Wo erhalte ich eine professionelle Plagiatsprüfung?

TiSchu

Wo erhalte ich eine professionelle Plagiatsprüfung?

Beitrag von TiSchu »

Hallo alle miteinander,

ich bin neu hier in dem Forum und stecke gerade in den Endzügen meiner Diss. Endlich muss ich dazusagen, denn hinten raus wurde es wirklich nochmals anstrengend die Feinheiten mit meinem Prof. abzustecken und das Messsystem hat mich auch noch kräftig geärgert. Nu is aber so gut wie alles beisammen ;-)

Jedenfalls habe ich nunmehr folgendes Anliegen: Da in diese Arbeit - wie bei allen von Euch - wirklich viel Herzblut geflossen ist möchte ich vermeiden, dass die Arbeit wegen "unwissendlich falschen Zitaten" irgendwann mal angegriffen wird. Bei uns an der Uni (Hannover) nutzen wir zur Plagiatsprüfung ein online-Portal. Mit der dortigen Prüfung bin ich aber sehr unzufrieden, da mir in einer der durch mich betreuten studentischen Arbeiten Passagen aufgefallen sind die definitiv plagiert wurden (da sie aus DEM Standardwerk für meinen Fachbereich stammten, was ich schon zig Mal gewälzt habe) dies aber der Online-Prüfung nicht aufgefallen ist.

Wie prüft Ihr also Eure Arbeiten abschließend nochmals? Es geht mir nicht darum, dass ich bewusst abgeschrieben habe, sondern ich will vermeiden, dass ich ausversehen Passagen nicht vernünftig umgeschrieben habe. Mittlerweile bin ich auch auf Anbieter gestoßen, die eine Plagiatsprüfung anbieten [Links entfernt], allerdings bin ich mir nicht sicher, wie "gut und zuverlässig" die Prüfung dort tatsächlich ist. Ich kenne leider auch niemanden der seine Arbeit "extern" auf Plagiate geprüft hat. Habt ihr vielleicht irgendwelche Tipps oder Erfahrungen für mich? Danke.
Zuletzt geändert von Sebastian am 27.03.2016, 19:16, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Links entfernt
flip
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Re: Wo erhalte ich eine professionelle Plagiatsprüfung?

Beitrag von flip »

TiSchu hat geschrieben: Wie prüft Ihr also Eure Arbeiten abschließend nochmals?
Garnicht, weil ich ja nicht plagiiere. :D Wenn du für diene Diss aus Lehrbüchern abschreibst, dann zitierst du sie hoffentlich auch. Um ein "Umformulieren" der Sätze kommst du so oder so nicht herum un dud wirst keine Software finden, die so etwas stichhaltig festhält.
Es geht nicht darum, wie du etwas schreibst, sondern wo du es her hast.
Traudel
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Re: Wo erhalte ich eine professionelle Plagiatsprüfung?

Beitrag von Traudel »

Österliches Moinmoin!

Tja, da schließe ich mich @flip gewiss an: Ich war (und bin) überzeugt, sauber wissenschaftlich gearbeitet und zitiert bzw. Quellen kenntlich gemacht zu haben. Ich habe 2007 mit dem Promotionsprojekt begonnen, und da gab es (in den Geisteswissenschaften) diese medien-/öffentlichkeitswirksame und in vielen Aspekten zu begrüßende Plagiatsdiskussion in der Nach-Guttenberg-Ära in dieser Form noch nicht. Entsprechende Software war in meinem Fach überhaupt kein Thema. Und ich wäre auch nie auf die Idee gekommen, dieser zu bedürfen.

