Ins Ausland flüchten/Uni wechseln

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limppu

Ins Ausland flüchten/Uni wechseln

Beitrag von limppu »

Hallo liebe Mitdoktoranden,

ich habe seit einigen Wochen mit dem folgenden Gedanken gespielt: Ich breche meine Promotion in Deutschland ab und flüchte ins Ausland.

Ich bin seit 2,5 Jahren als Doktorandin in einem geisteswissenschaftlichen Fach eingeschrieben, promoviere also extern.
Seit Anfang meiner Promotion habe ich Schwierigkeiten gehabt;
DM (die auch meine MA-Arbeit betreut hat) hat die "versprochene" Stelle als Wiss.M. jemandem anders vergeben, es gab keine Förderung (mehrere Stipendienanträge abgelehnt) und ich habe 2 Jahre auf meine Korpusdaten warten müssen, da das Ganze mit Uniservern und anderen Menschen zu tun hatte. Und ohne Korpus - keine Diss.
Nun bin ich aus beruflichen Gründen im Ausland und werde auch im Ausland bleiben. Meine Korpusdaten habe ich jetzt endlich bekommen, dank eines behilflichen Kollegen, aber trotzdem schmeckt mir das alles irgendwie nicht mehr.
Schon als ich in Deutschland war, war der Kontakt zur DM sehr zäh, man hat sich 1mal im Semester getroffen meistens im Kolloquium. Dennoch habe ich es geschafft (da mein Diss.Thema interdisziplinär ist) mich in dem "neuen" Fach weiterzubilden, in dem ich Vorlesungen und Seminare an einem anderen Fachbereich besucht habe, und ich habe sogar durch meinen 2. Betreuer die Chance bekommen, auf einer Konferenz einen Vortrag über ein Projekt zu halten, der aber nach der Konferenz auch dann nichts mehr geworden ist.
Meine DM beschäftigt sich eher mit einem anderen Schwerpunkt und so habe ich irgendwie das Gefühl, das nur die Leute, die im Lehrstuhl als Doktoranden arbeiten, von ihr auch neben der Diss. akademisch mehr unterstützt werden (Konferenzen, Papers etc.)

Nun gibt es für mich die Möglichkeit mich neu zu orientieren. Im Ausland an einer Universität gibt es ein interessantes interdisziplinäres Promotionsprogramm, das auch Bezüge zu einer grossen internationalen Organisation hat (----> mehr Möglichkeiten sich weiter in dem Bereich berufsmässig und akademisch zu entwickeln und z.B. Praktika zu absolvieren). Das ist ein strukturiertes, internationales Programm mit einem Vollstipendium, Sprachkursen, Konferenzmöglichkeiten etc. Ich möchte mich bewerben, aber es würde bedeuten, dass ich mein altes Thema komplett vergessen müsste (es sei denn, dass ich aus den bis dato erarbeiteten Literaturrecherchen und den Korpursdaten einen Artikel verfassen kann o.Ä., damit nicht alles umsonst war....) und müsste ein etwas anderes, aber dennoch meinen Interessen und akademischem Profil naheliegendes Thema erarbeiten.

Welche Gedanken habt ihr? Würdet ihr mir raten, meinen Glück zu versuchen?
Es wird mir leid tun - nicht wegen meiner DM, da sie nicht viel anders für mich getan hat bis jetzt ausser Gutachten geschrieben, sondern wegen dem behilflichen Kollegen, der für mich die Korpusdaten mit seinem IT-Expertise zusammengestellt hat. Soll ich mich als "Verräter" fühlen? :oops:

Da ich aus privaten Gründen sowieso im Ausland bleiben werde, denke ich, wird mein Verhältnis zur DM weiterhin schwierig bleiben. Wieviel werde ich dann letztendlich von der Promotion in Deutschland profitieren? Wenn mir im Ausland die Möglichkeit zu alldem (akademisch gesehen) angeboten wird, was ich gerne in Deutschland gehabt hätte aber nie bekommen konnte....
Soll ich mich einfach wagen und dafür den Leap of Faith machen und mich neu orientieren?
Oder soll ich lieber an der Promotion in Deutschland festhalten, denn immerhin, ein Dr. aus Deutschland ist viel wert!....(??)

Ich freue mich auf eure Kommentare!

LG

ps. und vergibt mir meine sprachlichen Fehler; bin kein Muttersprachler :dr)
bullabü

Re: Ins Ausland flüchten/Uni wechseln

Beitrag von bullabü »

ich denke, im akademischen, und gerade im geisteswissenschaftlichen Feld muss jeder sehen, wo er bleibt. Mach dir da keinen Kopf.
limppu

Re: Ins Ausland flüchten/Uni wechseln

Beitrag von limppu »

Ich lese aus dieser Antwort heraus, dass ich mich eben nicht als "Verräter" fühlen müsste... Das ist schonmal gut.

Hat jemand anders denn noch einen Kommentar zu meiner Situation? Kennt ihr vielleicht Leute, die zuerst in Deutschland angefangen haben zu promovieren, dann aber ins Ausland gegangen sind?

Ich würde mich noch auf ein Paar Feedbacks und Gedanken freuen! :blume:

Liebe Grüsse
Zwonk
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Re: Ins Ausland flüchten/Uni wechseln

Beitrag von Zwonk »

Hm, das ist alles nicht so einfach zu beantworten, weil das ja eigentlich verschiedene Fragen sind. Daher nur ein paar ungeordnete Gedanken:

1. Zur Frage, ob man sich als Verräter fühlen muß: Definitiv nicht. Die Lage im deutschen Wissenschaftssystem ist leider so, daß alles mögliche belohnt wird, aber keine Loyalität. Und das weiß auch jeder. Du siehst es ja bei Dir selbst: Deine DM kümmert sich nicht um Dich und ich denke nicht, daß sie sich jetzt jeden Abend mit Tränen der Reue in den Schlaf weint. Und der Kollege wird sich auch nicht aus dem Fenster stürzen. Aus meiner Sicht kannst Du ruhig gehen, ohne Dich als schlechter Mensch fühlen zu müssen.

2. Zur Frage, was der ausländische Doktorgrad bringt und was der deutsche. Da habe ich Deine Überlegungen nicht ganz verstanden. Die Frage läßt sich sowieso nicht ganz klar beantworten, weil Du ja nicht gesagt hast, über welches Land hier überhaupt geredet wird. Klar, deutsche Doktorgrade sind international betrachtet wohl mehr wert als welche aus Albanien oder aus dem Kongo. Aber mir scheint dieses strukturierte Programm insgesamt eine runde Sache zu sein. Und Du sagst ja selbst, daß Du im Ausland bleiben willst, da ist das doch erst recht unproblematisch. Die wenigsten Länder haben Schwierigkeiten mit ihren eigenen Doktorgraden und wenn Du doch irgendwann nach Deutschland gehen solltest, da würde man es Dir vielleicht sogar eher positiv anrechnen, im Ausland in einem internationalen Kontext promoviert zu haben. Ich sehe hier jedenfalls kein Problem.
12. Dec 2016;01. Feb 2017;f;zum neuen Job!
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