Gelöbnis?!?? äh..

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k-punkt

Gelöbnis?!?? äh..

Beitrag von k-punkt »

Hallo in die Runde,
ich bin heute auf der Suche nach ein paar Formalia in meiner Promotionsordnung auf folgenden Passus gestoßen:

"Die Doktorandin oder der Doktorand hat der Dekanin oder dem Dekan durch Handschlag zu geloben, dass sie oder er jederzeit bemüht sein werde, die Würde des Doktorgrades zu wahren und stets die Wahrheit zu suchen und zu vertreten. Eine schriftliche Ausfertigung des Gelöbnisses hat die Doktorandin oder der Doktorand durch Unterschrift zu bekräftigen."

Also, sorry, bin ich die Einzige, die das total lächerlich findet? In welchem Jahrhundert leben wir denn?
Ich meine, ich habe seitdem die ganze Zeit diese Szene aus "Django Unchained" im Kopf, wo Christoph Waltz Leonardo DiCaprio dann doch erschießt, weil er der Versuchung nicht widerstehen kann, als der ihn nötigt ihm die Hand zu geben. Oh mann, was soll ich denn sagen, um meinem Dekan das Leben zu retten: "Ich gelobe nicht, ich insistiere!" :lol:
Mal ganz abgesehen davon, dass ich in meiner Arbeit die Existenz von DER Wahrheit anzweifel - darf ich dann jetzt doch nicht promovieren? *höhö*

Aber mal ehrlich: Zum einen würde ich gerne wissen, ob das in allen Promotionsordnungen so oder so ähnlich steht.
Und könnte mir hier vielleicht von denjenigen, die das Gelöbnis schon hinter sich haben, jemandl kurz beschreiben, was genau es damit auf sich hat und was eure Strategien waren, dabei ernst zu bleiben?

Ich danke für eure Antworten! :)
K.
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Re: Gelöbnis?!?? äh..

Beitrag von Zwonk »

Gab es bei mir sogar bei der Übergabe des Magisterzeugnisses. Das wurde vom Dekan vorgesprochen und alle Absolventen der Fakultät haben das nachgesprochen. Wie das Gelöbnis beim Bund. Ich kann da jetzt nicht so ein großes Problem bei erkennen.
12. Dec 2016;01. Feb 2017;f;zum neuen Job!
k-punkt

Re: Gelöbnis?!?? äh..

Beitrag von k-punkt »

Schräg, sowas hatte ich beim Master nicht. Das Problem ist, dass ich es albern finde auf "Würde" und "Wahrheit" zu geloben. Das klingt einfach so unfassbar .. naja, sagen wir veraltet.
Zwonk
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Re: Gelöbnis?!?? äh..

Beitrag von Zwonk »

Kann mir Schlimmeres vorstellen, als im wissenschaftlichen Kontext auf die Wahrheit zu geloben (epistemologische Betrachtungen mal ausgeklammert). Grundsätzlich gibt es in solchen Fällen zwei Handlungsoptionen:

1. Die moderne: Du schreibst irgendeinen flippigen Schriftzug auf Brust und Bauch, reißt Dir, sobald der Dekan kommt, die Kleider vom Leib und brüllst Parolen.

2. Die klassische: Du benimmst Dich wie ein erwachsener Mensch, unterschreibst den Kram und sprichst die entsprechende Formel nach.

Du kannst ja dann bei Gelegenheit hier nochmal kurz bekanntgeben, wie Du Dich entschieden hast.
12. Dec 2016;01. Feb 2017;f;zum neuen Job!
k-punkt

Re: Gelöbnis?!?? äh..

Beitrag von k-punkt »

Also, ich teile deine Unterscheidung in "Parole" und "Erwachsen" nicht (und wüsste auch nicht, was das Wiederholen von Gesagtem damit zu tun haben soll), aber vielen lieben Dank für deine Meinung! :)

Vielleicht gibt es noch weitere interessante Meinungen zum Thema haben?
Sogi

Re: Gelöbnis?!?? äh..

Beitrag von Sogi »

Das ist doch einfach eine nette Tradition, genauso wie lustige Doktorhüte.
Psychologen würden vermutlich bestätigen, dass diese Rituale tatsächlich etwas bewirken - und das ist wohl auch der Zweck.
k-punkt

Re: Gelöbnis?!?? äh..

Beitrag von k-punkt »

Etwas bewirken im Sinne einer "Gewichtung" ? Oder eines "Zusammengehörigkeitsgefühls"?
Ich frage das wirklich, weil ich es verstehen möchte!
Jucy

Re: Gelöbnis?!?? äh..

Beitrag von Jucy »

Für mich habe ich das so interpretiert:
Vermutlich geht es nicht um DIE Wahrheit, sondern um das Streben nach redlicher Forschungspraxis. Subsumieren würde ich darunter einen ethischen Umgang mit meinem Forschungsgegenstand, korrektes Zitieren anderer Forschungen und auch die ordentliche Publikation, z.B.
Vor dem Hintergrund der letzten Diskussionen rund um Plagiat und Co. empfinde ich dann so ein Gelöbnis auch nicht als veraltet und überholt.
LaRue

Re: Gelöbnis?!?? äh..

Beitrag von LaRue »

Ich finde deinen Umgang mit dem Thema sehr pubertär. Diese Ausführung hat natürlich psychologische Aspekte und ist daher durchaus sinnvoll. Ähnlich wird beim Eid des Hippokrates bei Medizinern vorgegangen und das schon seit sehr langer Zeit.
Zwonk
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Re: Gelöbnis?!?? äh..

Beitrag von Zwonk »

@carlo: Klar, die Formulierung ist retro, aber das ist nicht schlimm. Ich halte das sogar für einigermaßen wichtig. Keine Gesellschaft kommt ohne Rituale aus. Manche (wie die chinesische etwa) haben sehr viele Rituale, wir haben eben weniger. Und ich glaube, daß der Ritualcharakter dadurch gestärkt wird, daß die entsprechende Form der Aussage eben nicht jährlich geändert und dem gerade herrschenden Zeitgeist angepasst wird. Das machen sich ja nicht nur Kirchen, das Militär oder irgendwelche Traditionsvereine so, sondern auch wir im Alltagsleben.

Ich glaube tatsächlich, daß diese etwas archaische Art der Formulierung das Bewußtsein für die Besonderheit des Anlasses stärkt - eben in der Weise, wie Kinder Märchen auch gerne in dieser altertümlichen Sprache hören, die niemand mehr so spricht. Auch da macht der Sprachduktus das Vorlesen mit zu etwas Besonderem - mehr, als wenn man Hänsel und Gretel inhaltlich auf drei Sätze komprimieren und in moderner Standardsprache nacherzählen würde, was ja problemlos geht.
12. Dec 2016;01. Feb 2017;f;zum neuen Job!
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