Promotion in Orchideenfach

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Frau_Kunterbunt

Promotion in Orchideenfach

Beitrag von Frau_Kunterbunt »

Hallo liebes Forum,
im Moment noch Neuling auf dem Gebiet treiben mich diverse Fragen und Komplexe zu euch.
Ich habe ein "Orchideenfach" im Bereich der Geisteswissenschaften studiert und mir während des Studiums oder davor nie wirklich Gedanken darüber gemacht, was genau ich später einmal damit würde anfangen können, da mich einerseits die Faszination für das Fach antrieb und andererseits bereits im Grundstudium der Wunsch aufkam, dass ich darin gern mal promovieren und am liebsten etwas wissenschaftliches machen würde. Folglich war ich als Studentin meistens sehr strebsam und engagiert und habe nie schlechte oder "nur" durchschnittliche Leistungen eingefahren.
Da mir in etwa vorschwebt, in welchem Bereich ich - grob gesehen- thematisch gern promovieren möchte und ich fertig bin, habe ich mir vor ein paar Wochen ein Herz gefasst und die Professorin, die "passen" würde und daher mein größter Wunsch gewesen wäre, da ich sie fachlich und menschlich sehr schätze, auf eine Promotion angesprochen. Da sie bisher nie Doktoranden betreut hat, hat mich das Ansprechen einiges an Überwindung gekostet. Leider war ich mit meiner Anfrage nicht erfolgreich, denn sie sagte mir, sie würde von Promotionen generell abraten, da es genug promovierte, arbeitslose Akademiker gebe und mich nicht betreuen wollen, da sie sich dazu prinzipiell nicht verpflichtet sehe.
Für mich war das eine Aussage, die mich stark verunsichert hat, denn ich kann damit nicht besonders viel anfangen. Ich hätte damit etwas anfangen können, wenn man mir z.B. gesagt hätte, man hielte mich für nicht gut genug, oder aber wenn meine Themenvorstellungen "uninteressant" oder an dieser Stelle nicht "betreubar" gewesen wären, etc. Andererseits hat mich die Aussage an meinem Ego getroffen, einfach, weil ein Mensch, bei dem ich gerne und gut studiert habe, mich ganz offensichtlich nicht will.
Dennoch ist eine Promotion etwas, was ich unbedingt machen möchte. Die Suche nach einem neuen pot. Betreuer macht mir allerdings Probleme, denn es gibt in Deutschland nur eine Hand voll Professoren, die überhaupt in diesem Bereich forschen; für mich wäre meine Professorin die ideale Lösung gewesen, auch, weil ich familiär an diese Region gebunden bin und Mann und Kind nicht mal eben hinter mir lassen kann, um einige hundert Kilometer weiterzuziehen. Mir macht zudem Sorgen, wie ich - würde ich bei einem anderen Professor vorstellig werden - mich überhaupt "verkaufen" soll, denn wäre ich Prof und hätte eine Kandidatin vor mir sitzen, die bei einer Kollegin, die auf dem Gebiet Expertin ist, studiert hätte, aber zu mir wegen einer Promotion kommen würde, ich würde doch zumindest stutzig werden und nachfragen, warum man in diesem Fall zu mir käme und nicht am bisherigen Studienort bleibt. Darüber hinaus frage ich mich, wie ich es schaffen soll, einen mir unbekannten Professor zu überzeugen, wenn es mir bei meinem nicht einmal gelingt, zumal ich von einer Uni komme, die nun nicht unbedingt zu den "Top-Unis" zählt; man mir also vielleicht von vorn herein nicht viel zutrauen würde.
Andererseits weiß ich nicht, was ich sonst tun sollte. Irgendwann zu promovieren war immer mein größter Wunsch und ich würde am liebsten irgendwann an der Uni arbeiten. Ich weiß überhaupt nicht, was ich anderes mit meinem Studium tun könnte, denn alle Alternativen, die mir einfallen wären für mich nicht wirklich das, was ich mir wünschen oder vorstellen würde und hätten andererseits mit meinem Fach selbst nichts zu tun (also Journalismus oder ähnliches).
Mich würde nun interessieren, wie ihr die Situation einschätzen würdet, ob jemand von euch eine ähnliche Ausgangslage hatte und wie ihr letztendlich vorgegangen seid, um dann doch irgendwo "anzudocken".
DoneXY

