Latex oder Word (die ewige Frage)

Jahresarchiv
Simulant

Latex oder Word (die ewige Frage)

Beitrag von Simulant »

Guten Morgen,
Bis gestern war ich mir sicher, dass ich meine Dissertation mit Word schreibe. Dann hatte ich gestern ein Treffen mit einem ehemaligen Kommilitonen, der mir davon dringends abgeraten hat und jetzt bind ich dann doch ins Zweifeln geraten.

Zur Ausgangslage: Ich schreibe im ingenieurtechnischen Bereich und werde eine ganze Reihe von mathematischen Formeln, Grafiken und Diagrammen und dergleichen mehr verwenden (müssen). Nach meinem bisherigen Kenntnisstand glaubte ich, das mit Word hinbekommen zu können, zumal ich denke, dass ich in Word doch recht fit bin. Nach dem Gespräch gestern hat er mir bestätigt, dass er in der gleichen Ausgangslage war und eigentlich nicht wechseln wollte, dann aber froh war es doch getan zu haben.

Da ich im wesentlichen bisher die Grundlagen bearbeitet habe, stehe ich jetzt an dem Punkt, dass es losgehen soll. Wenn ich also auf Latex umstelle, dann jetzt odre nie. Vielleicht eine Frage an die Latex-Experten:
- Welche Fassung / Version bzw. frontend (heißt das dann glaube ich?) würdet ihr für den mathematisch/ingenieurtechnischen Bereich empfehlen.
- gibt es eine Möglichkeit, das ganze portable zu installieren?
- Literaturverwaltung: Ich habe bisher citavi verwendet, würde aber auch noch mal umstellen, da ich eh umorganisieren wollte

Eure Erfahrungen würden mich sehr interessieren. Danke und viele Grüße

Tobias
MastaofDissasta

Re: die ewige Frage: Latex oder Word

Beitrag von MastaofDissasta »

Das ist ja so 'ne Frage, mit der man Glaubenskämpfe lostreten kann - Latex schafft keine Nutzer, sondern Adepten. :wink: Ich persönlich schwör auf Latex, einfach weil das fertige Produkt so einen professionellen Touch hat, kenne aber Leute, die in Word einfach so gut sind, dass die das da auch hinbekommen. Ich find Latex auch deshalb gut, weil es einen diszipliniert, schließlich muss man das Dokument viel bewusster strukturieren.

Zu den Einzelfragen:
  • Ich weiß nicht, ob man für eine Ingenieurswissenschaft noch andere Anforderungen hat (bin Ökonomin, hab aber keine Formel, sondern nur Daten), aber ich fahre mit MikTex und TexNic-Center ganz gut. Mein Problem sind eher die Tabellen und Ergebnisübersichten, aber div. Statistikprogramme exportieren ihre Outputs in Latex (z.B. gretl für TSA), andere haben entsprechende Plug-Ins.
  • Es gibt portable Versionen. Ich hab die hier http://www.boku.ac.at/12882.html, kann dir aber nicht sagen, ob die etwas taugt. Ich verwende die nur, wenn ich mal schnell etwas am Text ändern will, zum Kompilieren nutze ich immer MikTex-Distribution.Wenn du "Latex portable" googlest, findest du noch andere plus Diskussionen dazu.
  • Welches Literaturverwaltungsprogramm du als Frontend verwendest ist eigentlich egal, so lange es bib-Dateien erzeugen kann. Ich hab allerdings schon schlechte Erfahrungen mit EndNote und RefWorks gemacht, deswegen bleibe ich bei JabRef, kein unnützer Schnickschnack und für Bibtex angelegt.
Frodo

Re: die ewige Frage: Latex oder Word

Beitrag von Frodo »

Hallo Simulant

...kennst du Leute, die sowohl Word als auch LaTeX beherrschen und dir dennoch Word empfehlen würden? :wink:

Betreffend Formatvorlage: Schau dir einmal die Vorgaben des Springer-Verlags an. Braucht auch etwas Zeit, um sich das Ganze einzurichten, aber dafür hast du dann eine perfekt gelayoutete Diss.

