misslungene Kommunikation mit Betreuer

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k-punkt

misslungene Kommunikation mit Betreuer

Beitrag von k-punkt »

Hallo und guten Abend,

ich bin neu hier, weil ich mir ein paare Ratschläge von den vielen Gleichgesinnten erhoffe, von den ich weiß, dass sie da draußen sind. :)
Meine Situation ist die folgende: Ich schreibe eine methodentheoretische Arbeit in einem Fach, in dem das nicht unbedingt zum "Standard" gehört. Ich hatte und habe noch oft mit viel Widerstand zu tun, der von einem Belächeln über einer Ignoranz bis hin zur offenen Anfeindung und Beschimpfung reicht. Natürlich bekomme ich auch dahingehenden Zuspruch, dass Kolleginnen und Kollegen sehr dafür sind, dass sich unser Fach auch in diese Richtung öffnet und das Blickfeld erweitert. Doch das ist leider eher die Ausnahme. Ich würde sagen 80% der Reaktionen auf meine Arbeit und mein Thema sind eher Ablehnung.

Und daraus ist jetzt folgendes Problem für mich entstanden: Meine Doktormutter selbst hat, ich sage mal, ein ambivalentes Verhältnis zu meiner Arbeit. Sie wird nicht müde mich auf die Stärken und Vorteile hinzuweisen, positioniert sich jedoch auch öfter deutlich kritisch gegenüber der Notwendigkeit solcher Arbeiten und bringt verschiedene Kritikpunkte an, die von einer allgemeinen Ablehnung bis zu konkreten Bezügen zu meiner Arbeit reichen.

Ich stelle nun bei mir zunehmend fest, dass ich immer weniger in der Lage bin diese Kritik (nicht nur aber vor allem von ihr) zu differenzieren. Dadurch, das ich mich selbst in einer ständigen Rechtfertigungsposition wahrnehme, kann ich nicht mehr unterscheiden zwischen einem wirklich wichtigen inhaltlichen Punkt, den es anzugehen gilt und einer vorgetragenen Polemik, die ich abperlen lassen kann. Vielleicht kann ein Beispiel das verdeutlichen: Wir sprachen letztens über eine Wortverwendung im vorletzten Kapitel, die ich für angemessen und meine Doktormutter für übertrieben hielt. Ich sagte ihr, dass ich dasunddas damit zum Ausdruck bringen wollte und sie antwortete: "Ja, was Sie wollen ist ja schön und gut, aber mit diesem Begriff werden sie die beiden Leser, die es wirklich bis hierhin geschafft haben, weil es Sie vielleicht doch in Auszügen interessiert, was Sie da so ablassen, auf jeden Fall auch noch verschrecken und dann haben Sie gar keine Leser mehr."
Ich sehe mich jetzt nicht in der Lage zu entscheiden, ob das wirklich eine ernste und sinnvolle Anregung oder doch eben nur Polemik war..

Ich hoffe ich konnte mein Problem einigermaßen verständlich schildern und würde mich sehr über Meinungen und Kommentare freuen.
Vielen Dank im voraus! :)

K.
Meggy

Re: misslungene Kommunikation mit Betreuer

Beitrag von Meggy »

Hei,
also einen guten Tip hab ich leider nicht, da ich selbst mit so einer Situation/Umgangsform wohl auf Dauer gar nicht umgehen könnte. Ich brauche eher den Typ Mensch um mich rum - gerade in der Betreuungssituation - der ganz geradlinig sagt was Sache ist. Ergo: ich kann mit einem "das ist totaler Quatsch" meines Betreuers gut umgehen, weil ich dann WEIß es ist totaler Quatsch sonst würde der das nicht so sagen. Im Gegenzug kann ich aber auch sicher sein, was richtig gutes hingekriegt zu haben wenn dann positives Feedback kommt.
Ich finde es überhaupt eher befremdlich derart über bestimmte Wortwendungen zu diskutieren - aber das mag fachspezifisch sein. Bei mir/uns gehts eigentlich immer nur bei inhaltlichen Sachen heiß her; bestimmte Ausdrücke etc werden schonmal nachgefragt/angekreidet; wenn ich dann aber (begründet) erkläre warum das und das so dasteht oder "dass man das wirklich so sagen kann" dann isses auch OK.
Kannst Du Deiner DM nicht offen sagen, dass Sie das bitte präzisieren soll - findet sie Deine Arbeit wirklich so fürchterlich dass sie überzeugt ist, Du würdest eh kein "Publikum" damit ansprechen können? Gehts ihr wirklich nur um den Begriff? Was will sie eigentlich "wirklich" wenn sie Dir solche Statements um die Ohren haut?
k-punkt

Re: misslungene Kommunikation mit Betreuer

Beitrag von k-punkt »

Hallo Meggy,

vielen lieben Dank für deine Antwort!
Ich denke eines der größten Probleme besteht darin, dass ich da auch eher ein Typ bin wie du, gerade heraus sage, was Sache ist, was gut, was schlecht usw. und das ich mir das auch von anderen wünsche und damit umgehen kann. Und meine DM ist nunmal ein völlig anderer "Kommunikationstyp". Bei ihr muss immer alles indirekt und durch die Blume und verschleiert usw. gesagt werden und dass das jetzt so aufeinander trifft ist schon problematisch..

