Unterschied Vorwort - Danksagung

Lanie

Unterschied Vorwort - Danksagung

Beitrag von Lanie »

Zwar habe ich zum hier gerne so genannten "Luxusproblem Vorwort" im Forum schon einiges gelesen, möchte mich aber nochmal vergewissern, wo genau die Unterschiede zwischen Vorwort und Danksagung liegen. Ist es richtig, dass im Vorwort auch Dinge über Danksagungen hinaus stehen (zum Beispiel zu Motivation und Entstehungsprozess der Arbeit) und in einer Danksagung - die wohl an das Ende der Arbeit gestellt wird? - eben nur verschiedene Menschen aufgeführt werden, denen man danken möchte?

Die Tendenz hier im Forum geht ja eher in Richtung "bloß kein zu emotionales Vorwort weil peinlich". Nun liegt mir aber einiges daran, meine tatsächlich tief empfundenen Gefühle von Dankbarkeit gegenüber einigen Personen (also nicht der Standardpflichtdank an den Doktorvater) auch entsprechend auszudrücken (und ich finde, der Dank bekommt eher ein dem tatsächlich empfundenen Gefühl entsprechendes Gewicht, wenn er (auch) offiziell und in gedruckter, bleibender Form geäußert wird, nicht nur persönlich oder als beigelegter Brief zum Druckexemplar), daher meine Überlegung, auf ein Vorwort ganz zu verzichten (denn ja: ganz am Anfang der eigentlichen "Leistung" finde ich emotionale Äußerungen schon auch etwas ... unsachlich) und stattdessen am Ende eine Danksagungsseite anzufügen. Ist das irgendwie besonders unüblich? Ich würde mich über einige Meinungen zu dieser Idee freuen.

Und noch die Frage: sollte ich mich dort auch bei meinem Stipendiengeber (dann weniger emotional :P ) bedanken?
praktikum
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Re: Unterschied Vorwort - Danksagung

Beitrag von praktikum »

Du verfasst eine wissenschaftliche Arbeit. Teile Deiner privaten Lebensgeschichte gehören da nicht hinein. Der 0815 Leser wird Deine Arbeit sofort weglegen, wenn er am Anfang auf Gefasel stößt, welches aus einem Groschenroman stammen könnte. ;)

Eine Danksagungsseite gegen Ende der Arbeit erscheint mir das wesentlich passender.

Bei der Finanzierung sieht es wieder anders aus. Da erscheint mir eine Erwähnung zu Anfang sinnvoll, sogar auf der Titelseite habe ich das schon gesehen, z.B. Unterstützt durch .... . Danken wirst Du aber auch dafür nur auf der Danksagungsseite. :)
Traudel
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Re: Unterschied Vorwort - Danksagung

Beitrag von Traudel »

Liebe Lanie,

vielleicht ist es unterschiedlichen Fachkulturen geschuldet (ich bin Geisteswiss., und @Lanie, Du bist Erziehungswissenschaftlerin, gell?), aber ich vertrete eine andere Ansicht als @Praktikum und habe es anders gehandhabt:
Ich habe auf ein Vorwort verzichtet (wie Du ja auch in Betracht ziehst) und eine Danksagung verfasst. Diese steht hinterm Schmutztitel auf Seite 5, also vor dem Inhaltsverzeichnis, weil sie kein Bestandteil der Arbeit ist. Ja, meinen Stipendiengeber habe ich erwähnt, indes nicht mit Dank in dem Sinne bedacht, sogar eher objektiver formuliert, dass die Arbeit durch XYZ ermöglicht wurde (oder so ähnlich). Namentlich gedankt habe ich DV, Zweitgutachter, fachlich-kollegialen Unterstützer/innen. Freunde und Familie habe ich nicht namentlich aufgezählt, sondern pauschal mit Dank bedacht. Ich finde es zwar nicht störend in anderen Publikationen und respektiere jede/n Autor/in, die/der das Bedürfnis hat, bestimmten Freunden oder dem Ehepartner zu danken, oder was weiß ich, aber ich habe für mich entschieden, dass ich das einfach nicht passend finde in wiss. Veröffentlichungen (in Romanen können kreative/witzige Danksagungen unterhalten und die/den Autor/in menschlicher und sympathisch erscheinen lassen, aber wir wiss. Autoren müssen ja nicht publikumsnah rüberkommen :wink: ). Ich finde es auch schwierig, sich auf eine zumutbare Anzahl von Namen von Freunden zu begrenzen.

