Wieviele Publikationen vor Abgabe? (NaWi)

Jahresarchiv
cand_dr

Wieviele Publikationen vor Abgabe? (NaWi)

Beitrag von cand_dr »

Liebe Forenteilnehmer,
ich promoviere als Pharmazeutin im Mol-Bio-Bereich und da mein Vertrag Ende März ausläuft (sind dann 4 Jahre), bin ich schon in der heißen Schreibphase meiner Diss. Danach überlege ich schon, weiter in der Forschung zu bleiben oder möchte mir zumindest diese Möglichkeit offenhalten.
NaWis aus diesem Bereich werden das sicher kennen, dass publizieren eigentlich Pflicht ist während der Promotion und was die Anzahl betrifft, scheint von einer bis zu einem halben Dutzend Veröffentlichungen fast alles vorzukommen. Jetzt ist das bei mir so, dass ich zwar schon etwas geschrieben und auch eingereicht habe, aber bisher wurde das alles abgelehnt und größere Überarbeitungen gefordert, die mich wieder eine ganze Weile auf Trab gehalten haben. Ähnlich schleppend geht es mit einer Publikation eines Kollegen voran, bei der ich mit auf der Autorenliste stehen soll.

Fazit: Es ist zwar nicht unmöglich, dass bis zu meiner Abgabe noch ein Journal etwas zur Publikation annimmt, aber es wird immer unwahrscheinlicher und dann müsste ich meine Diss abgeben, ohne irgendeine andere Veröffentlichung vorweisen zu können. Jetzt frage ich mich, ob das klug ist, in einer solchen Situation abzugeben? Das ist sicher eine sehr fachspezifische Frage, da mir schon bewusst ist, dass in manchen anderen Disziplinen das Publizieren während der Promotion nicht vorausgesetzt wird.

Würdet ihr trotzdem einfach abgeben in der Hoffnung, dass es die Note nicht beeinflusst und man immer noch hinterher publizieren kann oder lieber noch abwarten? Probleme dabei: Vertrag läuft aus, ich müsste mich also erst mal darum kümmern, wie mein Lebensunterhalt weiter zu finanzieren wäre, nach 4 Jahren wollte ich auch endlich abschließen und außerdem kann das dann in einem halben oder sogar einem Jahr immer noch die gleiche Situation sein, wenn ich Pech habe. Ernstgemeinte Ratschläge sind sehr willkommen! :blume:
Meggy

Re: Wieviele Publikationen vor Abgabe? (NaWi)

Beitrag von Meggy »

Hallo,
also, ich promoviere in Informatik, und bei uns ist das sogar institutsintern sehr sehr verschieden - bei uns am LSt gibt es die "1-2 und ein paar" Faustregel: 1-2 "größere" Publikationen (also einigermaßen gutes Journal) und ein paar Konferenzbeiträge/kürzere Artikel. Habe dem damaligen Betreuer meiner DiplArbeit zusammen ein Journal publiziert, in welchem es u.a. eben um die Ergebnisse meiner DiplArbeit ging. Weiter habe ich in der Elternzeit mit meiner Kleinen letztes Jahr ein komplett eigenes Journal Paper geschrieben. Letztes Jahr war ich insg. auch auf 4 Konferenzen (je mit schriftlichem und mündlichem Beitrag), und die Jahre vor der Kleinen auch schon hier und da mal. Publikationsmäßig dürfte mir das also - bei uns - reichen :wink:
Grundsätzlich würde ich nicht so sehr überlegen noch zu publizieren wegen der Note sondern eher wenn Du - wie Du schreibst - eben in der Forschung bleiben willst. Keine einzige Publikation nach der Diss zu haben, halte ich - relativ fachunabhängig - für recht schwierig (kann mich aber auch irren). Letztendlich würde ich das einfach offen bei Deinem DV/DM ansprechen, da er/sie am ehesten Erfahrung hat, wie das "speziell bei Euch" aussieht - vielleicht ist es ja total in Ordnung erst "nach" der Diss richtig anfangen zu publizieren, ich kenne durchaus Fachbereiche bei denen das so läuft. Bei uns aber eben nicht. Auch kann Dir Dein DV/DM vielleicht Optionen aufzeigen, oder hat evtl. eine Vertragsverlängerung (so Du das denn willst und wenn es eben bei Euch für eine Forschungs-Karriere auch angezeigt wäre, Publikationen zu haben) oder ähnliches. :blume:
PharmTech

Re: Wieviele Publikationen vor Abgabe? (NaWi)

Beitrag von PharmTech »

Als Pharmazeut kannst du doch auch in der Industrie forschen, da interessiert die Benotung der Promotion niemanden - das sehe ich ja daran, dass viele Doktoranden schon einen Arbeitsvertrag bekommen, bevor sie ihre Urkunde in der Hand halten, z.T. sogar bevor sie mit dem Zusammenschreiben begonnen haben. Industrie würde ich dir eher empfehlen, da dort nicht so eine Ausbeutung stattfindet, wie du sie als PostDoc mitmachen müsstest, außerdem sind da die Mittel für Geräte, Materialien etc. besser als an der Uni, je nach AK wird sich ja auch gerne mal zu Tode gespart.