Re: Anfangen

Beitrag von DoneXY »

Frau_Kunterbunt hat geschrieben:denn wäre ich Prof und hätte eine Kandidatin vor mir sitzen, die bei einer Kollegin, die auf dem Gebiet Expertin ist, studiert hätte, aber zu mir wegen einer Promotion kommen würde, ich würde doch zumindest stutzig werden und nachfragen, warum man in diesem Fall zu mir käme und nicht am bisherigen Studienort bleibt.
Wissenschaft ist ein Wanderzirkus. Studiert, promoviert und habilitiert wird meiner Erfahrung nach überwiegend an jeweils unterschiedlichen Orten.
Frau_Kunterbunt hat geschrieben: sie würde von Promotionen generell abraten, da es genug promovierte, arbeitslose Akademiker gebe
Das ist deutlich. Ich kenne Dein Orchideenfach nicht, doch Deine Prof. scheint ganz allgemein die späteren Chancen, promovierter WissenschaftlerInnen Deiner Disziplin bei Null zu verorten.

Angenommen sie hat damit recht, dann kannst Du jetzt versuchen, einen Berufseinstieg außerhalb der Wissenschaft zu finden. Das gibt Dir nach dem Studium Berufserfahrung und damit langfristig entsprechende Berufsperspektiven. Oder Du setzt "alles" auf die Karte Wissenschaft, denn trotz ausreichender Zahl arbeitsloser Akademiker gibt es ja auch LehrstuhlinhaberInnen von Orchideenfächern. Dein Fach als solches wird ja nicht 'abgewickelt'.

Allerdings eine wissenschaftliche Karriere, ohne mobil zu sein, erscheint mir als die berühmte Quadratur des Kreises. Ein Quereinstieg in einen Beruf außerhalb der Wissenschaft dürfte nach der Promotion (noch) schwieriger werden. Können Mann und Kind wirklich nicht mit Dir umziehen? Spätestens nach der Promotion wird das für eine wissenschaftliche Tätigkeit die Voraussetzung sein, fürchte ich.
Zwonk
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Re: Anfangen

Beitrag von Zwonk »

Hm, vor diesen oder ähnlichen Problem stehen wohl die meisten Geisteswissenschaftler, ich nicht ausgenommen. Vorweg muß ich allerdings eins sagen: Sich auf eine Unikarriere zu fixieren ist bei den derzeit herrschenden Umständen verantwortungslos. Promovieren, das geht noch relativ gut, aber die PostDoc-Zeit ist da ein ganz anderes Kaliber. Stellen im Mittelbau gibts nicht, dafür Zeitverträge, wobei Du vermutlich alle zwei Jahre quer durch Deutschland umziehen mußt und wenn Du dann auf keine Professur berufen wirst, dann wirst Du nach 12 Jahren auf die Straße gesetzt. Dann stehst Du mit 40 vor genau derselben Situation wie jetzt. Nach der Promotion abzuspringen, das wird noch gehen, also solltest Du Dir spätestens während der Promotionszeit einen "Plan B" entwickeln.

Die Erfolgsaussichten haben übrigens nur sehr am Rande was mit Talent zu tun. Nicht, daß die Stellen an Trottel vergeben würden, aber Du kannst durch Talent hier eben nichts erzwingen. Gerade in den Geisteswissenschaften werden so wenig Professuren besetzt, wie irgendwie möglich - und selbst wenn Du exorbitant gut bist, deutschlandweit mobil und noch das Glück hast, in alle möglichen politischen Förderungskategorien zu fallen, sind Deine Chancen auf eine Professur verschwindend gering; und andere Festanstellungen gibts ja leider kaum mehr.

Das sind die schlechten Nachrichten, was die Chancen auf eine lebenslange Unikarriere betrifft. Die guten sind, daß es mit der Promotion nicht so hoffnungslos ist. Einen Professor zu finden, ist durchaus möglich. Hier würde ich eher das Problem der Finanzierung sehen. Die meisten Doktoranden finanzieren sich ja auf einem von drei Wegen:

1. Arbeit am Lehrstuhl: Da würde ich Deine Chancen nicht so gut einschätzen. Wie es aussieht, wird das ja an Deiner Heimatuni nicht klappen und wenn Du wirklich so ein Nischenfach studierst, werden die Lehrstuhlstellen wohl nicht im Dutzend ausgeschrieben werden.

