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Re: die ewige Frage: Latex oder Word

Verfasst: 27.09.2012, 23:03
von nochstudent
Was nicht zu verachten ist, sind die unglaublichen Reibungsverluste bei der Arbeit mit Texniccenter, und damit meine ich nicht die "ich muss was zum ersten Mal machen"-Momente. Selbst wenn ich alle Befehle die ich benötige bereits kenne, beispielsweise nur simplen Text mit wenig einfachen Formeln schreibe, dann habe ich in Texniccenter und allen ähnlichen Code-Editoren unfassbare Suchzeiten beim Navigieren durch das Dokument, da der Code überall gleich aussieht.

Es hilft ganz klar eine PDF Vorschau, bei der der PDF-Reader immer gleich zur aktuellen Stelle springt, somit muss man nur F7 drücken. Aber auch das ist immer noch eine unbefriedigende Lösung in meinen Augen.

Zu bedenken ist auch, dass die verwendete Software ausgereift und stabil sein sollte. Es gibt Editoren wie Sand am Meer aber bei einer Entscheidung in diesem wichtigen Kontext würde ich immer eine bewährte und erprobte Variante nehmen...

Schlussbemerkung, ich würde immer LyX verwenden, da es sowohl Stabilität (ernsthaft, hat mich selber überrascht) als auch einen viel besseren Bedienkomfort bietet. Die Puristen werden sagen "da hat man doch keine Kontrolle über den LaTeX Code" und "wenn du was spezielles brauchst". Meine Meinung: Die Zeit, die ich spare bei den 95% der Standardaufgaben weil ich Überschriften beim Durchscrollen auch als solche erkenne, bei der ich eingebettete Bilder auch direkt in der Vorschau sehen kann, ist es mir wert.

Re: die ewige Frage: Latex oder Word

Verfasst: 28.09.2012, 06:26
von bbb
nochstudent hat geschrieben:Selbst wenn ich alle Befehle die ich benötige bereits kenne, beispielsweise nur simplen Text mit wenig einfachen Formeln schreibe, dann habe ich in Texniccenter und allen ähnlichen Code-Editoren unfassbare Suchzeiten beim Navigieren durch das Dokument, da der Code überall gleich aussieht.
Meinst Du damit, dass Du im PDF etwas siehst, was Du ändern willst, und es dann mühsam ist, den entsprechenden Quelltext zu finden?
Das ist in der Tat richtig, wobei (Stichwort SyncTeX ) viele Editoren in der Lage sind, mit recht guter Genauigkeit (sprich +/- wenige Worte Versatz) vom PDF zum Quelltext zu springen und zurück.

Wenn Du generell die Übersichtlichkeit und Navigation im Quelltext meinst, gebe ich Dir ebenfalls Recht, wobei auch hier die Auswahl des Editors von entscheidender Bedeutung ist, da manche den Quelltext auch übersichtlicher darstellen als andere.

Ansonsten ist es generell hilfreich, wenn man die Suchen/Ersetzen-Funktion des Editors beherrscht und z. B. mit der Suchfunktion schnell zu einer Stelle im Quellcode springen kann.

Was nach meiner Erfahrung das (Über)arbeiten einer Diss mit LaTeX langsam machen kann, ist auch das Kompilieren.
Wenn ich eine kleine Änderung im Text gemacht habe, will ich eigentlich immer sofort den Erfolg im endgültigen Layout sehen und kontrollieren.
Bei sehr großen Dokumenten mit vielen Seiten und Abbildungen und einem nicht ganz aktuellen Computer kann das Kompilieren des kompletten Dokuments auch mal mehrere Minuten dauern.... wenn man das häufig macht, verliert man einen Haufen Zeit.
Man muss sich also entweder abgewöhnen, dauernd zu kompilieren oder einen Editor/Compiler haben, der hier möglichst intelligent und ressourcenschonend vorgeht, bzw. der in der Lage ist, auch nur einen einzelnen Absatz (oder mehrere) als Vorschau zu kompilieren und nicht gleich das ganze Dokument.