http://www.springer.com/authors/book+au ... 2-970131-0

Liebe Grüsse,
Frodo
bbb

Re: die ewige Frage: Latex oder Word

Beitrag von bbb »

@Simulant:
Ich war und bin ein MS Office "PowerUser" und bin trotzdem froh, meine Diss mit LaTeX zu schreiben.
(Bin auch Ingenieur.)
Frodo hat geschrieben:...kennst du Leute, die sowohl Word als auch LaTeX beherrschen und dir dennoch Word empfehlen würden?
:lol: sehr gut formuliert.
Wobei: ich beherrsche beides und würde LaTeX nicht uneingeschränkt empfehlen.
Zumal: wenn man versucht, seinen eigenen Kopf bezüglich Formatierungen durchzusetzen kann es auch mit LaTeX oft sehr kniffelig sein.

Ein hervorragendes Forum ist jedenfalls http://tex.stackexchange.com/ - die meisten Fragen, die man hat, wurden dort schon gestellt und beantwortet. Falls nicht, findet man dort extrem kompetente und hilfsbereite LaTeX-Nutzer und auch viele Experten.

Bei der Wahl des Frontends ist die wichtige Frage: welches Betriebssystem nutzt Du?

Generell stellt sich die Frage: hast Du schon mal hier im Forum nach LaTeX gesucht, diese Diskussion gibt es nämlich immer wieder und auch schon viele gute Antworten.
Weitere Infos zu LaTeX-Editoren findest Du z. B. hier: http://tex.stackexchange.com/questions/ ... agesize=50

kostenlose Frontends für Windows: TeXnicCenter, Emacs AucTeX, TeXStudio (hat viele interessante Features) ...
Es gibt auch die Möglichkeit, LyX zu nutzen, das basiert auch auf LaTeX und ich kenne Ex-Doktoranden, die damit sehr zufrieden waren.

Gruß

BBB
Sims

Re: die ewige Frage: Latex oder Word

Beitrag von Sims »

Hallo Simulant,

obwohl man LaTeX in den Geisteswissenschaften noch eher selten antrifft, habe ich bereits meine Masterarbeit damit geschrieben und werde auch auf jeden Fall die Diss damit schreiben -- LaTeX ist einfach wesentlich flexibler und erlaubt unkomplizierte Anpassungen, die mit zunehmendem Umfang der Arbeit sicher noch wichtiger werden. Ich nutze MikTeX und das TeXnic Center.
Laplace

Re: die ewige Frage: Latex oder Word

Beitrag von Laplace »

Für Papiere, an denen ich mitgearbeitet habe, musste ich Word verwenden. Ansonsten nehme ich lieber Latex.
Ich sehe aber, dass Leute, die sehr gut mit Word umgehen können, auch anständige Ergebnisse hervorzaubern.
In Word ist es einfacher, schnell ein (mittelmäßiges) Ergebnis zu produzieren. In Latex muss man viel meh Anfangsenergie
reinstecken, bis man damit vertraut ist.

Pro Latex:
Strukturierung leichter, weil man dazu gezwungen wird.
Einfaches Aufteilen in mehrere Dateien (zb kapitelweise)
Formeln sind prima.
Das Ergebnis sieht normalerweise extrem gut aus.
Wenig "Versionskonflikte", wenn man die Latex-Quellen auf einem anderen Rechner übersetzt.

Contra Latex:
Viel Anfangsenergie nötig.
Platzieren von Bildern und Tabellen ist manchmal etwas sperrig.
Oft Nachinstallieren von Bibliotheken nötig, wenn man auf einen anderen Rechner wechselt.
"Personalisieren" des Layouts mühsam (und sieht meistens schlechter aus als das Standardlayout)
myfunnyvalentine

Re: die ewige Frage: Latex oder Word

Beitrag von myfunnyvalentine »