2. Stipendium: Das kann man immer versuchen und die Chancen sind durchaus nicht über alle Maßen schlecht. Wenn Du irgendeiner Kirche oder Partei nahestehst, kannst Du es mal bei den entsprechenden Stiftungen versuchen, aber oft haben auch viele Unis, Bundesländer, etc. eigene Stipendienprogramme. Um Dich auf Stipendiensuche begeben zu können, solltest Du aber erstmal einen Professor auftreiben, der Dich mit Gutachten, etc. unterstützen kann.

3. Extern: Du verdienst nebenbei irgendwie Geld oder hast Rücklagen. Das gibt Dir natürlich größtmögliche Freiheit bei der Wahl des Professors.

An Deiner Stelle würde ich erstmal ein Exposé machen. Dann hast Du was in der Hand, mit dem Du Dich bei Professoren einführen kannst. Außerdem hilft Dir das auch selbst bei der Konkretion der Idee, was Du eigentlich willst. Außerdem stellst Du so das Promotionsvorhaben erstmal von einer persönlichen (die will mich nicht) auf eine wissenschaftliche (darum gehts) Grundlage - und das ist ja der Sinn der Sache.
12. Dec 2016;01. Feb 2017;f;zum neuen Job!
JohnWayne

Re: Anfangen

Beitrag von JohnWayne »

Also zuallererst muss ich mich meinen Vorrednern anschließen und wundern:

- Wenn du schon so lange weißt, dass du promovieren / in die Wissenschaft willst, warum hast du das nicht viel eher angesprochen? Normalerweise suchen Prof. ihre Doktoranden schon sehr zeitig im Studium aus, arbeiten mit ihnen zusammen etc. Das ist ja auch die Zeit, wo man sich noch in Ruhe umschauen kann, falls einem das Klima / Thema doch nicht so passt.

- Wenn man in die Wissenschaft will, muss man in der Regel extrem flexibel sein. Ich z.B. mache meine Diss. 600km von meiner Heim-Uni entfernt, weil ich da auch nichts gefunden hatte. Und das wird auch später nicht besser. Gerade die PostDoc-Zeit wird schwierig. Dort wird auch oft erwartet, dass man ins Ausland geht. Mein Prof. hat mir schon angedeutet, dass ich als PostDoc ins Ausland muss.

Die Frage für dich ist also im Grunde, dir klar zu machen was du willst und wie weit dein Mann das unterstützt. Wenn es euch finanziell gut geht, kannst du ja durchaus von zu Hause aus (extern) promovieren (machen hier einige). Evt. bekommt man sogar noch ein Stipendium hier oder da. Wenn das soweit erfüllt ist, sind Prof. auch eher bereit dich als Doktorand aufzunehmen. Dann ist aber immernoch das Problem, wie es nach der Promotion für dich weitergehen soll. Weil evt. stehst du dann nach der Promotion genau vor der selben Frage wie heute. Und ein Dr. Titel sorgt gerade als Orchideenfächler nicht unbedingt für bessere Jobchancen.
Wichtig, ist also, dass du dir erstmal diese Fragen für dich beantwortest und genau darüber nachdenkst und dann den bestmöglichen Weg verfolgst! Viel Erfolg! :blume:
histosowi
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Re: Anfangen

Beitrag von histosowi »

Hallo Frau_Kunterbunt,

Orchideenfächer sind toll -erleichtern einem heutzutage aber gewiß nicht eine Unikarriere. Meine Vorredner haben schon alles gesagt, deshalb möchte ich dir eigentlich nur diesen Artikel noch als Ergänzung empfehlen:

http://www.zeit.de/2010/13/C-Unisklaven

Wenn du deinen Plan durchziehen willst, wäre es überlegenswert, ob du in deinem Dissertationsvorhaben an eine aktuelle geisteswissenschaftliches Problematik anknüpfen könntest, das könnte zumindest die Chance erhöhen (extern) einen Prof zu finden, der dein Vorhaben unterstützt.
Eva
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Re: Anfangen

Beitrag von Eva »

