Wie in Deutschland habilitieren?

[FlimBeam]

Hallo Daniel,

eine weitere Möglichkeit wäre das European Research Council (http://erc.europa.eu/). Kenne einen Prof, der nicht habilitiert ist, in den USA promoviert und ein eigenes Projekt über ERC auf die Beine gestellt hat. Damit hat er dann eine Professur in D erhalten. Er war allerdings bereits assistant professor in den USA.
Ist kein einfacher Weg - ich kenne zwei Personen (beide in der Wissenschaft etabliert), die seit Jahren versuchen ein Projekt über ERC zu starten. Ist aber ein Weg.

Grüße
Beam

[mantor]

Eine Habil galt bis vor kurzem als der einzige Weg. In vielen Studiengaengen kann man mittlerweile auch ueber eine Juniorprofessur eine Habilitations equivalente Qualifikation erlangen und damit auf eine Professur berufen werden.

In der Theorie nicht falsch, passiert praktisch aber nicht! Ohne Habil (= ohne venia) wird es keinen Ruf geben. Ein Indikator hierfür ist auch, dass sich die (wenigen) Juniorprofs, die es gibt, eigentlich alle habilitieren...

Stimmt nicht so ganz: Es gibt auch in den Literaturwissenschaften schon Leute, die ohne Habilitation von Juniorprofessuren auf 'richtige" Professuren berufen wurden, allerdings eher in der Didaktik. Wie sich das für die Bereiche neben der Didaktik in den folgenden Jahren entwickeln wird, kann niemand sagen, aber ich gehe auch davon aus, dass die Habil. noch für längere Zeit der Maßstab bleiben wird.

Was allerdings für Deine Freundin interessant sein könnte: Auf Juniorprofessuren in der Anglistik könnte sie sich natürlich jederzeit bewerben. Ob sie dabei einen Nachteil hat, weil sie wenig in der scientific community in Deutschland eingebunden ist, kann ich nicht sagen. An meiner Uni gibt es allerdings einige Juniorprofs., die aus dem Ausland berufen wurden, etwa in der Geschichte und der Philosophie. Um solche Ausschreibungen mitzubekommen, kann Deine Freundin entweder Mitglied beim Hochschulverband werden; vielleicht gibt es in der Anglistik aber auch einen Mailverteiler, über den diese Ausschreibungen rundgehen. Da müssten die Anglisten im Forum was zu sagen.

[myfunnyvalentine]

Es gibt auch in den Literaturwissenschaften schon Leute, die ohne Habilitation von Juniorprofessuren auf 'richtige" Professuren berufen wurden, allerdings eher in der Didaktik.

Was denn nun -- Literaturwissenschaft oder Didaktik ?

Aus Neugierde und weil ich mich immer freue, etwas neues zu lernen: Wer denn?
Würde mir gerne die entsprechenden Websites der Personen anschauen.

Danke und viele Grüße

MFV

[mantor]

Es gibt auch in den Literaturwissenschaften schon Leute, die ohne Habilitation von Juniorprofessuren auf 'richtige" Professuren berufen wurden, allerdings eher in der Didaktik.

Was denn nun -- Literaturwissenschaft oder Didaktik ?

@myfunnyvalentine: Zum Glück hast Du das geschrieben

Aber Spaß beiseite: Da die meisten Didaktik-Professuren ja in die "normale" Germanistik, Anglistik, Romanistik, etc. eingebunden sind, kann man die Fälle schon hinzuziehen. Dass die Didaktik gerade stellenmäßig extrem boomt (in NRW hat man das Gefühl, geht das gesamte Geld nur noch in die Didaktik), der Markt an promovierten, habilitierten Didaktikern mit Schulerfahrung aber entsprechend klein ist, muss man dabei sicherlich mit einbeziehen. Konkrete Beispiele kann ich Dir jetzt nicht sagen, allerdings muss man nur die Seite des Hochschulverbandes mit den Berufungen der letzten sechs Monate kursorisch durchgehen und findet da einige Fälle, bei denen Leute von W1 direkt auf W2 oder W3 berufen wurden, auch ohne Habil.

In der "normalen" Literaturwissenschaft (und ich zähle die Spezialisierung "Genderforschung" dazu) wäre Andrea Geier aus Trier ein Beispiel, dass man sogar ohne Habil. und Juniorprofessur auf eine entfristete Professur kommen kann. Aber das ist tatsächlich eine große Ausnahme.

[myfunnyvalentine]

@myfunnyvalentine: Zum Glück hast Du das geschrieben

Aber Spaß beiseite: Da die meisten Didaktik-Professuren ja in die "normale" Germanistik, Anglistik, Romanistik, etc. eingebunden sind, kann man die Fälle schon hinzuziehen.

@Mantor: Meine Frage war ganz ernst gemeint – für mich sind Didaktik und LitWis zwei getrennte Fächer; genau so wie es LitWis und Linguistik sind

In der "normalen" Literaturwissenschaft (und ich zähle die Spezialisierung "Genderforschung" dazu) wäre Andrea Geier aus Trier ein Beispiel, dass man sogar ohne Habil. und Juniorprofessur auf eine entfristete Professur kommen kann. Aber das ist tatsächlich eine große Ausnahme.

Bist Du sicher, dass Andrea Geier nicht habilitiert hat?

[mantor]

@myfunnyvalentine: Zum Glück hast Du das geschrieben

Aber Spaß beiseite: Da die meisten Didaktik-Professuren ja in die "normale" Germanistik, Anglistik, Romanistik, etc. eingebunden sind, kann man die Fälle schon hinzuziehen.

