Wie in Deutschland habilitieren?
Wie in Deutschland habilitieren?
Hallo zusammen,
ich hoffe das Thema passt hierhin.
Es geht um meine Freundin, die Englaenderin ist und derzeit in England als Lecturer fuer Englische Literaturwissenschaft (Englische Literatur des 18. Jahrhunderts) arbeitet. Nun moechten wir gerne beide nach Deutschland ziehen und stellen uns die Frage, welche Moeglichkeiten sie hat, eine Stelle zu finden. In England bewirbt man sich nach der Diss. einfach auf Stellen und wird dann im Laufe der Zeit bis zum Professor befoerdert (Publikationen vorausgesetzt). In Deutschland scheint es ja eher so zu sein, dass man sich nach der Diss. auf Stellen als wissenschaftlicher Mitarbeiter bewirbt und dann an seiner Habilitation arbeitet. Sehe ich das richtig? Was fuer Moeglichkeiten gibt es nun fuer sie, eine feste Stelle an einer Uni zu finden. Dem Thema Habilitation gegenueber waere sie aufgeschlossen, aber wir wissen beide nicht, wie wir es am Besten angehen sollten. Deshalb hoffen wir, dass ihr uns hier vielleicht einige Anregungen geben koennt.
Vielen Dank und viele Gruesse aus England.
Daniel
ich hoffe das Thema passt hierhin.
Es geht um meine Freundin, die Englaenderin ist und derzeit in England als Lecturer fuer Englische Literaturwissenschaft (Englische Literatur des 18. Jahrhunderts) arbeitet. Nun moechten wir gerne beide nach Deutschland ziehen und stellen uns die Frage, welche Moeglichkeiten sie hat, eine Stelle zu finden. In England bewirbt man sich nach der Diss. einfach auf Stellen und wird dann im Laufe der Zeit bis zum Professor befoerdert (Publikationen vorausgesetzt). In Deutschland scheint es ja eher so zu sein, dass man sich nach der Diss. auf Stellen als wissenschaftlicher Mitarbeiter bewirbt und dann an seiner Habilitation arbeitet. Sehe ich das richtig? Was fuer Moeglichkeiten gibt es nun fuer sie, eine feste Stelle an einer Uni zu finden. Dem Thema Habilitation gegenueber waere sie aufgeschlossen, aber wir wissen beide nicht, wie wir es am Besten angehen sollten. Deshalb hoffen wir, dass ihr uns hier vielleicht einige Anregungen geben koennt.
Vielen Dank und viele Gruesse aus England.
Daniel
Re: Wie in Deutschland habilitieren?
Hallo!
Eine feste Stelle zu bekommen ist schwierig, aber nicht unmoeglich. Eine Habil galt bis vor kurzem als der einzige Weg. In vielen Studiengaengen kann man mittlerweile auch ueber eine Juniorprofessur eine Habilitations equivalente Qualifikation erlangen und damit auf eine Professur berufen werden. Die Universitaeten sind aber flexible und koennen bei auslaendischen Bewerbern auch sowohl auf Habil als auch auf Juniorprofessur verzichten, wenn man ein aehnliches Lehrpensum und Publikationen vorweisen kann.
Ich hoffe es hilft.
Eine feste Stelle zu bekommen ist schwierig, aber nicht unmoeglich. Eine Habil galt bis vor kurzem als der einzige Weg. In vielen Studiengaengen kann man mittlerweile auch ueber eine Juniorprofessur eine Habilitations equivalente Qualifikation erlangen und damit auf eine Professur berufen werden. Die Universitaeten sind aber flexible und koennen bei auslaendischen Bewerbern auch sowohl auf Habil als auch auf Juniorprofessur verzichten, wenn man ein aehnliches Lehrpensum und Publikationen vorweisen kann.
Ich hoffe es hilft.
Re: Wie in Deutschland habilitieren?
Vielen Dank, Penguin. Das hilft uns schonmal ein bisschen weiter. Gibt es irgendwo eine zentrale Stelle, wo diese Positionen ausgeschrieben werden? Bisher haben wir nur den Zeit Stellenmarkt und diverse andere Jobseiten gefunden. Wie koennen wir diese Stellen finden? Oder koennte sie sich auch einfach spontan an Fachbereiche wenden, wo sie mit ihrer Forschungstaetigkeit gut reinpassen wuerde, und anfragen, ob es die Moeglichkeit gaebe, sich dort zu habilitieren. Oder muss sie sich zwingend auf eine ausgeschriebene Stelle bewerben?
Sorry fuer die vielen Fragen. Ich bin zwar Deutscher, habe aber komplett in Australien und UK studiert und kenne mich deshalb in der deutschen Universitaetslandschaft nicht aus.
