Vorbereitung Industriepromotion

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Jagajo

Vorbereitung Industriepromotion

Beitrag von Jagajo »

Hallo Zusammen!

Im Zuge meiner anstehenden Industriepromotion (Nachhaltigkeitsmanagement, BWL) habe ich einige allgemeine Fragen. Befinde mich gerade in der absoluten Anfangsphase. Einen Doktorvater habe ich bereits gefunden und das entsprechende Unternehmen hat seine Unterstützung bereits angekündigt. Konkreteres wurde bisher nicht besprochen, allerdings will ich gut vorbereitet in die Verhandlungen gehen. Folgende Fragen haben sich bei mir aufgetan:

- Gibt es bei der Finanzierung grundsätzlich Mischmodelle? Besteht also die Möglichkeit, ohne universitäre Lehraufträge etc. (was der Industriepromotion ja immanent wäre) trotzdem einen Teil der Finanzierung/Bezahlung von der Uni gedeckt zu bekommen? Wie könnte mein Gehaltsvorschlag beim Unternehmen aussehen? Welchen Anteil übernimmt die Universität?

- Aus meinen bisherigen Recherchen geht eine Dauer von drei Jahren für die Promotion hervor. Hat Jemand Erfahrungswerte diesbezüglich?

- Ist es möglich, Teile von bisherigen eigenen Forschungsarbeiten (bspw. empirische Ergebnisse einer Wesentlichkeitsanalyse meiner Masterarbeit) in die Arbeit einfließen zu lassen?

- Wie läuft das mit der Geheimhaltungspflicht von Daten? In aller Regel müssen Promotionsarbeiten doch veröffentlicht werden. Ist hierfür eine zweite Fassung ohne sensible Daten anzufertigen?

- Hat Jemand Erfahrungen mit einer Art Mischform aus interner und externer Promotion? Da das Ziel der Arbeit ein branchenspezifischer Index ist, der erst im zweiten Schritt auf das vorliegende Unternehmen angepasst/getestet wird, wäre es vorstellbar, zuerst über 1-2 Jahre primär universitär zu arbeiten und erst in der Endphase für ca. 18 Monate über das Unternehmen angestellt zu sein.

Ich freue mich über Rückmeldungen/Rückfragen und wünsche allen Mitstreitern ein entspanntes Wochenende!

Jagajo
Laplace

Re: Vorbereitung Industriepromotion

Beitrag von Laplace »

Finanzierung: Die Welt ist bunt, hier gibt es verschiedenste Modelle. Manche arbeiten Teilzeit, um Geld zu verdienen, und den Rest der Zeit am selben Arbeitsplatz an der Diss. Mit Glück wird auch deine Zeit an der Diss bezahlt. Manche Leute haben einen Arbeitsvertrag mit der Uni, sitzen aber im Unternehmen oder umgekehrt. Z.b. wird manchmal die Stelle am Lehrstuhl vom Unternehmen (teil-)finanziert. Andere sitzen auch bei den Leuten, die sie direkt bezahlen. Auf den Ferari in der Garage solltest du gedanklich schonmal verzichten :D Wahrscheinlich haben Uni und Unternehmen auch schon eine Vorstellung, wie es laufen soll.

Geheimhaltung: Möglichkeiten zur Veröffentlichung der Ergebnisse sollte auf jeden Fall vorher geklärt werden, sonst stehst du zum Schluss doof da. Wie das vertraglich geregelt wird, hängt auch von der Art der Kooperation zwischen dir, Unternehmen und Uni ab und dem entsprechenden Finanzierungsmodell.

Zeit: 3 Jahre klingt realistisch, aber sportlich. Allerdings kenne ich mich bei BWLern auch nicht aus.

Alte Forschungsergebnisse: Jein. Hängt von der Promotionsordnung ab und davon, in welchem Rahmen die alten Ergebnisse zustande gekommen sind.
Marmotinho

Re: Vorbereitung Industriepromotion

Beitrag von Marmotinho »

Hallo Jagajo,

ich promoviere zur Zeit rein extern deshalb habe ich nicht zu allen Fragen eine Antwort:
- Gibt es bei der Finanzierung grundsätzlich Mischmodelle? Besteht also die Möglichkeit, ohne universitäre Lehraufträge etc. (was der Industriepromotion ja immanent wäre) trotzdem einen Teil der Finanzierung/Bezahlung von der Uni gedeckt zu bekommen? Wie könnte mein Gehaltsvorschlag beim Unternehmen aussehen? Welchen Anteil übernimmt die Universität?
Stimme der Antwort meines Vorredners voll zu. Es gibt in Unternehmen noch so bescheuerte Promotionsverträge/ Doktorandenstellen. Die sind in der Regel schlecht bezahlt und man erwartet im schlimmsten Fall von Dir volle operative Arbeit im Unternehmen. Soll heißen, dass neben der Klärung, wer dich bezahlt auch wichtig ist, was Du dafür leisten musst NEBEN Deiner Promotion. Ich kenne Kollegen bei mir, die sich als "normaler" Ingenieur in Teilzeit einstellen ließen und nebenbei promovierten. So hast du in der Regel mehr geld und es ist eindeutig/vertraglich geklärt, wann du etwas für das Unternehmen machst und wann für deine Dissertation.
- Aus meinen bisherigen Recherchen geht eine Dauer von drei Jahren für die Promotion hervor. Hat Jemand Erfahrungswerte diesbezüglich?
Drei Jahre sind möglich, kann ich aus eigener Erfahrung sagen. 10 Jahre aber auch. Es kommt auf die Freiräume an, die Du Dir schffen kannst. Meine Freiräume über 3 Jahre: 5 Wochen im Jahr Freistellung für meine Diss + die hälfte meines Urlaubs. Am Ende noch 6 Monate komplett frei fürs schreiben ...
- Ist es möglich, Teile von bisherigen eigenen Forschungsarbeiten (bspw. empirische Ergebnisse einer Wesentlichkeitsanalyse meiner Masterarbeit) in die Arbeit einfließen zu lassen?
Wie schon Laplace gesagt hat: Jein ... Einfach mit deinem Prof drüber sprechen.
- Wie läuft das mit der Geheimhaltungspflicht von Daten? In aller Regel müssen Promotionsarbeiten doch veröffentlicht werden. Ist hierfür eine zweite Fassung ohne sensible Daten anzufertigen?
Früh klären ist ein guter Rat. Zudem hast Du immer die Möglichkeit Daten zu anonymisieren. Dein Unternehmen wird Dir wohl kaum einen Freischein zur Veröffentlichung geben. Also am besten gleich eine geeignete Anonymisierung vorschlagen.
- Hat Jemand Erfahrungen mit einer Art Mischform aus interner und externer Promotion? Da das Ziel der Arbeit ein branchenspezifischer Index ist, der erst im zweiten Schritt auf das vorliegende Unternehmen angepasst/getestet wird, wäre es vorstellbar, zuerst über 1-2 Jahre primär universitär zu arbeiten und erst in der Endphase für ca. 18 Monate über das Unternehmen angestellt zu sein.
Andersrum vielleicht besser, oder? Zuerst Kontakte knüpfen in der Industrie und deine "Kunden" kennenlernen und dann das ganze aufarbeiten. Aber ist nur so ne Idee.

Hoffe ich konnte helfen.
Gruß
Marmotinho
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