Umgang mit Frust?

physikPHD

Umgang mit Frust?

Beitrag von physikPHD »

Es ist bei mir oft in der wissenschaftlichen Arbeit so, dass ich oft nicht so richtig weiter komme, wie ich es mir eigentlich vorgestellt hatte. Ergebnisse sind nicht, wie gedacht, oder sie sind eventuell so erst mal gar nicht richtig verwertbar. Auch dass ich nur Schritt für Schritt vorankomme und keine großen Sprünge machen kann, ist irgendwie frustrierend. Klar, es ist Teil des Prozesses. Und das muss auch so sein, um entsprechend das System verstehen zu können. Aber dadurch merke ich nun auch nicht so richtig das Vorankommen und das bewirkt dann, dass ich das Gefühl bekomme, nichts geschafft zu haben. Denn das Geschafft ist im Vergleich zu der Zeit, die es in Anspruch genommen hat, so gering, dass ich den Erfolg nicht so richtig spüren kann und eher das Gefühl habe, auf der Stelle zu treten. Und das frustriert mich auch sehr, da ich mir dann die Erfolgserlebnisse fehlen. Oft probiere ich dann rum, komme bis zu einem Punkt, habe das Gefühl, dadurch dass dieser Erfolg nur ein recht kleiner Schritt ist, dass ich nichts geschafft hätte. Bin dann frustriert, und werde mit der Zeit immer frustrierter. Das führt dann oft dazu, dass ich dann, trotz neuer Ideen nicht zur Tat schreite, weil ich dann die Einstellung habe, dass es nicht viel bring, das auszuprobieren. Klar, habe ich auch Phasen, in denen ich motivierter bin. Würde schließlich ja sonst gar nicht mehr vorankommen. Aber mich nervt schon das Frustriert-Sein sehr. Und mich nervt vor allem, dass diese Frustrationsphasen sehr viel Zeit rauben, weil ich dann immer sehr viel Kraft brauche, um dann mein Tief zu überwinden. Es dauert dann eben Ewigkeiten, bis ich dann endlich wieder sinnvolle Arbeit leiste. Und diese Frust frisst Zeit. Zeit, die ich viel sinnvoller in die Arbeit hätte stecken können. Die Energie, die ich brauche, um mich dann trotz demotivierter Phase mich dann doch wieder an de Arbeit zu setzen, diese Energie wäre viel sinnvoller, wenn ich sie direkt in die Arbeit stecken könnte. Die Frust frisst also auch viel Energie. Sie laugt mich in solchen Phasen auch irgendwie aus. Ich merke auch oft, dass ich in solchen Phasen oft zu Übersprungshandlungen neige. Oft beschäftige ich mich dann mit anderen Dingen, wohlwissend, dass da ja noch Arbeit auf mich wartet. Und oft sind es Dinge, die so diese Relevanz und Wichtigkeit, die sie dann bekommen, gar nicht zu der Zeit haben. Es sind Dinge, die ich dann auch zu einer anderen Zeit hätte ausführen können. Oft mache ich mir dann auch Gedanken über Dinge, die so den Raum, den sie bekommen, gar nicht bräuchten. Ich zerdenke mir dann Dinge/Themen quasi tot. Ich mache mir dann so viele unendliche Gedanken, obwohl ich ganz genau weiß, dass das noch nicht mal nötig ist. Ich bin dann in Gedankenschleifen. Und dort, wo eigentlich ein Ende sein sollte, beginne ich dann wieder von vorne mit den Gedanken, wo ich ja schon war. Ich würde gerne an diesem Zustand, an den Zeitfressern, etwas ändern. Ich möchte gerne lieber die Zeit sinnvoller in meine Arbeit stecken. Aber irgendwie stehe ich mir da selbst im Wege. Kennt das hier jemand? Wie geht ihr damit um? Welche Tricks wenden ihr dann an? Was funktioniert besonders gut bei euch? Würde mich sehr über einen Austausch/ hilfreiche Tipps freuen.
flip
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Re: Umgang mit Frust?

Beitrag von flip »

Du verlangst nach Anworten, die es nicht gibt. Und das schon in deinem mittlerweile fünften (?!) Thread zu dem Thema.
Einfach gesagt: Promovieren ist ein jahrelanges Laufen gegen Wände. Irgendwann kommt man durch oder drüber. Dann läuft man gegen die nächste.
Das haben so ziemlich alle Fachrichtungen ansich und das ist ein normaler Prozess.

Es hat hier jeder schonmal Phasen gehabt, wo es wochenlang oder monatelang nicht weiterging. Die Kunst ist, sich immer und immer wieder zu berappeln.
physikPHD

Re: Umgang mit Frust?

