Verlage: Erfahrungsberichte und begründete Meinungen

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Severin

Verlage: Erfahrungsberichte und begründete Meinungen

Beitrag von Severin »

Die Frage nach der Wahl des Verlags ist für die meisten Doktoranden nicht einfach zu lösen.
Im Forum sind schon ein paar threads da über einzelne Verlage oder mit Verlag-Tipps für die eine oder andere Fachrichtung.
Die dort beinhalteten Informationen sind aber eher spärlich, zu fachspezifisch, oder es geht um Gerüchte ("man sagt"...)
Es fehlt m.E. ein thread in dem Erfahrungen bzw. faktenbegründete Meinungen gesammelt und dargestellt werden.
Ich hoffe, dass dieses thread dafür behilflich sein wird
Severin

Re: Verlage: Erfahrungsberichte und begründete Meinungen

Beitrag von Severin »

Ich habe meine Dissertation bei Königshausen & Neumann veröffentlicht.
Fach Philosophie

Ãœber die Ruf-Frage:
a) Die Uni-Bib ist geteilt in einem offenen Bereich und dem Magazin.
Offener Bereich = wichtigere Bücher
Ich habe bemerkt, dass in den letzten Jahren die K&N-Bücher immer häufiger im offenern Bereich der Bib landen.
b) Fast jeder Prof der hiesigen Philo-Fakultät hat bei K&N veröffentlicht.
c) Im Philo-Bereich gehört K&N m.E. zu den 10 wichtigsten Verlagen in Deutschland.
d) Um veröffentlicht zu werden, sollte meine Diss (magna cum laude) die "Prüfung" bei Hrn. Königshausen bestehen (ich sollte die Gutachten vorlegen)
e) Ich habe die Kataloge der deutschen Bib-Verbände gecheckt, und gesehen dass die K&N-Bücher (in Philo-Bereich) praktisch überall vorhanden sind.
f) Auch in Österreich und der Schweich ist der Verlag einigermassen präsent
g) Der Verlag besteht seit mehr als 30 Jahren = es hat sich (im Philo-Bereich zumindest) etabliert
h) "Neuerscheinungsdienst für das erste Halbjahr 2014" Auflage = fast 15.000

Über die Preis-Frage: Springer viel teurer, Lit teurer, Logos und Kovac günstiger. (Diese waren die Verlage, von denen ich ein Angebot erhalten habe.)

Bücher sind ausserordentlich schön gemacht.

Zusammenarbeit bei Formatierung und Umschlagsgestaltung angenehm.
Hr. Königshausen ist mir bei einem Punkt im Vertrag und bei Formatierungsfragen entgegengekommen.

Contra:
a) Die Herstellung des Buches dauert länger als bei anderen Verlagen
b) Die Arbeit sollte korrekturgelesen werden, wurde aber nicht (wahrscheinlich weil ich es klar gemacht hatte, dass ich unter Zeitdruck stehe).
c) Meine Diss ist in einer (Diss-)Reihe gelandet mit der Nummer 500 und was

Fazit: Wenn man in geisteswissenschaftlichem Bereich veröffentlichen will, empfehle ich, auf jedem Fall K&N zu berücksichtigen

Viel Erfolg!
Severin
Telephonmann

Re: Verlage: Erfahrungsberichte und begründete Meinungen

Beitrag von Telephonmann »

c) muss nicht unbedingt ein "contra" sein, wenn die Reihe denn gut ist. Jedenfalls gibts im literaturwissenschaftlichen Bereich teils Reihen mit mehreren hundert Bänden, die sehr prestigeträchtig sind :)

Ich habe hier ja schon einige Male - aber zumeist auf der Basis von Mutmassungen - über die Verlagswahl gepostet. In meinem Fach (Germanistik) kursieren da teilweise ganz unterschiedliche Meinungen, und einig sind sich meine Bekannten eigentlich nur in einem Punkt: Peter Lang sollte man meiden (wobei die mittlerweile auch einige interessante Reihen haben). Nach meiner sehr subjektiven Wahrnehmung macht man in der Literaturwissenschaft reputationstechnisch nichts falsch, wenn man zu De Gruyter, Fink, Aisthesis, Böhlau oder Wallstein geht (wobei m. E. die Qualität der jeweiligen Reihen immer mitzuberücksichtigen und oft entscheidender ist als die subjektiv wahrgenommene Qualität des Verlags). Da ist jetzt aber nur das Kriterium der Reputation berücksichtigt - was die "Qualität" der konkreten Angebote betrifft, welche die Verlage den Autoren machen, gibt es natürlich auch grosse Unterschiede. Da umfasst manchmal der Druckkostenzuschuss auch Lektorat und Satz und manchmal eben nicht...
Zuletzt geändert von Telephonmann am 13.12.2013, 14:42, insgesamt 1-mal geändert.
Merowinger

