Anteil eigener Arbeit

Jahresarchiv
Gesperrt
Henrik84

Anteil eigener Arbeit

Beitrag von Henrik84 »

Hallo,

ich bin neu hier und würde euch gerne bei einer Sache um Rat fragen, die mich momentan sehr beschäftigt.

Ich bin seit 3 Jahren WiMi in einem naturwissenschaftlich/technischen Fach und schreibe nun seit etwa 1,5 Jahren an meiner Dissertation, die sich mit einer von mir durchgeführten empirischen Studie beschäftigt. Ich hatte immer wieder Beratungsgespräche mit meinem Doktorvater, mit dem ich natürlich zunächst das Thema abgesteckt habe und dann auch einzelne Fragen besprochen habe. Wir haben auch schon gemeinsam zwei Publikationen veröffentlicht.

Da ich nun intensiv begonnen habe zu schreiben, war es mir wichtig das äußere Gerüst abzustecken. Ich habe daher meinem DV eine Übersicht über geplante Kapitel und Unterkapitel inkl. Seitenzahlen vorgelegt. Was dann kam, hatte ich nicht erwartet: er hat sehr viel geändert, teilweise die Schwerpunkte komplett über den Haufen geworfen. Soweit aber OK, mein Ziel war ja einen entsprechenden Rahmen zu schaffen, den ich dann füllen kann.

Leider habe ich allerdings bei einigen Vorgaben das Gefühl, dass sie weder sinnvoll noch realistisch sind. So hatte ich beispielsweise als 2. Kapitel eine Übersicht über vorhandene Forschungsergebnisse eingeplant. Das ist aus meiner Sicht für die Arbeit argumentativ wichtig. Mein DV hat dieses Kapitel nun aber um 15 Seiten gekürzt: ich soll lediglich einen Überblick geben und dann in einem späteren Kapitel kritischen bewerten. Als Begründung dafür sagte er mir, dass ich durch einen einfachen Überblick keine eigene Arbeitsleistung bringen würde. Nun ist es aber so, dass wir hier von mindestens 3 internationalen Forschungsprojekten mit einer gewissen Reputation reden. Natürlich gibt es auch dabei Punkte, die man hinterfragen kann, aber ich mache mir große Sorgen, dass ich mich damit auf Glatteis begebe.
Gleichzeitig ist das auch nur das deutlichste Beispiel. Auch in den anderen Kapiteln ist der Schwerpunkt so verändert worden, dass ich möglichst wenig Forschungsergebnisse übernehmen soll.

Da ich empirisch arbeite und meine Studie selbst entwickelt habe, produziere ich zwangsläufig eigene Ergebnisse, die zweifellos elementar für eine Doktorarbeit sind. Nichtsdestotrotz ist es nur eine "kleine" Forschungsarbeit, die sicherlich nicht den ganzen Fachbereich revolutionieren wird.
Hinzu kommt auch noch, dass ähnliche Dissertationen (auch bei uns am Institut) komplett dem entsprechen, was ich ursprünglich geplant hatte. Ich habe mir beispielhaft mehrere angeschaut und bin dabei auf max. 40-50% komplett eigenständige Arbeit gekommen. Laut meinem DV soll dieser bei mir mindestens bei 75% liegen.

Habt ihr dazu Meinungen?
Ich weiß, dass das schwer einzuschätzen ist, ohne das genaue Gebiet zu kennen. Über ein paar Gedanken würde ich mich trotzdem sehr freuen.
DoneXY

Re: Anteil eigener Arbeit

Beitrag von DoneXY »

Zuerst: Es ist Dein DV, der Deine Arbeit bewerten wird. Wird die Perspektive spaßeshalber auf die Endnote Deiner Diss verengt, dann kommt seiner Meinung und damit seinen Vorschlägen einiges Gewicht zu.
Henrik84 hat geschrieben:Leider habe ich allerdings bei einigen Vorgaben das Gefühl, dass sie weder sinnvoll noch realistisch sind. So hatte ich beispielsweise als 2. Kapitel eine Übersicht über vorhandene Forschungsergebnisse eingeplant. Das ist aus meiner Sicht für die Arbeit argumentativ wichtig. Mein DV hat dieses Kapitel nun aber um 15 Seiten gekürzt: ich soll lediglich einen Überblick geben und dann in einem späteren Kapitel kritischen bewerten.
Wenn ich mir die Siutation richtig vorstelle, dann stimme ich Deinem DV zu - auch wenn ich meine Meinung anders begründen würde:

Den Stand der Forschungs zu skizzieren, finde ich völlig ausreichend. Es ist eher der Aufbau einer Hausarbeit, sich am Forschungsstand detailliert abzuarbeiten und dann erst selber loszulegen. Für eine Diss macht es viel mehr Sinn, diese Diskussion im Hauptteil der Arbeit zu führen. Passt sie da nicht hin, dann wird es auch schwer, die Notwendigkeit der vorangegangenen Diskussion in der Übersicht der Forschungsergebnisse zu begründen. Denn offenbar hatte die Auseinandersetzung keine Bedeutung für die eigene vorgestellte Forschungsarbeit.

So in etwa stelle ich mir eine Diskussion im Hauptteil vor: Anders als Prof. Hastig betonte, deuten alle Ergebnisse dieser Arbeit darauf hin, dass Bäume keinesfalls in den Himmel wachsen. Wie weit das dort ausgeführt werden kann/muss, liegt an der jeweiligen Arbeit.

Ausnahme: Du musst Dein Forschungsinteresse begründen, wenn dieses nicht evident ist, weil bspw. der Forschungsgegenstand als "überforscht" gilt und keine neuen oder 'besseren' Ergebnisse erwarten lässt. Dann steht natürlich die Frage im Raum, warum noch eine Arbeit?
Henrik84 hat geschrieben:Da ich empirisch arbeite und meine Studie selbst entwickelt habe, produziere ich zwangsläufig eigene Ergebnisse, die zweifellos elementar für eine Doktorarbeit sind. Nichtsdestotrotz ist es nur eine "kleine" Forschungsarbeit, die sicherlich nicht den ganzen Fachbereich revolutionieren wird. Hinzu kommt auch noch, dass ähnliche Dissertationen (auch bei uns am Institut) komplett dem entsprechen, was ich ursprünglich geplant hatte.
Mach Dir keine Sorgen. Für den Einzelnen ist eine Diss ein Riesenprojekt, doch innerhalb des Wissenschaftsbetriebes relativiert sich ihre Bedeutung doch erheblich. Auch die anderen kochen nur mit Wasser und Deine wird sich vermultich von den anderen abheben. Sonst hätte Dein offenbar kritikfreudiger DV auch hier etwas gesagt, denke ich.

Viel Spaß mit Deiner Diss!
Gesperrt
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag