Promovieren und Verwaltungsstelle?

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MoniqueS

Promovieren und Verwaltungsstelle?

Beitrag von MoniqueS »

Hallo ihr,

ich bin mir im Moment unsicher, weil so viele Gedanken in meinem Kopf kreisen und wäre euch dankbar für euren Input bzw. Gedanken als Unbeteiligte.

Ich plane gerade - noch (immer) ziemlich am Anfang - an meiner Diss herum und suche neben dem geeigneten Betreuer eine Finanzierungsmöglichkeit. An meiner Uni ist eine halbe Stelle ausgeschrieben, als Referent des Studiendekans (Lehrplanung, Koordination von Studiengängen etc.). Klingt ganz interessant und von den Voraussetzungen her wäre das auch was für mich, hat aber nichts direkt mit meinem geplanten Diss-Thema zu tun und mit ins Auge gefassten Betreuern. Dazu kommt und das ist im Moment mein gedanklicher Knackpunkt, dass es sich nicht um eine Stelle als wiss. Mitarbeiter handelt, sondern im Verwaltungsbereich.

Jetzt schwirrt mir so viel im Kopf herum: Auf der einen Seite nette Stelle mit interessantem Profil, das sich auch gut im Lebenslauf machen würde und Raum ergäbe für die Diss. Auf der anderen Seite habe ich schon so oft gehört: Verwaltungsbetrieb und Diss passt nicht zusammen, da wirst du nie mehr in den Wissenschaftsbereich eingestellt, Vorurteile blablub............. Naja, wie das so ist, wenn man in der Situation steckt: Man sieht den Wald vor Bäumen nicht und alles ist Streichholz.
Welche Erfahrungen habt ihr mit Unistellen im Verwaltungsbereich und Diss?

Viele Grüße, Monique
Amalia

Re: Promovieren und Verwaltungsstelle???????????

Beitrag von Amalia »

Liebe Monique,
kann man machen, vorher sollte man aber einige Dinge abklären.

- Wieviel Arbeitszeit und –einsatz wird tatsächlich gefordert? An der Uni bedeutet eine halbe Stelle ja gerne mal 50h/wöchentlich. Verlass Dich hier nicht auf die Aussagen des Vorgesetzten, sondern erkundige Dich bei Vorgängern und anderen Mitarbeitern am Fachbereich.

- Welche Ziele verfolgst Du mit der Diss? Als Finanzierung für den Grundstein einer Wissenschaftskarriere ist eine solche Stelle tatsächlich nicht geeignet. Schwebt Dir dagegen etwas anderes vor, beispielsweise Hochschulmanagement, Stiftungsarbeite, etc. ist die Stelle in Kombination mit einer Diss sehr zu befürworten.

Alles Gute!
A.
MoniqueS

Re: Promovieren und Verwaltungsstelle???????????

Beitrag von MoniqueS »

Es handelt sich um eine 3/4-Stelle, die ganz regulär wie im Verwaltungsdienst "gestempelt" wird. Die Arbeitszeit wird also erfasst, was ich für einen Vorteil halte.

Ich will eien Wissenschaftslaufbahn, zumindest für eine Zeit, nicht ausschließen. Aber eien Diss. muss eben überhaupt erstmal finanziert werden und in meinem bereich gibt es derzeit keine Stellen bzw. keine, die nicht schon vergeben sind bzw, wurden.

Kennt jemand das Vorurteil von "einmal im Verwaltungsbereich, nie mehr in den Wissenschaftsbereich eintellen"????
MastaofDissasta

Re: Promovieren und Verwaltungsstelle???????????

Beitrag von MastaofDissasta »

MoniqueS hat geschrieben:
Kennt jemand das Vorurteil von "einmal im Verwaltungsbereich, nie mehr in den Wissenschaftsbereich eintellen"????
Ich kenne einen Fall, in dem eine Kollegin zunächst auf einer nicht-wissenschaftlichen Stelle als Projektkoordinatorin eingestellt wurde und wo die Stelle dann umgewidmet wurde, also offiziell zur WiMi-Stelle bei gleicher Entgeltgruppe wurde (aber ohne Zeiterfassung). Ansonsten aber nur den anderen Weg, also dass WiMis den Absprung ins Hochschulmanagement gesucht haben, weil so eine Verwaltungsstelle dann eben doch die lebensplanungsfreundlichere ist. Je nach Zuschnitt der Stelle kann die Verwaltungsstelle förderlich (wenn es z.B. Projektmanagement in einem großen Forschungsprojekt), aber auch schädlich sein (wenn es sich um eine "echte" Verwaltungsstelle ohne Bezug zu inhaltlichen Fragen handelt). Du solltest aber darauf achten, dass die Verwaltungsstelle auch praktische Nachteile haben kann, z.B. kann du in der VBL nicht wählen und wenn du danach auf eine WiMi-Stelle wechselst, kann es dir passieren, dass du in die erste Entgeltstufe kommst, weil die Erfahrung nicht anerkannt wird. Die Nachteile hätte ein Stipendium aber auch, deswegen ist wohl die zentrale Frage, was die alternativen Finanzierungsformen wären.
elbu

Re: Promovieren und Verwaltungsstelle???????????