Re: Verlage: Erfahrungsberichte und begründete Meinungen

Beitrag von Merowinger »

[quote]und einig sind sich meine Bekannten eigentlich nur in einem Punkt: Peter Lang sollte man meiden (wobei die mittlerweile auch einige interessante Reihen haben)..[/quote]

Interessant.

Meine Diss. (Jura) wird (sehr bald :D ) bei Peter Lang erscheinen.

Ich hatte im Vorfeld bei einigen Verlagen angefragt bzw. die Konditionen in Erfahrung gebracht. Neben einigen "kleineren" Verlagen (Logos, Dr. Kovac) habe ich auch bei den im juristischen Bereich bekannteren Verlagen angefragt (Duncker & Humblot; De Gruyter; Mohr Siebeck). Nachdem die Note für die Aufnahme in eine der Schriftenreihen bei Peter Lang gereicht hat, habe ich mich für den Verlag entschieden.

Warum?

Der Service, der mir als Autor entgegengebracht wird, ist vorbildlich. "Mein" Autorenbetreuer ist sehr hilfsbereit, antwortet schnell auf Fragen und vermittelt eine insgesamt positive, lösungsorientierte "Grundstimmung". Von irgend einer Form von Arroganz oder "von oben herab" Behandlung nichts zu spüren.
Die großen der juristischen Branche handhaben das nicht unbedingt so kundenfreundlich.
Insbesondere (da ich mit LaTeX geschrieben habe und bei der Programmierung der Vorlage auf Hilfe angewiesen war) die Hilfestellung bei der Satzvorbereitung kann ich nur loben. Besser wäre da nur Logos gewesen, denen ich die Dateien hätte schicken können und die das dann als Serviceleistung angepasst hätten.

Kosten bei PL: € 2.700,00 für eine Diss. mit 270 Textseiten und 330 Seiten "mit allem".

Und die Qualität der Peter Lang-Bücher stimmt m.M.n.
Telephonmann

Re: Verlage: Erfahrungsberichte und begründete Meinungen

Beitrag von Telephonmann »

Ich kann mir gut vorstellen, dass die Zusammenarbeit mit PL angenehm ist, und der von Dir genannte Preis ist wirklich mehr als OK. Ich gebe hier nur wieder, was ich von Kollegen und Professoren so höre - das ist anekdotisch, aber wenn ich die Wahl habe zwischen einem Verlag, dem anekdotisch eine hohe Reputation zugesprochen wird, und einem Verlag, der anekdotisch eher nicht so positive Berwertungen bekommt, dann entscheide ich mich eben für Ersteren. Das ist aber eben alles ziemlich subjektiv und hat mich bei der Verlagssuche auch extrem frustriert - ich hätte mir objektivere, profundere Einschätzungen des Renommees gewünscht und bekam die einfach nicht.
myfunnyvalentine

Re: Verlage: Erfahrungsberichte und begründete Meinungen

Beitrag von myfunnyvalentine »

Aus literaturwissenschaftlicher Sicht: PL nur, wenn es da in einer guten Reihe ist, sonst: Eher schlechter Ruf.

