Verlage für germanistische Dissertation?

Jahresarchiv
Telephonmann

Verlage für germanistische Dissertation?

Beitrag von Telephonmann »

Guten Tag allerseits,

wie mein Status verrät, steht endlich eine erste Fassung meiner Diss und muss nur noch fertig korrekturgelesen werden. Als nächstes folgen Abgabe und mündliche Prüfung, aber ich mache mir im Moment eher über die Publikation Gedanken. Natürlich werde ich mich darüber auch noch mit meinem Betreuer unterhalten, aber es kann wohl kaum schaden, mich auch mal hier im Forum umzuhören: Gibt es hier Leute, die auch in Germanistik promoviert haben (oder noch an der Arbeit sind) und Erfahrungen mit einschlägigen Verlagen sammeln konnten? Welche Verlage sind besonders empfehlenswert? Natürlich sind mir die üblichen Verdächtigen und die besonders prestigeträchtigen Verlage ein Begriff, aber wenn jemand bereits Erfahrungen sammeln konnte, wäre ich sehr interessiert und würde mich über alle Ratschläge freuen.

Grüsse,
Telephonmann
Lieschen_Müller

Re: Verlage für germanistische Dissertation?

Beitrag von Lieschen_Müller »

Hallo Telephonmann,

das Sahnehäubchen mit Glitzerpuder ist eine Publikation der Dissertation in einer internationalen Reihe bei de Gruyter, bzw. einem Verlag, der zu de Gruyter gehört, z.B. Niemeyer. Sahnehäubchen ohne Glitzer ist z.B. der Narr Verlag, auch dort unbedingt eine renommierte oder internationale Reihe anstreben. Beide wollen allerdings schöne Noten sehen und am besten ein interessantes Thema. Falls Du mit einer eher mäßigen Diss aufwartest, gibts weniger Sahne drauf - zur Not, der Peter Lang Verlag ist dafür verschrien, dass er alles nimmt. In diesem Fall kannst Du auch zum Verlag für Sozialwissenschaften gehen, der gehört zu Springer. Dort stellt sich die Lage interessant dar: Neben echt mauen Dissertationen finden sich Perlen, die mit summa und Dissertations-Preis der Uni bedacht worden sind. Letztere gehen dorthin, weil der VS seinen Autoren nicht reinredet. Die Betreuungfrage ist ohnehin nicht zu unterschätzen. Bei Narr z.B. wird Dein Manuskript gehegt und gepflegt, bei de Gruyter z.B. kannst Du sehen, wie Du langkommst.
Frag doch einfach mal Deine/n DM/DV, welche Reihe sie/er passend findet. Vielleicht ist sie/er Mitherausgeber/in einer Hochschulreihe oder sowas. Außerhalb einer Reihe sollte man meiner Meinung nach nicht publizieren, da verschwindet die Dissertation gar zu schnell in der Versenkung. Bei der Reihe werden die "alten" Titel mit den Neuerscheinungen immer noch ein bißchen mit vermarktet.

Viele Grüße
Lieschen Müller
Telephonmann

Re: Verlage für germanistische Dissertation?

Beitrag von Telephonmann »

Vielen Dank für die Hinweise; das ist alles sehr hilfreich. Die genannten Verlage sind mir natürlich durchaus ein Begriff, aber dass man z. B. auf die Reihen achten sollte, habe ich mir so noch gar nicht überlegt. Ich muss natürlich noch mit meinem Betreuer reden und überhaupt erst mal sehen, welche Note rausspringt, aber Deine Ausführungen geben mir schon mal so eine grobe Schablone, an die ich mich halten kann. Vielleicht noch: Was meinst Du damit, wenn Du schreibst, dass man bei DeGruyter sehen könne, wie man langkomme? Bedeutet das, dass man selber lektorieren/layouten muss oder so? Das würde man von einem derart namhaften Verlag aber schon erwarten... Ah, und ich bin in meinen Recherchen öfter auch auf den Fink Verlag gestossen; ist Dir der ein Begriff?

Liebe Grüsse,
Telephonmann
Lieschen_Müller

Re: Verlage für germanistische Dissertation?

Beitrag von Lieschen_Müller »

Der Fink Verlag ist in Ordnung, aber ich weiß nicht, inwieweit die redigieren. Und was de Gruyter betrifft: Ja, Du mußt das Buch selbst layouten, redigieren usw. Du bekommst eine Layout-Vorlage, in die Du Deine Texte und Bilder selbst einstellen mußt. Im Prinzip bist Du damit die Herstellung, statt eines Setzers, der mit Können und Erfahrung Dein Buch ordentlich setzt. Aber wie gesagt, viele gehen zu de Gruyter, weil es derzeit DER Verlag ist; andererseits halten auch etliche Profs den de Gruyter Verlag für nicht so gut wie er gehandelt wird.