Den von @praktikum geäußerten Einwand, der 0815-Leser würde durch eine (möglicherweise emotionalisiert wirkende) Danksagung abgeschreckt und zum Weglegen des Buches animiert, halte ich nicht für wahrscheinlich. Eher gesagt für sehr unwahrscheinlich, erst recht in den Erziehungswissenschaften (die tendenziell vielleicht noch mehr Persönliches und Emotionen zulassen als in vielen klassischen Fächern der Geisteswiss.).
Gleichwohl würde ich aber wirklich auch auf zu emotionale, sprich ins Sentimentale/Rührende/Pathetische gehende Dankesworte verzichten, weil sie in der Tat in einer wissenschaftlichen Arbeit wenig zu suchen haben. Nicht auszuschließen ist außerdem, dass Du möglicherweise in einigen Jahren und mit fortgeschrittener Karriere nicht mehr hinter Deinen Worten stehst. Jeder entwickelt sich weiter, und auch distanziert man sich von Menschen, die einem mal nahestanden. Beziehungen/Ehen gehen in die Brüche. Intime Einblicke passen sehr gut auf beigelegte Karten oder in handschriftliche Widmungen. Ebenso lustige Anekdoten o.ä.

Bitte korrigiert mich, aber die Danksagung zum Schluss der Publikation kenne ich eher aus belletristischer Literatur. @Lanie, um sicher zu gehen, erkundige Dich beim Verlag nach den dortigen Konventionen. Und hast Du schon einen Verlag ins Auge gefasst?

Viel Erfolg für den Endspurt, und nimm noch einmal alle Motivation und Energie zusammen, um das Projekt nach Deinen persönlichen Bedürfnissen und Interessen und somit mit gutem, stimmigem Gefühl abzuschließen. :blume:
LG Traudel
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Re: Unterschied Vorwort - Danksagung

Beitrag von Elbfroggi »

Ich habe es im Prinzip gemacht wie Traudel, aber nach DM und Gutachter/innen auch noch Kolleg/innen, Freund/innen und Familienmitglieder aufgezählt, denen ich danke, alle zusammen im Block in alphabetischer Reihenfolge, um keine Hierarchie reinbringen zu müssen und ohne die jeweilige Beziehung zu benennen. Emotional liest sich das für Außenstehende glaube ich überhaupt nicht, für mich und die Genannten (die sich sehr darüber gefreut haben) aber schon. Würde ich wieder so machen :)
praktikum
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Re: Unterschied Vorwort - Danksagung

Beitrag von praktikum »

Traudel hat geschrieben:, aber ich vertrete eine andere Ansicht als @Praktikum und habe es anders gehandhabt:
so viel anders ist die gar nicht :)
Traudel hat geschrieben: Den von @praktikum geäußerten Einwand, der 0815-Leser würde durch eine (möglicherweise emotionalisiert wirkende) Danksagung abgeschreckt und zum Weglegen des Buches animiert, halte ich nicht für wahrscheinlich. Eher gesagt für sehr unwahrscheinlich, erst recht in den Erziehungswissenschaften
Der 0815 Leser ist nicht die Oma, sondern eben Fachkollegen. Irgendwann kann es entscheidend sein, ob jemand die Arbeit liest. Beispielsweise für eine Stelle am Lehrstuhl oder für den Bewerbungsprozess.
Viele lesen dann nur den Anfang einer Arbeit und noch die Zusammenfassung. Sollte irgendwelches Gefasel mitten in der Motivation stehen, dann muss man sie lesen. Ganz plötzlich machen diese Ausführungen keinen winzizen Teil mehr aus, sondern vielleicht 10% des Gelesenen. Danksagungsseiten haben den Vorteil, dass man sie zeitnah ungelesen überblättern kann.

Aber worum geht es denn? Man möchte mit dem Inhalt seiner Arbeit überzeugen und diese soll möglichst viele Menschen erreichen. Daher sollte man vermeiden, unnötig Leute abzuschrecken.
LittleMonkey

Re: Unterschied Vorwort - Danksagung

Beitrag von LittleMonkey »

praktikum hat geschrieben: Viele lesen dann nur den Anfang einer Arbeit und noch die Zusammenfassung. Sollte irgendwelches Gefasel mitten in der Motivation stehen, dann muss man sie lesen. Ganz plötzlich machen diese Ausführungen keinen winzizen Teil mehr aus, sondern vielleicht 10% des Gelesenen. Danksagungsseiten haben den Vorteil, dass man sie zeitnah ungelesen überblättern kann.