Ansonsten ist die Wahl des Verlages v.a. bei Doktoranden m.E. überschätzt. So lange man die Finger vom ‘Bodensatz’ lässt (Dr. Kovac, Print-on-Demand-Geschichten, u.ä.) ist es eigentlich egal! Keiner schaut, ob die Diss nun bei V&R, WVT, K&N, LIT, Winter, de Gruyter etc. veröffentlicht wurde. In Auswahlsituation wird dann doch auf den Inhalt geachtet. Distinktionskriterium ist dann eher ein englischer oder amerikanischer Verlag.
Nomad

Re: Verlage: Erfahrungsberichte und begründete Meinungen

Beitrag von Nomad »

[quote="myfunnyvalentine"] In Auswahlsituation wird dann doch auf den Inhalt geachtet. Distinktionskriterium ist dann eher ein englischer oder amerikanischer Verlag.[/quote]

@MFV: Wie meinst du das genau, ein englischer oder amerikan. Verlag? Könntest Du das näher ausführen/begründen? Würde mich interessieren.
myfunnyvalentine

Re: Verlage: Erfahrungsberichte und begründete Meinungen

Beitrag von myfunnyvalentine »

Ich meinte, dass es im großen und ganzen relativ wurscht ist, bei welchem deutschen Verlag ein Literaturwissenschaftler seine Diss veröffentlicht – so lange es nicht Dr Kovac o.ä. ist.

[N.B.: Das gilt natürlich nur für jene, die eine wissenschaftliche Karriere anstreben. Bei den anderen ist auch gegen Dr Kovac eigentlich nichts zu sagen!]

Kein Gutachter / Prof. / etc. wird das Buch ansehen uns sagen: "Oh, de Gruyter [oder VR oder...] - bin beeindruckt".

Etwas anders sieht das bei englischen und amerikanischen Verlagen aus – v.a. natürlich bei den großen University Presses, aber auch noch darunter: Palgrave, Routledge, Ashgate, etc.

Weil hier die Hürde doch etwas höher liegt – nicht nur inhaltlich, auch sprachlich und formal – ist eine Veröffentlichung bei einem englischen oder amerikanischen Verlag ein Stück weit(!) eine Auszeichnung – aber eben auch nur ein Stück weit.

Das sehe ich in meinem Fach bei deutschen Verlagen so nicht gegeben. Hier würde ich weniger auf das Renommee des Verlages achten, als auf die Sichtbarkeit der Publikation.

Hoffe, es ist etwas klarer geworden, was ich meine. :)
DoneXY

Re: Verlage: Erfahrungsberichte und begründete Meinungen

Beitrag von DoneXY »

myfunnyvalentine hat geschrieben:Das sehe ich in meinem Fach bei deutschen Verlagen so nicht gegeben. Hier würde ich weniger auf das Renommee des Verlages achten, als auf die Sichtbarkeit der Publikation.
Die Sichtbarkeit hat doch auch was mit dem Renomee des Verlages zu tun.

Ich habe mein Diss im VS-Verlag veröffentlicht. Da sie interdisziplinär ist, habe ich einen sozialwissenschaftlichen Verlag gesucht, der möglichst alle beteiligten Disziplinen erreicht. Das scheint ganz gut gelungen zu sein. Auch weil die Verlagsgruppe weit mehr umfasst als den VS-Verlag.

Das Lektorat war OK. Ich bin kein Computer/Software-Nerd und bei einigen wichtigen Layoutfragen war ich trotz Lektorats auf mich gestellt, da dies ausschließlich prüft, ob das Layout stimmt. Die Hilfe, wie es gemacht wird, beschränkte sich auf die Zusendung teilweise nicht hilfreicher PDF-Anleitungen.

Die Kosten lagen bei 2.000+ Euro. Unterm Strich bin ich sehr zufrieden. Menschen mit ähnlich 'problematischen' Dissertationen, die zwischen den Stühlen der Disziplinen sitzen, sollten den VS-Verlag auf jeden Fall in Erwägung ziehen.
Koenigsportal
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Re: Verlage: Erfahrungsberichte und begründete Meinungen

Beitrag von Koenigsportal »

Zu Peter Lang: Ich erhielt ein Angebot, das etwa vier Mal so teuer ist wie von Logos - bei, wie mir scheint, nicht wesentlich anderer Qualität. Wodurch rechtfertigt sich das, denn der Ruf von PL scheint auch nicht so toll zu sein?

Von Dr. Kovac hingegen habe ich bisher nur Gutes gehört.

Kann jemand etwas zu Logos und zu Shaker sagen? (Letzterer verlangt die Übertragung der Nutzungsrechte für die Dauer des Urheberrechts. Online-Publ. u. Teilverwertung bleiben möglich, dennoch finde ich es ausgesprochen fragwürdig.)
"Do what you can, with what you've got, where you are." (Th. Roosevelt)
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