Von intern auf extern wechseln - riskant?

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Thelmale

Von intern auf extern wechseln - riskant?

Beitrag von Thelmale »

Hallo zusammen,

seit einem halben Jahr habe ich eine Stelle als WiMa und ich musste feststellen, dass der Unibetrieb nichts für mich ist und ich die ganze Zeit denken muss, dass die Lehrstuhltätigkeit mich daran hindert, wichtige Erfahrungen in der Praxis sammeln zu können. Nun liebäugle ich mit dem Wechsel in eine externe Promotion plus 50 % Stelle. Dennoch habe ich Bedenken, mit meinem DV darüber zu reden, da ich befürchte, er könnte dies nicht unterstützen oder das Verhältnis könnte sich verschlechtern. Hat jemand Erfahrungen mit solch einem Wechsel oder einen Ratschlag für mich?

Vielen Dank schonmal für die Rückmeldungen.

LG
Doc-Wolfi

Re: Von intern auf extern wechseln - riskant?

Beitrag von Doc-Wolfi »

Hallo,
hat der Doktorvater sich denn schonmal grundsätzlich dazu geäußert, wie er externe Promotionen sieht? Und wie ist seine Zusammenarbeit mit der Praxis?
Manche Professoren sind grundsätzlich der Meinung, dass externe Doktorarbeiten nichts werden (können), unterstützen sowas dann auch grundsätzlich nicht. Wobei ich zu bedenken gebe, dass bei einer externen Promotion auch ganz normale, triviale Alltagsarbeit von der Promotion abhält.
Viele Grüße,
Wolfi
Thelmale

Re: Von intern auf extern wechseln - riskant?

Beitrag von Thelmale »

Lieber Wolfi,

vielen Dank für Deine Rückmeldung. Mein Prof betreut auch Externe. Dennoch habe ich das Gefühl, dass seine Internen in die "Professorenschmiede" gehören. Ich befürchte, dass die Betreuung schlecht werden würde, wenn ich ihm sagen würde, dass sich meine wissenschaftlichen Ambitionen geändert hätten. Er würde vermutlich denken, dass ich sprunghaft und nicht frustrationstolerant bin... Vielleicht sind das aber auch nur rein irrationale Gedanken von mir.

Aber ich muss wirklich sagen, dass ich die Arbeit am Lehrstuhl schrecklich finde. Das universitäre Umfeld allein macht mich unzufrieden, da ich die ganze Zeit das Gefühl habe, dass sich die Welt ausserhalb der Uni dreht :? Eine Promotion erscheint mir vielmehr als eine Form der "Selbstverwirklichung", die ich neben dem eigentlichen Beruf anstreben könnte.

LG
itsme

Re: Von intern auf extern wechseln - riskant?

Beitrag von itsme »

Thelmale hat geschrieben: Das universitäre Umfeld allein macht mich unzufrieden, da ich die ganze Zeit das Gefühl habe, dass sich die Welt ausserhalb der Uni dreht :?
Warum ist es dir dann so wichtig, dass dein Betruer dich nicht für "sprunghaft" oder "frustrationsintolerant" hält? Die akademische Laufbahn ist tatsächlich eine jahrelange Übung in Nabelschau: Es ist ein in sich abgeschlossenes System, mit ganz eigenen Maßstäben, die nur innerhalb des Systems Bedeutung haben. Das, was in der Uni als "Erfolg" zählt (z.B. Publikationen), wird außerhalb nicht gleichermaßen anerkannt. Wenn du für dich also schon erkannt hast, dass du nicht im System bleiben möchtest, weil "die echte Welt" sich für dich draußen dreht (= du dich eher mit Werten und Erfolgskriterien der nicht-akademischen Arbeitswelt identifizierst), dann ist die subjektive Einschätzung deines Betreuers für dich doch vollkommen ohne Belang.

Sehr wahrscheinlich wird er deine berufliche Neuorientierung nicht positiv bewerten, denn immerhin bewegt er sich seit Jahren im System und hat dort auch reüssiert, weswegen aus seiner Sicht "das System" der einzig relevante Mikrokosmos ist. Aber das sollte dich doch nicht davon abhalten, das zu tun, was für dich richtig ist. Da du keine wissenschaftliche Laufbahn mehr planst, warum dann nicht pragmatisch denken? D.h.: Die Promotion weiterverfolgen, weil das berufliche Vorteile bringt, aber ein Prädikat, das für eine wissenschaftliche Laufbahn ausreicht (summa oder magna) muss es nicht mehr sein. Damit ist es dann auch nicht so gravierend, wenn die Betreuungsintensität abnimmt, denn für deine Zwecke ist ja keine engmaschige Betreuung mehr zwingend notwendig (obwohl sie natürlich wünschenswert wäre).
HamburgerJung

Re: Von intern auf extern wechseln - riskant?

Beitrag von HamburgerJung »

Hi,
Interessant, ich wollte gerade einen ähnlichen Thread eröffnen, da ich in einer ähnlichen Situation bin wie du, allerdings aus anderen Gründen:
Ich promoviere jetzt seit knapp zwei Jahren. Im Prinzip läuft es auch nicht schlecht - ein Paper von uns ist bereits publiziert, ein weiteres bereits abgeschickt und ein drittes ist gerade in der Pipeline. Die Arbeit an der Uni macht mir auch Spaß, allerdings ist bei uns ist die Finanzierung sehr wackelig:
Ich habe im ersten Jahr mit einer 3/4-Stelle begonnen, bin im 2. Jahr auf eine volle Stelle heraufgestuft worden und jetzt im dritten Jahr bin ich auf einer halben Stelle, da es unserem Lehrstuhl doch an Geldern fehlt (baut im wesentlichen alles auf Dritmittel auf).
Vor einigen Wochen schrieb mich ein Headhunter auf Xing an. Ich habe ihm dann meinen Lebenslauf geschickt und ihm mitgeteilt, dass ich Plane nächstes Jahr die Doktorarbeit abzuschließen. Ehe ich mich versah hatte ich eine Einladung zu einem Bewerbungsgespräch bei einer Firma. Selbiges lief sehr gut - ich hatte einen guten Eindruck von der Firma und andersrum war es wohl genau so. :)
Dabei geht es um eine unbefristete Vollzeitstelle, ich finde die Firma sehr symphatisch und das gesamte drumherum scheint zu passen. :)
Die Stelle ist jedoch zum 1.1. ausgeschrieben und soll auch spätestens dann beginnen (gerne auch früher).

