"Unveröffentlichte Dissertation"?

[histosowi]

Hallo zusammen,

in den Publikationslisten verschiedener Universitätsprofs fand ich jeweils (natürlich nur bei einigen wenigen Profs) eine "unveröffentlichte Dissertation". Wie geht das denn? Ich nahm bisher immer an, daß eine Diss veröffentlicht werden MUSS. Wenn jemand eine Diss geschrieben hat, die nicht veröffentlicht wurde, konnte er zumindest mit dieser Diss dann doch auch nicht promoviert werden, oder? Oder wie? Und wieso taucht diese unveröffentlichte Diss dann in der Publikationsliste, also der Auflistung veröffentlichter (!) Schriften auf, wenn sie eben nicht veröffentlicht wurde?
Rein interessehalber, kann da jemand etwas zum Thema beitragen...?

[bbb]

Interessante Frage, vielleicht hilft Dir das weiter:

Unveröffentlichte Dissertation
Da die meisten Dissertationen nicht von einem Verlag in größeren Stückzahlen gedruckt werden, ist als Veröffentlichungsart meist die „unveröffentlichte Dissertation“ anzuführen.
In der Hausarbeit kann dies auch mit „unv. Diss.“ abgekürzt werden:

Hepp, A.: Fernsehaneignung. Über Formen, Räume und Stile der kommunikativen Aneignung von Fernsehsendungen, unv. Diss., Universität Trier 1996.

Quelle: http://www.wissenschaftliches-arbeiten. ... ation.html

[myfunnyvalentine]

Ich nahm bisher immer an, daß eine Diss veröffentlicht werden MUSS. Wenn jemand eine Diss geschrieben hat, die nicht veröffentlicht wurde, konnte er zumindest mit dieser Diss dann doch auch nicht promoviert werden, oder? Oder wie?

Stimmt so nicht. Je nach Promotionsordnung – und ich denke, das betrifft in der Tat die meisten – ist es ausreichend, eine bestimmte Anzahl von Ausdrucken beim Prüfungsamt abzugeben. Microfiche wäre u.U. auch denkbar.
Außerdem kann es sein, dass man selbst ohne dieses promoviert werden, allerdings den Titel nicht führen kann. So bei einer Freundin von mir. Disputation war vor zwei Jahren, Arbeit ist aber in keiner Weise veröffentlicht. Hat ein Zeugnis mit der Note, ist also promoviert; sie besitzt aber keine Urkunde, die sie zum führen des Titels berechtigt

Edit: Vielleicht kannst Du mal auf ein Beispiel verlinken. Weil es ja "einige" sind, muss es nicht Dein Prof sein

[epikur]

Bei kumulativen Dissertationen ist es so, dass der Doktorand mithilfe der Artikel seiner Veröffentlichungspflicht bereits nachgekommen ist und die Dissertationsschrift selbst (Mantelschrift) so gut wie nie veröffentlicht wird.

Schönes Wochenende

epikur

[histosowi]

Hallo,
danke an alle für die Antworten!
Einen entsprechenden Link auf so eine Publikationsliste mag ich nicht einstellen, das wäre dann doch etwas gewagt, da recht speziell
Aber ich denke, den Sinn habe ich verstanden
Es handelte sich übrigens um unveröffentlichte Dissen aus den späten Siebzigern und frühen Achzigern (konnte man da schon kumulativ promovieren?).
Euch allen ein schönes Wochenende!

[Sebastian]

Je nach Promotionsordnung – und ich denke, das betrifft in der Tat die meisten – ist es ausreichend, eine bestimmte Anzahl von Ausdrucken beim Prüfungsamt abzugeben. Microfiche wäre u.U. auch denkbar.

Diese Form der Promotion war lange Jahre vermutlich wohl der Standard. Allerdings gehen die eingereichten Exemplare in die sog. Schriftentauschringe der Universitätsblibliotheken und sind dann - zumindest im universitären Bereich - gut verfügbar und damit m.E. auch nicht "unveröffentlicht".

Vielleicht geht es aber um Arbeiten, die einfach zum Zeitpunkt des Zitates noch nicht veröffentlicht waren, sondern erst später erschienen sind. Diese Quellen, die der Prof auswerten kann, weil sie ihm vorliegen (und er evtl. auch Gutachter war), andere aber (noch) nicht scheinen mir noch am ehesten so interessant, dass ein Prof daraus zitiert, auch wenn sie noch nicht veröffentlicht sind.
Das könntest Du vielleicht überprüfen, indem Du noch einmal nach dem Autorennamen suchst und auch ähnliche Titel darauf überprüfst, ob sie einen entsprechenden "zugleich Diss ..."-Vermerk tragen.
Gruß
Sebastian