Sorry fuer die vielen Fragen. Ich bin zwar Deutscher, habe aber komplett in Australien und UK studiert und kenne mich deshalb in der deutschen Universitaetslandschaft nicht aus.
Re: Wie in Deutschland habilitieren?
Ich sehe leider nur die Möglichkeit, sich auf ausgeschriebene Stellen zu bewerben. Universitäten sind ja keine expandierenden Unternehmen, sondern haben feste Stellen, die jeweils ausgeschrieben werden müssen.
Eine Stellenbörse:
http://www.forschung-und-lehre.de/wordpress/?page_id=26
Ein Verteiler für offene Stellen:
http://listserv.uni-heidelberg.de/science-jobs-de/
Viel Erfolg!
Eine Stellenbörse:
http://www.forschung-und-lehre.de/wordpress/?page_id=26
Ein Verteiler für offene Stellen:
http://listserv.uni-heidelberg.de/science-jobs-de/
Viel Erfolg!
Re: Wie in Deutschland habilitieren?
Hallo,
ich kenne mich in der Englischen Literaturwissenschaft nicht aus. In meinem Fachbereich gibt es aber sowohl auf der Seite der Fachgesellschaft Stellenausschreibungen als auch die Möglichkeit, in etlichen Mailinglisten über ausgeschriebene Stellen informiert zu werden. Sowas sollte es eigentlich auch in anderen Disziplinen geben.
Auch Post-Doc-Stellen sind größtenteils befristet (s. Wissenschaftszeitvertragsgesetz); ihr solltet eine Entfristung besser nicht als Kriterium bei der Stellensuche nutzen. Vorsicht bei LfbA-Stellen, die sind mit einer sehr hohen Lehrbelastung verbunden, so dass allgemein wenig Zeit für Forschung bleibt.
Bei uns ist es mehr und mehr üblich, auch ohne Habilitation zu berufen. Hilfreich scheinen mir neben fleißigem Publizieren dabei die Vertretung von Professuren (wenn man viel publiziert und gelehrt hat, geht das bei uns auch sehr bald nach der Promotion), die Besetzung von Juniorprofessuren und, enorm wichtig, viele eingeworbene Drittmittel.
Viel Erfolg bei der Stellensuche – vielleicht kann man auch "einfach" regelmäßig die Uniseiten abklappern.
Gruß
BertaFrieda.
Edit: Auf die Schnelle würde ich sagen: Stellenangebote beim Deutschen Anglistenverband (hoffe, dass das jetzt nicht irgendwie was ganz anderes ist als der zentrale Fachverband ).
ich kenne mich in der Englischen Literaturwissenschaft nicht aus. In meinem Fachbereich gibt es aber sowohl auf der Seite der Fachgesellschaft Stellenausschreibungen als auch die Möglichkeit, in etlichen Mailinglisten über ausgeschriebene Stellen informiert zu werden. Sowas sollte es eigentlich auch in anderen Disziplinen geben.
Auch Post-Doc-Stellen sind größtenteils befristet (s. Wissenschaftszeitvertragsgesetz); ihr solltet eine Entfristung besser nicht als Kriterium bei der Stellensuche nutzen. Vorsicht bei LfbA-Stellen, die sind mit einer sehr hohen Lehrbelastung verbunden, so dass allgemein wenig Zeit für Forschung bleibt.
Bei uns ist es mehr und mehr üblich, auch ohne Habilitation zu berufen. Hilfreich scheinen mir neben fleißigem Publizieren dabei die Vertretung von Professuren (wenn man viel publiziert und gelehrt hat, geht das bei uns auch sehr bald nach der Promotion), die Besetzung von Juniorprofessuren und, enorm wichtig, viele eingeworbene Drittmittel.
Viel Erfolg bei der Stellensuche – vielleicht kann man auch "einfach" regelmäßig die Uniseiten abklappern.
Gruß
BertaFrieda.
Edit: Auf die Schnelle würde ich sagen: Stellenangebote beim Deutschen Anglistenverband (hoffe, dass das jetzt nicht irgendwie was ganz anderes ist als der zentrale Fachverband ).
Re: Wie in Deutschland habilitieren?
Hallo,
schwieriges Anliegen, aus verschiedenen Gründen.
Für eine Habil bräuchte sie ein anderes Thema, das sich auch historisch deutlich unterscheidet. Einschlägige PostDoc Ausscreibungen wollen auch vermehrt eine Projektskizze...