VG Lieschen Müller
Natika

Re: Verlage für germanistische Dissertation?

Beitrag von Natika »

Das Gut-Verlegt-Werden ist - zumal bei Arbeiten,die eine kleine Aufage erwartenlassen - auch eine Geldfrage. Wenn Du keinen Druckkosten-Zuschuss bekommst, kann Dich das bei einem 'angesagten' Verlag gut und gerne 8 bis 12tausend € kosten. Da ist es eine willkommene Alternative, selbst zu lektorieren und zu setzen, wie es z. B. bei De Gruyter üblich ist. Allerdings kommen da auch ziemliche Schätzchen raus. Ich denke da an eine inhaltlich tolle Dissertation, die in einer renommierten Reihe erschienen ist und für 90€ käuflich zu erwerben ist. Im Text wimmelt es vor Fehlern. Das fängt bei dem fehlerhaft formatierten Inhaltsverzeichnis an und hört beim Literaturverzeichnis auf. Die Autorin wurde einfach alleingelassen. Ihr ist noch nicht einmal ein Vorwurf zu machen. Für hohe finanzielle Beiträge der Autoren ist auch der ebenfalls renommierte Aisthesis-Verlag bekannt. Vielleicht sollte man sich als Geisteswissenschaftler von der Idee verabschieden, dass man etwas mit seiner Diss verdient. Man leistet sie sich eher als Luxus. Wende Dich an Deinen DV. Vielleicht geht er einer Herausgebertätigkeit nach. Gut ist es auch, in einer bekannten Fachzeitschreift als 'Sonderheft' zu erscheinen. Sieht aus wie ein Buch, ist aber eigentlich eine Zeitschrift und wird viel gelesen. Die letzte Wahl ist sicherlich das Erscheinen in einem Books-On-Demand-Verlag, oder gar 'nur' online. Auch wenn es die formalen Bedingungen erfüllt, die Dich den Titel führen lassen.

Alles Gute! Natika
GrafLukas

Re: Verlage für germanistische Dissertation?

Beitrag von GrafLukas »

Ich würde sagen, das hängt immer auch davon ab, was man mit der Diss. beweckt und wie die Note ist:
Wenn ich ein Summa habe und eine Universitätskarriere anstrebe, macht eine Veröffentlichung im Internet wenig Sinn.
Wenn ich die Diss. mit rite abschließe und die Sache ohnehin nur für den Dr. vor dem Namen gemacht habe oder mir maximal noch etwas höhere Einstiegsgehälter verspreche, brauche ich keine Hardcover-Farbdruck-Veröffentlichugn mit Goldschnitt bei C.H. Beck.

Alles andere liegt dazwischen, muss man selbst entscheiden. Angeblich soll es sich im Zweifel bei Summa oder Magna lohnen, etwas Geld für eine "angesehene" Veröffentlichung in die Hand zu nehmen - aber das hängt eben immer auch noch von den eigenen Ambitionen ab.
Telephonmann

Re: Verlage für germanistische Dissertation?

Beitrag von Telephonmann »

Danke für die Antworten! Ich bin definitiv bereit, auch viel Geld auszugeben, wenn die Reputation des Verlags stimmt, da ich eine wissenschaftliche Karriere zumindest nicht ausschliessen möchte... Jetzt warte ich aber erst mal Note und Gutachten ab :D
Taavi

Re: Verlage für germanistische Dissertation?

Beitrag von Taavi »

Telephonmann hat geschrieben:Jetzt warte ich aber erst mal Note und Gutachten ab :D
Viel Glück dafür! :dr)
Telephonmann

Re: Verlage für germanistische Dissertation?

Beitrag von Telephonmann »

HILFE! De Gruyter hat mein Manuskript nach ewig langer Begutachtungszeit (4 Monate) abgelehnt, was mach ich jetzt? Ich habe nur noch bis Ende Jahr Zeit, das Ding unter Dach und Fach zu bringen :(
myfunnyvalentine

Re: Verlage für germanistische Dissertation?

Beitrag von myfunnyvalentine »

Die wissen halt nicht, was wirklich gut ist ;)

Nur die Ruhe bewahren, dass lässt sich noch einrichten!

Kannst Du noch ein paar mehr Infos geben? Also (in Schlagwörtern) Thema / Gegenstandsbereich / Note :)
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