Bei dem Beispiel ging es in dem Sinne um Inhalt, dass die Frage war, ob besagte Wendung nun dieses oder jenes zum Ausdruck bringt, aber ja, da unterscheiden sich die Fächer wahrscheinlich.. :)

Also, leider kann ich sie nicht zu konkreten Aussagen "nötigen", ich habe das schön öfter auf verschiedene Weise versucht und in der Regel solche Antworten erhalten wie: "Es ist schwierig. (Wer jetzt:"es"? Die Frage? Die Arbeit? Die Antwort?) Die Stärken werden deutlich, aber wir haben ja schon über verschiedene Problemfelder gesprochen und sie wollen sich mit der Arbeit ja auch bewerben." bedeutsames Schweigen.
Ja, danke, und nu... Also so ist halt ihre Kommunikationsstrategie... :/
DoneXY

Re: misslungene Kommunikation mit Betreuer

Beitrag von DoneXY »

Du Arme/r! Das klingt gar nicht gut.

Allerdings muss ich zugeben, dass ich überhaupt kein klares Bild von Deiner Situation habe.

Woran liegt es, dass Du angeblich die Leser verschreckst? Ãœberwiegend am Thema der Diss oder vielleicht auch am Schreibstil?

Damit evtl. verbunden: Woher rührt das ambivalente Verhältnis Deiner DM zu Deiner Diss? Mehr am Gegenstand oder mehr an der Umsetzung?

Steht Deine DM prinzipiell hinter Deinem Projekt? Ja oder nein?

Wie kann ein Forschungsvorhaben, nur weil es methoden-theoretisch ist, Anfeindungen und Beschimpfungen auslösen? Dass es unüblich ist, methodisch-theoretisch zu arbeiten, kann es allein doch hoffentlich nicht sein.

(Kann es überhaupt eine Wissenschaft geben, in der methodisch-theoretische Arbeiten vollständig unüblich sein?)
k-punkt

Re: misslungene Kommunikation mit Betreuer

Beitrag von k-punkt »

Hallo, danke für deine Antwort!

Ja, wahrscheinlich ist es schwierig, gewisse Phänomene zu beschreiben, wenn man allgemein bleiben möchten. Mein Fachgebiet ist recht klein und ich fühle mich wohler damit es nicht zu nennen, was das Verständnis und das Erklären sicherlich erschwert..

Ok, also, das Abschrecken der Leser liegt definitiv am Inhalt. Mein Fach ist sehr traditionell ausgerichtet und Innovationen oder "um-die Ecke-denken" ist nicht so die Vorliebe vieler Fachvertreter. Natürlich lässt sich das nicht pauschalisieren und ich möchte mich auch nicht in diese "keiner versteht mich"-Ecke stellen!
Aber ich glaube du spricht da genau den Punkt an, den ich meinte, XY, ich kann es eben nicht mehr unterscheiden, ob die Kritik sich am Gegenstand, an der Umsetzung oder an einer Polemik aufhängt. Und das möchte ich gerne wider unterscheiden können, da sonst nicht angemessen reagieren kann. Mir ist es wichtig, Fehler zu finden, die ich beheben kann und das kann ich nur, wenn ich sie unterscheiden kann.

Ich glaube meine DM ist selbst hin un her gerissen zwischen ihrer eignen (gewollten) traditionellen Ausrichtung und dem Wissen darum, dass es z.B. im Sinne der Drittmittelaquise auch notwendig ist, sich neueren Ideen gegenüber zu öffnen. Daher kann sie sich selbst nicht eindeutig positionieren.

