Wie Quereinstieg (=Querausstieg) vorbereiten?

[SecondEgo]

Liebes Forum,

es geht hier weniger ums Promovieren, sondern mehr um Karriereplanung (ins PostDoc-Forum passt es mMn nicht wirklich rein). Im konkreten Fall: Nun bin ich endlich promoviert und das auch eigentlich recht vorzeigbar: Dr.-Ing. mit Auszeichnung in einem ordentlich nachgefragten Fach. Bin allerdings auch schon 35 und habe einfach sehr, sehr lange studiert und vor allem promoviert. Irgendwie bin ich im Laufe der Zeit zum persönlichen Referenten meines Professors geworden, der zwar inoffiziell alles managed, dies aber im Lebenslauf niemals so stehen haben wird. Ich war/bin schon irgendwie stolz darauf und habe auch eine Menge gelernt über Projektmanagement, -akquise und -leitung, Controlling, Recruiting,... allerdings war das alles inoffiziell, stand in keiner Arbeitsplatzbeschreibung und die Hälfte der Sachen hätte ich auch offiziell niemals machen dürfen.

Ein paar Jahre werde ich das auch sicher noch so machen können. Mein Chef möchte mich gerne halten. Aber irgendwann muss es ja mal ein dauerhafter Job sein. Professur halte ich für unrealistisch und Räte gibt es in meinem Bereich kaum noch (Professur oder raus). Ich sollte also spätestens jetzt mal langsam schauen, wohin die Reise eigentlich mal gehen soll und wie ich dahin komme. Ich weiss, dass diese Gedanken vor 6,7 Jahren sicherlich sinnvoller gewesen wären. Aber man verdrängt halt gerne und hat ja auch ständig was zu tun.

Obwohl ich fachlich glaube ich wirklich ganz gut bin, würde ich eigentlich lieber in Richtung Führungsposition gehen (mit dem Ziel mittleres Management). Und jetzt ist die spannende Frage, wie realistisch so was überhaupt ist. Industrie wie öffentliche Verwaltung bilden ihre Führungskräfte doch vermutlich selbst aus, oder? Und selbst wenn nicht, wie realistisch ist es, hier in eine mittlere Führungsebene überzugehen?

Insbesondere interessiert mich: Welche Skills sollten schwarz auf weiss nachzuweisen sein? Macht es Sinn, jetzt noch schnell irgendwo in der Freizeit einen MBA nachzuschieben oder irgendwelche Kurse zu Personalmanagement?

Ich habe leider keine Ahnung, wie solche Posten in der Industrie besetzt werden. Oder zB im öffentlichen Dienst. Amtsleiter ist ja auch gut bezahlt. Aber kommt man da von Außen überhaupt rein? Oder geht das alles nur über Hocharbeiten von einem Job zum nächsten?

[Anne123]

Hallo SecondEgo,

ich glaube, Deine Situation wäre noch vor 10 Jahren völlig unproblematisch gewesen. Dank Bologna (Achtung, Ironie!) strömen nun tausende junger Leute zwischen 22 und 27 auf den Markt, die zwar über keinerlei softskills verfügen, jedoch fleißig Zertifikate, Praktika, Auslandserfahrung & Co gesammelt haben. Aufgrund ihres Alters sind sie in den Augen der Unternehmen noch formbar und vor allem billig.

Siehst Du zumindest die Möglichkeit, Dir Deine vielen Tätigkeiten irgendwie schriftlich dokumentieren zu lassen?


Gruß

Anne123

[DoneXY]

habe auch eine Menge gelernt über Projektmanagement, -akquise und -leitung, Controlling, Recruiting,...

Das kannst Du ja, wenn nachweisbar (s.u.) ins Anschreiben, sonst auf die Dritte Seite/Motivation packen. Führungserfahrung wirst Du ja auch haben, da Du vermutlich Studierende angeleitet hast.

Siehst Du zumindest die Möglichkeit, Dir Deine vielen Tätigkeiten irgendwie schriftlich dokumentieren zu lassen?