Re: die ewige Frage: Latex oder Word

Verfasst: 28.09.2012, 08:31
von Thales
Hallo,

das mit dem Suchen kann ich nur zum Teil nachvollziehen. Ja, der Quelltext sieht sehr gleich aus. Ich hatte meine Arbeit als Projekt in TexnicCenter angelegt und konnte über den Navigator mich recht schnell zurecht finden, denn da werden die Überschriften und Bilder links aufgelistet. Durch Doppelklick darauf springt man zur entsprechenden Stelle. Dazu noch Sumatra zum Betrachten des PDF ging bei mir nicht viel langsamer als das suchen von Kommas in Word.

Re: die ewige Frage: Latex oder Word

Verfasst: 28.09.2012, 12:41
von nochstudent
Hallo,

ja genau, die Kombination mit Sumatra verwende ich ja. Und natürlich habe ich auch den Navigator offen. Trotzdem ist meiner Meinung nach die Usability eine Katastrophe und ich finde es schade, das man diese Diskussion in den Fachforen der OpenSource-Szene nicht führen "darf" weil es ja das heilige LaTeX ist und nur der Anwender zu dumm...

Vielleicht kann man es so darstellen:
- Der Workflow von LaTeX ist der des Programmierens einer Software. Code schreiben, dann kompilieren, dann Ergebnis betrachten. Mit allen zeitlichen Verzögerungen die es dazwischen gibt und die mit entsprechender Technik verringert werden können, mehr aber auch nicht. Insbesondere brauche ich zwei Fenster/Monitore und muss mit den Augen ständig zwischen Ergebnis und Code springen.

- Der Workflow in Word ist der wie man eben das Schreiben kennt: Ergebnis ist sofort da, Eingabe- und Ausgabemedium ist dasselbe, WYSIWIG eben.

Ich verstehe es voll und ganz, wenn man sagt ich will die Ergebnisqualität von LaTeX (will ich auch). Dennoch halte ich den klassischen Workflow für eine Katastrophe, aus ergonomischer Sicht (Wechsel zwischen zwei Fenstern), aus Zeiteffizienz (wurde schon angesprochen, die Kompilierzeit kann echt nerven), und einfach aus einer unnötigen Verkomplizierung des Leseprozesses. Natürlich muss ich nicht lange nachdenken was \textit{blabla} bedeutet aber dennoch bin ich der Meinung, es hemmt unnötigerweise den natürlichen Lesefluss. Und es wäre das simpelste der Welt, dies zu beheben mit einer gescheiten Oberfläche (siehe LyX). Nur dann müsste man sich vom Programmier-Workflow entfernen und das wollen wohl einige nicht...

Re: die ewige Frage: Latex oder Word

Verfasst: 28.09.2012, 12:46
von nochstudent
P.S: Am liebsten wäre mir ein alternativer Schreibmodus in Texniccenter, sodass man sowohl auf der Code-Ebene (100% Kontrolle) arbeiten kann als auch auf einer etwas ergonomischeren. Das ist ein wenig das Problem bei LyX, man verliert einiges an der Kontrolle, insbesondere wenn etwas schief geht beim Kompilieren.

Re: die ewige Frage: Latex oder Word

Verfasst: 28.09.2012, 13:20
von Thales
Lyx produziert aber auch ein .tex File. D.h. du kannst, wenn ich mich recht erinnere, das ganze auch mal im TexnicCenter öffnen und nachschauen. Oder hab ich das falsch in Erinnerung?
Kann aber verstehen, dass das in einem Programm mit einfacher Umschaltung schon schicker wäre. Für mich war die Kompilierung immer eine Möglichkeit für den Schweinehund zuzubeißen ;). Auf der anderen Seite konnte ich mich in manchen Schreibphasen auch tatsächlich besser auf den Text konzentrieren, wenn ich eben nicht die ganze Zeit mit Layoutfragen konfroniert war. Für mich war das Hauptargument für Latex aber tatsächlich der Umgang mit Formeln und die Erfahrung bei einer anderen Arbeit mit Word, als auf einmal in der Nummerierung Kapitel 2.2 fehlte nach einer Umstrukturierung (ja, Formatvorlagen nicht sauber angewendet ;) ) und keiner (!) hats gemerkt.

