Verfassen der Dissertation - eine Katastrophe
Verfasst: 02.10.2014, 17:17
Hallo ihr Lieben,
ich schreibe zum ersten Mal in diesem Forum. Ich promoviere in den Naturwissenschaften und nach anfänglicher Euphorie war meine Doktoararbeit nur noch von Frust geprägt. Ich bin die erste in meiner Familie, die studiert hat, und muss sagen, dass ich ohne Sinn und Verstand angefangen habe zu promovieren. Ich konnte ein Stipendium ergattern und habe mir mein Thema selbst ausgesucht. Mit zunehmender Zeit habe ich dann gemerkt, dass mein Betreuer eigentlich null Ahnung von meinem Thema hat und auch kein Interesse daran hat, sich dafür Zeit zu nehmen.
Eine Fiasko jagte das nächste.
Die Versuche liefen nicht so wie sie sollten.
Meine Arbeit erfordert eigentlich Reisetätigkeit, für deren Finanzierung mein Prof Anträge hätte stellen müssen. Das ist nie geschehen und ich habe das ganze irgendwie selbst finanziert.
Ich wurschtele nun seit zweieinhalb Jahren vor mich hin, versuche mich irgendwie selbst zu betreuen und das Beste aus der Situation zu machen.
Im Prinzip bin ich mit meinen Versuchen nie richtig fertig geworden, mein Stipendium läuft aber nächstes Jahr aus und deshalb habe ich mich zum Zusammenschreiben entschlossen.
Beim Zusammenschreiben der Diss fällt mir immer mehr auf, dass bei der ganzen Konzeption vieles schief gelaufen ist. Dinge, die man einfach erst mit zunehmender Erfahrung erkennt und bei denen man anfangs fachkundige Unterstützung gebraucht hätte. Das fällt natürlich bei der Diskussion der Ergebnisse extrem auf.
Anfangs wollte ich neue Erkenntnisse für die Wissenschaft erlangen, jetzt will ich nur noch irgendwie bestehen. Eigentlich habe ich mir ein ziemlich dickes Fell zugelegt und mir ist alles außer dem Bestehen egal. Aber ich habe trotzdem unglaubliche Angst vor der Zweitbegutachtung und der Disputation, wo ich mich ja für meine Ergebnisse rechtfertigen muss. Ich fühle mich fast wie ein Betrüger, wenn ich mit diesem Mist, den ich fabriziert habe, einen Doktortitel bekomme.
Gibt es hier vielleicht Menschen, denen es ähnlich ergangen ist? Die es trotzdem geschafft haben? Die vielleicht jetzt in einer solchen Situation sind?
Ich weiß, es geht alles irgendwann vorbei, aber diese Tage am Schreibtisch machen mich fertig.
Viele Grüße von der Biologin
ich schreibe zum ersten Mal in diesem Forum. Ich promoviere in den Naturwissenschaften und nach anfänglicher Euphorie war meine Doktoararbeit nur noch von Frust geprägt. Ich bin die erste in meiner Familie, die studiert hat, und muss sagen, dass ich ohne Sinn und Verstand angefangen habe zu promovieren. Ich konnte ein Stipendium ergattern und habe mir mein Thema selbst ausgesucht. Mit zunehmender Zeit habe ich dann gemerkt, dass mein Betreuer eigentlich null Ahnung von meinem Thema hat und auch kein Interesse daran hat, sich dafür Zeit zu nehmen.
Eine Fiasko jagte das nächste.
Die Versuche liefen nicht so wie sie sollten.
Meine Arbeit erfordert eigentlich Reisetätigkeit, für deren Finanzierung mein Prof Anträge hätte stellen müssen. Das ist nie geschehen und ich habe das ganze irgendwie selbst finanziert.
Ich wurschtele nun seit zweieinhalb Jahren vor mich hin, versuche mich irgendwie selbst zu betreuen und das Beste aus der Situation zu machen.
Im Prinzip bin ich mit meinen Versuchen nie richtig fertig geworden, mein Stipendium läuft aber nächstes Jahr aus und deshalb habe ich mich zum Zusammenschreiben entschlossen.
Beim Zusammenschreiben der Diss fällt mir immer mehr auf, dass bei der ganzen Konzeption vieles schief gelaufen ist. Dinge, die man einfach erst mit zunehmender Erfahrung erkennt und bei denen man anfangs fachkundige Unterstützung gebraucht hätte. Das fällt natürlich bei der Diskussion der Ergebnisse extrem auf.
Anfangs wollte ich neue Erkenntnisse für die Wissenschaft erlangen, jetzt will ich nur noch irgendwie bestehen. Eigentlich habe ich mir ein ziemlich dickes Fell zugelegt und mir ist alles außer dem Bestehen egal. Aber ich habe trotzdem unglaubliche Angst vor der Zweitbegutachtung und der Disputation, wo ich mich ja für meine Ergebnisse rechtfertigen muss. Ich fühle mich fast wie ein Betrüger, wenn ich mit diesem Mist, den ich fabriziert habe, einen Doktortitel bekomme.
Gibt es hier vielleicht Menschen, denen es ähnlich ergangen ist? Die es trotzdem geschafft haben? Die vielleicht jetzt in einer solchen Situation sind?
Ich weiß, es geht alles irgendwann vorbei, aber diese Tage am Schreibtisch machen mich fertig.
Viele Grüße von der Biologin