Promotionsniedergang

Jahresarchiv
JohnWayne

Re: Promotionsniedergang

Beitrag von JohnWayne »

Manchmal gibt es eine Ombudsperson, die genau für solche Situationen da ist. Gibt es da an eurem Institut Niemanden? Normalerweise müsste es ja mindestens an der Uni irgendwie eine Art Schlichter geben für solche Fälle? Erkundige dich mal in diese Richtung. Ansonsten fehlen mir mal wieder die Worte, was es für böse Betreuer gibt.... Dir weiterhin alles gute und viel Erfolg!
Heliotrop

Re: Promotionsniedergang

Beitrag von Heliotrop »

Liebe Forengemeinde,

ich glaube ich habe mich nun endgültig gegen eine Beendigung meiner Promotion entschieden. Ich habe mich jetzt gut drei Monate mit meiner neuen Aufgabe beschäftigt, festgestellt dass die Idee meines anderen Betreuers wohl funktionieren zu scheint, ich aber nicht in der Lage bin selbige zu beweisen. Ansonsten kann ich die gesamte Situation an meinem Institut inzwischen nicht mehr ertragen, und es ist wohl auch ausgeschlossen, das die beiden Professoren miteinander eine Einigung finden.....Der Geschäftsführer riet mir eine andere Universität aufzusuchen --alleine schon aus dem Grunde heraus, weil er nach 20 Jahren meinem alten Betreuer selbst nicht über den Weg traut-- aber ich glaube das man nach so einer Geschichte zu stark stigmatisiert ist.....

Deshalb: Wie macht sich so ein Karriereknick im Lebenslauf ? Laufe ich Gefahr dadurch langzeitarbeitslos zu werden?


Viele Dank schon mal für die Antworten

Heliotrop
DoneXY

Re: Promotionsniedergang

Beitrag von DoneXY »

Heliotrop hat geschrieben:Deshalb: Wie macht sich so ein Karriereknick im Lebenslauf ? Laufe ich Gefahr dadurch langzeitarbeitslos zu werden?
Zur 2. Frage: Nein! Allein dadurch, dass Du etwas abbrichst nicht.

Allerdings musst Du bei Vorstellungsgespächen bedenken, dass es ein No go ist, sich über ehemalige Arbeitgeber (inkl. DV) abfällig zu äußern. Du musst Dir daher einen plausiblen Grund für Deine Umorientierung überlegen. Beispielsweise Du hast festgestellt, die Wissenschaft ist nicht das Richtige für Dich. Du möchtest lieber konkrete Probleme lösen, doch Dein Abstraktionsvermögen, das Du in der Wissenschaft geschult hast, wird Dir genau dabei nützen oder so ähnlich.

Es geht darum, Deinen Lebensweg so zu interpretieren, dass er für einen potenziellen Arbeitgeber interessant ist. Da ist Vieles möglich, auch wenn es auf den ersten Blick vielleicht nicht so aussieht.
algol
Beiträge: 8761
Registriert: 09.06.2009, 22:15
Status: mittendrin?
Danksagung erhalten: 1 Mal

Re: Promotionsniedergang

Beitrag von algol »

Heliotrop hat geschrieben:Liebe Forengemeinde,

ich glaube ich habe mich nun endgültig gegen eine Beendigung meiner Promotion entschieden. Ich habe mich jetzt gut drei Monate mit meiner neuen Aufgabe beschäftigt, festgestellt dass die Idee meines anderen Betreuers wohl funktionieren zu scheint, ich aber nicht in der Lage bin selbige zu beweisen. Ansonsten kann ich die gesamte Situation an meinem Institut inzwischen nicht mehr ertragen, und es ist wohl auch ausgeschlossen, das die beiden Professoren miteinander eine Einigung finden.....Der Geschäftsführer riet mir eine andere Universität aufzusuchen --alleine schon aus dem Grunde heraus, weil er nach 20 Jahren meinem alten Betreuer selbst nicht über den Weg traut-- aber ich glaube das man nach so einer Geschichte zu stark stigmatisiert ist.....
Willst Du weiter promovieren oder nicht mehr promovieren?

Und ich stimme DoneXY zu, Wechsel/ Brüche gibt es mittlereweile immer mehr in Biographien. Damit kann man umgehen. Sicher nicht bei jedem Gesprächspartner, aber gut.
Meggy

Re: Promotionsniedergang

Beitrag von Meggy »

@algol
bin auch erst gestolpert, aber ich interpretiere das so, dass der Ersteller sich entschieden hat, aufzuhören, also die Promotion nicht zu beenden im Sinne von "durchziehen" :wink:
Heliotrop

Re: Promotionsniedergang

Beitrag von Heliotrop »

@Meggy,algol,

danke für Antworten!Was die Semantik anbelangt: Ich habe mich vom Wunsch noch fertig promoviert zu werden, verabschiedet.Ich sehe weder die Möglichkeit meinen alten Betreuer zufrieden stellen zu können, noch die Chance-dank politischer Hürden- bei meinem anderen Betreuer einen Fuß auf den Boden zu bekommen. Außerdem sehe ich keinerlei Chance zu vernünftigen Resultaten bei dieser "letzten" Aufgabe zu gelangen. Warum das Unvermeidliche nicht als solches akzeptieren und sich in der verbleibenden Zeit eine sichere Alternative suchen?Ich brauche diesen Titel nicht, ich wünschte nur, ich wäre vor drei Jahren klug genug gewesen diesen katastrophalen Fehler zu vermeiden...