Ich denke aber nicht, dass die Anzahl der Publikationen einen nennenswerten Einfluss auf die Note hat - wer viel publiziert, muss ja nicht zwingend bessere bzw. mehr ergebnisse haben als jemand, der weniger publiziert, und wie du hier schon lesen konntest, spielt bei der Benotung auch der Nasenfaktor eine entscheidende Rolle.
amygdalakrampf

Re: Wieviele Publikationen vor Abgabe? (NaWi)

Beitrag von amygdalakrampf »

cand_dr hat geschrieben: Würdet ihr trotzdem einfach abgeben in der Hoffnung, dass es die Note nicht beeinflusst und man immer noch hinterher publizieren kann oder lieber noch abwarten? Probleme dabei: Vertrag läuft aus, ich müsste mich also erst mal darum kümmern, wie mein Lebensunterhalt weiter zu finanzieren wäre, nach 4 Jahren wollte ich auch endlich abschließen und außerdem kann das dann in einem halben oder sogar einem Jahr immer noch die gleiche Situation sein, wenn ich Pech habe. Ernstgemeinte Ratschläge sind sehr willkommen! :blume:
Ich komme aus dem Mol-Bio-Bereich. Du benötigst diese Publikation unbedingt! Laß Dir nix anderes erzählen. Ich verfluche noch heute, daß ich ohne Publikation meine Diss abgegeben habe. Nicht wegen der Note, sondern weil Du mit jedem Schritt auf der Leiter mehr Publikationen brauchst. Du mußt mindestens eine mit der Promotion haben, möglichst als Erstautor! Meine Erfahrung. Rede mit Deinem Prof darüber. Du hast Änderungsvorschläge bekommen mit der Ablehnung - er hat auch als Doktorvater Dir gegenüber die Verantwortung, daß ihr das Ding aus der Tür bekommt. Er muß Dir also die Möglichkeit bieten die Änderungen vorzunehmen und das Teil einzureichen - dir also Laborzeit zur Verfügung stellen. Wenn Du in einem Jahr oder so immer noch in der gleichen Situation sein solltest, stimmt was nicht mit dem Forschungsprojekt. Ergänzungsuntersuchungen dürfen nicht so lange dauern, dann ist die ganze Arbeit Mist. Meist sind es nurnoch Details, die abgeklopft werden müssen, also ran da!

LG
cand_dr

Re: Wieviele Publikationen vor Abgabe? (NaWi)

Beitrag von cand_dr »

Danke für die drei sehr unterschiedlichen Ansichten. Ich werde darüber sicher mit meiner Doktormutter reden und auch ihre Ansicht dazu anhören. Bisher halte ich es für das wahrscheinlichste, dass sie mir diese Entscheidung freistellt. Darum wollte ich schon vorab wissen, wie andere darüber denken.

amygdalakrampf wrote:
> Wenn Du in einem Jahr oder so immer
> noch in der gleichen Situation sein solltest, stimmt was nicht mit dem Forschungsprojekt.
> Ergänzungsuntersuchungen dürfen nicht so lange dauern, dann ist die ganze Arbeit
> Mist. Meist sind es nurnoch Details, die abgeklopft werden müssen, also ran da!
>
> LG

Klare Worte. Dass meine ganze Arbeit Mist sein könnte, ist etwas provozierend, aber ich werde jetzt auf den typischen Forums-Reflex verzichten, mich mehr oder weniger sachlich zu verteidigen :?
Dass Publikationen ein oder mehrere Jahre Zeit brauchen, bis ein Journal sie akzeptiert, ist aber nach meinen bisherigen Erfahrungen (Freunde, Kollegen) überhaupt nichts abnormales. Daher halte ich meine Befürchtungen für realistisch.

@pharmtech:
Als Pharmazeut stehen einem viele Möglichkeiten offen, das ist richtig. Wie schon geschrieben, möchte ich mir die Möglichkeit einer Forschungskarriere - damit meine ich an der Uni - offenhalten. Wenn du schreibst, dass Publikationen für mich nicht wichtig sind, weil ich auch im nichtakademischen Umfeld forschen könnte, dann ist das zwar richtig, trifft aber damit leider nicht den Kern der Frage.

