Primärquelle / Sekundärquelle & generell Plagiatismus

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schneller21

Re: Primärquelle / Sekundärquelle & generell Plagiatismus

Beitrag von schneller21 »

Dürfte ich den Thread fortsetzen? Ich hoffe niemand ist jetzt sauer auf mich oder so, wie gesagt, ich gebe zu, ich habe mich unverständlich ausgedrückt und möchte jetzt versuchen, das zu vermeiden.Ich hoffe man darf hier auch Fehler machen, wie im '' realen'' Leben jenseits des virtuellen Forums. Und wenn ich jemandem im Gegenzug helfen kann, freue ich mich sehr. Also nehmt mich bitte wieder in euren Forenkreis auf , ich würde mich wirklich freuen :)

Das mit der Literaturrecherche hat sich mittlerweile erledigt, ich habe mich informiert, vielen lieben Dank für eure Tipps.
Ich hätte trotzdem immer noch die Frage zu Sekundärquellen und Primärquellen, die noch nicht ganz beantwortet werden konnte (und die sich mir aus Büchern zum wissenschaftlichen Arbeiten nicht ganz klar erschließt. Verzeiht mir, wenn ich mich jetzt dumm anstelle mit dem Verständnis.)

Wenn Herr Müller in seiner Arbeit sagt ,,Die Gewichtszunahme ist essenziell mit der Kalorienzufuhr verknüpft'' und diese Aussage nicht sein Gedankengut ist, sondern die von Herr Schmidt,weil eben dieser diese Aussage anhand von klnischen Studien herausgefunden hat, dann wird an dieser Stelle Müller für mich zur Sekundärquelle, Schmidt zur Primärquelle. Ich als Doktorand weiß dann, okay, ich muss Schmidts Arbeit suchen. Die habe ich jetzt auch gefunden, habe sie mir durchgelesen, und es stimmt, was Müller da auch tatsächlich angibt, Gewichtszunahme ist essenziell mit der Kalorienzufuhr verknüpft.Ich möchte diese Aussage nutzen in meiner Arbeit, gebe natürlich Schmidt als Primärquelle an. Aber: Jetzt weiß ich allerdings folgende Sachen nicht:
- muss ich aufpassen, dass ich die Kernaussage von Schmidt sprachlich anders als Müller (die Sekundärquelle!) formuliere? Das Gedankengut ist von Schmidt, klar, aber die sprachliche Aussage per se ist ja von Müller. Also Schmidt schreibt in seiner Studie meinetwegen: Wir haben erkannt, dass die Gewichtszunahme beim Menschen nicht unabhängig ist von der Kalorienzufuhr. Müller braucht diese Aussage für seine Arbeit, paraphrasiert und nutzt das Ganze als indirektes Zitat. Ich brauche die Aussage auch für meine Arbeit, aber muss ich jetzt aufpassen, dass ich nicht 1 zu 1 das gleiche wie Müller schreibe, obwohl Schmidt die Primärquelle ist? Drücke ich mich verständlich aus? Also darf ich jetzt 1 zu 1 wie Müller schreiben ,,Die Gewichtszunahme ist essenziell mit der Kalorienzufuhr verknüpft'' ?