Re: die ewige Frage: Latex oder Word

Verfasst: 28.09.2012, 14:23
von surcam
Ich kann nicht so ganz verstehen, weshalb ihr dauernd das Ergebnis sehen wollt, wenn ihr nur mal ein Komma oder einen Rechtschreibfehler korrigiert?! :shock:

Wenn ich meine Sachen Korrektur lese, dann drucke ich sie mir aus und korrigiere es auf dem Papier. Anschließend übertrage ich es in die tex-Datei. Ich arbeite zwar nicht mit Formeln, aber wenn, dann würde ich die Formeln immer allein in einem eigenen Dokument entwickeln und kompilieren, bis sie stimmen und dann einfach ins richtige Dokument pasten. Ähnlich würde ich es auch mit Abbildungen/Tabellen machen, indem ich mir dann dort nur den Abschnitt nehme und mir das dort einzeln kompiliere und gucke. Wenn das Ergebnis stimmt: ins richtige Dokument einfügen. Das dürfte vor allem die Kompilierungszeit erheblich vermindern. Oder hab ich da einen Denkfehler?

Das gleiche gilt auch für das Ändern des Layouts. Das macht man doch in der Regel mit ner Dummy-Datei und nicht mit dem Original ...

Re: die ewige Frage: Latex oder Word

Verfasst: 28.09.2012, 20:02
von bbb
surcam hat geschrieben:Ich kann nicht so ganz verstehen, weshalb ihr dauernd das Ergebnis sehen wollt, wenn ihr nur mal ein Komma oder einen Rechtschreibfehler korrigiert?! :shock:
Zumindest in meinem Fall ging es nicht um Korrektur kleiner Fehler, sondern um massive Überarbeitung des Textes mit Umformulieren, Umstellen etc.
Klar: vernünftig (?!) wäre es, die Änderungen rein im Quelltext zu machen und dann irgendwann später das Dokument neu zu kompilieren und dann nochmal im PDF zu kontrollieren.
Aber mich drängt es doch immer, gleich zu sehen, wie das geänderte Dokument aussieht.

Re: die ewige Frage: Latex oder Word

Verfasst: 29.09.2012, 20:10
von Frodo
Irgendwie enden diese Diskussionen zwischen Word und LaTeX immer wieder mit demselben Ergebnis: Entweder man ist von den Vorteilen von LaTeX überzeugt, oder bleibt doch bei Word. Nachdem ich mich in diesem Post lange zurückgehalten habe, möchte ich nun doch noch zwei Dinge anmerken.

Kompilieren
surcam hat geschrieben:Ich kann nicht so ganz verstehen, weshalb ihr dauernd das Ergebnis sehen wollt, wenn ihr nur mal ein Komma oder einen Rechtschreibfehler korrigiert?! :shock:
Ich wage zu behaupten, dass diese "Probleme" nur diejenigen haben, die nicht mit LaTeX arbeiten bzw. nur sehr wenig Ahnung davon haben. In einer Mac-Umgebung kostet es mich genau eine (sic!) Tastenkombination plus 5 Sekunden Warten, wenn ich ein Dokument mit 200 Seiten inkl. Bilder etc. kompiliere, ehe ich das PDF sehe. Und mit einem etwas intelligenteren Aufbau des Dokuments kann man auch mühelos die gerade nicht in Bearbeitung stehenden Kapitel auskommentieren und sich, wenn man dann ständig die Auswirkungen einzelner neu gesetzter Kommata sehen möchte, auf einzelne Kapitel konzentrieren. Macht dann noch eine Tastenkombination und ca. 0.8 Sekunden Warten.


Aufwand zur Einarbeitung

Der notwendige Aufwand zur Einarbeitung in LaTeX wird als eines der häufigsten Contra-Argumente genannt. Dies rührt in meinen Augen daher, dass viele Leute glauben, sie seien erfahrene und versierte Word-User. Doch wer, wenn er ehrlich ist, kann aus dem Stand ein Word-Dokument aufbauen, dass dem Standard einer Diss genügt? Somit wird dieses Argument arg relativiert, meiner Meinung nach.


Nun ja, soviel von mir... :blume:
Grüsse, Frodo

Re: die ewige Frage: Latex oder Word

Verfasst: 29.09.2012, 20:11
von Frodo
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