von der Hauptschule zum Dr.

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yannick

von der Hauptschule zum Dr.

Beitrag von yannick »

Guten Tag Leute,
heute ich möchte ich euch mal meinen (geplanten) Lebensweg beschreiben und euch bei aufkommenden Fragen um Unterstützung bitten.
Ich wurde kurz nach meinem 5. Geburtstag eingeschult. Dies hatte zu Folge, dass ich immer der Jüngste war. In der fünften Klasse dann, war ich auf der Hauptschule. Schlechte Noten waren an der Tagesordnung. Mit 14 allerdings hat sich mein Leben um 180 Grad gewendet. Ich hab eingesehen mehr für die Schule machen zu müssen und gelernt. In der achten dann, wurde ich auf die Realschule "befördert". Nach meinem Abschluss dort mit einer 1.7 als Klassenbester, stand ich dann vor der Entscheidung. Ausbildung oder Abi? Da es mir an einer zweiten Fremdsprache Mangelte entschloss ich mich für die Ausbildung als Fachinformatiker Fachrichtung Anwendungsentwickler. Gesagt getan. Nun bin ich in dem 3. Ausbildungsjahr und fühle mich in meinem Betrieb auch sehr wohl. Ich hab schnell gemerkt, dass dieser Beruf wie für mich Geschaffen ist. Ich informierte mich über Wege ein Studium in dieser Richtung zu absolvieren. Nun stehen mir wieder 2 Wege bevor. Abi nachholen und auf einer Uni studieren oder an der FH studieren. Da mein Betrieb duale Studien Plätze anbietet, tendiere ich zum Studium an der FH.

Nun kommt mein Traum ins Spiel. Den Höchsten Akademischen Titel zu erreichen. Klar ist das alles schnell her geschrieben, aber ich mein es wirklich ernst. Ich möchte das von ganzem Herzen. Ich habe mich im Netz schon viel darüber Informiert allerdings sind noch ein paar Fragen offen.
Ist das Promieren überhaupt möglich mit meinem anstrebenden Lebensweg?
Ich habe gelesen, dass es sehr schwer ist mir einem FH Abschluss zu Promovieren. Ein Mindestschnitt von 2.5 (?). Sind das alles Richtlinien oder hat im Endeffekt der Doktorvater das letzte Wort?
Mein Chef hat einen Doktor Titel in Ingenieurbau. Könnte er mein Doktorvater sein oder muss dieser in meiner Fachrichtung Promoviert haben?

Ich danke euch fürs lesen und freue mich über jede Antwort und Erfahrungsberichte.
Liebe Grüße
Yannick
BertaFrieda

Re: von der Hauptschule zum Dr.

Beitrag von BertaFrieda »

Hallo Yannick,

du hast recht, mit einem FH-Abschluss könnte es schwierig werden, promovieren zu können. Ausgeschlossen ist das aber nicht. Und in einigen Jahren könnte es hier auch schon wieder ganz anders aussehen. Ich würde daher jemandem mit wissenschaftlichen Interesse immer die Universität empfehlen, kann aber nachvollziehen, dass es auch viele gute Gründe für die Fachhochschule gibt.

Egal, ob du im Anschluss promovieren willst oder nicht. Deinen Wunsch, auch noch zu studieren, kann ich gut nachvollziehen.

Abgesehen davon, finde ich, solltest du dich erkundigen, ob für dich nicht auch der Weg über die betriebliche Weiterqualifizierung zur Hochschulzugangsberechtigung führen könnte. Denn an vielen Universitäten/in vielen Bundesländern (oder ist das überall so?) kannst du das Abitur durch einen Meister/Techniker ersetzen, ein solcher Abschluss gilt (oft? immer? bundeslandabhängig?) als gleichwertige Hochschulzugangsberechtigung.

Ich kenne jemanden, der diesen Weg erfolgreich gegangen ist: Nach der Mittleren Reife erfolgte eine betriebliche Ausbildung, anschließend die Fortbildung zum Techniker. Mit dem Techniker konnte er sich gleichberechtigt zu Abiturienten in einen normalen B.A.-Studiengang an der Universität einschreiben (im Übrigen in einem völlig anderen Fachbereich), hat diesen Studiengang nun abgeschlossen und studiert nun im Master. Diesen Abschluss wird er auch erreichen, nehme ich an.

