*Heul* Sehr ähnliche Arbeit erschienen!

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Baloo

*Heul* Sehr ähnliche Arbeit erschienen!

Beitrag von Baloo »

Hallo! Ich bin neu hier und so bedrückt, dass ich hier Trost suche. Ich promoviere nebenberuflich schon seit 8 Jahren, habe neben einer anspruchsvollen Arbeit mehrere Umzüge (Landwechsel), eine Heirat und ein Kind im Lebenslauf. Die Diss hängt mir wie ein Klotz am Bein.

Und was passiert, wenn man so lange braucht? Tja: eine Diss von 2012 zu demselben Thema, auch aus einem sehr ähnlichen Blickwinkel wie meine. Sie hat sogar das thematisch umgesetzt (Thema erschöpft), was ich als zu anstrengend und nicht zielführend erachtet hatte. Dooferweise hab ich sie erst jetzt entdeckt, kurz vor der Abgabe (soll Ende Mai abgeben), da ich grade die Literatur aktualisieren wollte und zu einer verwandten Sache gegoogelt habe. In dem KVK erscheint die Arbeit nicht (Ausland) und auch sonst nicht, aber bei einer Google-Suche springt dich das .pdf an... Letztes mal hab ich wohl 2013 ähnlich gegoogelt, da war es aber noch nicht drin.

So, was jetzt? Ich müsste meine Arbeit grundlegend ändern und wohl noch ein Jahr anhängen. Vom DV kommt nicht grad viel...

Hat jemand ähnliche Erfahrungen oder Tipps für mich? Danke!
epikur
Beiträge: 130
Registriert: 27.03.2011, 12:50
Status: Dr. phil.

Re: *Heul* Sehr ähnliche Arbeit erschienen!

Beitrag von epikur »

Hallo Baloo,

ich kenne diese Situation nur zu gut :(
War mein Forschungsfeld zu Beginn meiner Arbeit noch unbeackert wie die Wüste Gobi, schossen kurz vor Abgabe die Publikationen auf diesem Gebiet wie Pilze aus dem Boden!!!
Ich bekam jedes Mal fast einen Herzinfarkt, bis ich jedoch feststellte, dass ich doch ein bisschen etwas Anderes oder ein bisschen mehr gemacht habe, als die Autoren dieser Publikationen.
Der "Hammer" kam dann im Sommer letzten Jahres: Ich war gerade dabei, das Fazit meiner Arbeit zu schreiben, googlete aus Prokrastinationsgründen ein wenig umher, da ploppte das pdf einer Dissertation vor mir auf, in der ein Kollege eine gleiche (Teil-) Population mit dem gleichen Erhebungsinstrument untersucht hatte und dabei zu fast gleichen Ergebnissen gekommen war, wie ich!!! Vorher dachte ich, der Erste und Einzige zu sein, der diesen Fragebogen an einer deutschen Population validiert und angewandt hat - aber Nein - wir sind zu Zweit und der Kollege war einen Wimpernschlag schneller :evil:

Wie geht man damit um? Mein erster Impuls war: Ignorieren! Wahrscheinlich wäre ich damit auch durchgekommen.
Nachdem ich mich beruhigt hatte, habe ich mich aber doch entschlossen, den Kollegen zu zitieren - und seine fast identischen Ergebnisse als BESTÄTIGUNG für meine Forschung zu verkaufen :wink:
Ich denke, das ist mir ganz gut gelungen.
Ich denke, generell sollte man Forschungen auf dem gleichen Gebiet nicht als Konkurrenz und Bedrohung, sondern als Ergänzung und Bereicherung betrachten.
Und - ganz wichtig: Zwei Dissertationen sind NIE rein zufällig 100% identisch, es sei denn, da hätte wirklich jemand plagiiert! Da gibt es immer andere Schwerpunkte, andere Ergebnisse, andere Interpretationen, andere Sichtweisen. Das ist in meinem beschriebenen Fall auch so.

Ich denke, dass auch Du, wenn Du Dich von dem ersten Schrecken erholt hast, feststellen wirst, dass Du die gefundene Arbeit und ihre Ergebnisse ganz gut zur Ergänzung und Bestätigung Deiner Arbeit wirst nutzen können.
Wenn nicht, hast Du sie halt nicht gefunden... :wink:

Gut´s Nächtle

epikur
myfunnyvalentine

Re: *Heul* Sehr ähnliche Arbeit erschienen!

Beitrag von myfunnyvalentine »

Deinem Post entnehme ich, dass Du ohnehin nicht vorhast, in der Wissenschaft zu reüssieren.

Wenn das stimmt – dann ist es relativ wurscht, würde ich sagen. Kommt natürlich auch etwas aufs Fach an.
Ich würde an promienter Stelle eine Fußnote o.ä. setzen, die erklärt, dass die Arbeit xy nicht mehr rezipiert werden konnte.
Baloo

Re: *Heul* Sehr ähnliche Arbeit erschienen!