Als native speaker wird sie sicherlich Chancen auf dem Jobmarkt haben - bei deutschen Lektoren-Stellen aber aufpassen. Die sind idR eher sprachpraktisch orientiert und lassen wenig bis keine Zeit zum Forschen.
Wissenschaftlich macht es wenig Sinn, die Lektorenstelle in UK aufzugeben und gegen den deutschen Mittelbau einzutauschen.
schwieriges Anliegen, aus verschiedenen Gründen.
Das ist schon einmal gut - ich schätze aber, sie hat auch in diesem Themenbereich promoviert, oder?in England als Lecturer fuer Englische Literaturwissenschaft (Englische Literatur des 18. Jahrhunderts) arbeitet
Für eine Habil bräuchte sie ein anderes Thema, das sich auch historisch deutlich unterscheidet. Einschlägige PostDoc Ausscreibungen wollen auch vermehrt eine Projektskizze...
Als native speaker wird sie sicherlich Chancen auf dem Jobmarkt haben - bei deutschen Lektoren-Stellen aber aufpassen. Die sind idR eher sprachpraktisch orientiert und lassen wenig bis keine Zeit zum Forschen.
Kannst Du in der Anglistik vergessen! Ebenso das hier:BertaFrieda hat geschrieben:Bei uns ist es mehr und mehr üblich, auch ohne Habilitation zu berufen. Hilfreich scheinen mir neben fleißigem Publizieren dabei die Vertretung von Professuren (wenn man viel publiziert und gelehrt hat, geht das bei uns auch sehr bald nach der Promotion), die Besetzung von Juniorprofessuren und, enorm wichtig, viele eingeworbene Drittmittel.
In der Theorie nicht falsch, passiert praktisch aber nicht! Ohne Habil (= ohne venia) wird es keinen Ruf geben. Ein Indikator hierfür ist auch, dass sich die (wenigen) Juniorprofs, die es gibt, eigentlich alle habilitieren...Penguin hat geschrieben: Eine Habil galt bis vor kurzem als der einzige Weg. In vielen Studiengaengen kann man mittlerweile auch ueber eine Juniorprofessur eine Habilitations equivalente Qualifikation erlangen und damit auf eine Professur berufen werden.
Lasciate ogni speranza... Da auch die Ratsstellen zunehmend nur noch auf Zeit sind, bliebe eigentlich nur noch die Lektornstellen. Aber Deine Freundin das will...ametisto hat geschrieben:Was fuer Moeglichkeiten gibt es nun fuer sie, eine feste Stelle an einer Uni zu finden.
Wissenschaftlich macht es wenig Sinn, die Lektorenstelle in UK aufzugeben und gegen den deutschen Mittelbau einzutauschen.
Re: Wie in Deutschland habilitieren?
... das dachte ich mir fast schon, dass es, was die Habilitationspflicht angeht, in der Anglistik etwas anders aussieht. Habe das auch schon von anderen Literaturwissenschaften gehört.
Aber nur so interessehalber: Wenn ich richtig informiert bin, gibt es doch in vielen Ländern – und gerade im englischsprachigen Bereich – gar keine Habilitation. Haben dann etwa Briten oder Amerikaner gar keine Chancen überhaupt berufen zu werden?
Fragt sich:
BertaFrieda.
Aber nur so interessehalber: Wenn ich richtig informiert bin, gibt es doch in vielen Ländern – und gerade im englischsprachigen Bereich – gar keine Habilitation. Haben dann etwa Briten oder Amerikaner gar keine Chancen überhaupt berufen zu werden?
Fragt sich:
BertaFrieda.
Re: Wie in Deutschland habilitieren?
Da würde die an anderer Stelle bereits genannte Formulierung der "habilitationsäquivalenten Leistung" greifen, soll heißen: zweites buch. Eine besondere Hürde hierbei aber wäre dann, dass die Spezialisierung in England anders läuft - d.h. das zweite Buch ist thematisch/historisch/ dem ersten oft sehr nahe.BertaFrieda hat geschrieben:Wenn ich richtig informiert bin, gibt es doch in vielen Ländern – und gerade im englischsprachigen Bereich – gar keine Habilitation. Haben dann etwa Briten oder Amerikaner gar keine Chancen überhaupt berufen zu werden?
-
- Beiträge: 220
- Registriert: 12.06.2011, 16:57
- Status: fertig
- Hat sich bedankt: 7 Mal
- Danksagung erhalten: 17 Mal
Re: Wie in Deutschland habilitieren?