Nicht einfach, aber das geht.

Gruß
BertaFrieda.

Edit: Dein Chef kann vermutlich nicht dein Doktorvater sein. Das Recht haben nur ProfessorInnen an Universitäten, auch Fachhochschulen haben (bisher) kein Promotionsrecht.
Laplace

Re: von der Hauptschule zum Dr.

Beitrag von Laplace »

Erstmal: Möglich ist (fast) alles :D Mit FH-Abschluss kann man auch den Weg der Promotion einschlagen, muss aber oft noch Zusatzprüfungen o.ä. ablegen. Die Regeln sind an jeder Uni unterschiedlich. Der Hauptbetreuer und -prüfer muss (fast immer?) Professor an der Uni sein, die dich später promoviert. Zweitprüfer (oder noch weitere Prüfer) sind meist auch Professoren (von der selben oder einer anderen Uni), es gibt aber auch manche Fälle, von ein "einfacher Dr." ausreicht. Das wird überall unterschiedlich geregelt. Wenn es dich sehr interessiert, google mal nach Promotionsordnung + Informatik + Uni-Name.

Aber erstmal ein Schritt nach dem nächsten. Ich würde an deiner Stelle soweit noch gar nicht denken. Erstmal muss die Hochschulzugangsberechtigung her und dann das Studium. Erfahrungsgemäß ist für Informatiker und artverwante Tiere vor allem die Mathematik das "Killerfach". Die beste Vorbildung ist bestimmt das Abitur mit Mathe-Leistungskurs. Ich kenne auch Leute, die haben mit viel Fleiß fehlende Vorbilung ausgeglichen, das ist aber schwer. Generell soll die Mathematik an FHs "freundlicher" sein als an der Uni (auch hier: Ausnahmen sind bestimmt nicht selten). Egal ob Uni oder FH: Mathematik im Studium ist viel theoretischer als in der Schule.

Ganz abseits von solchen Gedanken würde ich versuchen, ganz prakmatisch an die Sache ran zu gehen. Deine Firma bietet ein duales Studium an? Super! Rede mit deinem Chef darüber. Wenn er dich unterstützt, ist das mehr wert als alles andere. Versuche in der Abendschule dein Abi nachzuholen (schon wegen der Mathematik!) und dann in das duale Studium reinzukommen. Dann arbeitest du in Richtung deines Ziels, hast in der Firma Unterstützung und falls das Studium doch nicht so dolle läuft oder das Leben plötzlich andere Prioritäten setzt, hast du immer noch Arbeit.
yannick

Re: von der Hauptschule zum Dr.

Beitrag von yannick »

Hallo Leute,

erstmal vielen Dank, dass ihr euch Zeit nehmt mir zu helfen. Was ich vergessen habe zu erwähnen ist, dass mein Chef ein Professor ist. Er hält im KIT in Karlsruhe Vorlesungen über Maschinenbau. Meine Frage ist eher, ob er mein mich betreuen darf obwohl er kein IT Professor ist ?! Die Vortbildung als Abi ist eine Variante, die ich noch nicht in betracht genommen habe. Dahingehen werde ich mich auf jeden Fall informieren.
Das Duale Studium ist soweit ich weiß nur an der FH machbar (?). Ich denke, wenn es die möglichkeit gibt mein Chef als Doktorvater zu "benutzen" hätte ich gute Chancen auch mit einem FH abschluss zu Promovieren (?).

Liebe Grüße
BertaFrieda

Re: von der Hauptschule zum Dr.

Beitrag von BertaFrieda »

Hallo Yannick,

ich glaube, es ist erstmal nicht so wichtig, ob dein Chef später die Betreuung einer möglichen Doktorarbeit übernehmen kann. Erstmal würde ich überlegen, wie du die Hochschulzugangsberechtigung so sinnvoll wie möglich erwerben kannst – vielleicht gibt es auch Wege über die berufliche Tätigkeit, die schneller als ein Techniker zur Hochschulzugangberechtigung, vielleicht eben auch "nur" zur Fachhochschulreife führen, das weiß ich nicht. Wenn euer Betrieb das Studium fördert, ist das erstmal super.