@Meggy:
Danke auch für deine Antwort. Ich war auch schon auf Konferenzen, habe dort Poster präsentiert und sogar einen Vortrag gehalten, aber das zähle ich nicht als ernstzunehmende Publikation. Wenn einer der NaWis im Bio/Pharma-Bereich hier anderer Meinung ist, darf er mir natürlich widersprechen. Wie gesagt, das sind dann wahrscheinlich die fachspezifischen Unterschiede.
Meggy

Re: Wieviele Publikationen vor Abgabe? (NaWi)

Beitrag von Meggy »

Hallo cand_dr
ich kann Dir nur bestätigen, dass es durchaus wirklich LANGE dauern kann bis ein Journal eine Publikation annimmt und die final gedruckt wird. Ich persönlich hatte sehr viel Glück mit meinem Erstautoren-Journal: "nur" 5 Monate von Ersteinreichung bis online-Publikation (und damit zitierfähigkeit) und ein halbes Jahr später wars dann auch gedruckt. Ein Kollege von mir hat 2 mal Pech gehabt und musste daher sehr viel länger auf den Abschluss seiner Habil warten: da haben sich die Journals nämlich insg. knapp über 2 Jahre "Zeit gelassen", und zwar teilweise ohne große Rückmeldung (was schon fies ist!). Insofern würde ich hier auch teilweise amygdalakrampf widersprechen: nicht immer ist es zwingend ein Problem des Einreichenden oder der Qualität der (Forschungs)arbeit, sondern es hängt dann einfach zT lange beim Journal ohne dass man es irgendwie beeinflussen könnte (klar, man KÖNNTE zurückziehen wenn sich monatelang nix rührt, aber oft wagt man das ja auch nicht weil man a) dsa Journal vermutlich bewusst ausgewählt hatte und b) eigentlich denkt "nach so langer Zeit MUSS doch bald was kommen und wenn ich JETZT woanders von vorne anfange dauert die Einreichung länger". Nun, im Falle meines Kollegen wäre es wirklich besser gewesen nochmal komplett neu einzureichen, aber das WEIß man eben oft nicht! :blume:
Zu den fachspezifischen Unterschieden: klar gibt es die, aber grundsätzlich ist es bei uns schon auch wie Du andeutest: also "nur" ein Poster auf einer Konferenz oder ein kleiner Workshop - das sind bei "uns" auch keine "wichtigen" Publikationen. Sie runden das Bild ab, wenn man sie ZUSÄTZLICH zu mind. 1-2 "großen Journals" und 1-2 "großen Konferenzen mit Vortrag und Artikelpublikation" hat, aber sind nicht zwingend. Große Konferenzen: da gibts ja je Fachbereich diverse Rankings, was wie angesehen ist etc., hängt also nicht unbedingt von Internationalität oder der Teilnehmerzahl ab (wobei es schon üblicherweise Europaweite/Internationale Konfis sind, zugegeben, aber eben nicht immer) :wink:
amygdalakrampf

Re: Wieviele Publikationen vor Abgabe? (NaWi)

Beitrag von amygdalakrampf »

@cand_dr, ich glaube, ich bin etwas mißverständlich rüber gekommen.
Es gibt zwei Zeiträume die hier durcheinander gehen. Der eine Zeitraum ist der von der Korrektur bis zur Akzeptanz durch die Zeitschrift. Für diese Zeit mußt Du eine Verlängerung in Kauf nehmen.Und auch wenn es jetzt irgend wer wieder anders weis - dieser Zeitraum darf nicht länger dauern als die eigentliche Arbeit gedauert hat, sonst ist was faul im Staate. Es kann also nicht sein, daß du in einem Jahr noch genauso da stehst wie jetzt, bis dahin hast du die maximale Anzahl der Korrekturen längst hinter Dir.

Der zweite Zeitraum ist der bis zum Druck. Das dauert, je nach Zeitschrift und nach Thema, kann auch mal lange dauern, zwei Jahre ist da keine Seltenheit. Macht aber nix, weil du für diesen Zeitraum nicht verlängern mußt. So und wer es nun wieder besser weiß oder meint ich wolle ohne die Arbeit je gesehen zu haben behaupten sie sei Mist, soll es ruhig sagen. Dies sind Erfahrungswerte aus verschiedenen Arbeitsgruppen und von verschiedenen Publikationen - denn ja, ich hab nicht viele publiziert, aber einige eingereicht. :roll:
Zuletzt geändert von amygdalakrampf am 31.01.2013, 08:35, insgesamt 1-mal geändert.
Meggy

Re: Wieviele Publikationen vor Abgabe? (NaWi)

Beitrag von Meggy »