Ich schließe mich meinen skeptischen Vorrednern an und halte deine Professorin ehrlich gesagt für sehr fair, weil sie dich nicht ins offene Messer laufen lässt, sondern dir rechtzeitig zu verstehen gibt, wie schlecht deine beruflichen Chancen in diesem Fach sind! Das ist natürlich nicht schön für dich, schon gar nicht, wenn du inhaltlich sehr drin aufgegangen bist. :trost: Aber wenn du künftig nicht finanziell vom Gehalt deines Mannes mitgetragen werden kannst (und vielleicht ja auch gar nicht willst?), solltest du meines Erachtens JETZT die Gelegenheit nutzen und einen Plan B entwickeln, bevor du mit deinem Plan A die entscheidenden Jahre verspielst, um beruflich irgendwo Fuß zu fassen. Was meinst du, wer Lust haben wird, dich mit Promotion einzustellen außerhalb der Uni, wenn du bis dahin null Arbeitserfahrung vorzuweisen hast? (Unterstelle ich jetzt mal, weil es für mich so klang.)
Frau_Kunterbunt hat geschrieben:Ich weiß überhaupt nicht, was ich anderes mit meinem Studium tun könnte, denn alle Alternativen, die mir einfallen wären für mich nicht wirklich das, was ich mir wünschen oder vorstellen würde und hätten andererseits mit meinem Fach selbst nichts zu tun (also Journalismus oder ähnliches).
Ich habe selbst u.a. deshalb eine Promotion angestrebt, weil mir damals nichts Besseres einfiel mit dem Abschluss in der Tasche; ein paar andere (bessere) Gründe hatte ich natürlich auch, aber im Nachhinein frage ich mich schon manchmal, ob es nicht klüger gewesen wäre, mich gleich dem Arbeitsmarkt zu stellen, statt jahrelang vor mich hin zu forschen, um dann doch sehen zu müssen, wo ich bleibe...

Wenn du es gar nicht lassen kannst, weil die Promotion tatsächlich dein Herzenswunsch ist, würde ich dir dringend empfehlen, das parallel zu einer halben Stelle außerhalb der Uni zu machen, dich umzuschauen, Kontakte zu knüpfen, Erfahrungen außerhalb der Uni zu sammeln. Wenn dann die Unikarriere doch realistisch ist, umso besser, falls nicht, hast du wenigstens was in der Hand.
Sebastian
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Re: Promotion in Orchideenfach

Beitrag von Sebastian »

Frau_Kunterbunt hat geschrieben:Andererseits weiß ich nicht, was ich sonst tun sollte. Irgendwann zu promovieren war immer mein größter Wunsch und ich würde am liebsten irgendwann an der Uni arbeiten. Ich weiß überhaupt nicht, was ich anderes mit meinem Studium tun könnte, denn alle Alternativen, die mir einfallen wären für mich nicht wirklich das, was ich mir wünschen oder vorstellen würde und hätten andererseits mit meinem Fach selbst nichts zu tun (also Journalismus oder ähnliches).
Auch mir ist dieser Satz - und das Signalwort Orchideenfach - ins Auge gestoßen.
Ich selbst bin brav stromlinienförmig im Ausbildungstrott inclusive Promotion in einem Mainstream-Fach dringeblieben, habe es auf dieser Basis gut angetroffen und bin immer noch zufrieden mit meinen Entscheidungen. Allerdings habe ich inzwischen gelernt, dass es auch außerhalb des bildungsmäßigen Mainstreams Karrierewege gibt, die man aus Schul- und Unisicht nicht so ohne weiteres wahrnehmen kann, von denen einem auch die Lehrer und Profs nichts erzählen (können) - vielleicht, weil sie selbst nicht aus diesem Apparat herauskommen - auf denen aber Menschen absolut glücklich werden und auch Erfolg haben.
Was man m.E. nur vermeiden sollte:
  • Jahre des eigenen Lebens unzufrieden zu verbringen - sei es an einer Promotion oder beim Warten auf eine dauerhafte Uni-Stelle.
  • Allzu einseitig der einen oder anderen Linie anzuhängen - statt dessen - wie die Vorredner auch sagten - offen bleiben für überraschende Wendungen und diese dadurch zu befördern, dass man mal testet, welche Erfahrungen sich am Wegesrand anbieten und/oder welche Fähigkeiten u.U. marktgängig sind.
Mir jedenfalls fallen aktuell (15 Jahre nach Abschluss der Promotion) immer mehr Menschen auf, die mit atypischen Ansätzen und gegen den Rat des Schul- und Uniapparates sehr glücklich geworden sind. Wenn ich daran zurückdenke, wie man - mich eingeschlossen! - aus der Sicht des "Apparats" auf diese Menschen herabgeschaut hat, was man ihnen über ihre Perspektiven gesagt hat etc. pp., dann bekomme ich immer noch ein schlechtes Gewissen.