Beitrag von physikPHD »

....??? Der fünfte Thread??? Nicht dass ich wüsste.
Bei mir ist das nunmal der größte limitierende Faktor. Klar stehe ich immer wieder auf, wenn ich gegen Wände laufe. Aber ich hoffe dann doch noch auf eine Optimierung des Prozesses. Und da fängt man nunmal am besten dort an zu verbessern, was am meisten Zeit raubt. Ich suche halt noch nach Lösungen. Ob sich da was finden wird, was das ganze ankurbelt, sei ja erstmal dahingestellt. Suchen und ausprobieren werde ich ja wohl noch dürfen. Und ich frage dann doch mal gerne nach, denn vielleicht hat ja jemand den ein oder anderen hilfreichen Tipp. Gegen die Wand laufe ich eh. Aber vielleicht hat ja jemand eine andere Überwindungsstrategie, von der es sich lohnen würde, sie auszuprobieren. Die Hoffnung stirbt zuletzt. Und wie ich gegen meine Wände laufe, ist mir bereits bekannt. Ich versuche eben neue Perspektiven zu erschließen. Ob sich das lohnen wird, kann man ja jetzt so nicht sagen. Aber fragen kostet ja nichts. Und antworten tut ja, wer will.
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Re: Umgang mit Frust?

Beitrag von Zwonk »

Aus meiner Sicht ist die Diss nicht Dein primäres Problem, sondern allenfalls der Auslöser für die von Dir beschriebene Symptomatik. Ich würde tatsächlich mal einen Fachmann zurate ziehen. Ernsthaft - ich glaube, Du würdest von einer Psychotherapie mehr profitieren, als von den Ratschlägen anderer Leute, so gut die auch gemeint sind :?
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Re: Umgang mit Frust?

Beitrag von Koenigsportal »

Vielleicht gibt Dir das Buch "Schluss mit dem ewigen Aufschieben" von Rückert Anstöße. Oder von demselben "Entdecke das Glück des Handelns".
"Do what you can, with what you've got, where you are." (Th. Roosevelt)
Doc-Wolfi

Re: Umgang mit Frust?

Beitrag von Doc-Wolfi »

Hallo,
es gibt Menschen, die brauchen einfach schnelle Erfolge. Du kennst vielleicht den Marshmallow-Test? Wer den Marshmallowtest bestanden hat, kann auch den Frust der wissenschaftlichen Arbeit besser wegstecken.
Dauerfrust kann aber auch einfach durch chronische Erschöpfung erzeugt werden. Wann warst Du denn das letzte Mal im Urlaub?
Viele Grüße,
Wolfi
Paulchen
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Re: Umgang mit Frust?

Beitrag von Paulchen »

es gibt Menschen, die brauchen einfach schnelle Erfolge.
So kann man es eigentlich gut zusammenfassen. Ich bin persönlich auch jemand, der schnelle Erfolge braucht und wenn man promoviert, muss man lernen, dass es keine schnellen Erfolge gibt. Ich will es einmal knallhart sagen: Für mich was die gesamte Dissertationszeit eine Art Krieg. Man muss lernen, dass man häufig gegen etwas anrennt und auf die Schnauze fällt. Wichtig ist eben, dass man dann wieder aufsteht, losrennt und ggf. wieder gegen eine Wand knallt. Es gibt auch kein Patentrezept dagegen. Man muss lernen, damit umzugehen. Wenn man seine Promotionsphase überlebt hat, hat man am Ende die zwei Buchstaben vor dem Namen, viel über sich selbst gelernt und geht gestärkt aus der ganzen Nummer hervor.
Aber grundsätzlich würde ich den folgenden Tipp geben: Ich kenne dich nicht, physikPHD, daher sehe es nicht als Tipp für dich an, sondern als allgemeinen Hinweis an alle potentielle Doktoranden. Es gibt einfach Menschen, die brauchen a) schnell Erfolge und kommen b) sehr schlecht mit schwierigen Phasen klar. Bevor die ganze Dissertation dann zu einem wirklichen (gesundheitlichen) Problem wird, sollte man die Reißleine ziehen und abbrechen. Natürlich ist das dann erstmal ein Scheitern, aber ich glaube, dass man auch daraus gestärkt hervorgeht. Ich persönlich habe mich immer dann weiterentwickelt, wenn es nicht so gut gelaufen ist. Wäre eine Dissertation nun auch ein einfach Spaziergang durch die wissenschaftliche Welt, hätten wir vermutlich noch mehr Doktoren in diesem Land.
flip
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Re: Umgang mit Frust?

