Geplante Promotion mit Kind

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Ness

Geplante Promotion mit Kind

Beitrag von Ness »

Hallo Miteinander!

Ich bin neu hier und das Thema was mich beschäftigt ist meine geplante Promotion (Sozialwissenschaften) als auch der geplante Kinderwunsch. Egal wie ich es drehe und wende, ich lande immer wieder dabei, dass es keine entweder/oder - Entscheidung sein sollte, sondern doch irgendwie weitsichtig geplant funktionieren können sollte. Im Archiv habe ich mich schon durchgelesen und viele aufmunternde als auch "auf den Boden der Tatsachen"-holende Erfahrungen gefunden. Mein derzeitiger Plan sieht eine Promotion in Teilzeit, also auf sechs Jahre vor. Ein DV ist ebenfalls schon gefunden. Meine Arbeitszeit könnte ich auf zehn Stunden wöchentlich reduzieren oder nebenberuflich weiterführen und hat nichts mit dem Diss-Thema zu tun. Allerdings bin ich unschlüssig was die Entscheidung betrifft, ob Diss im Alleingang (ohne zusätzliche Gelder, aber ohne Druck), mit Drittmitteln (dann würde das Thema als Projekt im Ganzen jedoch wesentlich größere Dimensionen annehmen) oder über eine Anstellung an der Uni über die Uni am Projekt. Falls Kind klappen würde, könnte ich drei Jahre in Elternzeit gehen. Wie das mit den Drittmitteln aussieht, steht dann natürlich auf nem anderen Blatt. Wenn beide Pläne (Kind und Promotion) schon quasi beschlossen wären, was sind eure Erfahrung mit den verschiedenen Möglichkeiten? Oder lässt sich eine Promotion in Elternzeit auch in geringfügig selbständiger Tätigkeit weiterführen? Wie gesagt, sechs Jahre stünden zur Verfügung. Mein Mann ist hauptsächlich am Wochenende zu Hause, Großeltern aber auch unter der Woche.

Ich würde mich über Rückmeldungen freuen
Grüße, Ness
flip
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Re: Geplante Promotion mit Kind

Beitrag von flip »

Ness hat geschrieben:Hallo Miteinander!
Ein DV ist ebenfalls schon gefunden. Meine Arbeitszeit könnte ich auf zehn Stunden wöchentlich reduzieren oder nebenberuflich weiterführen und hat nichts mit dem Diss-Thema zu tun. Allerdings bin ich unschlüssig was die Entscheidung betrifft, ob Diss im Alleingang (ohne zusätzliche Gelder, aber ohne Druck), mit Drittmitteln (dann würde das Thema als Projekt im Ganzen jedoch wesentlich größere Dimensionen annehmen)
Du hast diese drei Möglichkeiten, bzw. der Prof stellt dich vor die Wahl?


Auf Drittmittel zu spekulieren ist ziemlich - Verzeihung - egoistisch. Es gibt einen termininerten Ablauf, es sind mindestens dein Prof (und andere Mitarbeiter/Professoren) inolviert und du weißt ganz genau, dass du denen in die Parade fahren wirst.

Ansonsten: Fast alle Doktoranden mit Kindbetreuung, die ich kenne (sechs), promovieren mitlerweile extern. Nur eine ist am Lehrstuhl angestellt. Dort wird ihre Arbeit aber größtenteils von den anderen übernommen, wenn mal was dringendes anfällt. Läuft offenkundig harmonisch.
Ness

Re: Geplante Promotion mit Kind

Beitrag von Ness »

Hallo Flip,

danke für deine Rückmeldungen. Ich spekuliere nicht auf Drittmittel. Es sind einfach die drei Möglichkeiten, die existieren. Wenn die Entscheidung auf ein Drittmittelbasiertes Projekt fallen würde, müssten die natürlich erst akquiriert werden. Mein Prof. hätte nur gern ein größeres Projekt, welches sich dann nur im Rahmen von Drittmitteln umsetzen ließe.
praktikum
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Re: Geplante Promotion mit Kind

Beitrag von praktikum »

Bei Drittmitteln besteht das Problem, dass bestimmte Arbeiten für ein Projekt einfach in bestimmten Zeiträumen geleistet werden müssen. Die Vorgaben verschärfen sich für neue Projekte eher noch. Im Gegensatz zu normalen Arbeitsstellen sind die Inhalte der Projekte hinterher mancherorts nicht mehr relevant!

Sobald Du nicht mehr vor Ort bist, stellt sich die Frage, wer die Arbeit für das Projekt erledigt. Nach den 36 Monaten ist das Projekt wahrscheinlich beendet oder Du kannst kurz vor Schluss nicht mehr helfen. Dann kommt es auf den Prof und seine Mittel an und mancherorts wird da keine Vertretung eingestellt. Dann dreht sich das TODO-Karussel und es wird alles auf andere (befristete) Leute abgewälzt, welche ihre ursprünglichen Aufgaben und Promotion ebenfalls machen müssen.

Das kann gut gehen, aber wenn die Anderen die Zusatzarbeit nicht leisten können oder wollen, dann fehlt schnell das Nachfolgeprojekt.