@Mantor: Meine Frage war ganz ernst gemeint – für mich sind Didaktik und LitWis zwei getrennte Fächer; genau so wie es LitWis und Linguistik sind

In der "normalen" Literaturwissenschaft (und ich zähle die Spezialisierung "Genderforschung" dazu) wäre Andrea Geier aus Trier ein Beispiel, dass man sogar ohne Habil. und Juniorprofessur auf eine entfristete Professur kommen kann. Aber das ist tatsächlich eine große Ausnahme.

Bist Du sicher, dass Andrea Geier nicht habilitiert hat?

Ich weiß auf jeden Fall, dass Sie nicht habilitiert war, als sie berufen wurde. Ein anderes Beispiel ist übrigens Lars Koch, der in Dresden gerade ohne Habil. im Rahmen der "open-tenure-track-Aktion" auf eine Professur für NDL und Germanistik gekommen ist, allerdings wird da nach fünf Jahren noch einmal die Entfristung verhandelt.
In der Germanistik gibt es übrigens schon ein zwei Juniorprofessoren, die es zumindest ohne Habil. auf eine Liste geschafft haben.

Was die Sache mit den "Fächern" angeht: Das sind ja Glaubensfragen und die sind meistens kompliziert. Prinzipiell stimme ich Dir vollkommen zu, allerdings würden wahrscheinlich alle DidaktikerInnen sagen, dass sie natürlich auch LiteraturwissenschaftlerInnen sind. Und es gibt natürlich Grenzfälle, bei denen Stellen zu 50% als Didaktikstelle und zu 50% als literaturwissenschaftliche Professur ausgeschrieben sind. Außerdem kann man mit Qualifikationsschriten aus der Literaturwissenschaft durchaus auch in der Fachdidaktik Karriere machen, wenn man die Didaktik etwa durch das Staatsexamen abdecken kann. Das kenne ich aus dem Bereich LiWi und Linguistik nicht. Und schließlich fassen die großen Begriffe "Germanisten", "Anglisten" und "Romanisten" zumindest institutionell meist alle vier Bereiche: Neuere Literatur, Ältere/Mediävistik, Sprachwissenschaft/Linguistik und Didaktik, weshalb die Aussage, dass es "in der Anglistik" nicht möglich ist, ohne Habil. berufen zu werden, eben nicht ganz stimmt.

Für die Frage, die hier ursprünglich gestellt wurde, ist das natürlich nebensächlich, weil der Einstieg in den universitären Didaktikmarkt eben meist über das Staatsexamen und die Unterrichtserfahrung läuft und die Freundin des TE ja in die (eng gefasste) anglistische Literaturwissenschaft will – und da ist es ohne Habil. praktisch unmöglich.

[ametisto]

Hier hat sich ja noch ganz schön was getan. Habe länger nicht reingeschaut, aber weiterhin vielen Dank für eure Ideen und euer Feedback. Ich weiß es wirklich zu schätzen.

Was allerdings für Deine Freundin interessant sein könnte: Auf Juniorprofessuren in der Anglistik könnte sie sich natürlich jederzeit bewerben. Ob sie dabei einen Nachteil hat, weil sie wenig in der scientific community in Deutschland eingebunden ist, kann ich nicht sagen.

Genau das hat sie auch vor, aber leider sind Juniorprofessuren rar gesät. Und um einen Fuß in die deutsche Wissenschaft zu bekommen, bewirbt sie sich jetzt schon fleißig auf befristete research fellowships und versucht auch, ueber Erasmus für Akademiker einen Aufenthalt an einer deutschen Uni zu organisieren. Hoffentlich ergibt sich etwas!

Edit: Sorry, verstehe nicht, warum mein Computer mich nicht richtig zitieren lässt...

[Telephonmann]

Also ich weiß nicht, ob ich den britischen Wissenschaftsmarkt freiwillig für den deutschen eintauschen würde. In England hat man doch wenigstens noch eine Chance, früher oder später zur Entfristung zu kommen; in Deutschland verdient man wenig, muss in der Weltgeschichte umherziehen und erhält dann vielleicht mit vierzig oder so mal einen Ruf, wenn man riesiges Glück hat. In der Zwischenzeit wird zudem erwartet, dass man mal schnell eine Habil aus dem Ärmel schüttelt, und zwar zu einem komplett anderen Thema als dem aus der Diss vertrauten. Auf diesen Ausbeutermarkt lässt man sich am besten nur mit einem handfesten Plan B ein, unter Umständen also, die man noch einigermaßen unter Kontrolle hat. England dafür verlassen? Naja.

[B-Tina]

Falls Ihr innerhalb Deutschlands nicht an einen bestimmten Ort wollt, wäre noch eine Möglichkeit, dass sie sich in den angrenzenden Ländern umschaut; gerade die Niederlande haben ja auch ein Lecturer-System und wären von NRW aus auch relativ gut erreichbar. Oder mal bei den Unis in Basel, Liège, Strasbourg... schauen, ob es dort Möglichkeiten gibt.

[ametisto]

Ja, das machen wir auch. Ich bin als Lehrer relativ flexibel was das Land angeht in dem ich arbeite, jedenfalls solange die Arbeitsbedingungen akzeptabel sind, was in England leider nicht der Fall ist. Kennt vielleicht jemand eine Stellenboerse wo Positionen in den von B-Tina genannten Laendern ausgeschrieben werden?