Aber worum geht es denn? Man möchte mit dem Inhalt seiner Arbeit überzeugen und diese soll möglichst viele Menschen erreichen. Daher sollte man vermeiden, unnötig Leute abzuschrecken.
In der Einleitung oder einem sonstigen "offiziellen" Teil der Arbeit hat sowas logischerweise nichts zu suchen. Danksagungen sollten auf jeden Fall klar getrennt vom Inhalt behandelt werden, egal wo man sie letztlich einsortiert. Soviel ich verstanden habe, geht es Lanie auch nur darum, ob die "Danksagungsseite" nun letztlich vorne oder hinten als eingebunden werden sollte.

Die Doktorarbeiten, die ich aus unserer Abteilung (Biologie) bisher gesehen habe haben die Danksagungen alle vorne. Die Danksagung steht also hinter den ganzen anderen Formalitäten auf Seite 6. Das ist dann Titel - Nennung der Betreuer&Co - Selbstständigkeitserklärung - Danksagung - Inhaltsverzeichnis - Einleitung (...).
Instinktiv hätte ich das Ding allerdings ans Ende verfrachtet (dort steht sie auch in meiner Masterarbeit), liegt aber vermutlich auch daran, dass ich solche Danksagungen eher als unangenehme Pflicht empfinde, ich kann das alles gar nicht aufschreiben, ohne mir "peinlich" vorzukommen und ohne Angst zu bekommen, irgendwer könnte wegen irgendwas beleidigt sein (also im Sinne von: Ich möchte das Ding gerne verstecken). ^^"
Lanie

Re: Unterschied Vorwort - Danksagung

Beitrag von Lanie »

Danke für eure Meinungen.
Ich habe mich jetzt entschieden - was nicht heißt, dass hier nicht weiter diskutiert werden kann - meine Danksagungsseite ans Ende zu stellen. Bei uns sind auch andere Formalitäten wie die "Selbständigkeitserklärung", Zusammenfassung/Abstract und Lebenslauf am Ende, von daher wird es einfach die letzte Seite vor der Erklärung werden.

Die Meinungen in Richtung der persönlichen gefühlsmäßigen Reaktionen auf als unpassend empfundene Inhalte der Danksagung (fremdschämen, peinlich...) haben mich letztendlich bewogen, ebenfalls nach meinem eigenen Gefühl zu entscheiden. Bei mir ist es aber so, dass ich emotionale Danksagungen, die wirklich etwas über den Menschen hinter der Wissenschaft erzählen, immer sehr gerne lese und das überhaupt nicht peinlich/albern/unangenehm finde. Also werde ich mich an diesem Gefühl ebenso orientieren, wie offenbar viele andere an ihrem gegensätzlichen, auch wenn es unkonventionell sein mag (jedenfalls hier im Forum; tatsächlich habe ich ja schon einige Fälle ähnlich meiner Entscheidung in Dissertationen gelesen). Vielleicht ist die Lage der Dinge bei mir auch etwas anders als bei den meisten hier, denn ich verfolge keine wissenschaftliche Karriere und die Arbeit wird bis auf die zwei Pflichtdruckexemplare und eben meine Buchdrucke zum persönlichen Gebrauch nur online veröffentlicht (dort mit Danksagung in anonymisierter Form), ich muss damit also keinem "gefallen". Wer keine aussagekräftigen Danksagungen mag, schlägt das Buch am Ende eben zu, fertig. Wer die Arbeit bis dahin gut/interessant fand, wird seine Meinung sicher nicht aufgrund einer missfallenen Danksagung ändern. Und wenn doch - bitteschön :) Mir ist wichtiger, meiner Dankbarkeit Ausdruck zu verleihen, und den genannten Personen - was nicht viele sind, und bis auf die Gutachter und Stipendiumgeber auch kein "name-dropping", sondern private Unterstützer - ein paar ehrliche Zeilen zu widmen (und nicht deshalb, weil es die Formalia verlangen; auch den Gutachtern bin ich tatsächlich dankbar, mein Doktorvater hat mich überhaupt erst auf die Promotionsidee gebracht, und die Zweitgutachterin hat zwar "nur ihren Job gemacht", aber sie hätte durchaus mein Anliegen gut abweisen können, da sie themenfremd ist und mich gar nicht kannte, sie war aber bereit, sich drauf einzulassen).

