Promotion aufgegeben

[annika]

Hallo,
ich überlege hin und her, ob ich meine Diss zu den Akten lege.

Mich würde interessieren, ob hier jemand herumgeistert, der diesen Schritt schon hinter sich hat. Vielleicht auch, wie er sich damit fühlt etc.

Ich sehe bei mir einfach einen Mangel an Zeit - ich habe die letzten 4 Jahre kaum was für die Diss gemacht (aber 2 Kinder bekommen) und es wird auch in den nächsten 2 Jahren wenig bis keine Zeit sein - bloß kann ich mich weder mit dem Gedanken, sie zu lassen, noch mit dem weiterzumachen, so recht anfreunden....

Vielleicht ging es jemandem ähnlich....

Danke

[Ohneworte]

Du schreibst "aufgegeben". Noch ein kleines Umdenken möglich?
Also ich habe diesen Schritt nicht hinter mir, sondern die Sache durchgezogen, allerdings stand ich in den letzten Jahren oft vor dieser Frage: aufgeben oder durchziehen.
Vielleicht kann ich Dir jedoch eine Anregung geben.

Ich habe mir in Zeiten des Zweifels im Geiste immer eine Liste gemacht:
in der ersten Spalte, was ich schon an Zeit und Geld in das Projekt Promotion gesteckt habe: Projekte/Vorträge/Verzicht auf anständiges Gehalt, stundenlanges Lesen, Verstehen, Zusammenfassen, Schreiben,...
in die andere Spalte, was ich davon hätte, jetzt die Promotion abzubrechen: mehr Zeit, mehr Geld, kein schlechtes Gewissen mehr, nichts für die Arbeit zu tun...
Schlussendlich haben jedoch die Punkte des bisherigen Arbeitseinsatzes meine Motivation am Leben gehalten, die Arbeit doch durchzuziehen. Ich hätte mich nicht damit anfreunden können, dass die ganze Mühe (fast) umsonst gewesen war, obwohl es sicherlich löblichere Gründe (Beitrag für die Forschung) gibt, eine Dissertation zu beenden.

Wenn Du nach dieser Überlegung unentschieden bist, würde ich mir überlegen, wo Du Dich beruflich siehst und ob dafür der Dr. Titel notwendig ist.

[bbb]

@annika: ich bin in einer ähnlichen Situation wie Du und stand angesichts zweier süßer Kindergesichter und anderer Pflichten in den letzten Jahren sehr oft vor der Frage: aufgeben?!

Ich habe mich letztlich (wie Ohneworte) entschlossen, es zu Ende zu bringen, weil schon zu viel Arbeit drinsteckt.
Ich kann aber absolut verstehen, wenn jemand unter den von Dir beschrieben Umständen letztlich doch die Diss aufgibt - der Ansatz von Ohneworte mit dem Abwägen des Für und Wider ist sehr gut.
.. und natürlich auch die Frage, wie wichtig der Titel für Deinen Lebenslauf und für Deine berufliche Zukunft ist/sein wird.
Vor jedem (Ex-)Doktoranden, der diese Entscheidung trifft und nach vielen Jahren harter Arbeit die Diss aufgibt, habe ich größten Respekt.

Ich wünsche Dir alles Gute bei der schwierigen Entscheidung.

[annika]

Hallo,
danke für eure Meldungen.
Naja, im Prinzip bin ich auch noch bei der Liste

Ich will in den nächsten Tagen endgültig darüber eine Entscheidung treffen - aber eure Berichte machen schonmal Mut... Ich mag es eigentlich auch nicht, etwas einfach so aufzugeben - dann doch lieber scheitern

Danke!

[Aguti]

