Anerkennung durch die eigenen Eltern

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skleine

Anerkennung durch die eigenen Eltern

Beitrag von skleine »

Liebe Forumsmitglieder,

zu folgendem Thema Suche ich Austausch:
Ich habe das Gefühl, dass meine Eltern wenig Interesse an meiner Promotion haben. Sie fragen ab und zu nach, aber mehr auch nicht. Das ist an sich nicht schlimm. Was mich allerdings stört ist folgendes: Meine Eltern haben eine Uni nie von innen gesehen, d.h. nicht studiert. Je weiter ich mit meiner Dis voranschreite, desto schwieriger fällt es mir, mich mit ihnen zu unterhalten. Anstatt Anerkennung habe ich immer das Gefühl, dass ich mich rechtfertigen muss. Sie haben einen anderen Lebensrhythmus. Da sie körperlich arbeiten, kommt es immer so herüber, als ob meine Arbeit viel leichter wäre. Spreche ich das an, was mich stört, fühlen sie sich angegriffen.
Die Gesprächsthemen meiner Eltern drehen sich vor allem darum, was andere Leute machen. Das interessiert mich leider nicht die Bohne. Jeder soll sein Leben so leben, wie er möchte.

hat jemand von euch die gleichen Erfahrungen gemacht? Wie geht ihr damit um? ich habe den Kontakt schon sehr stark eingeschränkt. D.h. ich telefoniere weniger als 1 mal pro Woche mit meiner Mutter. Wir sehen uns so alle zwei Monate, auch wenn wir nur ca. 20 km voneinander entfernt wohnen. Da ich auch schon während meines Studiums gearbeitet habe, wurde ich noch nie monatlich finanziell unterstützt. Sie müssen also nichts von ihrem Einkommen an mich abgeben.

Danke für eure Antworten.

Viele Grüße
skleine
Zuletzt geändert von Sebastian am 14.02.2016, 17:25, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Betreff für die SuMa geändert.
histosowi
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Re: Anerkennung von der Herkunftsfamilie

Beitrag von histosowi »

Hallo skleine,

also meine Eltern hatten auch nicht so wahnsinnig viel Interesse an meiner Promotion. Bei mir war es umgekehrt wie bei dir, beide Eltern sind ebenfalls promoviert - vielleicht lag es also daran, daß sie dem nicht so viel Gewicht beimaßen.

Schlimmer finde ich, daß dir die Kommunikationsebene mit deinen Eltern abhanden kommt. Obwohl es verständlich ist, du kommst schließlich mit einer völlig anderen Welt in Berührung als sie. Vielleicht fühlen sie sich nicht ganz wohl damit. Die meisten Menschen bleiben ja am liebsten in der sozialen Schicht, in der sie aufgewachsen sind. Ich glaube, du fühlst, daß du in ihre Welt nicht mehr so ganz hereinpasst. Aber Familie ist wichtig, deshalb würde ich dich ermuntern, beim Kontakt mit ihnen bewusst auf ihrer Ebene zu bleiben. Denk doch mal nach, vielleicht hast du früher ja auch ganz gern mit ihnen darüber geschnackt, wer was macht oder wer was gesagt hast? Deine Welt können deine Eltern nicht betreten, also betritt du ihre, wenn du mit ihnen Kontakt hast. :blume:
Sebastian
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Re: Anerkennung von der Herkunftsfamilie

Beitrag von Sebastian »

histosowi hat geschrieben:Deine Welt können deine Eltern nicht betreten, also betritt du ihre, wenn du mit ihnen Kontakt hast. :blume:
Schön ausgedrückt!
Ich kann das aus anderen Zusammenhängen gut nachvollziehen und kann dem nur beipflichten.

Sebastian
FerdiFuchs
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Re: Anerkennung von der Herkunftsfamilie

Beitrag von FerdiFuchs »

histosowi hat geschrieben:Aber Familie ist wichtig, deshalb würde ich dich ermuntern, beim Kontakt mit ihnen bewusst auf ihrer Ebene zu bleiben.
Das wäre für mich das Modell "Kommunikation als Einbahnstraße" - kann mal als Notlösung auch mal machen, andererseits finde ich eine Kontaktsituation, in der sich mein Gegenüber für mich und meine Welt überhaupt nicht interessiert, so gar nicht erfüllend oder gesund.