Beitrag von elbu »

Hallo Monique,
ich arbeite als WiMi in einem Bereich, der auch nichts mit meiner Diss zu tun hat und durchaus als verwaltungsnah zu beschreiben ist. Was das karrieretechnisch bedeuten wird, kann ich noch nicht einschätzen. Aus meiner Erfahrung sollte man sich aber klar machen, dass es echt nicht einfach ist, eine Diss weiter zu verfolgen, wenn die tägliche Arbeit thematisch nichts damit zu tun hat, aber Dich trotzdem auch intellektuell fordert.
Viel Glück
elbu
BertaFrieda

Re: Promovieren und Verwaltungsstelle???????????

Beitrag von BertaFrieda »

Hej,

ich habe im ersten Jahr nach dem Studium eine Hilfskraft-Stelle in der Univerwaltung gehabt. Diese hatte keinen Bezug zu meinen wissenschaftlichen Interessen, war aber mit Beratung von Studierenden verbunden. Gleichzeitig hatte ich einen (nahezu unbezahlten) Lehrauftrag.

Der Hauptvorteil – auch gegenüber einer Stelle als Wimi am Lehrstuhl – war die enge zeitliche Begrenzung (keine Überstunden, gute Planbarkeit); ich konnte tatsächlich am Ende eines Arbeitstages meinen Bleistift fallen lassen.

Allerdings hatte ich dann, quasi in der Freizeit, noch den Lehrauftrag und war auch an einem Projektantrag beteiligt. Wäre das nicht gewesen und hätte ich nicht auch im Verwaltungsbereich mindestens wöchentlich direkten Kontakt zu meiner DM gehabt, wäre es mir vermutlich sehr schwer gefallen, mich dem Wissenschaftsbetrieb zugehörig zu fühlen. Auch so hatte ich am Ende des Jahres noch nicht so viele Fortschritte gemacht (Themenfindung, Exposé, etc.) wie ich es mir erhofft hatte.

Hätte ich nach dem Jahr nicht die Stelle als Wimi bekommen – ich glaube kaum, dass ich mit dem Hiwi-Verwaltungs-Kram glücklich geworden wäre; ich hätte mich um eine externe Finanzierung bemüht und den Job gekündigt. Der Job umfasste – anders bestimmt als der, der dir gerade vorschwebt – gar keine intellektuellen Herausforderungen, er war schlicht langweilig. Und trotzdem fraß er viel Zeit und Energie, die ich anders besser hätte investieren können.

Was die Karriereoptionen angeht: Als ich studierte, gab es eine Dozentin, die ihre Promotion ähnlich finanzierte: Verwaltungsstelle plus Lehrauftrag. Diese hat inzwischen einen eigenen Lehrstuhl.

Gruß
BertaFrieda.
Zuletzt geändert von BertaFrieda am 20.02.2013, 22:19, insgesamt 1-mal geändert.
Wissbegierige

Re: Promovieren und Verwaltungsstelle???????????

Beitrag von Wissbegierige »

Hallo Monique,

sicherlich ist eine Stelle in der Wissenschaft um die Diss zu finanzieren günstiger, wenn man später in der Wissenschaft bleiben möchte. (Weil man eben Erfahrungen in diesem doch sehr speziellen Arbeitsfeld erlangt hat.) Allerdings würde ich den Verwaltungsjob nicht als absoluten Karrierekiller für eine Hochschullaufbahn ansehen. Wenn man so denkt, würden ja auch alle, die sich die Diss per Stipendium finanzieren, keine Chancen haben. Und das ist definitiv nicht so!
Ich halte da sogar Kenntnisse der Hochschulverwaltung für ein Plus.

Außerdem finde ich es gar nicht schlecht, wenn man eine Stelle hat, die mit der Diss nichts/wenig zu tun hat. (Ist bei mir ähnlich). Man überträgt Frustrationen nicht so leicht von der einen zur anderen Stelle, man hat Abwechslung, man lernt andere Leute kennen, man hat vielfältigere Berufserfahrung...

Ob man später eine Stelle in der Wissenschaft bekommt, ist doch vor und während der Diss kaum abzusehen. (Und in meinem Bereich auch sehr unwahrscheinlich, einfach weil es kaum Stellen gibt.)

An deiner Stelle würde ich mich bewerben. Absagen oder später wechseln könntest du immer noch.
Sasil

Re: Promovieren und Verwaltungsstelle???????????

Beitrag von Sasil »

Möchte Wissberierige da nur kurz zustimmen, ich sehe es auch eher als Vorteil, quasi ein "zweites Standbein" zu haben, gerade in den Geisteswissenschaften. Ich sehe es auch als Vorteil, wenn der Brötchen-Job sozusagen einer ist, bei dem der Geist auch mehr oder weniger frei ist, wenn man das Büro verläßt. Wie gegeben das bei 'deiner' Stelle wäre, kann ich natürlich nicht sagen, denke aber, die Chancen sind sicherlich besser als bei einem WiMi Job am Lehrstuhl beim DV, wo es dann richtig rasselt, wenn was nicht rund läuft :wink: List man hier ja doch auch oft genug.
Dokki12

Re: Promovieren und Verwaltungsstelle???????????

Beitrag von Dokki12 »

Liebe Monique,
meiner Meinung nach gilt dieses Vorurteil nur dann, wenn man hauptberuflich Uni-Verwaltung gemacht hat, sich also mehrere Jahre komplett von der Wissenschaft abgewendet hat. Aber nachdem du nebenher promovierst, ist dieser Fall nicht gegeben, also sehe ich kein Problem!
Schwieriger stelle ich mir vor, neben einer 3/4-Stelle noch zu promovieren.
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