Dauer Abgabe - Disputation - Titelerhalt - Jobsuche?

[Dokki12]

Das Ende meiner Promotion rückt in greifbare Nähe. Man beginnt, sich Gedanken über die Zeit danach zu machen. Doch wie lange wird es nach der Abgabe dauern, bis ich die zwei Buchstaben in meinen Lebenslauf setzen kann? Was macht man in der Zeit dazwischen?

Aus älteren Forenbeiträgen lernte ich, dass mit einer Zeitspanne zwischen 4 bis über 6 Monaten zwischen Abgabe und Disputation zu rechnen ist. Ich gehe davon aus, dass man an in dieser Zeit an der Uni eingeschrieben bleiben muss? Was macht man in dieser Zeit? Es sei denn, man hat noch einen laufenden Vertrag. Gleich in neuen Job wechseln? Das hieße bei mir sofort Umzug, da ich in einer kleinen Unistadt promoviere, wo es nicht viel gibt. Macht es überhaupt Sinn, sich auf Jobs mit Promotion als Voraussetzung zu bewerben, wenn man sich erst in einem halben Jahr oder länger Dr. nennen darf? Wie ist das mit Korrekturen, Vorbereitung auf Disputation usw. - wie viel Arbeit kann das werden, ist es überhaupt sinnvoll, das neben einem Vollzeitjob erledigen zu wollen (meist hat man ja 6 Mon Probezeit, in denen man noch gar keinen Urlaub nehmen darf!)?
Wenn man in der Zeit "nichts" macht oder die Jobsuche etwas ruhiger angehen lässt und noch nichts findet, kann man das im Lebenslauf noch als Promotionsstudium verkaufen oder sieht das schon nach Lücke aus? Eure Erfahrungen oder die eurer fertig promovierten Bekannten interessieren mich.

[Eva]

Ich sage dir mal, wie es bei mir war, allerdings mit dem Hinweis, dass man daraus keine Regeln ableiten sollte. Wie die Beiträge hier im Forum zeigen, können einzelne Fälle sehr unterschiedlich verlaufen.

Abgabe: Anfang Aug. 2011
Disputation: Anfang Dez. 2011 (= eher schnell)
Imprimatur: Anfang Aug. 2012 (= eher langsam)
Publikation: Nov./Dez. 2012

Ich bin seit Juli 2011 in Vollzeit beschäftigt (davor: halbtags). Für die Disputation habe ich Urlaub genommen, als Vorbereitung würde ich grob volle 2 Wochen ansetzen (hat bei mir gereicht und war auch bei einigen anderen im Schreibtreff so).
Zur Erlangung der Druckgenehmigung hatte ich einige Überarbeitungsauflagen zu erfüllen (ob und in welchem Umfang so was auf dich zukommt, hängt sehr von deinen Betreuern ab und wie ausführlich die Arbeit vor der Abgabe gelesen und kommentiert wurde), was nochmal einige Zeit in Anspruch genommen hat. Ich habe dafür 2 Wochen unbezahlten Urlaub genommen, weil sich einiges Inhaltliche sinnvoll nur am Stück bearbeiten ließ, und darüber hinaus diverse Wochenenden investiert. Zwischendurch hat man am Wochenende mal anderes vor, Stress im Job, oder einfach keine Lust mehr auf die Diss (soll vorkommen ), macht echten Erholungsurlaub etc., dazu kam die Warterei auf eine Rückmeldung, so dass es bei mir in der Summe nach der Dispu über ein halbes Jahr bis zur Druckgenehmigung gedauert hat. Es kann aber genauso gut sein, dass du aus der Dispu gehst und das Imprimatur gleich in der Tasche hast. Manche müssen dann allerdings für die Veröffentlichung kürzen, was auch wieder Zeit kostet.

Macht es überhaupt Sinn, sich auf Jobs mit Promotion als Voraussetzung zu bewerben, wenn man sich erst in einem halben Jahr oder länger Dr. nennen darf?

In der Regel ja, der größte Meilenstein ist die Abgabe, das lässt sich in der Bewerbung ja gut verkaufen ("Disputatio voraussichtlich (Datum").

Ich würde dir raten, nach der Abgabe (und ein bisschen Erholung ) sofort mit der Jobsuche anzufangen, da ja üblicherweise nicht absehbar ist, wie schnell du etwas findest. Idealerweise könntest du dann vor der Dispu umziehen, da hat man eigentlich gut Zeit. Ich würde an deiner Stelle jedenfalls nicht untätig rumsitzen und warten, bis das komplette Verfahren abgeschlossen ist, da das (s.o.) eine ganze Weile dauern kann, und du in der Zeit überwiegend nicht Vollzeit an der Diss sitzen wirst. Im Idealfall musst du auch nichts mehr überarbeiten (frag deinen Prof doch mal, ob das bei ihm üblich ist - bei mir war immer klar, dass da noch was von ihm kommt, macht er immer so).

In welchem Bereich bist du denn unterwegs? So ganz pauschal lässt sich das alles nämlich nicht gut kalkulieren.