So, jetzt aber genug moralisch und (aus TiSchus Sicht sicher sehr) unsympathisch rumgefaselt -- nun verständnisvolle und hoffentlich konstruktive (wenn auch ungemütliche) Hilfe:
Als es dann zur Verlagsveröffentlichung ging, für die ich kürzen sollte und mein Manuskript überarbeiten wollte, merkte ich, dass ich z.B. in einem Zitat mal ein Wort versehentlich und völlig unbewusst/automatisch vertauscht habe (etwa im Kaliber: statt "dennoch" habe ich "jedoch" geschrieben oder statt "Möglichkeit" dann "Möglichkeiten" -- nix Schlimmes!). Zudem habe ich dann auch mal ne falsche Seitenangabe in meinen Fußnoten gefunden. Und plötzlich stürzten die ganze Welt und mein mehr als 30 Jahre lang aufgebautes Selbstkonzept zusammen! Ich hatte diese Fehler ja nur aus Zufall gefunden und hatte nun Angst, viele Male Unsauberes verzapft zu haben. Dabei gehören zu meinen (wiss.) Charakterzügen eher so uncoole Attribute wie "pendantisch", "akribisch", "perfektionistisch"... Ich war von mir selbst entsetzt (an alle, die mich jetzt für fürchterlich hysterisch halten und mich überhaupt nicht verstehen: Doch, für mich persönlich war das furchtbar, weil ich total verunsichert, irritiert und abgefuckt angenervt war, weil ich (berufstätig) die Überarbeitung und die Publikation einfach nur noch hinter mich und das anstrengende, strapaziöse Lebenskapitel "Diss" abschließen wollte).
Was ich damit sagen will: Ja, es können sich in den vielen Jahren versehentliche Fehler einschleichen. Aber wie man aus Versehen plagiiert, ist mir ziemlich rätselhaft. Das könnte ich für mich (so gut wie) komplett ausschließen. Dennoch könnte es ja, @TiSchu, in Deinem Fach anders aussehen.
Was habe ich gemacht? Ich habe tatsächlich die Arschbacken zusammengekniffen und die mehr als 2.500 Fußnoten (!!) alle durchgeschaut und die wörtlichen Zitate (auf etwa 650 Seiten!!) im Wortlaut gecheckt, musste etliche Kopien und Zeitschriften durchwälzen,Bücher wieder organisieren, googlebooks und libreka durchpflügen usw. (Ach so, die publizierte Variante ist um ein Drittel geschrumpft :lol: -- nur so zur Ehrenrettung).
Moral von der G'schicht: Diese Variante ist nur für Freaks zu empfehlen, aber es hat sich gelohnt, denn ich kann beruhigt schlafen und habe mich in den letzten drei, vier Jahren auch zunehmend davon erholt. Keine Software der Welt kann so zuverlässig arbeiten wie man selbst! @TiSchu, die einzig bombensichere Methode ist: alles durchchecken, alle Quellen erneut besorgen, alles gegenprüfen. Deine Arbeit wird hundertpro kürzer sein als meine :lol:
Wenn ich heute noch mal promovieren würde/müsste, dann würde ich von vorneherein so ekelig pingelig sauber arbeiten, exzerpieren, Seiten notieren, dass Fehler ausgeschlossen sind und dieser Überarbeitungshölle vorgebeugt wird (liebe Schreibende, seid pingelig! :blume: ). So halbpingelig zu arbeiten und dann abschließend mit Plagiatssoftware absegnen (ausbügeln) lassen wollen, geht eben nicht. Software kann das (noch) nicht.

Das war mein Wort zum Ostermontag, das ich abschließen möchte mit einem herzlichen Motivations- und Bestärkungsappell @TiSchu: Du hast es fast geschafft! Halte durch, nur noch ein paar Meter! Wenn Du es nervlich aushältst, geh Deine gesamte Arbeit, Deine Zitate und Quellenangaben durch -- dann kannst Du zu hundert Prozent sicher und beruhigt sein.
LG Traudel
Agnes_von_Prag

Re: Wo erhalte ich eine professionelle Plagiatsprüfung?

Beitrag von Agnes_von_Prag »

Hallo!
Nach meinem Gefühl musst du eine derartige Plagiatsprüfung ohnehin machen und zwar selbst inhaltlich und ich würde IMMER eine professionelle formale Korrektur machen lassen auf Tippfehler usw.
Ich bin da ähnlich wie Traudel und würde mich auch als gewissenhaft einstufen, aber man glaubt gar nicht, was da für Fehler passieren, selbst wenn man ganz genau arbeitet. Ich hab mir jedenfalls vorgenommen alles nochmals zu überprüfen, die direkten und indirekten Zitate. Dass ich Quellen nicht angebe, passiert mir - hoffentlich nicht - da ich durch Citavi alles erfasst habe, und weiß, woher ich was habe. Aber gerade in Puncto Seitennummerierung, Kleinigkeiten bei direkten Zitaten... Da muss man einfach selber ganz, ganz genau arbeiten.
Wie machen das denn die anderen?
flip
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Re: Wo erhalte ich eine professionelle Plagiatsprüfung?

