65% Vertrag oder Stipendium??

rephlexe

65% Vertrag oder Stipendium??

Beitrag von rephlexe »

Hi an alle!

Ich hab folgendes "Problem". Ich habe grad einen 65% Arbeitsvertrag für 3 Jahre (mega gut, bin sehr zufrieden)!
Mein PI will das ich mich jetzt für ein Stipendium bewerbe (Böhringer Ingelheim zb.) damit er meine Stelle freimachen kann für eine weitere TA zb.
Er sagt auch er würde die Differenz zwischen mein jetziges Gehalt und was ich vom Stip. bekommen würde ausgleichen.

Mein Problem damit ist folgendes:
- Muss alle Versicherungen selber privat organisieren, da kein Arbeitsvertrag mehr besteht.
- Stipend wäre nur für 2 Jahre, und nur evtl. extra 12 Monate
- Wenn ich keinen Beitrag für Arbeitslosenschutz zahle, dann könnte es sehr blöd werden wenn ich direkt nach der Promotion keine Stelle finde..
- Wie könnte er es mir überhaupt ausgleichen, da ich keine andere Geldquelle haben darf (Laut Stipend. Vertrag)
- Ist es fair das ich als frisch angefangene Doktorand mich um Geld für eine TA stelle sorgen soll? Ist das nicht eigentlich der Job vom PI?

Einzigstes Pro von der ganzen Geschichte: Ich kann auf mein CV schreiben das ich ein Stipend hatte..

Was meint ihr so zu der Situation?
Danke :)
flip
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Re: 65% Vertrag oder Stipendium??

Beitrag von flip »

Stipendien sind der größte Mist und gehören aufgrund er Punkte, die du aufgezählt hast, schon längst verboten.
Dazu kommen noch andere Dinge, wie lein Recht recht auf einen Arbeitsplatz, keine direkt finanzialle Unterstützung, sodass du dich für alles rechtfertigen musst.
Eine Auszeichnung sind sie auch nicht wirklich. Die Auszeichnung ist eher die TVÖD-Stelle, wenn du einmal länger darüber nachdenkst.

Ich habe keine Ahnung, was ein "PI" ist, aber bei so einer Behandlung dir gegenüber würde ich mich direkt nach einer neuen Promotionstätigkeit umschauen. Das sagt nämlich sehr viel darüber aus, was er/sie von dir bzw. Doktoranden hält.
rephlexe

Re: 65% Vertrag oder Stipendium??

Beitrag von rephlexe »

flip hat geschrieben: Ich habe keine Ahnung, was ein "PI" ist
mit PI meinte ich principle investigator, mein Gruppenleiter/Chef.

Danke für dein Antwort, hilft mir auf jeden fall weiter. Die Stelle ist sonst sehr sehr gut, deswegen werde ich evtl. einfach versuchen mit mein Chef zu reden und erklären wieso es für mich nur Nachteile hat.

:coffee:
flip
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Re: 65% Vertrag oder Stipendium??

Beitrag von flip »

Deine Stelle ist nur so gut, wie das Verhältnis zu deinem Chef.

Es wäre ziemlich naiv zu glauben, dass er nicht ganz genau weiß, dass dir dadurch Nachteile entstehen.
Was er versucht ist, sich mehr Arbeitskräfte zu angeln, in dem er bestehende Arbeitnehmer in Stipendien outsourct.

Wenn das die Grundlage für eure mehrjährige Zusammenarbeit ist, dann viel Spaß.
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Re: 65% Vertrag oder Stipendium??

Beitrag von algol »

Die weitere TA (was ist das überhaupt?) könnte sich doch auf das Stipendium bewerben.
rephlexe

Re: 65% Vertrag oder Stipendium??

Beitrag von rephlexe »

algol hat geschrieben:Die weitere TA (was ist das überhaupt?) könnte sich doch auf das Stipendium bewerben.
Tut mir leid, ich hätte weniger Abkürzungen benutzen sollen, TA = Technischer Assistent
Solche Stipendien gibts nicht für TA's soweit ich weiß =/
rephlexe

Re: 65% Vertrag oder Stipendium??

Beitrag von rephlexe »

flip hat geschrieben:Deine Stelle ist nur so gut, wie das Verhältnis zu deinem Chef.