Meine Eltern sind ganz ähnlich - gute Leute, aber komplett desinteressiert. Für mich besteht die Lösung darin, mir bewusst klar zu machen, dass ich nicht auf ihre Anerkennung angewiesen bin. Das klingt natürlich erst einmal leicht dahergesagt - geht es hier doch um ein fundamentales Bedürfnis, das sich nicht von heute auf morgen einfach "ausknipsen" lässt. Man kann sich jedoch bewusst dazu entscheiden und dann wird es tatsächlich weniger mit der Zeit. Es ist ein anhaltender, guttuender Prozess.
Dell
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Re: Anerkennung durch die eigenen Eltern

Beitrag von Dell »

Hängt vielleicht auch von deiner Erwartungshaltung ab. Ich sehe die Promotion als "Arbeit" und spreche darüber eigentlich auch nicht mit meinen (nicht-Akademiker)-Eltern hinausgehend über vielleicht alle viertel Jahr mal ein "Bald Fertig?" - "Ja, irgendwann". Aber ich habe auch noch nie meine Eltern groß nach ihrer Arbeit gefragt. Und generell ist es doch egal wen du fragst, jeder denkt er arbeitet mehr als alle anderen.

Anerkennung jetzt, oder auch bei vergangenen Zwischenstufen wie BA und MA, bekam und erwartete ich nie, und mir waren diese "Errungenschaften" egal, weil es ja nur kleine Zwischenschritte waren (wie es der Dr auch ist). War nie ein großes Thema, nur vielleicht einmal im Jahr die Nachfrage ob es gut läuft. Einfach wieder die gleiche Logik: Es war mein "Job" ordentlich zu studieren. Ihr Job war es in die Arbeit zu gehen. Habe da auch nicht groß deren Arbeitsleistung anerkannt oder besprochen.

Rechtfertigen braucht du dich auch nicht und solltest dieses Gefühl versuchen abzulegen. Wenn Freunde (oder manchmal die Eltern) darüber spaßen, dass ich sowieso jeden Tag bis Mittag schlafe um dann den Rest des Tages bei gemütlichen Gesprächsrunden im Cafe und an der Bar ausklingen lasse, stört mich das Überhaupt nicht - und mache auch direkt mit.
Viele messen Erfolg auch eher in Job-Status/Sicherheit, Lebensqualität, Hausbau (Doktoranden also ganz unten in diesen Belangen) und Partnerschaft/Familie, Freude an Dingen/Hobbys etc.

Allgemein muss man - egal mit wem - über Themen sprechen, die beide Seiten interessieren. Deine Diss gehört da eher nicht dazu.
annacobra
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Registriert: 15.02.2016, 20:28

Re: Anerkennung durch die eigenen Eltern

Beitrag von annacobra »

@skleine

ich denke so ergeht es vielen Menschen, Es sind zwei Generationen, du wirst später wahrscheinlich auch so werden, wenn du nicht mehr auf dem Laufenden bist, also habe mehr Rücsicht :wink:
daherrdoggda
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Re: Anerkennung durch die eigenen Eltern

Beitrag von daherrdoggda »

es liegt vielleicht am fach oder am thema, wenn das nix von hohem öffentlichem interesse ist (wie halt nun mal meistens) fragen sich die eltern wohl nur, wozu das alles gut sein soll. ihre körperliche arbeit führt ja zu was, man kanns verkaufen oder zu was nutzen. was wir tun hat oft nicht diesen sofort erkennbaren wert für die gesellschaft und das sehen außenstehende dann als verschwendete zeit an. man gewöhnt sich dran ;)
Phia123
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Re: Anerkennung durch die eigenen Eltern

Beitrag von Phia123 »

Ich denke dich stört es gar nicht so sehr, dass du mit deinen Eltern nicht über das Promotionsthema reden kann, sondern dass du das Gefühl hast sie interessieren sich nicht für dein Leben. Die Promotion nimmt momentan vermutlich einen Großteil deines Lebens ein. Natürlich möchtest du dann auch darüber reden. Du sagst auch deine Eltern sprechen viel darüber was andere Leute machen. Heißt das im Umkehrschluss: Deine Eltern sprechen zu wenig über dein Leben oder über ihr Leben?
Du hast gesagt, du hast den Kontakt eingeschränkt. Wahrscheinlich in dem du deine Eltern weniger häufig besuchst und anrufst. Wie ist es denn umgekehrt: Rufen deine Eltern dich an, kommen sie dich besuchen? Hast du auch hier das Gefühl, dass sie sich nicht für dein Leben interessieren?
Ist jetzt alles nur Spekulation. Ich stecke aber in einer ähnlichen Situation wie du und kann die "Beschwerde" somit gut nachvollziehen.
Es ist nicht leicht sich von den Eltern zu distanzieren und damit umzugehen, dass man von ihnen nie die Anerkennung bekommen wird, die man gerne hätte.
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