So, das alles nun nicht als Rechtfertigung, sondern als Denkanstoß für die nächsten, die sich vielleicht unsicher sind, inwiefern sie der Konvention folgen müssen/können/wollen. :wink:
mantor
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Re: Unterschied Vorwort - Danksagung

Beitrag von mantor »

Erst einmal vorweg: Finde Deine Entscheidung super und auch Deine Begründung absolut nachvollziehbar. Ich persönlich mag auch, wenn es ein bisschen menschelt, auch wenn es manchmal fast ins Komische kippt ...

Darf ich trotzdem noch kurz einen Gedanken einwerfen: Dir geht es ja um das Manuskript bzw. den Ausdruck, den Du abgibst. Ich frage nur nach, weil Danksagungen im Manuskript eher selten sind und (zumindest in meinem Fach, der Literaturwissenschaft), eher belächelt werden, weil ja eigentlich nur Erst- und Zweitgutachter, eventuell auch die Mitglieder der Kommission diese Version des Textes sehen (wie Du ja selbst auch schreibst). Und es ist halt schon seltsam, wenn man demjenigen, der da über die Arbeit gutachtet, dankt ... Das zumindest sage ich meinen Doktoranden immer. Nach Abschluss des Verfahrens ist das eine andere Sache.

Deshalb wäre es vielleicht eine Überlegung, ob man diese Dankseite einfach nur in das Dokument einfügst, die Du schließlich online und als Pflichtexemplare publizierst ...
Lanie

Re: Unterschied Vorwort - Danksagung

Beitrag von Lanie »

mantor hat geschrieben: Darf ich trotzdem noch kurz einen Gedanken einwerfen: Dir geht es ja um das Manuskript bzw. den Ausdruck, den Du abgibst.
Neinnein, in der zur Begutachtung eingereichten Arbeit gab es diese Danksagungsseite natürlich nicht. Ich habe inzwischen alles hinter mir und es geht nur noch um die veröffentlichte Version.
mantor hat geschrieben: Deshalb wäre es vielleicht eine Überlegung, ob man diese Dankseite einfach nur in das Dokument einfügst, die Du schließlich online und als Pflichtexemplare publizierst ...
So ist es also tatsächlich gedacht :wink:
Traudel
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Re: Unterschied Vorwort - Danksagung

Beitrag von Traudel »

Liebe Lanie,

auch ich bekräftige Dich in Deiner Entscheidung. Das ausschlaggebende Kriterium muss hier sein, dass es sich für Dich richtig anfühlt -- basta!
Bei mir lagen die Dinge einfach anders: Ich habe in einem Wissenschaftsverlag für viel, viel Geld (trotz Druckkostenzuschusses)und mit viel, viel Nerven- und Arbeitsaufwand publiziert (wie in anderen Threads diskutiert: Heute bin ich stolz und froh über meine Publikation, aber ob es den Stress und die Arbeitsbelastung wert war... bin mir nicht sicher. Mit meinem heutigen Wissen wüsste ich nicht, ob ich's erneut täte). Zudem in einer wissenschaftlichen Reihe, zu der eine Danksagung mit Menschelei nicht gepasst hätte.

Wenn Du nur auf dem Bib-Server veröffentlichst und damit weder einen Verlag noch Herausgeber oder Reihenkonventionen zu berücksichtigen hast, handle so, wie es für Dich stimmig ist. Ich habe es doch richtig verstanden: kein Book-on-Demand, sondern Bib-Server, also kein Verlag? Denn sonst würde ich meinen Rat zur Absprache hinsichtlich der Positionierung (vorne/hinten) wiederholen.
In Verlagspublikationen (print/digital) werden übrigens diese formalen Pflichtbestandteile der zur Begutachtung eingereichten Exemplare wie Lebenslauf, eidesstattl. Erklärung etc. in der Regel herausgenommen. Ist es bei Bib-Server-Geschichten nicht der Fall? Da bleiben die Bestandteile drin? Liebe Kolleginnen und Kollegen, weiß jemand hier Verbindliches? Oder ist das von Uni zu Uni unterschiedlich bzw. einfach scheißegal?

Übrigens: Abstract hinten finde ich nu auch ungewohnt. Abstracts werden wiss. Beiträgen doch meist vorangestellt und in Bibliotheksdatenbanken etc. eingepflegt.

Also Lanie, Dir alles Gute und vielen Dank, dass Du das Thema, das einige vielleicht als Luxusproblem ansehen, noch einmal ins Forum eingebracht hast. Ich muss nämlich durchaus zugeben, dass ich mich mit der Danksagung auch schwer getan habe, "Angst" vor der Wirkung und negativen Reaktionen hatte. Ja, einfach verunsichert war.

LG Traudel
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