Lektorat in Kulturwissenschaften?

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DrArbeit

Lektorat in Kulturwissenschaften?

Beitrag von DrArbeit »

Liebe Doktoranden,

Leider kenne ich in meinem Freundeskreis niemanden aus meinem Fach (Kulturwissenschaften, Europäische Ethnologie), der für mich "privat" lektorieren könnte.

Es geht mir nicht darum, sprachliche Fehler, sondern inhaltliche, logische und wissenschaftliche Aspekte korrigiert zu bekommen. Hat sich jemand Gedanken dazu gemacht, ob bzw. wo er seine Arbeit von einem Büro wissenschaftlich lektorieren lässt?

Habt Ihr irgendwelche Tipps zu diesem Thema?

Mit großem Dank im Voraus!
flip
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Re: Lektorat in Kulturwissenschaften?

Beitrag von flip »

Ehm, ein Lektorat darf ausschließlich auf die Orthographie und den Ausdruck abzielen?!
Zwonk
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Re: Lektorat in Kulturwissenschaften?

Beitrag von Zwonk »

Ich bezweifle, daß es besonders viele Angebote gibt: "Inhaltliches Lektorat - Fachrichtung europäische Ethnologie". Ich sehe eigentlich nur zwei Möglichkeiten: Entweder guckst Du ganz normal die Seiten der Lektoratsbüros durch und schaust, ob einer der Lektoren zufällig in der Ethnologie abgeschlossen hat. Oder Du versuchst Deine Diss zu verteilen. Vielleicht sind Mitdoktoranden oder Leute im Institutskolloquium ja motivierter, sich mit der Diss zu befassen, wenn die jeweils nur ein Kapitel vorgelegt kriegen?

Ansonsten kann es aber durchaus sinnvoll sein, jemanden aus einem anderen Fachgebiet mal drübergucken zu lassen. Es muß ja nicht unbedingt jemand aus der theoretischen Physik oder der Molekulargenetik sein. Meiner Erfahrung nach stolpern gerade Fachfremde oft über Argumentationslücken, die Fachleute gar nicht mehr sehen, weil sie die automatisch mit ihrem eigenen Fachwissen füllen. Ich (Philosoph) habe meine Dissertation z.B. von einer Germanistin korrigieren lassen. Ich habe da einige wertvolle Anmerkungen zu argumentativen Sprüngen bekommen: Die Argumentation war zwar nicht falsch, aber weil ich so tief in der Materie drinsteckte habe ich viel zu viele Zwischenschritte als "trivial" ausgelassen. Und sowas sieht ein Fachfremder, wenn er nicht aus einer völlig anderen Wissenschaftskultur kommt, unter Umständen eher, als ein ausgewiesener Fachmann.
12. Dec 2016;01. Feb 2017;f;zum neuen Job!
Zwonk
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Re: Lektorat in Kulturwissenschaften?

Beitrag von Zwonk »

@flip: Das ist vermutlich ein Grenzbereich. Ich kann aber nicht erkennen, was daran schlimm ist, wenn Anmerkungen der Form gemacht werden: "Den Sprung von A nach B verstehe ich nicht." Oder "Sollte hier nicht ein Textbeispiel angeführt werden? Sonst sehr abstrakt." oder "Der Abschnitt ist mit 15 Seiten sehr lang - kann man den nicht in zwei Unterabschnitte aufteilen?"

In vielen Fällen (auch in meinem) geht ja der Doktorvater selbst nochmal die Arbeit durch und macht vor der Abgabe kritische Anmerkungen zum Inhalt und zum Aufbau. Auch das halte ich für keine unzulässige Hilfe. Und wenn der Lektor auf einem viel niedrigeren Niveau unverbindliche Vorschläge macht, finde ich das völlig legitim.
12. Dec 2016;01. Feb 2017;f;zum neuen Job!
DrArbeit

Re: Lektorat in Kulturwissenschaften?

Beitrag von DrArbeit »

flip hat geschrieben:Ehm, ein Lektorat darf ausschließlich auf die Orthographie und den Ausdruck abzielen?!
Nein, denn es gibt sprachliche und wisschenschaftliche Lektorate.
DrArbeit

Re: Lektorat in Kulturwissenschaften?

Beitrag von DrArbeit »

Lieber Zwonk,
Mitdoktoranden haben leider keine Zeit und DV will keine Textprobe. Aber Dein Tipp mit dem fachfremden Korrektor ist sehr hilfreich! Mein Freund ist BWLer und könnte mit seiner analytischen Denke den Text auf Logik checken. Zwar wäre ergänzend ein Fachmann gut, aber ich habe im Internet noch niemanden gefunden und bin auch recht skeptisch, einem Lektoratsbüro, das mir von niemandem persönlich empfohlen wird, meine Arbeit "anzuvertrauen".
Ikarus

Re: Lektorat in Kulturwissenschaften?

Beitrag von Ikarus »

Bei einem so "exotischem" Thema wie du es gewählt es wird es auch meiner Meinung nach schwierig, im privaten Bereich oder im Internet auf eigene Faust einen Lektor zu finden der auch fachlich kompetent ist. Ich würde dir raten dich an eine Vermittlungsplattform für freiberufliche Lektoren zu wenden, die ein spezielles Wissenschaftslektorat anbieten. Diese haben oft mehrere hundert Lektoren in ihrer Datenbank und können dir bestimmt jemand vermitteln, der Erfahrung mit dem Thema oder zumindest auf diesem Fachgebiet hat und sich schnell einarbeiten könnte. Du solltest dabei aber einige Sachen beachten, da man leichte an unseriöse Anbieter gerät. Lass dir auf jeden Fall die Qualifikation des Lektors nachweisen, zahle nicht den gesamten Betrag im Voraus und pane einen zeitlichen Puffer ein, um Problemen vorzubeugen!
Zuletzt geändert von Sebastian am 20.07.2014, 14:13, insgesamt 1-mal geändert.
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