Ich würde mit meinem Chef noch nicht über eine mögliche Promotion reden, sondern zunächst "bloß" darüber, dass du ein Studium anstrebst. Vielleicht wirst du da ja tatsächlich vom Betrieb aus unterstützt!

Gruß
BertaFrieda.
Laplace

Re: von der Hauptschule zum Dr.

Beitrag von Laplace »

Ich rate ebenfalls, erstmal das Ziele Hochschulzugangsberechtigung und dann Studium ins Auge zu fassen. Das sind die ersten Schritte zum "Dr", aber mach erstmal eines nach dem anderen. Schon Bachelor und Master sind keine kleinen Ziele.

Duales Studium gibt es zum Teil auch an Universitäten. Wenn du weiter bei deiner Firma bleiben möchtest, hängt es davon ab, mit welcher oder welchen Hochschulen die Firma zusammen arbeitet.

Informiere dich erstmal über Wege zum Studium und welche Vor- und Nachteile diese Wege haben. Informiere dich auch über die Inhalte! Wie schon erwähnt: Die vermutlich größte Hürde im Studium wird die Mathematik sein. Typischerweise gibt es Abbrecherquoten von 50% und mehr. Hauptgründe: Falsche Erwartungen und Probleme mit der Theorie im Grundstudium.
xiotres
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Re: von der Hauptschule zum Dr.

Beitrag von xiotres »

Hallo Yannick und willkommen hier in der Runde!

Zuerst mal würde ich mir an deiner Stelle keinen "Kopf" machen, nur, weil du mal auf der Hauptschule warst. Du hast dort und auf der Realschule und in der Ausbildung Schritt für Schritt bewiesen, was du drauf hast, und das allein zählt!

Ganz konkret wegen der "Hochschulzugangsberechtigung" (das ist das korrekte Wort für Abi und alternative Qualifikationen, mit denen man sich an einer FH und teilweise auch an einer Uni einschreiben kann). Da gibt es, soweit ich weiß, eine Regelung, dass ein Meister- oder Technikerabschluss in dem Fach als Abitur anerkannt wird, d.h., du könntest dann an einer Uni studieren. Ob die Mathe-Sachen da viel leichter sind als beim Abi (mit entsprechendem Leistungskurs) kann ich nicht beurteilen, dürfte wie so oft auch von Fall zu Fall unterschiedlich sein.

Ich würde einfach mal erstens bei einschlägigen Fortbildungseinrichtungen (IHK, Meisterschule) und zweitens bei Unis und FHs, die für dich infrage kommen, anfragen. Dann weißt du, was du brauchst, hast ein Ziel vor Augen und das Arbeiten darauf hin fällt leichter.

Und aus persönlicher Erfahrung (Umfeld) kann ich dir sagen, dass gerade in der Informatik Werdegänge mit irgendwelchen Anlaufschwierigkeiten gar nicht mal selten sind. Und häufig die später besten Leute sowas hatten.

Also weiter nur Mut und im Zweifelsfall alle möglichen Stellen anrufen!

Viel Glück auf deinem Weg /:dr)
"Denken ist schwerer, als man denkt." (duplo)
yannick

Re: von der Hauptschule zum Dr.

Beitrag von yannick »

Vielen Dank für die netten Worte. Ihr habt mir echt geholfen. Ich werde mich darüber informieren, ob es in meinem Beruf eine Weiterbildung gibt, die mit einem Abitur gleich zu stellen ist.
Nochmals Vielen Dank.
Grüße
DoneXY

Re: von der Hauptschule zum Dr.

Beitrag von DoneXY »

Hi Yannick!

Prinzipiell wurden alle Hochschulen für Studierende ohne Abitur geöffnet. Vor mehr als einem Jahrzehnt, meine ich. Es hat allerdings auch seinen Grund, dass dies nahezu unbekannt ist, da es vielen Universitäten keine willkommene Öffnung war.

Anbei zwei Links, die Dich vielleicht interessieren.

http://www.fu-berlin.de/presse/informat ... up_13_029/

http://www.arbeitsagentur.de/nn_417822/ ... i-Nav.html

Ich kenne übrigens auch einen Doktor mit Hauptschulabschluss.
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