Promotionsniedergang

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histosowi
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Status: Fertig

Re: Promotionsniedergang

Beitrag von histosowi »

Uaaaaahhh... was ist denn bloß an deinem Institut mit den Betreuern los?!?
Das gibt´s doch gar nicht... :evil:

Ich weiß ja nicht, in welchem Fach du promovierst. Geht das eventuell auch extern? Oder bist du auf ein Labor o.ä. angewiesen? Wenn NICHT, solltest du dir (nachdem du den Kater vom Tankstellen-Besuch überwunden hast), tatsächlich mal Gedanken über eine externe Promotion an einer anderen Uni machen.

Also, max. 30 Stunden die Woche arbeiten (irgendwo, ob Call Center oder McD oder wo auch immer) und den Rest der Zeit für die Diss nutzen. Einerseits wird es bestimmt nicht leicht, einen neuen DV zu finden, aber andererseits könnte ich mir vorstellen, daß es einen potentiellen DV positiv stimmt, wenn man so hartnäckig sein Ziel verfolgt.

Dem einen Betreuer (der versucht hat, mit deinem ersten Betreuer zu reden) solltest du aber trotzdem ein Gutachten/ Empfehlungsschreiben abluchsen. Oder ist da mittlerweile zu viel Glas zerbrochen?

Liebe Grüße! :blume:
Heliotrop

Re: Promotionsniedergang

Beitrag von Heliotrop »

Hey,

naja, ich stelle mir das folgendermaßen vor: Auf die Frage hin, ob ich ein Gutachten bekäme, würde ich nur als Antwort erhalten, dass er dort nur das was der andere Betreuer über meine Arbeit gesagt hat, reinschreiben könne....Was für ein dämliches Kräftegleichgewicht, unglaublich wie wenig sich Professoren gegenseitig die Strin bieten.....
Für das was ich machen sollte bin ich nicht auf ein Labor angewiesen, das würde also auch von zuhause aus gehen, aber an dieser Stelle sollte ich wohl aufhören. Wenn ich damit nicht fertig werde, weil ein alternder Professor - der seine Zeit damit totschlägt Solitär und Schach etc. zu spielen (Ich musste immer leicht lachen wenn er nach etl. Stunden Spielerei mit gebücktem Gang langsam auf die Toilette geschlurft ist :P ), falls er mal anwesend ist - Gefahr läuft sein Gesicht zu verlieren weil er einen Fehler zugeben müsste, dann scheitere ich vielleicht bei dem nächsten, weil ich seinen Geburtstag vergessen habe, oder weil ich mich zu gut mit seiner jungen Sekretärin verstehe.....
Für mich ist die Sache endgültig erledigt, ich kann nur hoffen, dass mir eine evtl. neue Aufgabe mein altes Lebensgefühl zurück gibt und ich irgendwann wieder auf die Straße gehen kann, ohne mir einzureden als Versager stigmatisiert zu sein.Immerhin versteht der Großteil meines Freundeskreises die Situation. In meiner Familie sind bedauerlicherweise sehr viele Mediziner, die mir regelmäßig erklären, dass ihre Diss. nur 3 Monate gedauert hat und die ganze Problematik an meinem Lehrstuhl darauf schieben, dass ich keine Anzüge auf der Arbeit trage.....

Ich werde mich heute mal arbeitssuchend melden und anschließend mein Gewissen wieder betäuben.....Solche Sauereien passieren nun mal, man is wohl zu keiner Zeit alt genug oder in einem Zustand hinreichender menschlicher Bestätigung um nicht von solchen Geschichten erfasst zu werden.Hier im Forum hat es wohl auch einige ziemlich schlimm erwischt, z.B. Lukretia,, und sind wieder aufgestanden....

Liebe Grüße zurück
Sapphirine

Re: Promotionsniedergang

Beitrag von Sapphirine »