Es wäre ziemlich naiv zu glauben, dass er nicht ganz genau weiß, dass dir dadurch Nachteile entstehen.
Was er versucht ist, sich mehr Arbeitskräfte zu angeln, in dem er bestehende Arbeitnehmer in Stipendien outsourct.

Wenn das die Grundlage für eure mehrjährige Zusammenarbeit ist, dann viel Spaß.
Ich glaube tatsächlich das er sich da nicht so viele Gedanken gemacht hat, und wirklich nicht weiß was für Nachteile es haben könnte.
Aber ich werde einfach mal mit ihm reden..
algol
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Re: 65% Vertrag oder Stipendium??

Beitrag von algol »

Also, Du bist gar nicht als Doktorand/in angestellt, sondern als technische Assistentin?
JohnvanConnor

Re: 65% Vertrag oder Stipendium??

Beitrag von JohnvanConnor »

flip hat geschrieben:Stipendien sind der größte Mist und gehören aufgrund er Punkte, die du aufgezählt hast, schon längst verboten.
[...]
Eine Auszeichnung sind sie auch nicht wirklich. Die Auszeichnung ist eher die TVÖD-Stelle, wenn du einmal länger darüber nachdenkst.
Als ehemaliger Stipendiat kann ich da im Prinzip voll zustimmen; allerdings muss man auch sagen: es kommt darauf an! Die Promotionsstipendien der sog. Begabtenförderwerke sind wirklich schrottig und hinterhältig. Gleiches gilt für die meisten von Ländern oder Unis Vergebenen (Graduiertenkolleg usw.). Aber wenn hier die Rede ist von "Boehringer Ingelheim" und Laborarbeit.... ich würde mich mal irgendwie erkundigen, ob ein solches Stipendium nicht vielleicht im speziellen Fach und mit Blick auf die Bewilligungsquote doch als "Auszeichnung" gelten kann. Und wenn der Prof. sagt, er will die Differenz ausgleichen, könnte man ihn ja darauf festnageln. I. d. R. darf man eine begrenzte Stundenzahl zusätzlich zum Stipendium arbeiten/verdienen.
Weitere Pro-Punkte: Übung im Antragschreiben; und: mit einer leichten Verzögerungstaktik ließe sich die Gesamtlaufzeit der Promotionsfinanzierung evtl. sogar verlängern, denn es dauert meist recht lange, bis man so etwas durch hat (kann ja auch mehrere Versuche brauchen). Oder wäre die 3-Jahres-Stelle sonst auch verlängerbar?
Aber grundsätzlich hört es sich schon eher nach einer suboptimalen Idee an, eine Stelle zugunsten eines Stipendiums aufzugeben.
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Re: 65% Vertrag oder Stipendium??

Beitrag von daherrdoggda »

Arbeitgeber wollen natürlich Geld sparen. Bei Stipendiaten, die ja kein Arbeitsverhältnis haben, brauchen sie sich um keine Sozialversicherungen, Arbeitnehmerrechte, usw. kümmern. Das hat schon vor ein paar Jahren zu Schlagzeilen mit dem Wort "Schwarzarbeit" geführt, weil viele dann eben doch weisungsgebunden waren oder Urlaub beantragen mussten (Scheinselbstständigkeit, die GEW empfiehlt meiner Erinnerung nach sogar ein Statusfeststellungsverfahren für Stipendiaten). Und 65% sind nicht schlecht, anderswo gibt es immer nur 50%. Auch nach der Promotion gibt es Unterschiede: als ehemaliger Stipendiat wird man auf der untersten Gehaltsstufe eingestellt, weil man arbeitsrechtlich gesehen 0 Arbeitserfahrung hat. Und sollte man erstmal nix finden, landet man direkt bei Hartz 4, weil man keine Arbeitslosenversicherung hatte. So zumindest hat es sich mir damals dargestellt, vll gibt es inzwischen Zuschüsse oder freiwillige Versicherungen. Der einzige (kurzfristige) Vorteil von Stipendien ist die Steuerfreiheit, allerdings können besonders selten vergebene Stipendien schon eine Auszeichnung sein, weil man zu den wenigen auserwählten erkoren wurde. Alles hat sehr deutliche Vor-und Nachteile, also mal für die nächsten Jahre vorausdenken und dann entscheiden, was einem mittelfristig wichtiger ist.
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