Vielleicht ein Beispiel was ich mit "Anfeindung" meine: Ich sage nach einem Vortrag: "Ich glaube dieses und jenes Konzept aus einem affinen Fach könnte bei ihrem Thema auch weiterbringen." Antwort: "Also das halte ich für Blödsinn, das hat bis jetzt auch immer ohne geklappt! Nächste Frage bitte." Und das war kein 90jähriger Emeritus, sondern ein Kollege von vielleicht Mitte 40, der auch gerade seine Diss abgegeben hatte..
DoneXY

Re: misslungene Kommunikation mit Betreuer

Beitrag von DoneXY »

k-punkt hat geschrieben:Ok, also, das Abschrecken der Leser liegt definitiv am Inhalt. [:::] ich kann es eben nicht mehr unterscheiden, ob die Kritik sich am Gegenstand, an der Umsetzung oder an einer Polemik aufhängt.
Das scheint mir widersprüchlich zu sein, auch wenn sich die beiden Sätze auf unterschiedliche Argumentationsebenen beziehen.
k-punkt hat geschrieben:Ich glaube meine DM ist selbst hin un her gerissen zwischen ihrer eignen (gewollten) traditionellen Ausrichtung und dem Wissen darum, dass es z.B. im Sinne der Drittmittelaquise auch notwendig ist, sich neueren Ideen gegenüber zu öffnen. Daher kann sie sich selbst nicht eindeutig positionieren.
Ich fürchte, um eine Positionierung wird sie nicht herumkommen und Du wirst sie einfordern müssen. Allerdings kann ich nicht beurteilen, ob der Pragmatismus ("öffnen" zur Drittmittelakquise) ein Chance für Dich ist oder bleibende Frustration. Sie muss diese Öffnung ja auch wollen.

Trotz aller Rede für die Interdisziplinariät sitzt eine/r mit einer interdisziplinären Diss oft zwischen den Stühlen. In dieser Hinsicht sind sehr viele Disziplinen sehr traditionell. Du solltest bedenken, ob Dein Projekt Dich vielleicht aus Deinem Fach raus und nirgendwohin führt.
k-punkt hat geschrieben:Vielleicht ein Beispiel was ich mit "Anfeindung" meine: Ich sage nach einem Vortrag: "Ich glaube dieses und jenes Konzept aus einem affinen Fach könnte bei ihrem Thema auch weiterbringen." Antwort: "Also das halte ich für Blödsinn, das hat bis jetzt auch immer ohne geklappt! Nächste Frage bitte." Und das war kein 90jähriger Emeritus, sondern ein Kollege von vielleicht Mitte 40, der auch gerade seine Diss abgegeben hatte..
Das ist zumindest nicht gerade souverän vom Redner. Allerdings kann es auch der Situation geschuldet sein, gerade wenn Du Deinen Hinweis nach seinem Vortrag aus dem Auditorium vorgetragen hast. Der Vortragende möchte in dem Moment als der Experte wahrgenommen werden und Dein gutgemeinter Hinweis führt ihn (scheinbar) nur auf dünnes Eis, das ihn vielleicht nicht trägt. Da reagieren viele 'komisch'.
k-punkt

Re: misslungene Kommunikation mit Betreuer

Beitrag von k-punkt »

Mh, inwiefern ist das widersprüchlich? Ich meine damit, dass sich eine "Ablehnung" schon am Inhalt festmacht. Ob sich jetzt aber dieses - überspitzt formuliert - "das ist blöd" eben an dem Geschriebenen oder an der Formulierung festmacht, das wird für mich immer diffuser. Ich denke, dass das jetzt zum Ende hin auch immer öfter passiert, weil die Antworten auf meine Rückfrage immer unkonkreter werden. Während ich die Kritik eben am Beginn des Schreibprozesses noch verstanden habe und zuordnen konnte, wird jetzt das "DAS" immer unklarer.

Ja, bei dem konkreten Beispiel stimme ich dir völlig zu, da kamen vielleicht verschiedene Faktoren zusammen. Sowas ist immer schwer mit Beispielen zu spicken.

Jedenfalls glaube ich nicht, dass ich in der Lage sein werde eine konkrete Positionierung oder Aussage von meiner DM zu erhalten. Was Positionierungen betrifft ist sie so wie bei der Kommunikation: Im Zweifelsfall lieber unklar und mehrdeutig bleiben, hatte ich ja oben beschrieben..
Ich habe 1-2x versucht sie aus der "Reserve" zu locken, in der Hoffnung, dass Sie dann einmal konkret werden muss. Das war semierfolgreich: Sie wurde sauer und ein wenig aggro, hat gesagt, dass sie glaubt, dass ich keine Zukunft im Fach habe, hat es dann allerdings sofort wieder relativiert und dann gesagt: "Und, wie geht es Ihrer Familie?" :idea: ?!???
MoniqueS

Re: misslungene Kommunikation mit Betreuer

Beitrag von MoniqueS »

Mensch, das ist eien ganz blöde Situation!
k-punkt hat geschrieben: Ich habe 1-2x versucht sie aus der "Reserve" zu locken, in der Hoffnung, dass Sie dann einmal konkret werden muss. Das war semierfolgreich: Sie wurde sauer und ein wenig aggro, hat gesagt, dass sie glaubt, dass ich keine Zukunft im Fach habe, hat es dann allerdings sofort wieder relativiert und dann gesagt: "Und, wie geht es Ihrer Familie?" :idea: ?!???
Das finde ich sehr erschreckend! Auf welcher Basis hat sie die Betreuung denn angenommen? Immerhin soll sie doch am Ende auch eine Bewertung deines Projektes machen.
und ich finde nicht, dass das eine Relativierung ist. Die Frage nach der Familie ist für mich eine pure Konfliktvermeidungsstrategie.