Das andere Problem ist die Relevanz der Doktorarbeit nach der Rückkehr, siehe oben. Gerade im Zusammenhang mit Drittmitteln verlieren so manche Arbeiten nach Ende des Projektes an Interesse. Worst case darfst Du nach Deiner Rückkehr an etwas völlig Anderem arbeiten und Dein eigentliches Thema ist vor Ort irrelevant.
Penguin
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Re: Geplante Promotion mit Kind

Beitrag von Penguin »

Hallo Ness,

ich habe von vielen Freunden gehoert, dass die Promotionsphase die beste Zeit ist ein Kind zu bekommen. Je nachdem ob du in der Wissenschaft bleiben willst, kann es allerdings hinderlich sein sie waehrend der Diss zu bekommen. Schneller wuerde dann besser sein. Aber wenn du eh die Promotionsphase auf 6 Jahre planst, dann sollte es machbar sein.

Zum Thema Projekte/Drittmittel: Wenn man fuer die Elternzeit fuer 1-3 Jahre seine Promotion unterbricht, kann es Auswirkungen auf das Gesamtprojekt des Professors haben, weil noch mehr Leute in dem Projekt haengen. Ich habe aber auch viele Doktorarbeiten erlebt, deren Projekte komplett ausgekoppelt waren von denen der anderen. D.h. ob du nun 1 oder 3 Jahre pausierst oder nicht, stoert niemanden. Und die DFG spielt auch mit und das Thema ist auch in ein paar Jahren noch relevant. Wie sieht es denn in den Sozialwissenschaften aus? Sind das eher Einzelkaempfer Projekte oder grosse Gruppenprojekte?
Ness

Re: Geplante Promotion mit Kind

Beitrag von Ness »

Hallo!

Kurz zur Klarstellung, da hatte ich mich wahrscheinlich missverständlich ausgedrückt. Ich habe nicht vor in der Elternzeit, die Arbeit an der Dissertation zu unterbrechen. Deswegen die Planung von Anfang an auf sechs Jahre. Ich meinte, dass ich bei meiner jetzigen Arbeit in Elternzeit gehen würde bzw. diese Arbeitsstelle aufgebe und quasi freiberuflich meine Dissertation am Projekt weiterverfolgen würde. Das löst jedoch, wie ihr beschrieben habt, nicht das Problem der Termine, die durch ein Drittmittelprojekt vorgegeben sind. Eine Promotion im Alleingang wäre da schon entspannter und ich könnte während der Elternzeit einfach weiterschreiben, soweit möglich. Es gibt in den Sozialwissenschaften Einzelkämpfer- und Großprojekte. Bei dem geplanten Thema wäre auch beides möglich. In meinem Fall würde eine Drittmittelfinanzierung mir eine finanzielle Unterstützung bieten, während ohne ich keine Unterstützung hätte.
Derzeit tendiere ich dennoch eher zu der Einzelkämpfervariante, die erscheint mir mit dem Babyplan am flexibelsten.

Danke für eure Antworten!
Jucy

Re: Geplante Promotion mit Kind

Beitrag von Jucy »

Hallo Ness,

mir sind deine Optionen nicht ganz klar - was heißt denn "drittmittelfinanziert" im Gegensatz zu "über Drittmittel an der Uni angestellt"? In meiner Welt ist das irgendwie das Gleiche...

Ich habe in einem Drittmittelprojekt an der Uni promoviert und in der Zeit auch ein Kind bekommen. Für mich war der Zeitpunkt ideal, denn über die Mutterschutzpause und die anschließende frühe Babyzeit, in der noch viel geschlummert wird, hatte ich plötzlich Zeit zum Schreiben. Allerdings kamen da einige Faktoren zusammen: 1. Ich hatte die Daten für meine Diss (eigener Datensatz unabhängig vom Drittmittelprojekt) im Kasten. 2. Mir ging es vor allem in den letzten Wochen vor der Geburt sehr gut und ich konnte die Zeit gut zum Arbeiten nutzen. 3. Mit meinem Baby war alles in Ordnung. Außerdem bin ich 4 Monate nach Geburt mit einem kleinen Stellenanteil wieder eingestiegen. Nach der Geburt waren außerdem "nur noch" Korrekturen zu machen, der Text stand.
Wäre ich mit meiner Arbeit nicht so weit gewesen (Daten im Kasten, grobe Auswertung fertig), hätte ich die Diss wohl nicht beendet, vermute ich rückblickend. Meine Kollegin ist gerade aus ihrer Elternzeit an die Uni zurückgekehrt und fängt mit ihrer Diss jetzt ziemlich bei Null wieder an.

Was würdest du denn ohne konkrete Babyplanung machen? Jetzige Arbeitsstelle behalten, an die Uni wechseln?Warum überhaupt die Promotion, welche Ziele verbindest du damit? Wenn du weiter in der Wissenschaft bleiben möchtest, ist die Nähe zur Uni vermutlich wichtiger. Ich würde erstmal das verfolgen - wer weiß, wann es mit einer Schwangerschaft klappt. Und wenn es so weit ist, ergeben sich oft nochmal Wege, die man vorher gar nicht bedacht hat (ich konnte z.B. mein Baby völlig unproblematisch mit zur Arbeit nehmen sowohl von Arbeitgeber- als auch von Babyseite aus).

Viele Grüße :blume:
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