Viel Erfolg bei Deiner Entscheidung!

Sebastian
flip
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Re: Promotion in Orchideenfach

Beitrag von flip »

Frau_Kunterbunt hat geschrieben: Da sie bisher nie Doktoranden betreut hat, hat mich das Ansprechen einiges an Überwindung gekostet. Leider war ich mit meiner Anfrage nicht erfolgreich, denn sie sagte mir, sie würde von Promotionen generell abraten, da es genug promovierte, arbeitslose Akademiker gebe und mich nicht betreuen wollen, da sie sich dazu prinzipiell nicht verpflichtet sehe.
Für mich war das eine Aussage, die mich stark verunsichert hat, denn ich kann damit nicht besonders viel anfangen. Ich hätte damit etwas anfangen können, wenn man mir z.B. gesagt hätte, man hielte mich für nicht gut genug, oder aber wenn meine Themenvorstellungen "uninteressant" oder an dieser Stelle nicht "betreubar" gewesen wären, etc. Andererseits hat mich die Aussage an meinem Ego getroffen, einfach, weil ein Mensch, bei dem ich gerne und gut studiert habe, mich ganz offensichtlich nicht will.
Irgendwie scheinst du das falsch verstanden zu haben. Es geht ja nicht darum, ob du gut oder schlecht bist. Sondern, dass deine Professoren für die Zukunft keine Perspektive sieht. Insbesondere, wenn die ein oder andere Orchideen-Professur einfach nicht wiederbesetzt wird. Von daher solltest du ihr eigentlich dankbar sein. Die Aussage, dass sie sich grundsätzlich nicht zur Betreuung von Doktoranden verpflichtet sieht, ist allerdings ein hartes Stück. Das kann ansich ja garnicht sein, da sie Lehrstuhl- und Personalmittel von der Fakultät bekommt, um eben auch forschen zu können. Naja, anscheinend hat sie die Mitarbeiterstelle (mehr wird wohl nicht sein) anderweitig eingesetzt.
Frau_Kunterbunt hat geschrieben:
Dennoch ist eine Promotion etwas, was ich unbedingt machen möchte. Die Suche nach einem neuen pot. Betreuer macht mir allerdings Probleme, denn es gibt in Deutschland nur eine Hand voll Professoren, die überhaupt in diesem Bereich forschen; für mich wäre meine Professorin die ideale Lösung gewesen, auch, weil ich familiär an diese Region gebunden bin und Mann und Kind nicht mal eben hinter mir lassen kann, um einige hundert Kilometer weiterzuziehen. Mir macht zudem Sorgen, wie ich - würde ich bei einem anderen Professor vorstellig werden - mich überhaupt "verkaufen" soll, denn wäre ich Prof und hätte eine Kandidatin vor mir sitzen, die bei einer Kollegin, die auf dem Gebiet Expertin ist, studiert hätte, aber zu mir wegen einer Promotion kommen würde, ich würde doch zumindest stutzig werden
Mich würde nun interessieren, wie ihr die Situation einschätzen würdet, ob jemand von euch eine ähnliche Ausgangslage hatte und wie ihr letztendlich vorgegangen seid, um dann doch irgendwo "anzudocken".
Ich verstehe das Problem erlich gesetzt nicht. Es ist vollkommen normal, dass man die Uni wechselt. Ich werde allerdings immer hellhörig, wenn Leute von "ihrem Professor" oder "meiner Professoren" sprechen. Das ist eine Verbindung, die es nicht geben darf. Und ja, natürlich kann man und vor allem "muss man" auch in der Forschung die Uni für die Karriere wechseln. Aufenthalte in anderen Ländern inklusive. Die Zeiten, in denen man seinen Doktor gemacht hat und dann auf ner A13/14er Stelle bis zur Pension verweilt hat, sind schon lange vorbei.