Hallo Heliotrop,

bei Deiner Geschichte werden Erinnerungen wach, denn ich war in einer ähnlichen Situation mit dem einzigen Unterschied, daß die Promotion in Norwegen war und der DV die Arbeit dort nicht begutachtet sondern externe Gutachter vorschlägt und meiner hat sich geweigert meine Arbeit durchzuwinken. Ich wußte nicht mehr weiter, habe 100 mal geschworen alles hinzuschmeißen und habe es dann doch nie gemacht, trotzdem irgendwie weitergekämpft und es geschafft.
Bitte rede Dir nicht ein, daß es Deine Schuld ist und daß Du auch mit dem nächsten DV nicht zurecht kommen würdest. Das tut nicht gut, ich weiß wovon ich spreche.
Aus Deinen Beiträgen entnehme ich, daß Du die Diss mehr oder weniger aufgegeben hast. Andererseits kannst Du Dich vielleicht noch nicht ganz davon lösen.
Nimm Dir nochmal 5 Minuten Zeit und frage Dich, warum Du diese Diss gerne fertig machen würdest. Stellst Du Dir einen Berufsweg vor, der eine Promotion voraussetzt oder kannst Du Dir auch andere Wege vorstellen? Oder würdest Du die Promotion "nur" wegen der investierten Zeit zu Ende bringen wollen? Die Fertigstellung rein wegen der 3 investierten Jahre sollte nicht das Hauptargument sein - die Zeit ist ja schon abgelaufen und es hört sich so an, als müßtest Du noch einiges zusätzlich investieren. Sollte Dich allerdings die Begeisterung für die Wissenschaft treiben, dann hättest Du ein Ziel, dass Dir vielleicht wieder die nötige Energie gibt weiter zu kämpfen (so schwer das auch ist, wenn man in einer solchen Situation steckt aber mir hat das geholfen).
Eine gute Lösung gibt es für dieses Problem natürlich nicht aber sollest Du es doch noch versuchen wollen gäbe es zwei Möglichkeiten und bei beiden mußt natürlich Du die Abstriche machen auch wenn es eigentlich das Fehlverhalten des DVs ist. Der zweite Betreuer scheint sich ja nicht mit dem ersten anlegen zu wollen und würde Dir nur eine andere Arbeit anbieten für die Du dann auch wieder einige Jahre brauchen würdest - dann könntest Du gleich eine andere Uni wählen. Also:

a) Du gehst nochmal auf Deinen ersten Betreuer zu und erzählst ihm, daß es alles unglückliche Mißverständnisse waren und daß Du wirklich diese Arbeit bei ihm fertig machen willst. Da mußt Du Dir natürlich alles anhören, was er an Deiner Arbeit auszusetzen hat und es brav schlucken und verbessern dabei immer schön ruhig bleiben aber mit dem Ziel, fertig zu werden. Natürlich könnte es trotzdem sein, dass er Deine Arbeit schlecht beurteilt aber vielleicht ist er auch der Typ, der seinen eigenen Frust immer an anderen auslassen muß und seine Minderwertigkeitskomplexe an Dir abreagiert und deshalb ständig kritisiert und andere runtermacht aber am Ende doch noch irgendwie einlenkt (so war mein DV). Diese Strategie wäre nicht meine Art aber ich kenne Leute, die damit gut gefahren sind.

b) Du gehst auf Kollisionskurs und verteidigst, was Du Dir erarbeitet und geschrieben hast. Gibst an, daß Deine Arbeit nicht so schlecht sein kann, weil andere sie durchaus positiv beurteilen. Schick sie an alle, die eine Ahnung vom Thema haben und frage sie nach ihrer Meinung. Das ist unglaublich anstrengend und funktioniert nur, wenn Du wirklich hinter dem stehst, was Du gemacht hast. Da wirst Du dann oft um Sätze und Wörter kämpfen müssen und ein paar Kompromisse muß man wohl auch machen aber ohne wird's einfach nicht gehen. Mein DV hat mich dann immer regelmäßig beleidigt oder angeschrien aber ich wußte genau, dass er keine Ahnung vom Thema hatte und habe dann immer Gegenkommentare auf seine Kommentare geschrieben und ausführlich erklärt warum ich diese Methode gewählt hatte. Irgendwann hat er mein Manuskript an den Instistutsleiter geschickt und wahrscheinlich gehofft, daß dieser meine Arbeit auch so schlimm findet aber er hatte eigentlich nicht sonderlich viel auszusetzen. Ich weiß nicht, wie das in Deutschland ist aber an meiner Uni war die Statistik schon sehr wichtig und abgebrochene Promotionen werfen ja auch immer ein schlechtes Licht auf das Institut und somit sollten eigentlich alle ein Interesse daran haben, daß Du fertig wirst. Natürlich wird keiner die Position des Doktoranden öffentlich vertreten, da würde man sich ja unbeliebt machen!

Ich kann auch gut verstehen, daß Du es nicht mehr angehen willst. Dann solltest Du aber versuchen, die Sache für Dich abzuschließen sonst wird Dich diese abgebrochene Promotion für immer verfolgen. Auf jeden Fall alles Gute und viel Erfolg und laß Dich nicht unterkriegen!