Vielleicht kannst du dir in der nächsten Situation vornehmen, einfach nochmal neutral nachzufragen: Wie haben Sie das gemeint? Was meinen Sie, wie soll ich im Rahmen meiner Arbeit damit umgehen? Was bedeutet das für meine Arbeit?

ich denke, dass interdisziplinäre Arbeiten häufig vor diesen problemen stehen, "nicht Fisch, nicht Fleisch" zu sein oder zumindest so wahrgenommen zu werden. Kannst du dich inhaltlich mit deiner Arbeit gut in deinem Fach positionieren, an Debatten anknüpfen?
Das finde ich eine sehr bedenkenswerte Ãœberlegung:
k-punkt hat geschrieben: Du solltest bedenken, ob Dein Projekt Dich vielleicht aus Deinem Fach raus und nirgendwohin führt.
k-punkt

Re: misslungene Kommunikation mit Betreuer

Beitrag von k-punkt »

Hallo Monique, danke für deine Antwort!

Also, ich muss gestehen, dass ich mich ein bisschen gegen wehren, dass etwas, was "raus" führt" gleich im "nirgendwo" enden muss. Dass ich vielleicht nicht im Fach bleibe/bleiben kann, darüber mache ich mir natürlich schon länger Gedanken, aber denke nicht, dass man das als ein Scheitern begreifen sollte.

Ich meinte übrigens nicht den Satz mit meiner Familie relativierend, sondern sie hat dann sowas gesagt wie: "naja, wird sich zeigen" - Pause - "Und ihre Familie blabla" ...
Also genau das ist eben das Problem: Wie mache ich mich verständlich und erhalte auch eine Antwort, die ich verstehe..

Naja, ich habe ihr jetzt nochmal eine Mail geschrieben und einige Fragestellungen darin formuliert. Sie hat mir zwar öfter gesagt, dass sie lieber redet als schreibt, antwortet auf Mails immer nur "lassen sie uns mal telefonieren" aber vielleicht bringt es ja was. ich finde es so paradox: Ich habe zu Beginn der Diss von vielen Kommilitonen/innen gehört, dass es gar keine Kommunikation zwischen ihnen und ihren Betreuern gibt. Und bei mir gibt es sehr viel Kommunikation und trotzdem sind die Positionen nicht klar...
DoneXY

Re: misslungene Kommunikation mit Betreuer

Beitrag von DoneXY »

k-punkt hat geschrieben:Ich meine damit, dass sich eine "Ablehnung" schon am Inhalt festmacht.
Fiese Frage: Wie soll die DM eine Arbeit vernünftig betreuen, die sie inhaltlich ablehnt?
k-punkt hat geschrieben:Ja, bei dem konkreten Beispiel stimme ich dir völlig zu, da kamen vielleicht verschiedene Faktoren zusammen. Sowas ist immer schwer mit Beispielen zu spicken.
Das kenne ich, passiert mir mit Beispielen auch oft.

Dennoch möchte ich an dem einmal gemachten Beispiel ein generelles Problem aufzeigen. Du beschreibst Dein Fach und damit Deine fachliche Umgebung als sehr auf sich selbst bezogen. Dich dagegen als denjenigen, der etwas Interdisziplinariät hineinträgt. Daraus folgt notwendig, wann immer Du Dein Thema (im Sinne des fachlichen Blicks über den Tellerrand hinaus) thematisierst, kann keine/r mehr fundiert mitreden. Denn Du bist der einzige mit diesem interdisziplinären Expertenwissen, der mögliche Verknüpfungen und ihren Vorteil aufzeigen kann.

Das kann für andere sehr unbefriedigend sein, wenn sie gerade ihr Thema vorstellen wollen, denn sie können sich nur noch über mögliche Anknüpfungspunkte belehren lassen, aber fachkundig nichts dazu beitragen. Vielleicht weckt eine solche situationsbedinte Einbahnstraßen-Kommunikation den Widerwillen, den Du beschriebst, und weniger Dein Diss-Vorhaben als solches. Nur eine Idee.
k-punkt hat geschrieben:sie glaubt, dass ich keine Zukunft im Fach habe
Das kann durchaus fürsorglich gemeint sein, auch wenn es roh formuliert war, siehe meinen Hinweis oben.
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