Beitrag von flip »

Ich habe noch nie ein direktes Zitat verwendet bzw. das ist bei uns auch nicht üblich.
Die formalen Dinge wie Abbildungen, Seitenzahl und Zitationen sind bei mir schon seit der Bachelorarbeit automatisiert. Fehler passieren da nur selten und sowas lasse ich garantiert niemanden gegen Geld checken.
Bei fehlerhaften Zitationen wird man glücklicherweise von der Fachzeitschrift darauf hingewiesen. Das sind aber wenn Typos in den Autorennamen oder Publikationsdaten.

Bei meinem ersten Artikel habe ich ziemlich genau auf alles geachtet, weil das ja für die Ewigkeit publiziert ist - ohne Chance auf Revision. Mittlerweile gehe ich da locker ran, zumal mir auch Fehler anderer Autoren auffallen. Dazu gehören auch "recht wörtliche" Übernahmen aus andere Papieren. Da diese aber in der Regel genannt werden, ist das egal und ich zitiere auch entsprechend.


Spellchecker höchstens für die Formulierungen (für sehr angesehene Fachzeitschriften), ganz sicher nicht für die Plagiatssuche.
Twinkies

Re: Wo erhalte ich eine professionelle Plagiatsprüfung?

Beitrag von Twinkies »

TiSchu hat geschrieben: Es geht mir nicht darum, dass ich bewusst abgeschrieben habe, sondern ich will vermeiden, dass ich ausversehen Passagen nicht vernünftig umgeschrieben habe.
Ich hoffe, ich hab das jetzt nur falsch verstanden, aber: auch wenn du Sachen aus Fachliteratur oder sonstwo "umschreibst" oder sinngemäß (d.h. nicht wörtlich) zitierst, musst du die Quelle angeben! Oder geht es dir darum, dass du eine Passage als indirektes Zitat (ohne Anführungszeichen) wiedergegeben hast, und du Angst hast, es aus Versehen doch wortwörtlich wiedergegeben zu haben, was dann Anführungszeichen bedürfte?

Ich kenne mich mit Plagiatssoftware oder entsprechenden Diensten leider auch nicht aus, daher empfehle ich die gleiche Vorgehensweise wie meine Vorschreiber_innen: selbst nochmal deine direkten und indirekten Zitate zu überprüfen....
Ursuppe

Re: Wo erhalte ich eine professionelle Plagiatsprüfung?

Beitrag von Ursuppe »

auch für mich klingt der Satz
ich will vermeiden, dass ich ausversehen Passagen nicht vernünftig umgeschrieben habe.
auf den ersten Blick wie: »ich will sichergehen, dass ich stets die übernommenen Informationen in eigene Worte umformuliert habe, damit niemand die fremden Formulierungen als solche wiedererkennt«. Das ist jetzt keine absichtlich böswillige Interpretation von mir, sondern nur meine erste Assoziation ...aber auch beim zweiten Blick denke ich mir: warum ist für dich das Umschreiben das Problem? Es hat doch niemand was gegen wörtliche Übernahmen, solange du Anführungszeichen drumrum machst.

Warum lautet deine Problemstellung nicht vielmehr:
»ich will vermeiden, dass ich irgendwo bei einer eigenen Umformulierung den Literaturverweis vergessen habe.«

Jedenfalls: eine Plagiatsprüfung, wie du sie dir vorstellst, müsste (egal, wie deine Problemstellung nun lautet) alle von dir jemals gesichtete Literatur im Wortlaut kennen und entsprechend die von dir versehentlich eingebauten (aber weder durch Anführungszeichen noch Literaturverweise markierten) wörtlichen Übernahmen erkennen. Wie genau soll das laufen?

