Bewertung der Doktorarbeit: Gutachter tauschen sich aus?

[Kosmo]

Hallo Allerseits.
Ich habe eine Frage bezüglich der Gutachter. Es geht um eine Disseration einer Bekannten. Es gab hier immer wieder "Zoff" mit dem Beteuer. Dieser hat leider systematisch seine Schützlinge hingehalten oder Ihnen die Promotion so vermasselt, dass diese feiwillig an anderen Unis zu Ende promoviert haben. Bei meiner Bekannten ist es nun so, dass sich gegen ihn durchgesetzt hat und die Arbeit eingereicht hat. Diese wurde auch angenommen. Nun aber zu meiner Frage.

In jeder Promotionsordnung steht geschrieben, dass die Gutachter **unabhängig** ein Gutachten zu erstellen haben. Nun ist vom Zweitgutachter berichtet worden, dass der Betreuer immer wieder Kontakt zu diesem aufgenommen hat und beide mehrfach ihre Standpunkte über die Dissertation disskutiert haben. Auch hat ihm der Betreuer/Erstgutachter seine Korrektur zur Einsicht überlassen. Die war wohl sehr übel ausgefallen (Rotstift überall). Der Zweitgutachter wusste gar nicht was er damit anfangen sollte. Er fand die Arbeit angemessen. Auch sein Gutachten ist sehr sachlich. Das Gutachten des Betreuers ist äußerst knapp und enthält zudem nur Behauptungen ohne jegliche Begründungen/Richtigstellungen. Er schreibt einfach "Kapitel 3 ist in Teilen falsch". Der Zweitgutachter sieht das eben anders.

Ist das noch in Ordnung oder geht der Betreuer/Erstgutachter hier definitiv zu weit? Mir kommt es so vor als würde der Betreuer auf den Zweitgutachter Einfluss nehmen. Ich wäre auch über eine Information zu einer guten Rechtsberatung dankbar. Der Weg über die eigene Uni ist leider gescheitert, da nach Aussage meiner Bekannten, man dort (warum auch immer) unbedingt Namen wissen wollte.

Danke.

[DoneXY]

Deine Frage berührt zwei völlig verschiedene Perspektiven: Was ist formal korrekt und was ist üblich?

Formal korrekt mag es sein, dass die Gutachter völlig unabhängig voneinander ihre Gutachten schreiben. Tatsächlich ist es in der Praxis m.E.n. so, dass der Zweitgutachter sich an dem Erstgutachter orientiert. Es kommt auch vor, dass sich Gutachter bei Unklarheiten und Bewertungs-schwierigkeiten austauschen.

Konstellationen, in denen von diesem eingespielten Vorgehen abgewichen wird, sind oft für den 'Prüfling' unschön, da hier teilweise fakultätsinterne Streitigkeiten auf den Rücken des Doktoranden ausgetragen werden.

Es tut mir sehr leid, dass Deine Bekannte an einen solchen DV geraten ist. Kenne so ein Exemplar persönlich. Schlimm.

[Kosmo]

Hallo
und danke für die schnelle Antwort. Ich denke das Thema ist eher heikel als einfach zu beantworten. Ich habe im Zuge meiner gestrigen Recherchen in einer Promotionsordnung einer Medizinischen Fakultät gelesen, dass der Zweitgutachter bis zur Abgabe des Gutachtens, für den Betreuer und den Doktoranden, sogar völlig anonym bleibt. Es wird unterschiedlich gehandhabt. An einer weiteren Universität wurde im Austausch beider Gutachter eine Befangenheit festgestellt, da sich beide auf eine gemeinsame "Linie" eingeschossen haben, was nicht mehr dem Sinn zweiter unabhängiger Gutachten entsprach. In dem vorliegendem Fall meiner Bekannten liegt es an der Art und Weise (irgendwie) nahe, dass hier eine Beeinflussung statt gefunden haben muss. Oder zumindestens ein Versuch hierzu.
Eventuell könnte man in einer Beratungsstelle der Uni sich hierzu beratschlagen lassen und eventuelle Bedenken anmelden. Alles nicht so ganz einfach. Am besten wäre ein drittes unabhängiges Gutachten.

Danke und ein schönes Wochenende.

[Matilda]

Die Handhabung des Erstgutachters geht eindeutig zu weit. Der Austausch zwischen den Gutachtern ist zwar relativ normal, da sie sich ja meist kennen und ähnlichen Fachbereichen angehören. Beeinflussen dürften sie sich aber eigentlich nicht.
In meinen Gutachten wird sehr deutlich, dass der Zweitgutachter das Gutachten des Erstgutachters kannte, da er sogar Bezug genommen hat.
Es wird auch deutlich, dass sich die Beiden nicht grün sind, was sich leider oft auf den Promovenden niederschlägt.
Ich würde mit dem Promotionsbüro Kontakt aufnehmen und mich dort beraten lassen.

LG, Matilda