stipendium + wiss. Mit. vs Stelle in Forschungsprojekt

[geekChick]

Hallo,
Ich bin zwar neu hier, aber hätte mal ein Finanzierungsfrage für die Runde hier. Ich bin grundlegend etwas unentschlossen und die Meinung anderer könnte mir bei der Entscheidung helfen.
Ich möchte keinen der Beteiligten vor den Kopf stoßen, da sie nicht wissen, dass ich ein "doppeltes Spiel" spiele.
Ich habe zwei Stellen zur Wahl die mir beide WIRKLICH zu sagen. Beide Stellen sind NICHT an meiner "Heimat"Universitaet.

Angebot 1:
Eine besteht aus einer Doktorandenstelle in einem europaweiten Forschungsprojekt. Das Forschungsprojekt spricht mir 100% zu, leider lerne ich meine potentiellen zukünftigen Kollegen erst nächste Woche kennen. Das Thema meiner Promotion stünde bereits fest und die Promotionsdauer auch. Die (80%) Zusage erfolgte ohne tiefer gehende Prüfung meiner fachlichen Kenntnisse.
Was mich etwas nervös macht, da ich Angst habe das meine Bewerbungsunterlagen toller klingen, als ich es wirklich bin

Angebot 2:
An einer anderen Hochschule wurde mir großes Interesse an meiner Person signalisiert, allerdings weiß er noch nicht, wie die Finanzierung stattfinden soll. In meinem Fachbereich sind nur 100% wissenschaftliche Mitarbeiterstellen üblich.
Also schlägt er vor mich über eine Mischung aus einem Stipendium + einer Aufstockung durch eine wissenschaftliche Mitarbeiterstelle zu finanzieren.
Fuer das Stipendium müssen wir uns allerdings noch gemeinsam bewerben. Als Frau in einem technischen Studiengang mit einer sehr guten Masternote stehen die Chancen wohl nicht allzu schlecht.
Durch das Stipendium verspreche ich mir etwas unabhängiger von dem Lehrstuhl zu sein und könnte z.B. eventuell manchmal Homeoffice "verlangen".
Einige seiner Forschungsantraege sind angeblich noch in der Schwebe, dann stünde es mir offen auf eine 100% Mitarbeiterstelle zu wechseln.
Er versucht mir das damit schmackhaft zu machen, dass er sagt "Stipendiatin" käme auf dem Lebenslauf später mal sehr gut an.
Die Chemie zwischen mir und dem Prof stimmt zu 100% und er (+Lehrstuhlgruppe) ist sehr jung und locker im Umgang.

"Leider" sind alle promovierten/habilitierten Menschen in meinem Umfeld Geisteswissenschaftler.
Bereits in der Vergangenheit hatten sie Schwierigkeiten damit zu akzeptieren, wie glücklich die Ausgangslage in meinem Fachbereich ist.
Deswegen möchte ich nicht noch Salz in die Wunde streuen und meine "Lage" vor ihnen ausbreiten.
Wie treffe ich diese Entscheidung? Sollte mir das Stipendium wirklich zugesagt werden, wäre das Renommee dann wirklich so viel grösser als eine "normale" Stelle?
Der Prof von Angebot 2 will gerade einen Stipendienantrag mit mir ausfüllen. Da kann ich doch nicht einfach mitten drinnen sagen, dass ich etwas anderes mit sichergestellter Finanzierung gefunden habe?!
Ich finde ihn wirklich super sympathisch und will ihn nicht vor den Kopf stoßen, aber finanzielle Planungssicherheit ist doch auch wichtig.

[Poppy]

Moin.

Nur ganz kurz, da im Stress wg. Abgabe: Ein Stipendium aufstocken geht nicht immer einfach so. Jeder Stipendiengeber macht da Vorgaben, ob und was man neben dem Stipendium machen 'darf'. Bei mir (Böckkler-Stiftung) ist es so, dass mein Stipendium genau um den Betrag gekürzt werden würde, den ich als WiMi dazuverdienen würde - am Ende würde ich also auf das gleiche rauskommen. Vielleicht kannst du sagen, mit welche Stiftungen ihr plant, dann kann man sich eher ein Bild machen,ob das ginge. Zudem: Stipendienbewerbungen sind immer eine unsichere Sache. Ich habe schon soviele sehr qualifizierte Leute in meinem Umkreis gesehen, die Ablehnungen erhalten haben,die absolut überraschend und unverständlich waren. Darauf würde ich persönlich mich nie verlassen, solang ich nicht das Aufnahmeschreiben in der Hand habe!