Beitrag von Baloo »

Danke euch! Ja, ich werde versuchen, das als Bereicherung zu sehen. Da es aber in der Litwiss. ist und die selben Werke mit den selben Methoden beackert wurden, ist es schwierig. Ich muss halt meinen Blickwinkel etwas ändern. Und dann bleibt noch das Problem der Originalität meines Beitrags. Ich soll ja was Neues auf dem Gebiet bringen.

Und nicht mehr rezipieren, wenn die Arbeit aus 2012 ist und ich 2014 abgebe? Kann man das echt?

Wie sich das Leben so ändert. Ich hab als wiss. Mitarbeiterin angefangen und nach Umzügen (Beurlaubung) und Kind mag ich jetzt einfach nicht mehr. Aber das (Un)Ding muss fertig werden!

Was mir vorschwebt: es ging ja um das Werk eines Autoren. Wenn ich jetzt noch einen hinzufüge, dann gerate ich wohl in Teufels Küche bei einem Vergleich, oder? D.h. warum DER Autor und nicht ein anderer und am Ende die Schlussfolgerung: x hat das so gemacht und y anders...
Amalia

Re: *Heul* Sehr ähnliche Arbeit erschienen!

Beitrag von Amalia »

Hallo Baloo!
Be**** Situation. Epikurs Vorschlag klingt sehr vernünftig. Auch wenn es vermutlich erst mal sehr schwierig ist, diese Argumentation für sich selbst zu formulieren.
Ignorieren oder in eine Fußnote verbannen würde ich die andere Arbeit nicht. Das hat den Anschein einer „Leiche im Keller“. Setze Dich an den relevanten Stellen (Forschungsstand in der Einleitung und evtl. auch im Fazit) kurz und knapp mit der Arbeit auseinander und nutze sie, um die Bedeutung Deines Forschungsgegenstands zu unterstreichen. Wichtig ist, dass Du im Tenor offensiv (und nicht verteidigend) herausstellst, was Deine Arbeit leistet. Es wäre ungut, wenn Du permanent Deine Arbeit mit der anderen vergleichst. Die andere Arbeit bekommt ihren Raum, aber dann ist es auch gut und du konzentrierst Dich auf Deine eigenen Leistungen.

(Die eigene Arbeit jetzt aus Verlegenheit ausbauen, würde ich nicht machen. Dadurch wird Deine Arbeit nicht besser).

Alles Gute!
A.
mantor
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Registriert: 13.02.2014, 18:09
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Re: *Heul* Sehr ähnliche Arbeit erschienen!

Beitrag von mantor »

Ich kann epikur nur zustimmen: Schau Dir die Sache einmal ganz genau an. Auch wenn das Textkorpus und die Methode identisch sind, kann ich mir nicht vorstellen, dass ihr tatsächlich auf exakt dasselbe Ergebnis kommt. Denn gerade bei literaturwissenschaftlicher Arbeit setzt man doch immer unterschiedliche Schwerpunkte, alleine schon in Bezug auf die Frage, welchen Teil des Textes man intensiver in den Blick nimmt, wie man seine Argumenation um den zu besprechenden Text baut, welche Intertexte ins Spiel gebracht werden. Das gilt ja sogar für die Editionsphilologie, wo man ja meinen könnte, dass eigentlich alle 'nur' einen Text transkribieren …

Mit ist übrigens etwas ganz ähnliches passiert: Sechs Monate vor Abgabe erschien ein Aufsatz, der in nuce die These meiner Diss. formulierte. Zuerst war ich auch schockiert, dann aber – nach zwei, drei Wochen Denkarbeit – war klar, dass es eben doch nicht genau das ist, was ich mache. Also das Ganze an den entsprechenden Stellen im Fließtext zitiert oder an anderen Stellen in Fußnoten abgearbeitet. Du kannst es also auch positiv sehen: Vielleicht schärft die 'Konkurrenzarbeit' (wirklich ein schiefer Begriff) an einigen Stellen noch einmal die Argumentation Deines 'Undings' ;)

PS: Das mit der spontanen 'Erweiterung' Deiner Diss. würde ich mir gut überlegen. In den meisten Fällen merkt man es einem Text schon an, wenn plötzlich die ursprüngliche Argumentation so drastisch modifiziert wurde. Außerdem müsstest Du den neu hinzugenommenen Autor ja auch erst einmal aufarbeiten oder? Und um sich wirklich mit der Forschung zu einem Autor gründlich auseinanderzusetzen, sollte man schon einige Wochen, vielleicht sogar (kommt auf den Autor an) einige Monate einplanen …
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