Hallo zusammen,
...kennst du Leute, die sowohl Word als auch LaTeX beherrschen und dir dennoch Word empfehlen würden?
Ja, ich 8) (Zumindest in den Geisteswissenschaften)
obwohl man LaTeX in den Geisteswissenschaften noch eher selten antrifft, habe ich bereits meine Masterarbeit damit geschrieben und werde auch auf jeden Fall die Diss damit schreiben -- LaTeX ist einfach wesentlich flexibler und erlaubt unkomplizierte Anpassungen
Ich habe in Lit.Wis. meine Magister-Arbeit mit Latex geschrieben, die Diss schreibe ich mit Word und bin nicht weniger zufrieden. Bei allen Vorzügen bringt Latex leider auch einige Nachteile mit sich: In den Geisteswissenschaften ist (und beibt es wohl) eine Insellösung – Kaum ein Prof wird den Quellcode lesen können und nur wenige wissen, wie sie eine pdf-Datei kommentieren können. Ähnliches gilt auch für den Austausch mit Kollegen. Außerdem bestehen (nahezu) alle Verlage auf eine offene Datei. Es gibt zwar Programme, die nach z.b. Word konvertieren, tun dies aber nur unzureichend – was eine Menge an Mehrarbeit bedeutet.
Außerdem: Wenn man richtig mit Dokument- und Formatvorlagen umgehen kann, ist Word nicht weniger flexibel :)
BBB hat es auf den Punkt gebracht:
Zumal: wenn man versucht, seinen eigenen Kopf bezüglich Formatierungen durchzusetzen kann es auch mit LaTeX oft sehr kniffelig sein.
Sorry für Off-Topic! :coffee:
- gibt es eine Möglichkeit, das ganze portable zu installieren?
- Literaturverwaltung: Ich habe bisher citavi verwendet, würde aber auch noch mal umstellen, da ich eh umorganisieren wollte
Kommt, auch das hat jemand schon gesagt, aufs Betriebssysten an. Für Windows schau mal http://www.miktex.org/portable/ Für Mac sollte Texlive funktionieren: http://www.tug.org/texlive/doc/texlive- ... tlportable

Citavi kann afaik BibTex exportieren; Du müsstest also gar nicht wechseln. Auf dem Mac würde ich BibDesk empfehlen, für Alternativen siehe beispielsweise http://alternativeto.net/software/bibdesk/
Simulant

Re: die ewige Frage: Latex oder Word

Beitrag von Simulant »

Für die Rückmeldungen erst mal vielen herzlichen Dank.
Ich hab mir mitlerweile MikTeX und TeXniccenter installiert. Einige erste kleine Teilerfolge habe ich schon errungen und ich habe den Eindruck, es könnte durchaus was gehen - zwischen mir und LaTeX...;-)
Ich will mich jetzt noch mal mit dem Thema Koma-Script auseinandersetzen und dann mal schauen, ob ich eine Struktur auf die Beine bekomme, in der ich vernünftig arbeiten kann. Wenn es was handfestes gibt, werde ich mich noch mal rückmelden - kann aber vielleicht dauern.

Also nochmal, vielen herzlichen Dank.
Laplace

Re: die ewige Frage: Latex oder Word

Beitrag von Laplace »

Bevor du dir eine "eigene Struktur" aufbaust, würde ich mal Google anwerfen. Es gibt eine ganze Reihe guter Vorlagen für Diplom- und Doktorarbeiten. Die muss man dann nur noch auf eigene Bedürfnisse anpassen, und nicht bei ganz Null anfangen. Ich finde zb diese Vorlage hier sehr brauchbar: http://hft.uni-due.de/projects/latex_theses.shtml (sehr schlicht, gut anpassbar)
Oder schau mal bei Verlagen oder Zeitschriften nach Vorlagen (siehe oben)
bbb

Re: die ewige Frage: Latex oder Word

Beitrag von bbb »

KIT Scientific Publishing (der Verlag der ehemaligen "Universitätsbibliothek" des Karlsruher Instituts für Technologie) bietet z. B. auch LaTeX-Vorlagen an:

http://www.ksp.kit.edu/publizieren/doku ... latex.html
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