Meine Idealvorstellung wäre nun, dass ich die Arbeiten am Lehrstuhl bis zum Ende diesen Jahres beende und die Dissertation dann neben dem Beruf in meiner Freizeit fertig schreibe. Ich halte es realistisch meine wesentlichen Projekte bis dahin abzuschließen, allerdings ist es üblich an unserem Lehrstuhl, dass die Doktoranden 3-4 Jahre bleiben und meistens auch noch etwas Postdoc-Zeit anhängen. Eine externe Promotion hat es zumindest in der letzten Zeit soweit ich weiß auch nicht gegeben.

Habe irgendwie Angst meinen Doktorvater da zu enttäuschen, da er was das Projekt angeht voller Enthusiasmus ist und ich auch ziemlich dankbar war, dass er mir die Doktorarbeit angeboten hat. Ich würde diese sehr ungern acta legen und komplett abbrechen. Allerdings habe ich schon weiterhin mit einer 100%-Stelle gerechnet und die Herabstufung kam schon etwas überraschend. Und dass sich ein Unternehmen so sehr für einen Interessiert erlebt man ja heutzutage auch nicht alle Tage. Außerdem könnte mein DV dann sicherlich entweder einen meiner Kollegen hochstufen, oder einen weiteren Doktoranden oder SHKs einstellen.

Naja, habe jedenfalls auch Angst vor dem Gespräch. Gibt's hier vielleicht andere Leute die während der Dissertation in einen Job in der Wirtschaft gewechselt sind? Wie war die Reaktion eures Doktorvaters?
Marta

Re: Von intern auf extern wechseln - riskant?

Beitrag von Marta »

Thelmale hat geschrieben:Hallo zusammen,

seit einem halben Jahr habe ich eine Stelle als WiMa und ich musste feststellen, dass der Unibetrieb nichts für mich ist und ich die ganze Zeit denken muss, dass die Lehrstuhltätigkeit mich daran hindert, wichtige Erfahrungen in der Praxis sammeln zu können. Nun liebäugle ich mit dem Wechsel in eine externe Promotion plus 50 % Stelle. Dennoch habe ich Bedenken, mit meinem DV darüber zu reden, da ich befürchte, er könnte dies nicht unterstützen oder das Verhältnis könnte sich verschlechtern. Hat jemand Erfahrungen mit solch einem Wechsel oder einen Ratschlag für mich?

Vielen Dank schonmal für die Rückmeldungen.

LG
Meiner Meinung nach ist das ganz normal. Du muß immer so machen, was für dich bequem ist und keinen Stress oder so etwas macht.Aber natürlich muss Du mit deinem DV alles besprechen zuerst.
Ich wünsche Dir viel Spaß!!
Doc-Wolfi

Re: Von intern auf extern wechseln - riskant?

Beitrag von Doc-Wolfi »

Hallo Hamburger Jung,
ich kenne das als normal, dass die Leute während der Diss in die Praxis wechseln. Allerdings waren sie dann vermutlich schon etwas weiter als Du, so dass nur noch das Zusammenschreiben anstand. Bei uns war der Grund, dass der Vertrag bzw. das Drittmittelprojekt auslief. Für den Doktorvater war das OK, denn so hatte er weiterhin eine kostenlose Arbeitskraft.
Allerdings sollte der Wechsel nicht zu früh passieren, weil es sonst sein kann, dass die Diss nicht mehr fertig wird!
Wolfi
Streptokokkus

Re: Von intern auf extern wechseln - riskant?

Beitrag von Streptokokkus »

Hallo!
Bin selbst eine Externe und kann absolut nicht empfehlen, eine volle Stelle in der Praxis anzunehmen.
Die Zeit für die Promotion reicht dann überhaupt nicht mehr!
Und es ist auch keine Frage der Diziplin..
Gruß
Streptococcus
barbara
Beiträge: 189
Registriert: 14.11.2010, 20:12
Status: läuft - stockt-läuft
Wohnort: Von dr Alb raa

Re: Von intern auf extern wechseln - riskant?

Beitrag von barbara »

Ich hab neben meinem Vollzeit-Job angefangen, zu promovieren. Aber da war ich bereits ganz gut eingearbeitet - insgesamt 15 Jahre Berufserfahrung, 3 davon in dem Job, in dem ich eben dann angefangen habe.

Nun gelingt es mir nicht mal mehr, etwas zusammenzuschreiben (ich bin mit den Ergebnissen fertig und zufrieden!). Für Neueinsteiger im Beruf scheint mir das sehr schwer. Allerdings habe ich meinen Job auch SEHR ernst genommen (150%), und genaugenommen hat mich meine eigene Karriere eingeholt --> das aus meinem Diss-Thema enstandene Forschungsprojekt frisst die Diss auf. Es gibt aber schlimmeres, als wenn aus einer dreiviertelfertigen Diss ein paar Beförderungen und ein tolles Projekt entspringen :-)
18. apr 2011;31. Dec 2013;f;hoffentlich klüger!
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