@amy...
Ich habe lediglich von *meinen* Erfahrungen bzw die von den Kollegen berichtet, insofern weiß ich nicht warum Du Dich (von mir?) so extrem angegriffen fühlst (weil ich Dir in einem Punkt - und da ja nichtmal vehement - widerspreche und auch nicht mal zwingend für alle Fälle?).
Dass der Korrekturzeitraum nicht länger als die Arbeit dauern *darf* spreche ich ja gar nicht ab - aber ich habe eben *in unserem Fach* bei diversen high-ranking Journals beobachtet, dass es denen zT einfach schnuppe ist was darf/sollte und was nicht. Und wie gesagt, ja, der Kollege hätte durchaus neu einreichen sollen, sich aber aus den genannten Gründen aber doch dagegen entschieden (er wollte halt auch unbedingt in DAS Journal und da es *bei uns* eben nicht so selten ist, hatte auch Angst dass es bei neuem Versuch einfach genauso wieder läuft.
Wegen der konkreten Verlängerung: da habe ich ehrlich gesagt keine bis nicht viel Erfahrung (keine eigene jedenfalls), ich weiß nur, dass *mein* Kollege die Habil NICHT beenden konnte bis die Publikation bei besagtem Journal komplett durch war. Ob das generell so ist, so war weil es eine HABIL war und keine DISS, da etwas falsch gelaufen ist, er einfach nicht richtig informiert war, oder sonstwas - keine Ahnung. Nur ein Erfahrungsbericht! :blume:
KnechtLoetRecht

Re: Wieviele Publikationen vor Abgabe? (NaWi)

Beitrag von KnechtLoetRecht »

Hallo,

ich wuerde mir an deiner Stelle noch einmal genau ueberlegen was du nach der Promotion machen willst. Ich kenne mich in deinem Bereich nicht aus, aber eine bzw. keine Publikation erscheint mir, wenn man nach der Promotion eine wissenschaftliche Karriere anstrebt doch etwas wenig. Klar will man sich immer alle Optionen offen halten und das du bis jetzt noch nicht mehr veröffentlicht hast, kann viele der hier bereits genannten Gruende haben. Das aendert aber alles nichts an der Tatsache, dass deine Zeit bald um ist und du eben keine Publikation bis dato hast.

Wenn du im wissenschaftlichen Bereich bleiben willst, wuerde ich mich an deiner Stelle jetzt nach geeigneten Postdoc-Stellen umschauen. Frag auch deine Betreuerin ob Sie in Ihrem Netzwerk offene Stellen sieht. Oft ist das Forschungsgebiet ähnlich und dann bekommst du die Stelle wegen deiner Kompetenz welche du dir in deiner Promotion bereits auf dem Fachgebiet erworben hast. Wenn du so eine Stelle in Aussicht hast, wuerde ich Dir raten, gib deine Doktorarbeit termingerecht ab, auf das Journal und die Publikation kannst du auch als Postdoc warten (bei besserer monetaerer Verguetung, so nebenbei). Wenn die Postdoc-Stelle auf dem gleichen Fachgebiet ist, kennen die Leute da sicher auch die Problematik mit Publikationen.

Wenn du dich in der Industrie bewirbst, kommt es darauf an fuer welche Position. Wenn du da irgendwo in die Forschung willst, kann ich mir vorstellen, dass Publikationen relevant sind. Meine Erfahrung war bisher aber meist: ist der Chef selbst kein Akademiker interessiert ihn die Publikationsliste sehr selten. Ansonsten sind Publikationen "nice to have" aber vermutlich nicht der Punkt der eine Einstellung maßgeblich beeinflusst. Auch in dem Fall gilt also: rechtzeitig abgeben und sich auf passende Stellen bewerben.

Zum Vergleich wie es bei uns am Lehrstuhl gehandhabt wird: min 4 Peer-Review Publikationen in angesehenen Journals, erwartet werden eigentlich 5, gerne auch mehr. Die Arbeit ist dann kumulativ aus diesen Publikationen zu verfassen. Hoert sich nach viel Arbeit an, ist es auch, aber es hat den Vorteil, dass man am Ende die 4-5 Publikationen nimmt, zusammenheftet mit ner Einleitung und nem Schluss und fertig ist der Schuh. So stellt man ueberigens auch sicher, dass nichts geguttenborgt ist ;) Zeitraum für den Spaß: 3.5 Jahre. Fachbereich: Medizintechnik / Elektrotechnik.

Mach Dir nicht zuviele Sorgen, zieh es durch und dann in 6 Monaten faengst du mit dem naechsten Lebensabschnitt an. Verlaengern um aufs Journal zu warten wuerde ich auf keinen Fall raten.

Gruss,

KnechtLoetRecht
amygdalakrampf

Re: Wieviele Publikationen vor Abgabe? (NaWi)

Beitrag von amygdalakrampf »

Meggy hat geschrieben: warum Du Dich (von mir?) so extrem angegriffen fühlst.
Tu ich nicht. Du bist Informatiker, bei Euch mögen die Dinge anders laufen als in der Mol-Bio.
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