Beitrag von flip »

physikPHD hat geschrieben:....??? Der fünfte Thread??? Nicht dass ich wüsste.
Das macht ja nichts. Dafür gibt es ja die Beitragshistorie hier. :D Du schreibst seit ca. einem Jahr in jedem zweiten Thread mit gewissem Abstand, dass du auf der Stelle trittst.

Das lässt im Grunde genommen zwei Schlussfolgerungen zu:

1. Du hast tatsächlich ein ziemlich großes Problem das dich ziemlich fertig macht.
2. Du scheinst ein Mensch zu sein, der einfach schnell gefrustet ist.

Da du dich an deine anderen Beiträge nicht mehr erinnern kannst, tippe ich einmal ganz stark auf Punkt 2.
Also, es klappt etwas nicht, du bist sauer. Dann klappt etwas und du freust dich (kurz). Dann klappt etwas wieder nicht und du bist noch sauerer (hehe, gibt es das Wort?) als vorher, suchst nach einer neuen Taktik, andern Lösungen, um das Ganze zu vermeiden. Dann klappt wieder was und du freust dich (kurz), dann wieder nicht und alles wieder von vorne.

Was du dabei übersieht. Das ist der ganz normalen Verlauf einer Diss. :blume:
Wenn ich mich recht entsinne, helfen diese Taktiken, die hier vorgeschlagen werden, zwar beim Schreiben und aufarbeiten, aber nicht bei der angewandten Forschung. Spätestens da ists nämlich mit dem geregeltem Tagesablauf vorbei. Da gilt immer noch das ständige "Gegen die Wand laufen und aufrappeln". Habe ich auch jahrelang, und mehrere Monate darunter gelitten. Natürlich immer nur phasenweise. Und ich vermute mal, sehr viele andere hier auch. :)
Doc-Wolfi

Re: Umgang mit Frust?

Beitrag von Doc-Wolfi »

Paulchen hat geschrieben:Wäre eine Dissertation nun auch ein einfach Spaziergang durch die wissenschaftliche Welt, hätten wir vermutlich noch mehr Doktoren in diesem Land.
Das stimmt. Es gibt mehr Abbrecher, als man meinen sollte. Und andere wiederum ziehen es auch unter schwierigsten Bedingungen durch.
Ich behaupte gerne, dass ich den Titel für meine Hartnäckigkeit bekommen habe. Intelligent und kompetent sind andere auch, aber die Hartnäckigkeit entscheidet.
Wolfi
Doc-Wolfi

Re: Umgang mit Frust?

Beitrag von Doc-Wolfi »

A propos normaler Verlauf einer Diss. Die verläuft doch meistens so:
- Interesse am Thema
- Nase voll vom Thema, zu viel darüber gelesen
- immer noch kein Thema
- erste Ergebnisse
- lange nichts
- endlich richtige Ergebnisse
- totale Sinnkrise und alles wegwerfen wollen
- weitermachen
- Panik, weil jemand anderer etwas Ähnliches geforscht hat
- Erleichterung, weil es zum Glück doch nicht ganz dasselbe war
- Arbeit fast fertig
- Finger auf dem Löschen-Button
- abgegeben
- Tippfehler gefunden
- Arbeit erscheint einem völlig sinnlos
- Doktortitel kriegen

Beim Zusammenschreiben ist es dasselbe, um schonmal voraus zu greifen. Wir haben mal in einer Gruppe ein Buch geschrieben und als es fast fertig war, wollten einige Mitautoren das Ding wegwerfen, weil es so ein Mist sei. Interessanterweise waren alle und nur diejenigen mit Doktortitel völlig dagegen, das fast fertige Werk wegzuwerfen, weil sie dieselbe Krise ja von der Diss schon kannten. Wir haben dann nochmal gründlich überarbeitet und fertig war der Bestseller... :-)
Und mit jedem Buch, das ich schreibe, dasselbe. Der richtige Moment, es beim Verlag einzureichen ist, wenn ich es total hasse und mistig finde, aber nicht mehr weiß, was ich noch daran verbessern könnte. Neulich habe ich ein paar Kapitel gelesen, die ich vor Monaten geschrieben habe. Hatte dann aufgehört, weil das Buch sowieso in die falsche Richtung ging. Nunja, beim Neulesen fand ich es ganz flüssig und schlüssig. Ich fürchte, unser Gehirn ist mit so komplexen Projekten irgendwie überfordert und kann sie nicht richtig einschätzen. Am besten gar nicht irritieren lassen! Wenn die Grundidee richtig ist, dann lässt sich da auch was draus machen!

Wolfi
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