Hallo Annika,
ich war schon mehrfach versucht, meine Diss aufzugeben, zuletzt im Februar dieses Jahres, als ich es mir wirklich ernsthaft überlegt habe, aufzugeben. Ich habe auch schon mehrere Diss-Jahre hinter mir, ebenfalls zwei Kinder bekommen und diverse weitere Faktoren bei der Diss sind auch nicht gerade günstig. Ich habe mir (ehrliche!) Listen gemacht, was für und gegen die Diss spricht und dann noch ein seelsorgerliches Gespräch mit meinem Pastor (der mich gut kennt) geführt. Letztlich habe ich mich entschlossen, dran zu bleiben und die Diss auf jeden Fall zu Ende zu bringen und bin inzwischen auch froh über diese Entscheidung. Aktuell habe ich auch genügend Struktur im Alltag, dass ich zum Arbeiten komme. Es dauert zwar lange, aber ich komme voran. / Bei dir stellt sich die Frage, ob du einfach eine längere Pause einlegen könntest, ohne den Diss-Druck, falls deine Arbeit das hergibt (bei mir z.B. nicht wg. veraltender Daten). Wenn du eine Situation in der mittelfristigen Zukunft siehst, in der du mehr Zeit hast, könntest du evtl. die Diss darauf verschieben. Falls es aber durchaus jetzt sein muss, ist die Überlegung, an welchen Schrauben du drehen kannst, um Arbeitszeit zu erhalten. Ganz ohne Zeit oder nur während des Mittagsschlafes der Kinder wird es sicher schwierig... / Ich wünsche dir eine gute Entscheidung!

[coco83]

Hallo Annika und alle anderen!

Ich kann Deinen Gedankengang bestens nachvollziehen. Mir geht es mit dieser Ambivalenz ähnlich, wobei ich mich noch ganz am Anfang befinde. Trotzdem komme ich auch aus diesem Karussel nicht heraus: Ich habe mit Mühe einen engagierten Betreuer gefunden, der sich wirklich für mein Thema interessiert und damit eine ziemlich einmalige Chance erhalten (Qualitativ-hermeneutische Doktorarbeiten werden in der Psychologie kaum noch betreut). Mein Stipendiums-Antrag wurde allerdings abgelehnt und nun stehe ich vor der Frage, die Doktorarbeit eben "nebenbei" zu machen. Eigentlich wollte ich genau das nicht und ich hatte mir das eben mit einer Finazierung toll vorgestellt. Ich wollte eigtl nicht meine hart erkämpfte Freizeit nun die nächsten Jahre in das Schreiben stecken.
Tja....aber irgendwie sagt mir eben auch mein Gefühl: Jetzt bist du schon einige Hürden weiter, jetzt setz dich einfach jede freie Minute hin und schreib. Aber die meiste Zeit verplempere ich mit dem Hin- und Herüberlegen, was ich nun machen soll. Ich muss aber sagen, dass ich sonst noch keine familiären Verpflichtungen habe und daher vermutlich etwas mehr Zeit, die ich abknapsen könnte. Momentan rechne ich mir schon aus, wie ich das hinbekommen könnte. Zwei Nachmittag oder Vormittage für die Doktorarbeit könnte ich opfern. Dann frage ich mich wiederum, obs sich lohnt für den Titel. Ich bin angehende Psychotherapeutin und möchte später eine eigene Praxis haben, weiß aber wirklich nicht, ob ein Dr.-Titel aufm Schild da etwas verändert bzw. nutzt.
Ich habe für mich jetzt entschieden, die nächsten Monate zu schauen, wie es sich für mich realisieren lässt von der Zeitstruktur. Spätestens im Sommer möchte ich dann entscheiden, ob es weitergeht. Aber wenn ich Deine Zeilen so lese, sehe ich mich da in ein paar Jahren evtl. auch an genau diesem Punkt. Hast Du für Dich schon eine Entscheidung treffen können?

[annika]

Hallo!

Ich werde wohl erstmal weitermachen und auf gute Phasen bei unserem Jüngsten hoffen, so daß ich abends arbeiten kann - tagsüber geht es absolut nicht....

Ich denke, das Thema ist es so oder so wert, weiter verfolgt zu werden - egal ob ich den Titel bekomme oder nicht.

Mich würde interessieren, wie die, die schon Kinder haben, das machen. Mein Großer ist bis 12 Uhr im Kiga - der Kleine eben bei mir den ganzen Tag - Mann als Entlastung fällt eigentlich weg, da er sehr viel arbeitet. Hm...

Danke nochmal - ihr habt mich aufgebaut!

[MastaofDissasta]

Mich würde interessieren, wie die, die schon Kinder haben, das machen.

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[Meggy]

@MoD
das war jetzt auch mein Reflex Ja, liebe Annika, komm doch mal im Promovieren-mit-Kindern Treff vorbei, wir besprechen da EXAKT diese Problematiken

[annika]

Hallo,
wie komme ich da rein?
Danke!