Ich denke in Vorstellungsgesprächen verkauft man sich in einer solchen Situation am besten, indem man darauf hinweißt, dass es keine Garantie für einen erfolgreichen Abschluss der Promotion gibt, oder erzählt, man sei noch mit der Arbeit beschäftigt.....

Hauptsache, die Industrie stempelt einen nicht als grenzdebilen Fall ab, was ich aber i.A. noch befürchte.....
DoneXY

Re: Promotionsniedergang

Beitrag von DoneXY »

Heliotrop hat geschrieben:Ich denke in Vorstellungsgesprächen verkauft man sich in einer solchen Situation am besten, indem man darauf hinweißt, dass es keine Garantie für einen erfolgreichen Abschluss der Promotion gibt, oder erzählt, man sei noch mit der Arbeit beschäftigt.....
Der erste Teil ("keine Garantie") klingt deutlich zu salopp, der zweite Teil ("noch mit der Arbeit beschäftigt") kann entscheidende Zweifel wecken, ob Du den ensprechenden Job überhaupt willst.

Mein Tipp: Aktiv formulieren: "ich habe festgestellt, das war nichts für micht" und ebenso "dieser Job ist es" - ohne Bedenken zu wecken, Du wärst eigentlich (lieber) mit etwas anderen beschäftigt. Verkaufe die Phase der Promotion als abgeschlossen. Überlege Dir aber auch, was Du in dieser Zeit über Dich, das Leben gelernt und an Qualifikationen erworben hast, die Dir heute nützen.
Heliotrop hat geschrieben:Hauptsache, die Industrie stempelt einen nicht als grenzdebilen Fall ab, was ich aber i.A. noch befürchte.....
Die Befürchtung halte ich für Unsinn. Niemand erwartet, dass jede/r in allen Bereichen auf dem richtigen Posten ist. Eventuell sitzt Dir auch ein "Personaler" gegenüber, der sich durch sein BWL Studium gequält hat und am Ende nur froh war, dass diese 'theoretischen Scheiße' endlich vorüber ist.
Anne78
Beiträge: 4970
Registriert: 07.06.2012, 13:19
Status: Fertsch!
Hat sich bedankt: 2 Mal

Re: Promotionsniedergang

Beitrag von Anne78 »

Hallo Heliotrop
Erst einmal: Glückwunsch dazu, dass Du diese Entscheidung gefällt hast und damit Dein Schicksal selbst in die Hand nimmst - das war bestimmt nicht leicht, aber es hört sich so an, als seist Du Dir Deiner Sache sicher.

Was die Bewerbungen angeht: Musst Du überhaupt erwähnen, dass Du eine Promotion angefangen und abgebrochen hast? Viele Leute arbeiten als wissenschaftliche Mitarbeiter/innen, ohne zu promovieren. Also musst Du das vielleicht gar nicht so explizit in den Lebenslauf schreiben. Wenn jemand nachfragt, solltest Du natürlich eine Antwort parat haben, wie von DoneXY vorgeschlagen.
Auf jeden Fall: Viel Erfolg bei der Suche nach einer neuen Stelle in umgänglicherer Umgebung!
barbara
Beiträge: 189
Registriert: 14.11.2010, 20:12
Status: läuft - stockt-läuft
Wohnort: Von dr Alb raa

Re: Promotionsniedergang

Beitrag von barbara »

Du schreibst doch "mein Vertrag wurde nicht verlängert". D.h. er war befristet, ist abgelaufen und Du bewirbst Dich selbstverständlich.

Das ist überhaupt kein Bruch im Lebenslauf!!! Das denkst du nur, weil Du Dein eigenes Ziel abgebrochen hast. Von aussen betrachtet hast Du an der Uni gearbeitet, ordnungsgemäß bis Vertragsende.

Mag sein, jemand wundert sich, warum Du nicht die Gelegenheit zur Promotion wahrgenommen hast. Aber Promovieren wird durchaus oft und nicht immer ganz zu unrecht als "sinnlose, tiefgründige, theoretische und nicht praxistaugliche Arbeit" angesehen und wenn Du Deine Eignung für Tätigkeiten, deren Ergebnisse nicht in der Bibliothek verstauben sollen, in den Vordergrund stellst, ist das überhaupt kein Nachteil.

Kopf hoch!
18. apr 2011;31. Dec 2013;f;hoffentlich klüger!
Renegade

Re: Promotionsniedergang

Beitrag von Renegade »

Sehe ich anders - ein Jahr Tätigkeit an der Uni kann man so vllt verkaufen, aber nicht drei. Wenn jemand drei Jahre an einer Uni als WiMi beschäftigt war und dann behaupten will, eine Promotion sein nichts für ihn, weshalb er auch keine angefangen habe (um die Wahrheit zu verschleiern), dann ist das mehr als auffällig - keiner bleibt freiwillig so lange an eine Uni beschäftigt (bei einer halben Stelle wird man ja auch nicht reich und das weiß doch jeder AG!), ohne dabei eine Promotion anzustreben.

Ist also letztendlich eine schwierige Situation, die davon abhängt, wie der Personaler so etwas sieht - hat er auch schlechte Erfahrungen mit Lehrer/profs gemacht, kann er es nachvollziehen, war er ein Einser-Kandidat, wertet er es als Schwäche.

Wahrscheinlich ist es wie so oft immer noch am Besten, bei der Wahrheit zu bleiben, die ja mMn durchaus plausibel ist - jeder, der mal im akademischen Umfeld tätig war, weiß ja, wie extrem man von seinem Betreuer abhängig ist - ein Abhängigkeitsverhältnis, das ansonsten in der Arbeitswelt einzigartig ist.
Gesperrt