Ich kann mich den Vorrednen nur anschließen: die einzige wirklich berufene Plagiatsprüfung bist du selbst. Nur du bist in der Lage (und, im Übrigen, bist als Wissenschaftlerin und Doktorhut-Anwärterin verpflichtet), deinen Text eigenhändig durchzugehen und dich bei jeder fragwürdigen Passage zu erinnern, wo du das herhast, und, wenn du es dir nicht selber ausgedacht hast (oder es ein Gemeinplatz ist), einen Verweis einzubauen.

Was an so einem Beispiel m.E. verständlich wird, ist, warum sich die vielen prominenten PlagiatorInnen immer wieder mit auf eine Position à la »sorry, hab vielleicht etwas schlampig gearbeitet« zurückziehen. Anscheinend ist es gar nicht so unrealistisch (wie man als normaler, einigermaßen anständiger Nachwuchswissenschaftler meinen möchte), dass Leute in so großem Stil wörtliche Übernahmen in ihre Texte bauen, ohne jede Kennzeichnung, dass sie nach all den Jahren nicht mehr in der Lage sind, diese als solche wiederzuerkennen.

Wie auch immer: selbstverständich viel Erfolg und viele Grüße!
Nils
Ursuppe

Re: Wo erhalte ich eine professionelle Plagiatsprüfung?

Beitrag von Ursuppe »

selbst nochmal deine direkten und indirekten Zitate zu überprüfen....
ich glaube hier liegt das Problem: der/die Fragende scheint beim Lesen des eigenen Textes eben nicht mehr unterscheiden zu können, was davon nun
* eigene Ideen in eigener Formulierung
* fremde Ideen in eigener Formulierung
* fremde Ideen in fremder Formulierung
sind. Aber vielleicht ist ja alles halb so wild und unsere Verständnisfragen klären sich noch...
praktikum
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Re: Wo erhalte ich eine professionelle Plagiatsprüfung?

Beitrag von praktikum »

Manchen Leuten passiert beim Verfassen wissenschaftlicher Texte anscheinend das Problem, dass sie zu schnell Textfüllmasse generieren möchte. Dann werden Formulierungen und Texte grob übernommen nach dem Motto: "ich schaue mir das mit dem Zitieren später noch einmal an, vlt. brauche ich die Stelle gar nicht". Falls man hier aber nicht mit exakten Notizen arbeitet, so schafft man sich ein beinahe unbeherrschbares Monster.
Man kann das Monster zwar von anderen schön machen lassen (Rechtschreibprüfung etc.), aber zähmen muss man es selbst.

Ich kann nur zur einzig seriösen Lösung raten: die Arbeit noch einmal komplett unter Berücksichtigung der Quellen durcharbeiten. Was man zusätzlich noch gelesen hat, weiß man normalerweise. Außerdem ist das eine gute Vorbereitung für die mündliche Prüfung. Das kostet vielleicht noch etwas Zeit, aber ist durchaus machbar ... sofern man alles selber gemacht hat.
Sebastian
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Re: Wo erhalte ich eine professionelle Plagiatsprüfung?

Beitrag von Sebastian »

praktikum hat geschrieben:Falls man hier aber nicht mit exakten Notizen arbeitet, so schafft man sich ein beinahe unbeherrschbares Monster.
Man kann das Monster zwar von anderen schön machen lassen (Rechtschreibprüfung etc.), aber zähmen muss man es selbst.
Das ist wirklich ein gelungenes Bild! Ich überlege gerade noch, wie ich es zur Illustration des redaktionellen Artikels zum Zitieren grafisch umsetze (mit Quellenangabe, na klar!) :D

Edit...
zitiermonster.jpg
zitiermonster.jpg (18.53 KiB) 6584 mal betrachtet
Falls das jemanden für zu einer guten Illustration animiniert, die er dem Forum unentgeltlich zur Verfügung stellen möchte, würde ich das Bild gern verwenden (Zeichnen ist nicht so meins und Menschen konnte ich noch nie :twisted: )
:D
Gesperrt