[Mathilda]

Hallo,

dann will ich auch mal meine Erfahrungen ergänzen:

Abgabe Sept. 2011
Gutachten: Feb. 2012
Dispu: Juni 2012

Bin aktuell dabei, die Veröffentlichung vorzubereiten und hoffe, das bis Ende des Jahres fertig zu haben. Mein Überarbeitungsaufwand hält sich zwar in Grenzen, aber neben einem Vollzeitjob ist alles ein bisschen schwierig zu organisieren. Ich würde mal schätzen, in vollen Tagen waren es bisher ca. 3-4, die ich investiert habe (allerdings meist in kleinen, abendlichen Portionen), und ich rechne noch mit 1,5.

Ich habe mich, ähnlich wie @Eva, auch in ungefähr 2 vollen Wochen auf die Dispu vorbereitet, allerdings hatte ich nur 4 Tage Urlaub vor der Prüfung, den Rest habe ich an den Wochenenden+abends gemacht.

Bereits Anfang 2011 habe in einem Nach-Diss-Job angefangen und die letzten Reste dann neben dem neuen und recht stressigen Job erledigt, ebenso wie die Dispu-Vorbereitung. Doll war das nicht (zumal wir in dem Jahr dann auch noch relativ groß geheiratet haben... war schon etwas viel alles und wenn ich das jetzt selbst lese, frage ich mich, wie das eigentlich klappen konnte ), aber es ging mal für eine begrenzte Zeit.

Mit Blick auf den aktuellen Arbeitsmarkt würde ich auf jeden Fall empfehlen, frühzeitig mit der Jobsuche zu beginnen. Gerade nach der Abgabe sollte das doch dann für den Arbeitgeber wirklich eine "sichere Bank" sein, sofern der Grad nicht auch formal für die Tätigkeit erforderlich ist.

Alles Gute
Mathilda

[Dokki12]

[quote="Eva"]Ich sage dir mal, wie es bei mir war, allerdings mit dem Hinweis, dass man daraus keine Regeln ableiten sollte. Wie die Beiträge hier im Forum zeigen, können einzelne Fälle sehr unterschiedlich verlaufen.

Abgabe: Anfang Aug. 2011
Disputation: Anfang Dez. 2012 (= eher schnell)
Imprimatur: Anfang Aug. 2012 (= eher langsam)
Publikation: Nov./Dez. 2012
[/quote]
Bei der Disputation ist jetzt aber ein Schreibfehler, oder? Imprimatur (dieses Wort war mir bisher übrigens nicht bekannt) vor Disputation geht ja schlecht. "Eher schnell" nach über einem Jahr hat mich schon gewundert

[quote="Eva"]
Ich würde dir raten, nach der Abgabe (und ein bisschen Erholung ) sofort mit der Jobsuche anzufangen, da ja üblicherweise nicht absehbar ist, wie schnell du etwas findest.
[quote="Eva"]
Das habe ich vor. Viele raten sogar dazu, damit schon mehrere Monate vor der Abgabe anzufangen. Im Moment fehlt mir dazu aber noch Zeit und Nerven. Sorgen macht mir weniger die Arbeitslosigkeit, mehr die mögliche Lücke im Lebenslauf.

[quote="Eva"]
In welchem Bereich bist du denn unterwegs? So ganz pauschal lässt sich das alles nämlich nicht gut kalkulieren.[/quote]
Ich bin Chemikerin. Mein Prof ist noch sehr jung und deshalb gibt es wenig Erfahrungswerte bzgl. Disputation und Überarbeitung. Wenn die Prüfer der Meinung sind, dass noch Daten fehlen, könnte das auch bedeuten, dass ich noch mal im Labor ran muss. Da frage ich mich, wie ich das machen soll, wenn ich am anderen Ende Deutschlands oder ev. sogar im Ausland einen Job angenommen habe.

[Anne123]

An "meiner " Uni muss die Disputation innerhalb von 4 Monaten nach Abgabe erfolgen.

[Eva]

Bei der Disputation ist jetzt aber ein Schreibfehler, oder?

Stimmt! Habs korrigiert.

[surcam]

(meist hat man ja 6 Mon Probezeit, in denen man noch gar keinen Urlaub nehmen darf!)

kleine Ergänzung bzgl. des Urlaubsanspruchs: Man darf während der Probezeit Urlaub nehmen. Allerdings hat man keinen Anspruch auf mehr Urlaubszeit als bis dahin "erworben". Man darf also etwa im zweiten Beschäftigungsmonat erst ein Zwölftel des (anteiligen) Jahresurlaubs nehmen. Der Anspruch für den vollen Jahresurlaub entsteht hingegen tatsächlich erst mit Ablauf der 6monatigen Probezeit. Vgl. dazu §§ 4, 5 BUrlG.

[Aguti]

Es ist auch von Uni zu Uni (oder Fakultät zu Fakultät) unterschiedlich, ab wann du den Titel führen darfst. Bei uns erhält man die Promotionsurkunde (und das Recht zur Titelführung) erst nach erfolgter Veröffentlichung und Abgabe der Belegexemplare. Falls man in einem Verlag veröffentlicht, dauert das nach der Dispu ja auch noch eine Weile. An anderen Unis reicht z.B. die Vorlage eines Verlagsvertrages, um die Urkunde zu bekommen. Im Fall einer Onlineveröffentlichung geht alles natürlich schneller.