Mal wieder..: Promovieren ja - nein?

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Samnat

Mal wieder..: Promovieren ja - nein?

Beitrag von Samnat »

Hallo zusammen,

habe in den letzten Tagen alle Beitrage mehrmals gelesen, die um dieses Thema gingen. Ich, Wirtschatsinformatiker, sehr guter Master-Abschluss habe ein Promotionsangebot (100 %-Stelle) bekommen. Ich habe während meines Studiums oft gedacht, wie cool es wäre zu promovieren. Allerdings in letzter Zeit immer seltener - und jetzt kam dieses Angebot.

Die potentiellen Themen wären definitiv sehr interessant und praxisnah mit vielen großen Praxispartnern, die Atmosphäre am Lehrstuhl ist auch sehr gut. Promotionsvorhaben wird nach Angaben des Profs ca. 3 Jahre dauern...

Jetzt bin ich sehr am hadern. Ich will euch mal meine Gründe für- und gegen die Promotion sagen:
Pro:
- Dr. Titel (ich bin nicht meeeega scharf drauf, wäre aber "nett")
- Ich erspar mir viel Stress in nächster Zeit, weil ich gleich im Anschluss einen Job an der Uni hab, und mich nicht erst lang entscheiden / bewerben muss.
- Ich bin voraussichtlich sehr frei in der Themenwahl und die Themen interessieren mich. Themen sind sehr praxisnah.
- Ich arbeite eh noch bis 67 - Wieso also nicht nochmal 3 Jahre an der Uni bleiben? Für Unternehmen ist noch genug Zeit.

Contra:
- Ich glaube, dass der Dr. für mich wenig karriereförderlich ist. Es wird wohl wahrscheinlich ein Minus-Geschäft. In der Industrie habe ich bestimmt ein um 5 - 10 k höheres Einstiegsgehalt und werde gerade im Consulting sehr schnell befördert. Als promovierter da einzusteigen bränge mir wahrscheinlich kaum finanzeille Vorteile ggü. normalen Masterabsolventen.
- Ich kenne die Praxis noch recht wenig. Habe bisher viel an der Uni gearbeitet und 2 kleine Betriebs-Praktika gemacht. Mich würde langsam schonmal interessieren, wie Projekte in der Praxis durchgeführt und geplant werden. Ich bekomme viele komplett neue Erfahrungen in der Praxis.
- Die Promotion ist eine harte Arbeit. Ich glaube ich würde sie schaffen, aber ich weiß von mir, dass ich mich vor Angst, die Promotion nicht zu schaffen, extrem reinstressen werde und am WE viel arbeiten werde. Da ich mich in alles extrem reinstresse wird gerade eine Promotion vllt. nicht so gesund bei mir. Der Prof. meinte auch, dass ich wenn ich die Promotion abschließen will bei ihm keinesfalls eine 40 Stunden Woche habe werde - eher mindestens eine 50 Stunden Woche.

Entscheidungen fallen mir meist immer extrem schwer, das ist glaube ich einer meiner großen Schwachpunkte. Während die meisten Leute die ich kenne, solche Entscheidungen nahezu aus dem Stegreif fällen, mache ich mir jetzt bereits knapp eine Woche durchgängig Gedanken darüber und informiere mich im Netz in allen möglichen Foren und Zeitungsartikeln.

Da ich an meiner Masterarbeit gerade arbeite muss ich auch sagen: Weder habe ich eine tiefe Abneigung wissenschaftliche Arbeiten zu schreiben, noch habe ich einen allzugroßen Glückgefühle beim schreiben.

Wenn mich Leute fragen, was für eine Promotion spricht, kann ich meist kaum antworten - mir fallen oft nur die Negativpunkte ein.

Ja... nach tagelangem Überlegen und mittlerweile großer Verzweiflung, wende ich mich jetzt an euch :) Die Entscheidung muss ich sehr bald, innerhalb der nächsten Tage treffen.

Vllt. hat irgendjemand von euch ja einen entscheidenden Tipp oder bringt mich auf eine gute Idee. Ganz besonders ärgern mich die wahrscheinlichen karrieretechnischen Nachteile der Promotion. Bin wenn ich abgeschlossen habe ca. 29 Jahre alt.

Vielen Dank schonmal!
Samnat
Meggy

Re: Mal wieder..: Promovieren ja - nein?

Beitrag von Meggy »

Kurz und schmerzlos: lass es.

Klingt für mich nicht so, als ob Dein Herzblut am wissenschaftlichen Arbeiten hängt; letzteres ist aber imho nicht zu vernachlässigen. Na klar, kann man sich auch so durchbeißen, aber die Wahrscheinlichkeit, in einem der (immer auftauchenden) dunklen Täler abzubrechen ist imho ungleich höher, wenn man von Anfang an "nicht wirklich will" sondern das nur als "ganz nett" betrachtet und "dann bin ich erstmal untergebracht".
Zwonk
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Re: Mal wieder..: Promovieren ja - nein?

Beitrag von Zwonk »

Ich schließe mich Meggy an: Laß es. Mein Eindruck ist, daß die intrinsische Eigenmotivation zu gering ist, um einigermaßen schmerzlos Durststrecken zu überstehen. Ich würde bei Dir eher vermuten, daß es mittelfristig in eine ziemliche Quälerei ausarten könnte. Und das scheint es mir nicht wert zu sein, wenn Du den Dr. weder beruflich brauchst, noch im Bezug auf akademische Meriten über extremen Ehrgeiz verfügst.
12. Dec 2016;01. Feb 2017;f;zum neuen Job!
Bara
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Re: Mal wieder..: Promovieren ja - nein?

Beitrag von Bara »

...dem schließe ich mich an. Allenfalls das Argument mit dem Alter kann ich nicht zählen lassen - ein Dr. mir 29 ist mE keineswegs "spät" (werde ich vermutlich nicht schaffen).
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