Desweiteren ergibt sich für mich folgende Problematik:
Wenn ich Müllers Paraphrasierung ,,Die Gewichtszunahme ist essenziell mit der Kalorienzufuhr verknüpft'' lese, denke ich mir, ok, diese Aussage ist für meine Arbeit relevant.Darf ich dann Schmidts Arbeit lesen, schauen ob Müller auch wirklich das Ganze richtig wiedergibt und dann Müller selbst paraphrasieren? Denn Müller hat ja die für mich relevante Aussage aus Schmidts Gedankengut paraphrasiert.
Und wenn ich nicht Müller paraphrasieren darf, diese Arbeit von Müller quasi weglegen muss, um dann nur noch mit der Primärquelle Schmidt zu arbeiten, dann würde ich doch aber zwangsläufig mit Müller kollidieren? Denn Müller und ich suchen ja nach der gleichen Information über Gewicht und Kalorienzufuhr. Nur durch Müller bin ich doch erst auf diese Information gekommen. Müller fasst nämlich Schmidt zusammen und kommt zu dem Schluss, dass Kalorien wichtig sind für das Gewicht. Ich wiederum fasse Schmidt zusammen und komme zu dem Schluss, dass Kalorien wcihtig sind für das Gewicht. Wie verbleibt man denn da? Dann muss es ja ständig Kollisionen geben.
Das Ganze sehe ich als problematisch, weil man ja dann einfach sagen könnte: Okay, ich habe Schmidt gelsen, das stimmt, was Müller da angibt, ich formuliere jetzt Müller um, denn durch Müllers Arbeit bin ich ja erst auf diesen Inhalt gestoßen und bestätige mit meinem Lesen von Schmidt, dass das auch sauber ist, was Müller gemacht hat. Irgendwie fühlt sich das so falsch an, wenn ich das so mache, aber wenn ich es unabhängig vn Müller mache, muss ich ja auch irgendwie mit dem kollidieren, weil die Kernaussage für uns ja gleich ist... ich hoffe ich konnte mich verständlich ausdrücken... es steht halt nirgendwo in den Büchern, wie man da genau vorgeht, da wird nur immer wieder gesagt, bitte Primärliteratur benutzen, nicht Sekundär. Das ist ist mir natürlich klar, aber wiorauf muss ich denn dann alles aufpassen? Und ich möchte hier nochmal betonen: Ich frage um Rat, mir geht es nicht darum, dass ich einfach lapidar arbeiten möchte. Ich will genau das vermeiden und frage darum, ob man sowas machen darf, oder nicht. Es ist nicht als Abkürzung für mich gemeint, ich beschäftige mich ausfürhlich mit dem Thema, um eben Fehlerquellen zu vermeiden. Gerne könnt ihr mir in PNs schreiben!
Aguti
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Re: Primärquelle / Sekundärquelle & generell Plagiatismus

Beitrag von Aguti »

Lieber schneller21,
ich muss leider jetzt weg und habe keine Zeit mehr, auf deine Fragen einzugehen (ich hoffe, das macht jemand anders), aber ich will nur kurz sagen, dass ich mich sehr freue, dass jetzt alles geklärt zu sein scheint. Es zeigt Größe, sich entschuldigen zu können.
Alles Gute für deine Arbeit und viel Spaß noch im Forum!
Merowinger

Re: Primärquelle / Sekundärquelle & generell Plagiatismus

Beitrag von Merowinger »

Die Lösung könnte darin liegen, in der Fußnote klarzustellen, wer die Primär- und wer die Sekundärquelle ist. Nicht plump, sondern elegant.

z.B.: ".... Kalorien ..." --> Fußnote: "Schmidt, XYZ, S. 27. Ähnlich auch: Müller, ABC, S. 27 unter Bezugnahme auf Erstgenannten.".
oder alternativ: Fußnote: "So zuerst: Schmidt, XYZ, S. 27. Ihm folgend: Müller, ABC, S. 27.".
Oder so ähnlich. In einer wissenschaftlichen Arbeit hast du ja die Möglichkeit, in den Fußnoten maßvolle Ergänzungen / Erklärungen anzubringen. Ich habe das oft und gerne gemacht.

Mit Formulierungen wie: "ähnlich auch", "Vgl. auch" etc. oder ggf. sogar mal einem ganzen Satz kann man ´ne Menge in der Richtung umsetzen.
U.U. findet sich bei Müller ja auch ein eigener Gedanke (der dann der - über Schmidt hinaus - einen neuen Primärgedanken darstellt.
physi

Re: Primärquelle / Sekundärquelle & generell Plagiatismus

Beitrag von physi »

Diese ganze Diskussion hängt sicherlich auch vom Fach ab. In einer experimentellen naturwissenschaftlichen Arbeit ist die Literaturrecherche oftmals nur ein Hilfsmittel und trägt nur gering, bis gar nicht zur wiss. Leistung bei. Da ist das Übernehmen von Quellen eher unproblematisch. In einer geisteswissenschaftlichen Arbeit kann das ganz anders aussehen.

Ein weiterer Punkt ist das blinde Zitieren. Methodisch ist es nicht zu empfehlen, es ist jedoch keinesfalls allgemeingültig definiert, dass es sich dabei um ein Plagiat handelt und nicht nur um methodische Schwächen. So gibt es auch Artikel, die das Thema bearbeiten z B. :

http://itre.cis.upenn.edu/~myl/language ... 04608.html

http://arxiv.org/pdf/0803.1526.pdf


Aus der Erfahrung kann ich sagen, dass auch hier technische Fächer eher dazu neigen, das als simple methodische Schwäche zu sehen, und eher textorientierte Fächer das als Art des Plagiats begreifen.
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