~Sapphirine
Heliotrop

Re: Promotionsniedergang

Beitrag von Heliotrop »

Hallo Sapphirine,
vielen Dank dafür, dass du deine Gedanken mit mir teilst.In welchem Fachbereich hast du denn promoviert?Irgendwie habe ich noch Hemmungen zuzugeben in welchem Fach ich versucht habe zu promovieren, naja, es ist Mathematik. Deshalb ist diese ganze Geschichte auch so furchtbar unerträglich, ich habe zunächst versucht argumentatorisch vorzugehen, und zwar nicht in einer Art und Weise, die meinen alten Betreuer beleidigen könnte, sondern ich habe ganz sensibel auf einige Details hingewiesen, weshalb unmöglich das stimmen konnte was er vorhergesagt hat.Daraufhin bekam ich nur zur Antwort, dass dann das was ich mache falsch sei.Als ich es implementiert hatte und ihm das Ergebnis vorlegte um ihm zu zeigen, das er sich geiirt hatte, bekam ich zur Antwort das ich es falsch implementiert hätte und das er jetzt sicher nicht meinen Fehler suchen würde.So ging das 1,5 Jahre, bis mir ein befreundeter Akademischer Rat den Kontakt zu einem anderen Lehrstuhlinhaber herstellte, der mir versprach mir zu helfen......
Außerdem erhalte ich keine Antwort darauf, wenn ich frage was an meiner Arbeit falsch sei, sondern nur ein, "wenn ich ihnen das alles erklären müsste, dann säßen wir ja morgen noch hier"(Ein Widerspruch zu dem eigentlichen Betreuungsverhältnis....).Einmal fragte ich ihn woher er eigentlich wisse, dass sein Verfahren funktioniere, und ich bekam zur Antwort:"Da spreche ich jetzt wie Gott, dass konvergiert"
Möglichkeit a, scheidet also schon mal aus, das wäre nur gutgegangen, wenn ich das Ergebnis von Anfang an gefälscht hätte, was ziemlich aufwendig gewesen wäre, und was mir außerdem auch nicht gefällt.....
Möglichkeit b) scheidet ebenfalls aus, da ich niemanden auf meiner Seite habe, der mir offiziell recht geben würde.Für den juristischen Weg bin ich einfach zu müde, vermutlich käme dabei nur raus, dass ich auf das Betreuungsverhältnis noch Anspruch bis zum Ende meines Vertrages haben würde....
Rückblickend erkläre ich mir die ganze Situation folgendermaßen:
Mein alter Betreuer ist an dem Institut ziemlich in Kritik geraten, nachdem er jemandem fertig promovierte, der bereits an zwei Lehrstühlen gescheitert war, und insgesamt mehr als 18 Jahre promoviert hat (derjenige ist mit 50 fertig geworden, und heute promovierter Langzeitarbeitsloser...... )Desweiteren besitzt er einen neuen Doktoranden der gehegt und gepflegt wir, ich war ganz verwundert als ich auf seinem Schreibtisch von Anfang an relevante Skripten und Bücher sah, mir hatte mein Betreuer verboten zu lesen und mir sogar ein paar Bücher aus der Bibliothek weggenommen......
Daher drängt sich mir der Gedanke auf, ob ich einfach von Anfang an nicht fertig promoviert werden sollte, schließlich ist der Fehler in der Aufgabenstellung die ich bekam so offensichtlich, dass mein alter Betreuer unmöglich nicht wissen kann, warum mit seinem Verfahren nicht die Resultate erzielt werden, die er vorhersagte....Andererseits hat er dieses Verfahren bereits einen Diplomanden anwenden lassen: Das Ergebnis in dieser Arbeit ist ziemlich gewitzt, es gibt keine numerische Tabelle die irgendein Resultat rechtfertigt, sondern lediglich ein nicht zu deutendes Bild, unter dem steht: "Man sieht das dass Verfahren konvergiert", ohne das beschrieben wird, welche Funktion getestet wurde.Genauso aussagekräftig wie Werbung für Katzenfutter.........
Ich bin heilfroh wenn ich dieses Ungeheuer los bin und irgendwo Arbeit gefunden habe.Grade bin ich noch am überlegen, ob ich nicht bei einer anderen Universität anfragen soll, ob ich als externer Doktorand an meinem Thema weiterarbeiten dürfe, aber nachdem mein Name via Internet bedauerlicherweise mit dem Namen meines alten Betreuers verknüpft ist, käme es wohl zu einer Rücksprache zwischen potenziellem neuem DV und altem Betreuer, und ich kann mir gut vorstellen, dass er weiterhin Energie in meinen akademischen Untergang investieren wird......
Auf jeden Fall nochmal 1000 Dank dafür, dass du so ausführlich Anteilnahme genommen hast!
Dir auch alles Gute!

Heliotrop
Heliotrop

Re: Promotionsniedergang

Beitrag von Heliotrop »

Liebe Forengemeinde,
inzwischen habe ich mich mit meiner Situation schwerenherzens angefreundet, aber eine Sache finde ich doch noch erwähnenswert:
Inzwischen hat mein alter Betreuer auch seinem anderen Assistenten offenbart, dass seine Stelle wohl auch nicht verlängert wird.Er hatte für ein ganzes Jahr eine Stelle um sich zu etablieren,und nach einem halben Jahr hat ihm mein alter Betreuer das Thema weggenommen und selbst bearbeitet, weil es ihm zu lange dauerte und ihm gesagt, er wisse auch nicht was er mit ihm tun solle......
Was für ein Sadist......
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