Auf eine Stelle an der Uni, in einem Orchideenfach plus Ortsbindung und ohne Plan B zu hoffen ist mehr als grob-fahrlässig. Das sollte dir bewusst sein. Eine Promotion würde dann nur das unausweichliche verzögern. Daher hat die Professorin schon recht, mit dem was sie sagt.
Frau_Kunterbunt

Re: Anfangen

Beitrag von Frau_Kunterbunt »

Zuerst einmal möchte ich allen für die Antworten danken - jede von ihnen war für mich wertvoll und hat den ein oder anderen Gedanken auf Trab gebracht. :D
DoneXY hat geschrieben: Wissenschaft ist ein Wanderzirkus. Studiert, promoviert und habilitiert wird meiner Erfahrung nach überwiegend an jeweils unterschiedlichen Orten.
Das zu hören tut zumindest erstmal nicht schlecht. ;-) Meine Dozenten hatten alle dort promoviert, wo sie studiert hatten und sind nur für die Habilitation weitergewandert; promovierende Freunde und Bekannte tun dies auch vornehmlich am alten Studienort. Somit ist es gut zu hören, dass dies nicht unbedingt die Regel ist bzw. sein muss.

Allerdings eine wissenschaftliche Karriere, ohne mobil zu sein, erscheint mir als die berühmte Quadratur des Kreises. Ein Quereinstieg in einen Beruf außerhalb der Wissenschaft dürfte nach der Promotion (noch) schwieriger werden. Können Mann und Kind wirklich nicht mit Dir umziehen? Spätestens nach der Promotion wird das für eine wissenschaftliche Tätigkeit die Voraussetzung sein, fürchte ich.
Das ist mir bewusst - ich hätte es nur gern noch etwas hinausgezögert. Meine Tochter ist erst zwei Jahre alt und folglich noch problemlos umzugsfähig, mein Mann könnte nicht so ohne weiteres umziehen, bzw. der "Preis", den er dadurch beruflich zahlen würde, wäre nicht niedrig, weshalb natürlich eine Lösung, die zumindest vorerst keinen Umzug erforderlich machen würde, ideal für uns alle wäre.
Frau_Kunterbunt

Re: Anfangen

Beitrag von Frau_Kunterbunt »

Zwonk hat geschrieben:Hm, vor diesen oder ähnlichen Problem stehen wohl die meisten Geisteswissenschaftler, ich nicht ausgenommen. Vorweg muß ich allerdings eins sagen: Sich auf eine Unikarriere zu fixieren ist bei den derzeit herrschenden Umständen verantwortungslos. Promovieren, das geht noch relativ gut, aber die PostDoc-Zeit ist da ein ganz anderes Kaliber. Stellen im Mittelbau gibts nicht, dafür Zeitverträge, wobei Du vermutlich alle zwei Jahre quer durch Deutschland umziehen mußt und wenn Du dann auf keine Professur berufen wirst, dann wirst Du nach 12 Jahren auf die Straße gesetzt. Dann stehst Du mit 40 vor genau derselben Situation wie jetzt. Nach der Promotion abzuspringen, das wird noch gehen, also solltest Du Dir spätestens während der Promotionszeit einen "Plan B" entwickeln.
[....]
An Deiner Stelle würde ich erstmal ein Exposé machen. Dann hast Du was in der Hand, mit dem Du Dich bei Professoren einführen kannst. Außerdem hilft Dir das auch selbst bei der Konkretion der Idee, was Du eigentlich willst. Außerdem stellst Du so das Promotionsvorhaben erstmal von einer persönlichen (die will mich nicht) auf eine wissenschaftliche (darum gehts) Grundlage - und das ist ja der Sinn der Sache.
Fixiert würde ich es nun nicht unbedingt nennen - es ist einfach nur ein Ziel auf das ich gerne zusteuern würde. Möglichkeiten davor noch irgendwo abzubiegen bieten Wege ja eigentlich immer, nur sollte man sich sicherlich nicht scheuen, ein solches Ziel zu haben. So etwas brauche zumindest ich, damit ich weiß, worauf ich zuarbeiten möchte und woran ich mich während der einen oder anderen Motivationskrise klammern kann. Dennoch braucht es einen Alternativplan, das ist richtig und darum sollte ich mich möglichst bald kümmern.
Der Hinweis mit dem Exposé überzeugt mich. Ich hatte mir zunächst gedacht, ich würde mir mögliche Betreuer ins Auge fassen und dann ein Exposé erstellen, umgekehrt scheint es mir nach deinem Hinweis aber sinnvoller, denn ich will ja mit meiner Arbeit nicht zu einem möglichen Betreuer passen, sondern einen Betreuer finden, der zu meinem Vorhaben und mir passt. :wink:
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