Wie den Betreuer anschreiben/anreden?

[Zwonk]

@BertaFrieda: Mein Problem mit dem "Lieber Herr X" ist, daß das, nach meinem Sprachempfinden, eine affektive Dimension in der Beziehung suggeriert, die gar nicht da ist. Das hat nichts mit "lieben" im emphatischen Sinne zu tun, aber trotzdem würde ich das "Lieber..." so auffassen, daß der Gedanke an die Person in mir irgendwelche positiven Reaktionen hervorruft. Solche Leute duze ich aber normalerweise. Wenn ich einfach sage "Hallo", dann habe ich diesen affektiven Zug nicht so stark drin; ich grüße ihn einfach, weil das so üblich ist, ohne die Förmlichkeit des "Sehr geehrter..." drin zu haben.

Aber, vielleicht fühlt sich ja jemand inspiriert eine Dissertation zur Semantik und insbesondere zu den Konnotationen der verschiedenen Grußformeln zu erstellen, die kann uns dann als Leitfaden dienen.

Was die Titel betrifft: Meines Wissens gehen Titel sowieso nicht mit "Herr" zusammen. Also entweder "Sehr geehrter Professor X" oder "Sehr geehrter Herr X". Und mir ist im Laufe der Jahre erst ein einziger Professor begegnet, der darauf bestand mit "Professor X" (auch mündlich!) angesprochen zu werden. Aber, der war in mehrfacher Hinsicht "speziell".

[PharmTech]

Das "Hallo" als schriftliche Anrede wird aber auch im geschäftlichen Bereich oft verwendet, zumindest dann, wenn man seinen Gegenüber kennt bzw. schon einmal persönlich kennen gelernt hat.

Zum Thema Betreuer:

Ich tendiere ebenfalls zur "sammetrischen" Kommunikation, verhalte mich aber eher reaktiv-passiv. Nach den ersten paar Tagen wurden Mails mir gegenüber weniger formell, also habe ich das auch so erwidert. Und btw, ich persönlich finde "Hallo" auch passender als "Lieber", denn "Lieber" klingt meiner Meinung nach so, als ob ein Erwachsener zu einem Kind herunterredet. Ist aber letztlich Geschmackssache.

[Rosa]

Mir gefällt "Hallo Herr Müller" auch überhaupt nicht, ich halte es mit dem "Lieber Herr Müller", aber wer viel emailt, wird auch toleranter. Ich rege mich jedenfalls nicht drüber auf, wenn ich "Hallo Frau Rosa" angeschrieben werde. Diese Anrede scheint sich bei Mails immer mehr durchzusetzen (auch wenn es nicht an meiner Schreibpraxis liegen kann, dass das so ist). Da es hier ja um die Frage geht, wie der eigene Betreuer freundlich anzuschreiben ist, damit er nicht zusammenzuckt, ist das symmetrische Anreden mein Weg: Wenn er schon zu "liebe Frau Rosa" gewechselt ist, schreibe ich ihn genauso an. Ich habe übrigens bei den Damen und Herren Professoren die Erfahrung gemacht, dass ein "Sehr geehrter Herr Professor Bla" (warum abkürzen, wenn man auch schön ausschreiben kann?) als Erstkontaktanrede und überhaupt höfliche Umgangsformen sehr gut ankommen und man mir dann im zweiten Durchgang schon mit "Liebe Frau Rosa" und herzlichen Grüßen antwortet, weil passende Formen und Höflichkeit vorausgesetzt werden können. Ich finde das sehr angenehm.