Dafür sind Arbeitszeugnisse und Referenzen da. Gegebenenfalls auch mehrere Arbeitszeugnisse, wenn es dort mehrere Beschäftigungsverhältnisse gab. Dein Vorgessetzter sollte auch die Sachen aufnehmen, die Du Deiner Meinung nach gar nicht hättest tun dürfen.

Wenn es in der 'freien Wirtschaft' nicht klappt, kannst Du es bei FHs probieren. Ich weiß allerdings nicht, wie eng dort die Forderung nach nicht-universitärer Berrufserfahrung ausgelegt wird.

[Anne123]

habe auch eine Menge gelernt über Projektmanagement, -akquise und -leitung, Controlling, Recruiting,...

Das kannst Du ja, wenn nachweisbar (s.u.) ins Anschreiben, sonst auf die Dritte Seite/Motivation packen. Führungserfahrung wirst Du ja auch haben, da Du vermutlich Studierende angeleitet hast.

Siehst Du zumindest die Möglichkeit, Dir Deine vielen Tätigkeiten irgendwie schriftlich dokumentieren zu lassen?

Dafür sind Arbeitszeugnisse und Referenzen da. Gegebenenfalls auch mehrere Arbeitszeugnisse, wenn es dort mehrere Beschäftigungsverhältnisse gab. Dein Vorgessetzter sollte auch die Sachen aufnehmen, die Du Deiner Meinung nach gar nicht hättest tun dürfen.

Wenn es in der 'freien Wirtschaft' nicht klappt, kannst Du es bei FHs probieren. Ich weiß allerdings nicht, wie eng dort die Forderung nach nicht-universitärer Berrufserfahrung ausgelegt wird.

@ DoneYX: Ach nee, wirklich? Der Fragende hat dergleichen aber nicht vorzuweisen. Daher meine Frage, ob er da noch was machen kann.

[DoneXY]

@ DoneYX: Ach nee, wirklich?

Was für eine Kinderei.

Der Threadersteller hat Anspruch auf Arbeitszeugnisse. Auf den Inhalt kann er meiner Erfahrung nach Einfluss nehmen. Wenn er bspw. Studenten angeleitet hat, dann gehört es in das Zeugnis und kann im Anschreiben als Führungserfahrung verkauft werden.

Wenn er noch keine Zeugnisse hat oder der ehemalige Arbeitgeber bereit ist, ein neues auszustellen, sollte bei den aufgenommenen Tätigkeiten darauf geachtet werden, dass diese so formuliert und interpretiert werden, dass es zum angestrebten Berufsziel passt. Mit etwas guten Willen kann hier auch viel passend gemacht werden.

Arbeitszeugnisse und Referenzen sollten immer zeitnah zum Beschäftigungsende datiert sein, daher gegebenenfalls unbedingt zurückdatieren.

[Gast0815]

[quote="SecondEgo"]
Ich habe leider keine Ahnung, wie solche Posten in der Industrie besetzt werden. Oder zB im öffentlichen Dienst. Amtsleiter ist ja auch gut bezahlt. Aber kommt man da von Außen überhaupt rein?[/quote]
Für den öffentlichen Dienst solltest Du zwischen den Wahlbeamten und sonstigen Positionen unterscheiden. Vor allem bei Ersteren kann eine "direkte" Qualifikation für den angestrebten Job nachrangig werden, solange man denen, die einen wählen sollen, den Eindruck von Kompetenz etc. vermitteln kann. Wegen der meist engen Parteibindung solcher Stellen braucht man natürlich den passenden politischen Hintergrund. Ähnlich kann es bei Referentenstellen in der unmittelbaren Umgebung solcher Leute sein.

In den Regel-Laufbahnen ist es für Externe inzwischen tatsächlich in den mir bekannten Bereichen schwer, von außen auf "höheren Ebenen" hereinzukommen, weil es überall Einstellungssperren, Verbote externer Ausschreibungen zugunsten interner etc. gibt.
Die konkrete Bezeichnung macht dort übrigens nicht den Unterschied: Der Amtsleiter (Regellaufbahn) einer Großstadt ist besser besoldet als der Bürgermeister (Wahlbeamte) einer Kleinstadt. Es gibt auch Wahlbeamtenpositionen in A 13, der gängigen Eingangsgruppierung für Beamte mit Universitätsabschluss.