direkte Gespräch suchen. Und: Du bist offenbar nicht "etwas enttäuscht" sondern "ziemlich stark desillusioniert". Warum also dieses extrem vorsichtige drum rum "schwurbeln"? Geh hin, schau ihm ins Gesicht, sag ihm dass Du enttäuscht bist (nicht "ein bißchen etwas") weil Du Dich bisher immer bestärkt gefühlt hast in Deinem Vorhaben und woran es liegt dass - vielleicht - Deine und seine Wahrnehmung der Situation und Deiner Befähigung so differieren. Und überleg Dir reelle Alternativen und zieh ggf die Konsequenzen. Entweder liegt dem Prof wirklich was an Dir und/oder dem Projekt, dann bitte ihn nochmla ausdrücklich mit Dir nach Alternativen zur Finanzierung/Anstellung zu schauen. Oder ihm liegt nicht viel an Dir und/oder dem Projekt, dann wirst Du das vermutlich auch im Gespräch merken, dann zieh die Konsequenzen und geh. Lieber ein Ende mit Schrecken... (und wer sagt denn dass Du mit dem Thema - so wie jetzt oder leicht abgewandelt - nicht vielleicht doch woanders unterkommst?
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