[geekChick]

Hallo,

Meine Situation hat sich jetzt wie folgt entwickelt: Ich habe jetzt von beiden eine Doktorandenstelle bei gleicher Bezahlung angeboten bekommen.
Beides sind EU Förderprojekte.

Allerdings hatte ich das eine Angebot bereits anfangs des Monats vorliegen und das andere erst seit 24h.
Letzteres ist der Mensch, der mich zum Vorstellungsgespräch geladen hatte ohne eine Finanzierung fuer mich zu haben.
Er hatte dann gesagt, dass ich seinen "Ansprüchen genügen" würde, er allerdings keine Finanzierung fuer Stelle fuer mich hat.
Er ist Juniorprof und insgesamt schein sein Lehrstuhl etwas chaotisch und unorganisiert zu sein. Fachlich ist er total Kompetent, zumindest was sein Lebenslauf so hergibt.
Unsere Werdegänge sind sehr ähnlich und auf Grund seines sehr jungen Alters herrschte ein kollegiale, freundschaftliche Stimmung. Allerdings finde ich es extrem lächerlich jemanden 600 km anreisen zu lassen, ein ANSPRUCHSVOLLES Vorstellungsgespräch + Fachvortrag zu führen, um dann zu sagen, dass man im Moment keine Mittel hat.

Der andere ist ein C3 Prof. und hat mit mir im Grunde kein Vorstellungsgespräch geführt. Er sagte sofort, dass er mich haben will, er hat mir 6 Fachartikel in die Hand gedrückt und wir haben über das Forschungsprojekt + das Thema meiner Promotion geredet. Von Anfang an Stand die Finanzierung und ich habe ihm mündlich zugesagt. Außerdem werde ich einen Doktoranden-Kollegen bekommen, der an dem gleichen Projekt arbeitet. Das Thema wäre natürlich klar von meinem abgegrenzt. Sich das Büro mit einer Person zu teilen, die an dem gleichen Projekt arbeitet, ist doch als klares Plus zu werten?

Meine Frage ist die Folgende: Hättet ihr euch auch für letzteres entschieden? Oder sind persönliche Sympatien wichtiger?

Entschuldung, wenn das etwas chaotisch war, aber ich habe heute endlich mein Masterzeugnis abgeholt und freue mich wahnsinnig darauf, meine Eltern zu ueberraschen

[HHlerin]

Ich würde mich für die Stelle bei dem C3-Prof. entscheiden. Klingt alles etwas organisierter und geplanter, das ist bei einer Diss hilfreich. Das Du auch die andere Stelle haben könntest, spricht für Dich. Wie ist die denn finanziert? Jetzt tatsächlich mit Teilung Stipendium/Stelle? Ein Stipendium ist im Lebenslauf chick, aber ggfl. auch mit Pflichten ggü. dem Stipendiengeber verbunden, ich denke da an Zwischen- und Abschlussberichte... Das hängt aber von der Stiftung ab, die das Stipendium vergibt...

Will also gut überlegt sein die... Noch länger solltest Du die Entscheidung aber nicht rauszögern, das fände ich unfair vor allem ggü. Prof. 1, der Dir ja schon vor Wochen eine Zusage gegeben hat (die Du ja zumindest mündlich auch angenommen hast). Beide Profs könnten/würden "Deine" Stelle sicher gerne anderweitig besetzen, wenn Du abspringst und einem anderen Kandidaten eine Chance geben.

LG

[HHlerin]

P.S.: Zum Thema "Allerdings finde ich es extrem lächerlich jemanden 600 km anreisen zu lassen, ein ANSPRUCHSVOLLES Vorstellungsgespräch + Fachvortrag zu führen, um dann zu sagen, dass man im Moment keine Mittel hat." würde ich mal sagen: Das finde ich unfair, immerhin hat er ja inzwischen scheinbar eine sehr gute Finazierung für Dich klargemacht, und das ja wohl auch in sehr kurzer Zeit. Das bedeutet ja wohl, dass er schon Finanzierungsmöglichkeiten im Hinterkopf hatte, die er Dir in dem Moment halt vielleicht nur nicht auf die Nase gebunden hat. Denn ansonsten hätte er nicht innerhalb von 2 Wochen eine scheinbar sehr gut bezahlte Stelle (sie ist ja finanziell mit der bei Prof. 1 identisch, wie Du schreibst) für Dich aus dem Ärmel leiern können.