Hallo,
eine naheliegende Möglichkeit, die m. E. aber noch nicht genannt wurde, wäre die Einwerbung von Drittmitteln, durch die auch die eigene Stelle finanziert wird. Die erste Anlaufstelle wäre natürlich die DFG, aber vielleicht gäbe es auch bei der Humboldt-Stiftung etwas. Dafür muss deine Freundin natürlich die Voraussetzungen erfüllen, aber ein erfolgreicher Antrag hätte natürlich den immensen Vorteil, dass sie sich ihre Forschungsthemen selbst aussuchen kann und vergleichsweise geringe Belastung durch Lehre, Administration, etc. hat. Sie braucht zwar noch die Zusage einer Uni, dass sie im Falle eines erfolgreichen Antrags dort forschen kann, aber das sollte mit einer Kombination aus Glück, Ausdauer und Kompetenz (sowie vielleicht bestehenden Kontakten) zu schaffen sein.
Gruß
Cyb
eine naheliegende Möglichkeit, die m. E. aber noch nicht genannt wurde, wäre die Einwerbung von Drittmitteln, durch die auch die eigene Stelle finanziert wird. Die erste Anlaufstelle wäre natürlich die DFG, aber vielleicht gäbe es auch bei der Humboldt-Stiftung etwas. Dafür muss deine Freundin natürlich die Voraussetzungen erfüllen, aber ein erfolgreicher Antrag hätte natürlich den immensen Vorteil, dass sie sich ihre Forschungsthemen selbst aussuchen kann und vergleichsweise geringe Belastung durch Lehre, Administration, etc. hat. Sie braucht zwar noch die Zusage einer Uni, dass sie im Falle eines erfolgreichen Antrags dort forschen kann, aber das sollte mit einer Kombination aus Glück, Ausdauer und Kompetenz (sowie vielleicht bestehenden Kontakten) zu schaffen sein.
Gruß
Cyb
Re: Wie in Deutschland habilitieren?
[quote="myfunnyvalentine"]Das ist schon einmal gut - ich schätze aber, sie hat auch in diesem Themenbereich promoviert, oder?
Für eine Habil bräuchte sie ein anderes Thema, das sich auch historisch deutlich unterscheidet. Einschlägige PostDoc Ausscreibungen wollen auch vermehrt eine Projektskizze...[/quote]
Ja hat sie. Ueber Christopher Smart, falls es jemanden interessiert. Soweit ich das beurteilen kann, unterscheidet sich ihr naechstes grosses Thema recht deutlich von ihrer Promotion. Es geht dabei um die Geschichte der Wissenschaft. Handelt es sich bei der Projektskizze um einen Abriss des Forschungsvorhabens?
[/quote]Lasciate ogni speranza... Da auch die Ratsstellen zunehmend nur noch auf Zeit sind, bliebe eigentlich nur noch die Lektornstellen. Aber Deine Freundin das will...[/quote]
Insgeheim hatte ich mir Hoffnungen gemacht, dass es doch irgendwie klappen koennte, aber die darf ich dann jetzt wohl begraben... Sie hat sehr klare Ziele in Bezug auf das, was sie erreichen will und wuerde sich in einer LfbA Stelle ohne Moeglichkeit an ihrer Habil zu arbeiten vollkommen unterfordert fuehlen. Vielen Dank jedenfalls fuer eure - wenn auch eher ernuechternden - Ratschlaege.
Für eine Habil bräuchte sie ein anderes Thema, das sich auch historisch deutlich unterscheidet. Einschlägige PostDoc Ausscreibungen wollen auch vermehrt eine Projektskizze...[/quote]
Ja hat sie. Ueber Christopher Smart, falls es jemanden interessiert. Soweit ich das beurteilen kann, unterscheidet sich ihr naechstes grosses Thema recht deutlich von ihrer Promotion. Es geht dabei um die Geschichte der Wissenschaft. Handelt es sich bei der Projektskizze um einen Abriss des Forschungsvorhabens?
[/quote]Lasciate ogni speranza... Da auch die Ratsstellen zunehmend nur noch auf Zeit sind, bliebe eigentlich nur noch die Lektornstellen. Aber Deine Freundin das will...[/quote]
Insgeheim hatte ich mir Hoffnungen gemacht, dass es doch irgendwie klappen koennte, aber die darf ich dann jetzt wohl begraben... Sie hat sehr klare Ziele in Bezug auf das, was sie erreichen will und wuerde sich in einer LfbA Stelle ohne Moeglichkeit an ihrer Habil zu arbeiten vollkommen unterfordert fuehlen. Vielen Dank jedenfalls fuer eure - wenn auch eher ernuechternden - Ratschlaege.
-
- Vergleichbare Themen
- Antworten
- Zugriffe
- Letzter Beitrag
-
- 7 Antworten
- 3161 Zugriffe
-
Letzter Beitrag von Wierus